Legion. Eldar Elrador

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Название Legion
Автор произведения Eldar Elrador
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750222588



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gefahren und die Türen sich geöffnet hatten, tat sich ein jetzt noch viel unübersichtlicheres Wirrwarr auf. Dutzende an Naichasgali Transportern, Jägern und Bombern standen wie in einem Chaos verteilt auf dem weiten silbernen Feld. Hunderte Offiziere und Ingenieure, die wie Ameisen zwischen den Fliegern hin und herwuselten, zeigten jedoch, dass dies hier ganz und gar nicht dem Chaos entsprach, dem es auf den ersten Blick glich. Einige der ISR 171 Jäger starteten unter lautem Dröhnen ihrer blau leuchtenden Triebwerken und schossen aus den glänzenden Energiefeldern des Hangars hinaus. Andere flogen hinein, landeten und wurden sogleich von einem Technikteam mit neuem Treibstoff versorgt.

      Wika versuchte angestrengt in all der Masse an Menschen und Maschinen den Naichasgali von Aghillion auszumachen. Dass er sie nicht direkt hier abholte, empfand sie als ungeheuerlich.

      Es dauerte fast eine Minute, bis sie die große blonde Gestalt in der schwarz – violetten Rüstung endlich in der Mitte der Halle ausmachen konnte. Sein Gesicht war ein Abbild dessen, wie ein Stiarvalorer-Krieger sein sollte: stolz, engelsgleich und über alles erhaben.

      Wika machte Fotos auf ihrem Weg, versuchte so viele Bilder der dröhnenden Naichasgalis wie möglich einzufangen. Stiarvalorer und Marines sprangen in die Transporter und die Schiebetüren unter den Flügeln schlossen sich. Es war so unglaublich faszinierend. Wika lud die Bilder, die sie schoss, direkt in der digitalen Datenbank des Schiffes hoch, um sie nach der Mission sofort an die Redaktion senden zu können.

      »Frau Gwendhert!«, rief Aghillion zu ihr herüber, der gerade zwischen vier seiner Männer stand. Er hatte das VG71 am Gurt über die Schulter geworfen und schaute so ernst drein wie er es immer tat, wenn er gerade im Einsatz war.

      »Ah, Vigolos Aghillion. Ähm, ich wäre dann soweit«

      Aghillion rümpfte kurz die Nase »War das Parfum wirklich nötig? Was soll das sein? Himbeere?«

      Wika legte empört zwei Finger an den Hals »Also bitte. Das ist das edelste Parfum, das man im Sternenreich kaufen kann. Das ist ein Himiathift Eorgardas. Note Himbeere. Eine Flasche kostet fünfhundert Croni!«

      »Die Duyari werden ganz entzückt sein, Fräulein Gwendhert«, lachte Aghillion.

      Sie hasste es, wenn er so förmlich tat. Aber das musste er, wenn seine Männer in der Nähe waren.

      »Jetzt aber hopp rein. Es geht gleich los«

      Wika lächelte kurz und folgte den Stiarvalorern in den Bauch der Naichasgali, wobei sie sich betont nah an Aghillion hielt. Dieser zog jetzt auch den Helm über den Kopf. Es klickte, als dieser auf seiner Rüstung einrastete.

      »Ein wenig nervös bin ich ja schon«, meinte Wika und versuchte ihre Anspannung im Zaum zu halten. Es war ihr unangenehm, jetzt in diese ausdruckslosen Helmgesichter zu blicken.

      »Haltet euch einfach fest. Dann wird nichts schiefgehen. Nach der Landung schlagen wir ein Lager auf. Wir rechnen in diesem Bereich noch mit keinem Widerstand. Ihr werdet beim Lager bleiben, wenn wir angekommen sind. Alles andere wäre zu gefährlich.«

      Eigentlich hätte Wika jetzt protestiert, wer er war, ihr zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatte, hätte sie nicht selbst diesen Plan für gut befunden.

      »Festhalten!«, sagte Aghillion noch einmal eindringlich.

      Wika konnte gerade noch die stählerne Halterung an der Decke greifen, bevor sich die Schiebetüren schlossen und sich die Naichasgali mit einem Ruck in Bewegung setzte.

      Hoffentlich wurde ihr nicht schlecht auf diesem Flug. Das war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.

      Es war Nacht über der Wüste geworden. Die vier kleinen Monde am Himmel warfen ein schimmrig silbernes Licht in den Tempel und erhellten die exotischen Gewächse, die in der großen Haupthalle wucherten. Sie hatten sich in dem Palast wohnhaft eingerichtet. Die Mauern um die Gärten herum hatte Eskalian zu mit Plasma – MGs ausgestatteten Festungen ausbauen lassen. Momentan waren seine Männer noch damit beschäftigt, die Lage in den äußeren Ringen von Zaiashad zu sichern. Erwion hatte mobile Werkstätten von der Flotte anbeordert, in denen ihre Fahrzeuge repariert und gewartet werden konnten.

      Comantor Eskalian schritt durch die Gänge des frisch eroberten Palastes und war sichtlich froh darüber, dass sie diesem für die Duyari doch recht ästhetischen Bauwerk so gut wie keinen Schaden zugefügt hatten. Mit der Nacht kam endlich eine gewisse Kühle über die Stadt, die jeder der erischen Soldaten aufs schmerzlichste vermisst hatte.

      Die Sklaven in den äußeren Bereichen von Zaiashad hatten sich überraschend kooperativ gezeigt, für Eskalians Geschmack sogar etwas zu kooperativ. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es ihnen wirklich gefiel, einfach den Herren ausgetauscht zu bekommen. Er hatte seine Übersetzer angewiesen, ihnen klarzumachen, dass das Sternenreich keinerlei Interesse an der Eroberung dieser Welt hatte und dass ihr Volk nach der Beseitigung der Duyari frei sein und über sein eigenes Schicksal entscheiden könne. Bedauerlicherweise hatte sich herausgestellt, dass die meisten dieser menschlichen Sklaven nicht einmal wussten, was das Sternenreich überhaupt war, oder dass es überhaupt der Möglichkeit entsprach, dass sie jemals frei sein würden. Wahrscheinlich wünschten sich die meisten noch die Herrschaft ihrer alten Meister zurück, was mit ein wenig Pech für großen Aufruhr in der Stadt sorgen könnte. Doch solange die Stiarvalorer hier stationiert waren, rechnete Eskalian nicht mit großem Widerstand. Die Bevölkerung fürchtete sie, sie fürchtete sie vermutlich noch mehr als die Duyari. Der RSO hatte bereits angeboten, einige Einheiten zur Unterstützung und zur Sicherung des 'Friedens' auf dem Planeten zu schicken. Aber wie Eskalian diese Sonderabteilung des EED kannte, würden sie eher die Bewohner der Stadt in Schießjagden durch die Straßen jagen als, dass sie für Frieden sorgten. Leandian Hiuvari war ganz enttäuscht gewesen, als er seine Bitte abgelehnt hatte. Aber RSO Soldaten waren das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.

      Varius' Flotte hatte den Orbit von Okada vor wenigen Stunden verlassen und sich in Richtung Tuma Yadu zur Belagerung der Hauptwelt aufgemacht. Es hatte eine tiefe Wunde in Eskalian hinterlassen, dass ihr General ihn nicht auserkoren hatte, an dieser bedeutenden Schlacht teilzunehmen. Varius hatte ihm gesagt, er sei bei der Verwaltung des besetzten Planeten fürs erste besser aufgehoben. Eskalian wusste nicht, ob er dies als Beleidigung oder als Lob auffassen sollte. Natürlich, die Aufgabe zum Kommando der gehaltenen Planeten war wichtig – doch ein Mann mit seinen Fähigkeiten sollte an der Seite seines Generals und des Feldherren stehen, wenn sie die Hauptwelt dieses verhassten Feindes niederwarfen und seine Paläste in rauchende Ruinen verwandelten.

      Die weiße Rose der Rowsa Legion flatterte auf rotem Grund an den Sandsteinwänden des Palastes. Direkt von Anfang an hatten sie klarstellen wollen, unter wessen Hoheit dieser Ort nun stand. Eskalian hatte breit gegrinst, als sie die schwarz-roten Banner Turesks von den Mauern gerissen und sie in einem großen Siegesfeuer in den Gärten des Tempels verbrannt hatten. Es war ein Zeichen, das sie auf jeder Welt setzen, die sie von den Duyari befreiten. Ein Zeugnis von dem, wer das Recht hatte, über die Sterne zu herrschen und wem all die Welten der Galaxis zustanden.

      »Comantor, das solltet Ihr Euch ansehen. Wir haben hier was aufregendes gefunden.«, klang es aus dem Kommunikator an der linken Brustseite von Eskalians Rüstung.

      »Was gibt es denn?«

      »Die Jungs und ich haben in der obersten Etage was gefunden«, sagte Ramoth und lachte durch die Funkverbindung »Sieht aus, als hätten die Priester hier in ihrem Tempel ordentlich Spaß gehabt. Ich mein … ach, das müsst Ihr Euch selbst anschauen«

      Eskalian erinnerte sich wieder an die vor Angst gelähmten Priester. Jeder der Soldaten war froh gewesen, dass sie keine Zachora im Tempel gefunden hatten wie vermutet. Stattdessen waren diese komischen Priester zum Verhör auf ihr Flaggschiff, die Morn Engla, gebracht worden, das jetzt zusammen mit der restlichen Flotte ihrer Legion auf dem Weg nach Tuma Yadu war.

      »Gut, ich bin auf dem Weg. Mach es nicht so spannend, Ramoth. Was gibt es denn?«

      »Das müsst Ihr Euch wirklich selbst ansehen«, wieder lachte der Offizier durch die Verbindung.

      »Ist ja gut« Eskalian beendete die Funkverbindung und begann die Wendeltreppen hinauf