Название | Geliebtes Carapuhr |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chroniken der Bruderschaft 3 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752909692 |
Desith hatte aufmerksam zugehört und spürte in der Pause nach dem kleinen Vortrag, wie die Wut in ihm verflog. Er drehte sich wieder zu seinem Vater um. »Du … wärest wirklich einverstanden gewesen?« Nach all den Jahren, die er strickt dagegen gewesen war?
Er zuckte mit den Achseln. »Es hätte mich nicht froh gemacht, aber du hast mir diesbezüglich nie eine Wahl gelassen.« Seine Augenbrauen hoben sich. »Weshalb es mich jetzt umso mehr verwundert, dass du so dagegen bist.«
Desith verzog ironisch den Mund. »Wenn Mutter sich in einen Drachen verwandelt und dich fressen will, reden wir noch einmal darüber.« Er ließ die Geschichte mit Sarsar vorerst aus.
Sein Vater kämpfte mit einem Schmunzeln. »Manchmal tut sie das, mein Junge…«
»Ich will mich wohl verhört haben!«
Sie fuhren zu der Stimme herum. Desiths Mutter trat durch eine Seitentür in den Saal, ihre schlanke Gestalt wurde von einer silbernen Tunika mit sonnengelber Schärpe umschmeichelt. Sie glitt so erhaben wie eine Göttin zwischen den Säulen hindurch. Eine graue Strähne zierte ihr langes, haselnussbraunes Haar, von ihr hatte Desith das schmale, lange Kinn vererbt bekommen.
»Mutter!« Er spürte seine Lippen beben, als ihn die Wiedersehensfreude mit sich riss. Er ging ihr mit großen Schritten entgegen und rannte sie beinahe über den Haufen. Sie zu umarmen kostete ihn keine Überwindung, sie waren sich immer sehr nahe gewesen. Genau genommen, hatte sie ihn immer ein wenig verhätschelt. Mütter und ihre Söhne, hatte Vater immer geklagt, und gleichzeitig seine Prinzessin Lohna vergöttert.
»Mein Junge!« Sie klang erfreut und erstickt zugleich, drückte ihn an ihre Brust und fuhr ihm über den Hinterkopf. Desith drückte das Gesicht an ihren Hals, mitten in ihre langen, seidigen Haare. Sie rochen nach Flieder. »Mein lieber Junge, wo warst du nur so lange? Hm? Wo?« Immer wieder nahm sie sein Gesicht zwischen die Hände, lehnte sich zurück und strich ihm über die Wangen, streifte seine Haare aus der Stirn, um sie sofort wieder zurück zu zupfen und ihn wieder an sich zu drücken. Ihre überschwängliche Liebe gab ihm das, was sein Vater nicht vermocht hatte. Geborgenheit und das Gefühl, sicher zu Hause zu sein.
Nur am Rande bekam er mit, wie sich sein Vater an Vynsu wandte. »Ich schulde Euch großen Dank, Vynsu. Ihr habt meinen Sohn heimgebracht, obwohl es Euch in große Schwierigkeiten bringt.«
»Nein, ich habe nur ein Versprechen eingehalten, mein Kaiser, und es war das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem ich versäumte…«
»Scht.« Der Kaiser legte ihm eine Hand auf die Schulter, gerade als Desith sich im Arm seiner Mutter zu ihnen umdrehte und schüchtern seine Freudentränen von den Wangen wischte. »Ich sagte doch bereits an dem Tag, als Ihr ihren einbalsamierten Leichnam übergeben habt, dass ich es nicht Euch anlaste, Vynsu. Ihr habt keinen Einfluss darauf gehabt, was geschehen ist, jedem Mann hätte das widerfahren können. Und ich weiß, Ihr habt sie immer mit Respekt behandelt, das hat sie uns geschrieben.« Er sah hinüber zu Desith und Ari und seufzte schwer. »Manchmal können wir das, was uns anvertraut wurde, noch so sehr beschützen wollen, das Schicksal entscheidet, was es uns nimmt.«
Vynsu wirkte nicht glücklich mit dieser Erklärung, aber er nickte. »Es ist großzügig von Euch, es auf diese Weise sehen zu wollen. Aber nichtsdestotrotz werde ich immer das Gefühl haben, in Eurer Schuld zu stehen.«
Es war genau das, was Desiths Vater hören wollte, er drückte lächelnd Vynsus Schultern. »Nobel, aber unbegründet. Es bringt sie uns nicht zurück. Allerdings brachtet Ihr mir meinen verlorenen Sohn.« Er lächelte Desith zu. »Und das verlangt nach unserem Recht eine Belohnung.«
Vynsus Augen bekamen plötzlich einen Glanz, der Desith gar nicht gefiel. Durch den hellen Saal hindurch trafen sich ihre Augen, Vynsus Mundwinkel zuckten keck, doch er kämpfte das Zucken nieder, und wandte dem Kaiser das Gesicht zu. Und je öfter Desith Vynsus markanten Züge bewusst wahrnahm, je schöner schienen sie zu werden. So männlich, so hart und unbeugsam, dass sie für diese goldenen, weißen Hallen viel zu hart schienen.
Sein Herz klopfte – und er hasste sich für diese Schwäche.
Ich will ihn, dachte er bei sich. So wie ein Züchter einen schönen Hengst besitzen musste. Wie ein Sklavenhändler einen Lustknaben. Wie ein Prinz… eine Mätresse.
»Es gäbe da vielleicht etwas.« Vynsu sprach zögerlich, und der Kaiser runzelte neugierig seine Stirn. Lächelnd blickte der Barbar Desiths Vater an und neigte ergebend das Haupt. »Aber dies kann warten, mein Kaiser. Doch wenn es keine Umstände macht, würde ich gerne ein paar Tage ausruhen, bevor ich mich auf den Rückweg mache und meiner Strafe für die Befreiung Eures Sohnes entgegentrete.«
Desith gefiel der Gedanke nicht, dass Vynsu allein den Kopf hinhalten musste. Er wollte gerade vorschlagen, dass Vynsu doch einfach hierbleiben konnte, als sein Vater schon sprach.
»Lasst Melecay meine Sorge sein.« Er lächelte siegesgewiss. »Ich bin sicher, er kehrt erst einmal nach Hause zurück, mit seinem Drachenziehsohn, bevor er mir einen wütenden Brief darüberschreibt, dass Desith ihm Treue schuldet.«
Daran hatte Desith überhaupt nicht mehr gedacht. Er sah von seinem Vater zu seiner Mutter und versuchte, nicht so ängstlich auszusehen, wie er sich jetzt fühlte. Beruhigend strich sie ihm über das Gesicht, ihre Wärme gab ihm Halt.
»Nun denn, Ihr seid zum Abendessen eingeladen, Vynsu, jemand wird Euch ein Gemach zuteilen.« Der Kaiser wandte sich zum Gehen. »Kommt erst einmal an und ruht Euch aus.«
Desith sah ihm nach und kam trotz der Freundlichkeit, mit der er aufgenommen wurde, nicht umhin sich zu fragen, ob sein Vater ihn unter den gegebenen Umständen überhaupt hierbehalten – oder vielleicht sogar ausliefern würde.
Immerhin hatte Desith ihn verraten und einem anderen König die Treue geschworen.
Kapitel 20
Es gab Bananen. Die Sklaven stürzten sich auf die Kisten, die von den Wärterinnen gegen Mittag geöffnet wurden, sobald sie die Erlaubnis dazu hatten. Sarsar traute der Sache noch nicht und nahm sich ein Beispiel an Chusei, hielt sich zurück. Er konnte die Spannung unter Seinesgleichen regelrecht spüren, sie würden sich um die letzte Banane prügeln, wenn nicht genug da wären, und einige von ihnen nahmen so viel aus den Kisten, wie sie tragen konnten, schubsten und pöbelten. Selbst die zischende Peitsche der Aufseherin konnte sie nicht stoppen.
Aber nicht nur die Aussicht, niedergeschlagen zu werden, ließ ihn die Kisten mit Argwohn betrachten. Bisher hatte es nie eine Pause gegeben und schon gar nicht hatten sie ihnen je ganze Karrenladungen Essen geschenkt.
Die Kriegerinnen standen am Rande und hatten diebische Freude, dem Gerangel an den Kisten zuzusehen. Sie lachten, wenn ein Schwächerer von einem Stärkeren fortgestoßen wurde, griffen nur dann ein, wenn ein Sklave einen anderen schon an der Kehle gepackt hatte.
Chusei trat nervös neben ihm von einem Bein auf das andere, sein Magen knurrte allein bei dem Anblick der Bananen. »Geh und versuch dein Glück«, sagte Sarsar, »ich werde gern von hier aus Steine auf alle schmeißen, die dich wegstoßen.«
Der Halbpanther knickte die Öhrchen ein und sah ihn dankbar an. »Ich verzichte lieber. Das ist ohnehin nur ein Auswahlverfahren. Wenn sie fertig sind, liegen meistens noch Reste in den Kisten, die können die Schwächeren dann haben.«