Название | Samenraub und wahre Liebe |
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Автор произведения | Benno Wunder |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753192000 |
Nachdem seine Mutter ihr Telefongespräch beendet hatte, kam sie zu ihm und fragte, ob er einen schönen Abend gehabt habe.
Ja, schon, antwortete er.
Sie hätte nichts dagegen, wenn er wieder einmal mit Oliver hier üben würde. Ein bisschen Hausmusik würde ihr gefallen. Welches Stück sie heute einstudiert hätten.
Imagine von John Lennon, antwortete er.
Diesen Song liebe sie. Ob er den für sie spiele.
Das konnte er nicht ablehnen. Ja gerne, er wolle nur noch das Wurstbrot zu Ende essen.
Er solle sich Zeit lassen, sagte die Mama.
Zeit ließ er sich nicht. Mit dem letzten Bissen im Mund stand er auf und holte seine Gitarre. Er setzte sich auf einen Stuhl, stimmte zwei Saiten nach, dann legte er los, gab das Original und eine Improvisation von Imagine zum Besten.
Für beide Stücke bekam er Beifall. Sein Spiel habe ihr gefallen, sagte sie.
Artig bedankte er sich. Mehr noch als die lobenden Worte erfreute ihn das glückliche Lächeln im sonst ernsten Gesicht seiner Mutter. Er nahm sich vor, öfter einen Song für sie zu spielen. Mit dem Wunsch für eine gute Nacht machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Schlaf gut, rief sie ihm nach.
Im Bett ging ihm Isabel durch den Kopf. Was meinte sie mit dem Wort raffiniert? Er erinnerte sich an Bilder im Internet, die Frauen mit gefesselten Händen und Beinen zeigten, mit gespreizten Beinen und verbundenen Augen. Ob Isabel gefesselt werden wollte, fragte er sich. Dazu passen würde der Haken, der in der Zimmerdecke vor den Spiegeltüren fest verankert war. Auf seine neugierige Frage, wozu der Haken gut sei, hatte sie lächelnd geantwortet, das werde er noch früh genug erfahren.
Gefesselt und was dann? Möchte sie Schmerzen spüren? Niemals könnte er ihr wehtun. Verwirrt fiel er in einen unruhigen Schlaf, in dem eine Frau ihn küsste und schlug. Nein, Isabel glich diese Frau nicht. Mit ihren dunkelblonden Haaren sah sie Olivers Schwester Sylvia ähnlich. Aber wie kam Sylvia in seinen Traum? Er kannte sie kaum. Am nächsten Morgen beschimpfte er sich selbst und nannte sich einen Trottel, der mit seiner Liebe nicht cool umgehen konnte.
Kapitel 4: Projekttag Umweltschutz
In der Schule lief heute ein Projekttag unter dem Motto Umweltschutz. Frau Maurer, die Biologielehrerin, hatte ihren Schülern in der letzten Woche mit Bildern und Tabellen beigebracht, wie das häusliche Abwasser mit ihren Fäkalien in der kommunalen Kläranlage gereinigt wird. Heute sollten sie erfahren, wie die Wasserreinigung in der Praxis abläuft. Ein städtischer Bus brachte sie zur Kläranlage, wo Herr Winterschall, der Abwassermeister, sie freundlich grüßend empfing. Steif standen die jungen Besucher im Eingangsbereich herum, bis Herr Winterschall sie mit einer Bekanntmachung aus dem neunzehnten Jahrhundert auflockerte. Schmunzelnd zeigte er auf ein Plakat, das in einem Glasrahmen an einer Wand hing. Dort war zu lesen:
Der löbliche Magistrat gibt bekannt,
daß ab morgen früh fünf Uhr
keiner mehr in den Bach scheißen darf,
da er daselbst Bier brauen tut.
Ein Schüler begann zu lachen und steckte andere zum Mitlachen und Kichern an. Selbst Frau Maurer, die verantwortungsvoll ernst den Text las, musste lächeln. Sobald das Gelächter verstummte, erzählte Herr Winterschall, damals habe es keine Kanalisationsrohre und keine Kläranlagen gegeben. Die Leute hätten ihre Notdurft auf Plumpsklos oder in der freien Natur verrichtet. Danach habe manch einer seinen Hintern im Bach gewaschen. In den letzten hundert Jahren habe sich vieles zum Guten gewendet. Stolz auf das Gute wies er auf einen Stapel mit Broschüren über die Kläranlage und forderte seine Gäste auf sich zu bedienen.
Gefolgt von Frau Maurer und den Schülern ging Herr Winterschall mit strammem Schritt zu der Stelle, wo der Inhalt der Kanalrohre die Kläranlage erreichte. An einem fest installierten grobmaschigen Gitter trennten sie Hygieneartikel und andere grobe Gegenstände ab, erklärte er. Auch tote Ratten aus den Kanalrohren landeten hier.
„Igitt“, gab Valerie von sich, trat ein paar Schritte zurück und lehnte sich an Oliver, mit dem sie seit ein paar Wochen turtelte.
Von diesen toten Ratten gehe keine Gefahr aus, sagte Herr Winterschall. Dann fuhr er fort: Damit das Gitter nicht verstopfe, werde es in kurzen Zeitintervallen mit einem Rechen von festen Stoffen befreit; alles voll automatisch. Das Rechengut transportierten sie zu einer Müllverbrennungsanlage.
Nach dem Gitter fließe die Brühe in ein großes, längliches Becken; dort setzten sich Sand und andere schwere Stoffe ab, einfach durch Schwerkraft. In die Hände klatschend ging er weiter. Dieses vorgereinigte Wasser leiteten sie in ein gut belüftetes, rundliches Becken, in dem Bakterien die organischen Bestandteile von Kot und Urin fräßen. Dabei vermehrten sie sich so stark, dass sie zu Flocken zusammenballten.
Was sie mit dem giftigen Nitrat machten, das bei diesem Prozess entstehe, fragte Heinz Holland, ein aufgeweckter Kölner Junge, der vor einem halben Jahr in ihre Klasse kam, weil seine Eltern hierherzogen.
Für seine Frage bekam er einen bewundernden Blick von Herrn Winterschall und die lobenden Worte: Es sei schön, dass er mitdenke. Im nächsten Becken, das sie nicht belüfteten, wandelten Bakterien das giftige Nitrat in Stickstoff um, erklärte der Meister.
Im letzten Schritt filtrierten sie die Flocken ab. Danach sei das Wasser so sauber, dass sie es ohne Gefahr für Fische in den Fluss einleiten können. Weil ein paar Schülerinnen ungläubig dreinblickten, führte Herr Winterschall alle zu einem mit Schilfrohr bepflanzten Teich, durch den kontinuierlich ein Teil des gereinigten Abwassers floss. Der Teich war voll kleiner und großer Fische, alle quicklebendig. Spontan klatschten einige Schüler in die Hände und rissen andere mit. Herr Winterschall nutzte diese Gelegenheit für einen Seitenhieb auf die unwissenden Kopfarbeiter: Wenn sie sich später einmal als Fernsehmoderatorin oder Schauspieler feiern ließen, sollten sie nicht vergessen, dass sie in ihren eigenen Exkrementen ersticken würden, gäbe es keine Kläranlagen.
Frau Maurer dankte Herrn Winterschall im Namen aller für die eindrucksvolle Führung. Dann wandte sie sich an ihre Schüler: Wenn sie Fragen hätten, sollten sie die jetzt stellen.
Was sie mit den vielen Bakterienflocken machten, fragte Oliver.
Einen Teil des Bakterienschlamms pumpten sie zurück in das belüftete Becken, den Rest transportierten sie zu einer Vergärungsanlage, wo andere Bakterien daraus brennbares Biogas erzeugten, antwortete Herr Winterschall. Aus Biogas gewännen sie elektrischen Strom.
Hier hakte Frau Maurer ein: Die Vergärungsanlage wollten sie am nächsten Projekttag besuchen.
Im Bus fuhren sie zurück zur Schule. Da Valerie sich neben Oliver setzte, drängte Dagmar sich an Siegfrieds Seite. Süß lächelnd fragte sie ihn, ob er alles kapiert habe. Er denke schon, antwortete Siegfried.
Die Broschüre der Kläranlage sollten sie gründlich durcharbeiten, gab Frau Maurer ihnen mit auf den Heimweg. Allen war klar, dass ein Test über diesen Stoff auf sie zukommen wird.
Kapitel 5: Alma
Auf der abendlichen Fahrt zu Isabel fragte Siegfried sich, was seine Geliebte wohl heute mit ihm vorhabe. Erregt klopfte er dreimal an die Seitentür der Boutique. Dann die Überraschung: Nicht Isabel öffnete ihm sondern eine andere Frau. Er stutzte; hatte er sich in der Tür geirrt? Nein.
Lächelnd begrüßte die Fremde ihn mit „hallo, junger Mann“ und forderte ihn auf reinzukommen, sie sei eine Freundin von Isabel.
Siegfried trat durch die Tür, nuschelte „hallo“ und gab ihr die Hand. Dann fragte er, ob Isabel nicht da sei.
Doch, sie komme gleich; sie mache sich frisch.
Wilde