Dann stirb doch selber. Dagmar Isabell Schmidbauer

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Название Dann stirb doch selber
Автор произведения Dagmar Isabell Schmidbauer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783746794990



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Eichenholzkommode schaute mich zweifelnd an. Ich fühlte mich schlecht und vermutlich spürte sie es. Nach der letzten Tour hatte ich mich noch mit Obermüller getroffen. Ach, der gute Obermüller.

      Julia Fabriosa heißt in Wirklichkeit Andrea Sondelhofer und arbeitet als Callgirl. Sie ist eine richtige Hure; daher der Wohlstand!

      Der Inhalt meines Glases war rot. Wodka mit Erdbeersaft. Ich trank und war ein bisschen belustigt über Andrea-Julia-Sondelhofer-Fabriosa.

      Natürlich ist das hochinteressant und unheimlich wichtig für mich. Ich will schließlich meine Vergangenheit ablegen, und wie könnte ich es in Passau besser zu etwas bringen, als durch Informationen? Diese Julia empfing bestimmt tolle Männer. Kleine Würstchen trauen sich ja nicht zu so einer, die verdrehten höchstens den Kopf nach einer wie mir. Hin und wieder tun wir uns dann für eine Nacht zusammen und vergessen dabei unser Elend.

      Beim nächsten Schluck dachte ich über die Möglichkeit eines Beobachtungspostens nach. Eine kleine Andeutung hier, eine Indiskretion da, schon öffnen sich Tür und Tor, das war überall so.

      Meine Vorbereitungen waren ebenso wie meine Informationsquellen immer einwandfrei gewesen - ich trank einen wütenden Schluck - bis man mich zum Ziel des Spottes gemacht hatte. Der Wodka besänftigte mich, in Zukunft wollte ich mir meine Männer genauer anschauen. Ohne Eile erhob ich mich vom Bett. Das Glas war leer, mein Geist leicht. Ich konnte weiter trinken, entschied mich aber für den Sinn des Lebens.

      Bei den blonden Frauen war leider keine dabei, die in Frage kam. Meine Hochachtung für so schnelle Arbeit. Mein erster Gedanke war: sie will sich verbergen. Der zweite: Magdalena kennt sie, erkennt sie und sagt aus. In meinem Auto lagen noch die Sachen von Harry Kaufmann. Ich könnte seine Magdalena noch einmal besuchen, sie ihr geben und sagen: „Komm, lass uns ein wenig über deinen Harry plaudern!“

      40. Szene

      Magdalena

      Jutta hatte nicht mehr angerufen. Also war es vermutlich nichts Ernstes gewesen, der Chef wieder ruhig und am Montag alles wie immer. Nachdem Julia und Sylvia mich verlassen hatten, nahm ich mir die Wohnung vor, putzte, suchte mir einen lustigen Film für den Abend heraus und leerte eine ganze Büchse Ravioli. Satt und zufrieden wartete ich auf den Vorspann. Ich hatte mir eine Flasche Weißwein kalt gestellt und freute mich auf den Film. Doch dann kam alles anders. Vor der Tür stand die Kommissarin mit einigen Sachen unter dem Arm, die ich sofort erkannte. Sie wolle nicht stören, sagte sie, und hereingelassen werden. Film adé.

      „Wenn Sie schon nicht wissen, wo Ihr Freund an jenem Freitag hin wollte, dann wissen Sie ja vielleicht, wo er herkam?“ Sie hielt mir den Packen entgegen, die Brieftasche obenauf. Zumindest sie war jetzt wieder da, wo sie hingehörte. Die Kommissarin deutete darauf. „Leider war hier noch nicht mal eine Tankrechnung drin, obwohl das Auto erst sechzig Kilometer vor dem Unfall getankt worden war. Wissen Sie etwas darüber?“

      Ich roch ihre ziemlich scharfen Pfefferminzbonbons. „Nein, nein, ich weiß nichts darüber!“

      „Sie müssen uns helfen, sonst können wir seinen Tod nie aufklären!“

      Ich ging zum Kamin und sah sein Bild an. „Können Sie ihn mit Ihren Methoden am Ende auch wieder lebendig machen? Ich meine, so richtig, nicht nur in meiner Erinnerung?“

      „Nein, natürlich nicht, aber wir können den Täter verurteilen und bestrafen.“

      „Harry bleibt trotzdem tot!“ Resigniert ließ ich mich in den Sessel fallen. Die Kommissarin ging nun ebenfalls zum Kamin und schaute sich Harrys Bild lange an. Noch hatte mich die Trauer nicht völlig überwältigt. Ich stand auf, holte den Weißwein und zwei Gläser und fragte: „Möchten Sie auch ein Glas?“ Mein Film hatte eh längst angefangen, da konnten wir auch ein wenig plaudern.

      „Ja gern!“ Sie löste sich von Harrys Foto und setzte sich zu mir. Ich musterte sie heimlich, während sie das Glas gierig in sich hineintrank.

      „Harry sah sehr gut aus, er war sehr sportlich.“ Gespannt sah ich auf. „Sicher haben Sie noch mehr Bilder von ihm!“ Sie zeigte zum Kamin. Ich zögerte, dachte nach, dann holte ich mein Lieblingsalbum.

      41. Szene

      Klara

      Das war der Moment, an dem es anfing, schief zu laufen. Magdalena reichte mir ein Fotoalbum und ließ mich blättern. Sie sahen unverschämt glücklich aus, für meinen Geschmack zu glücklich. Ein Bild zeigte ihn am Tennisplatz, ein anderes beide gemeinsam am Badesee, Sylvia mit Baby, Harry mit Anna, dann eines in der Wüste in Shorts und Khakihemd, das Gewehr im Anschlag, mit einem Bock als Trophäe unter seinem rechten Fuß.

      Ein warmes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus, während ich Seite für Seite umblätterte und jedes Detail studierte. Der Pathologe hatte Recht: diesem Körper wurde gehuldigt und er war zu schön für eine Frau allein. Nachdem Magdalena nachgeschenkt hatte, trank ich einen Schluck Wein und gleich noch einen. Dann deutete ich auf das Jagdbild: „Wo war das?“ Magdalena beugte sich vor und Stolz zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Das war in Namibia bei der Oryxjagd!“

      Mein Magen knurrte, ich hatte den ganzen Tag nur wenig gegessen, hastig trank ich noch einen Schluck. Auf der letzten Seite sah ich Harry dann fast nackt in Positur, ein Bild wie aus der Werbung. Ich löste es vorsichtig unter der Klebefolie heraus und fragte möglichst unschuldig: „Darf ich mir das hier mitnehmen?“ Magdalena nippte verträumt an ihrem Weinglas, sicher dachte sie an jenen Urlaub zurück, jetzt schoss sie hoch, riss mir das Bild aus der Hand. „Warum?“, fragte sie und drückte es an sich. Alkohol machte einen manchmal sentimental und hemmungslos und manchmal auch aggressiv, so wie mich jetzt.

      „Finden Sie es eigentlich gerecht, so einen Mann ganz für sich allein zu haben? Ihr Freund war bereit, seinen Körper mit anderen zu teilen, das zeigen die Spuren im Auto, warum geben Sie dann nicht wenigstens dieses Bild von ihm her?“

      „Harry hatte keine andere Frau, egal, wie oft Sie es behaupten!“ Sie war aufgestanden und schaute mich wütend an.

      „Wir haben eindeutig blonde Haare gefunden, kolorierte blonde Haare, von einer gesunden jungen Frau“, fügte ich einfach frech hinzu, „warum wollen Sie es nicht wahrhaben, er hatte eine Andere, und vermutlich hat deren Ehemann Ihren Freund aus dem Weg geräumt. Und jetzt frage ich Sie: Wer war sie, und wo waren Sie am Freitag letzter Woche?“

      Sie stand ganz ruhig vor mir. „Und ich sage Ihnen, er hatte keine andere Frau, und die Spuren in seinem Auto bedeuten überhaupt nichts.“ Wie zur Beruhigung atmete sie kurz durch, dann warf sie mich raus. Wenn ich keine vernünftigen Fragen hätte, sollte ich besser gehen und froh sein, wenn sie das, was heute hier passiert war, nicht meinem Chef mitteilte.

      Schlagartig war ich wieder nüchtern. Verdammt, ich hatte sie provoziert und war zu weit gegangen. Schnell verließ ich das Haus. Einen weiteren Vermerk in meiner Akte wegen eines Mannes wollte und konnte ich auf keinen Fall riskieren.

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