König Johann. William Shakespeare

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Название König Johann
Автор произведения William Shakespeare
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754178461



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      Gebt, mütterlicher Bruder, mir die Hand:

      Mein Vater gab mir Adel, Eurer Land.

      Gesegnet schienen Sonne oder Sterne,

      Als ich erzeugt ward in Sir Roberts Ferne.

      ELEONORE.

      Das wahre Feuer der Plantagenet!

      Nennt mich Großmutter, Richard, denn ich bin's.

      BASTARD.

      Von ungefähr, nicht förmlich; doch was tut's?

      Geht's nicht grad' aus, so sieht man, wie man's macht:

      Herein zum Fenster, oder übern Graben.

      Wer nicht bei Tage gehn darf, schleicht bei Nacht,

      Und, wie man dran kömmt, haben ist doch haben.

      Weit oder nah, gut Schießen bringt Gewinn,

      Und ich bin ich, wie ich erzeugt auch bin.

      KÖNIG JOHANN.

      Geh, Faulconbridge! Du hast, was du begehrt;

      Ein armer Ritter hat dir Gut beschert. –

      Kommt, Mutter! Richard, kommt! Wir müssen eilen

      Nach Frankreich, Frankreich! Denn hier gilt kein Weilen.

      BASTARD.

      Bruder, leb wohl! Das Glück sei dir geneigt!

      Du wurdest ja in Ehrbarkeit erzeugt.

      Alle ab außer der Bastard.

      Um einen Schritt zur Ehre besser nun,

      Doch schlimmer um viel tausend Schritte Lands.

      Ich kann ein Gretchen nun zur Dame machen; –

      »Habt guten Tag, Sir Richard!« – »Dank, Gesell!« –

      Und wenn er Jürge heißt, nenn' ich ihn Peter:

      Denn neugeschaffner Rang vergißt die Namen;

      Es ist zu aufmerksam und zu vertraulich

      Für unsern Hofton. – Dann mein Reisender,

      An meiner Gnaden Tisch die Zähne stochernd,

      Und ist mein ritterlicher Magen voll,

      So saug' ich an den Zähnen und befrage

      Den Schönbart aus der Fremde: »Bester Herr«, –

      So auf den Arm mich stützend, fang' ich an, –

      »Ich möcht' Euch bitten«, – das ist die Frage nun,

      Und dann kommt Antwort wie ein Abc-Buch:

      »O Herr«, sagt Antwort, »gänzlich zu Befehl,

      Wie's Euch beliebt, zu Euren Diensten, Herr.« –

      Sagt Frage: »Nein, ich, bester Herr, zu Euren.«

      Und so, eh' Antwort weiß, was Frage will, –

      Bloß mit dem hin und her Komplimentieren

      Und Schwatzen von den Alpen, Apenninen,

      Den Pyrenäen und dem Flusse Po

      Zieht es sich bis zur Abendmahlzeit hin.

      Das ist hochadlige Gesellschaft nun,

      Die strebenden Gemütern ziemt, gleich mir.

      Wer nicht nach Wahrnehmung der Sitte schmeckt,

      Der ist ja nur ein Bastard seiner Zeit;

      (Das bleib' ich zwar, mit oder ohne Beischmack:)

      Und dies nicht bloß in Tracht und Lebensart,

      In äußerlichem Wesen und Manier,

      Nein, auch aus innern Kräften, zu erzeugen

      Süß, süßes Gift für des Zeitalters Gaum.

      Will ich dies schon nicht üben zum Betrug,

      So will ich's doch, Betrug zu meiden, lernen:

      Mir soll's die Stufen der Erhöhung ebnen. –

      Wer kommt in solcher Eil'? im Reithabit?

      Welch eine Frau'n-Post? Hat sie keinen Mann,

      Der sich bequemt, das Horn vor ihr zu blasen?

      Lady Faulconbridge und Jakob Gurney treten auf.

      O weh! 's ist meine Mutter. – Nun, gute Frau,

      Was bringt Euch hier so eilig an den Hof?

      LADY FAULCONBRIDGE.

      Wo ist der Schalk, dein Bruder? sag mir, wo.

      Der außer Atem meine Ehre hetzt?

      BASTARD.

      Mein Bruder Robert? alten Roberts Sohn?

      Colbrand der Riese, der gewalt'ge Mann?

      Ist es Sir Roberts Sohn, den Ihr so sucht?

      LADY FAULCONBRIDGE.

      Sir Roberts Sohn! Ja, du verwegner Bube,

      Sir Roberts Sohn: was höhnest du Sir Robert?

      Er ist Sir Roberts Sohn, du bist es auch.

      BASTARD.

      Laß, Jakob, eine Weil' uns hier allein!

      GURNEY.

      Empfehl' mich, guter Philipp.

      BASTARD.

      Philipp? Possen! Jakob,

      Hier ist was los, sogleich erfährst du mehr.

      Gurney ab.

      Ich bin Sir Roberts Sohn, des alten, nicht:

      Sir Robert konnte seinen Teil an mir

      Karfreitags essen und doch Fasten halten.

      Sir Robert konnte was; doch – grad' heraus:

      Konnt' er mich zeugen? Nein, das konnt' er nicht:

      Wir kennen ja sein Machwerk. – Gute Mutter,

      Sagt also, wem verdank' ich diese Glieder?

      Nie half Sir Robert, dieses Bein zu machen.

      LADY FAULCONBRIDGE.

      Verschworst auch du mit deinem Bruder dich,

      Der meine Ehr' aus Klugkeit schützen sollte?

      Was soll dies Höhnen, ungeschliffner Knecht?

      BASTARD.

      Kein Knecht, ein Ritter, meine gute Mutter;

      Ich hab' den Ritterschlag, hier auf der Schulter.

      Doch, Mutter, ich bin nicht Sir Roberts Sohn;

      Sir Robert und mein Erbe gab ich auf,

      Nam', ehrliche Geburt, und alles fort:

      Drum, gute Mutter, nennt mir meinen Vater!

      Ich hoff', ein feiner Mann; wer war es, Mutter?

      LADY FAULCONBRIDGE.

      Hast du dem Namen Faulconbridge entsagt?

      BASTARD.

      Entsagt von Herzen, wie dem Teufel selbst

      LADY FAULCONBRIDGE.

      Dich zeugte König Richard Löwenherz.

      Durch lange, heft'ge Zumutung verführt,

      Nahm ich ihn auf in meines Gatten Bett.

      Der Himmel mag den Fehltritt mir verzeihn!

      Du bist die Frucht vom sträflichen Vergehn,