Geliebtes Carapuhr. Billy Remie

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Название Geliebtes Carapuhr
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия Chroniken der Bruderschaft 3
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752909692



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sehr kurzen Leine führen lässt! Ein Jammerlappen, wie er im Buche steht. Eine Schande, Vyn. Hörst du? Eine Schande. Und das weißt du. Welcher Mann lässt sich seine Krone stehlen und nimmt es einfach hin? Du bist Melecays kleine, vorgedehnte Hure!«

      Der Stich saß tief in seinem Herzen. Er drehte sich wütend um, da machte Desith schon wieder einen Satz und kam einem Sturm aus Klingen gleich auf ihn zu.

      Dieses Mal hatte Vynsu damit gerechnet, er bewegte sich durch die Stiche und Hiebe hindurch, schlug Desiths Schwert beiseite, nahm seine eigene Waffe nun in zwei Hände und zog sie von unten nach oben.

      Desith sprang zurück, duckte sich unter dem nächsten Schlag hindurch. Vynsu drehte sich, deutete links an, wirbelte aber herum und hieb schräg von unten rechts zu. Desiths Unterarm wurde direkt über der Achsel aufgeschlitzt, Blut spritzte einer Fontane gleich durch die Luft, und ein Schmerzensschrei wurde laut. Desiths Arm wurde in die Höhe gerissen.

      Vynsu setzte sofort nach, sodass er ihn rückwärts in eine Zeltreihe drängte. Die Meute folgte ihnen gebannt. Seine wuchtigen Schläge zerschnitten die Luft, Desith keuchte bei jedem Hieb, den er abwehrte. Er musste zurücktänzeln, während Vynsu schwungvoll auf ihn einschlug.

      Als Desith zu einem Konter ansetzte, parierte Vynsu den Stich mit seinem Heft, entwand Desith mit einem geschickten Ruck den verdammten Dolch und ließ ihn zu Boden fallen. Desith, nun von Wut beflügelt, tänzelte durch die nächste Abfolge von Schlägen, er nahm das Schwert über den Kopf und stach so blitzschnell zu wie ein verdammter Skorpion, während er den freien Arm nutzte, um Vynsus Klinge abzuwehren. Der Schnitt in seinem Unterarm war tief, beunruhigend viel Blut tropfte zu Boden. Aber Desith kämpfte weiter, als wäre nichts gewesen.

      Vynsu blockte die Angriffe auf sein Gesicht ab, da vollführte Desith aber eine schnelle Pirouette, ging dabei in die Knie und schlitzte Vynsu beide Schenkel auf. Die dicke Lederhose platzte, und er spürte den heißen Schmerz, als die Klinge seine Haut aufriss. Als hätte ihn eine Feuerpeitsche getroffen. Die Kratzer waren nicht tief, ließen ihn aber zurückschrecken.

      Desith war so schnell wieder auf den Beinen und in Angriffsstellung, dass Vynsu seinen Augen nicht traute. Ehe er sich versah, machte Desith wieder einen Satz auf ihn zu und tanzte mit einer blutigen Klinge um ihn herum. Er versuchte, die Angriffe vorauszusehen, doch Desith schien gerade erst warm geworden zu sein. Als ob Wut, Schmerz und Verzweiflung ihn nur noch gefährlicher, schneller, stärker machten. Dabei war er doch gerade erst gesundet …

      »Das kann nicht sein!« Vynsu parierte einen Schlag und warf Desith mit aller Kraft von sich. »Du kannst unmöglich so schnell sein!«

      Desith lachte kalt, er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und hinterließ einen blutigen Streifen, der vom Regen verwaschen wurde. »Bist du schon müde?«, fragte er und sprang sofort wieder auf ihn zu. Vynsu riss das Schwert hoch, um ihn abzuwehren, doch der Aufprall ließ ungewöhnlich lange auf sich warten. Ein erstickter Schrei ertönte. Desith war für einen Herzschlag lang wie erstarrt, das erhobene Schwert schwebte in der Luft, die Augen und der Mund waren ungläubig aufgerissen. Dann fiel er wie ein nasser Sack Vynsu entgegen und ließ die Klinge fallen.

      Gerade noch rechtzeitig hatte Vynsu das Schwert gesenkt und Desiths nassen Körper mit seiner Brust aufgefangen. Er schlang einen Arm um ihn, damit er ihm nicht entglitt. Schlaff und zitternd hing er in seinen Armen.

      »Was…?«, stammelte Vynsu überrascht und blinzelte wegen des Regens, der von seinen langen Wimpern tropfte.

      Der Großkönig stand einige Schritte hinter Desith, der Regen rann in Sturzbächen über ihn und er zielte mit einer Armbrust auf Desiths Rücken.

      Vynsu atmete angestrengt durch den Mund. Er blickte an Desiths Rücken hinab und sah den dicken Bolzen, der dicht neben seinem Schulterblatt aus seinem Rücken ragte. Der Regen spülte das Blut rosafarben über Desiths helles Hemd. Vynsu schluckte, das sah nicht gut aus. Vorsichtig ging er in die Knie und rutschte mit Desith zu Boden, der zu röcheln anfing und sich an ihn klammerte. »Vyn…«

      »Bin da!« Er hob Desiths Kopf und strich ihm die roten Strähnen aus dem blassen Gesicht. »Atme, versuche einfach, zu atmen.«

      In Desiths Augen stand nur Wut. »Du hast es versprochen…«, flüstert er erstickt. »…versprochen.«

      Vynsu spürte, wie ein Kloß in seinem Hals wuchs.

      Sein Onkel legte sich gelassen die Armbrust über die Schulter und schlenderte auf sie zu. »Mir kam zu Ohren, dass du schnell heilst«, sagte er süffisant. Als er vor ihnen stand, beugte er sich hinab und packte den Bolzen, der in Desiths Rücken steckte. Er zog ihn mit einem Ruck heraus. Vynsu verzog schmerzerfüllt das Gesicht, die Spitze des Bolzens riss die Wunde weit auf.

      Desith schrie kurz, aber aus Leibeskräften.

      Der Großkönig beförderte ihn mit einem harten Tritt aus Vynsus Armen und auf den Rücken in den Dreck. Blinzelnd sah Desith gen Himmel, er wurde schnell blass und unter ihm bildete sich eine wässrige Blutlache im Schlamm. Der Großkönig stellte sich breitbeinig über ihn und ging dann in die Hocke, umfasste das hagere Gesicht mit seiner Pranke und drückte es zusammen, sodass Desith ihm in die Augen sehen musste.

      »Niemand wagt es, sich mir zu wiedersetzen. Ich bin nicht dein Vater, ich bin dein verdammter König. Zolle mir Respekt und schenke mir Gehorsam, oder spüre tagtäglich, was es bedeutet, mich zu reizen.« Er beugte sich noch näher zu Desiths trotzigem Gesicht. »Und es ist mir gleich, welcher Lenden Frucht du bist, für mich bist du nur der Wert, der dein Leben für mich haben könnte. Nichts weiter. Ich lasse dir hierbei keine Wahl, Junge, auch nicht die Wahl, zu sterben. Du gehorchst, oder ich werde dich foltern, jede verdammte Stunde deines Lebens, bis ich deinen Willen gebrochen habe. Töte meine Leute, es ist mir gleich, ich habe reichlich von ihnen, aber du kannst dich nicht aus der Schlinge ziehen. Ich werde dir nicht den Tod gewähren, noch die Freiheit. Mach es dir selbst nicht zu schwer, deine wundersamen Heilkräfte würden es mir nämlich äußerst leicht machen, dich jeden Tag Höllenqualen leiden zu lassen, bis du bereit wärst, sogar mir den Arsch hinzuhalten wie eine läufige Hündin.« Damit stieß er Desiths Kopf wütend in den Matsch, dieser blieb flach mit ausgebreiteten Armen liegen, er atmete schwer.

      Vynsu saß noch immer im Dreck, und obwohl er wütend war, hatte er auch Mitleid.

      Der Großkönig erhob sich und bellte zwei Kriegern zu: »Bindet ihn an einen Pfahl.« Dann blickte er wütend über die Menge und brüllte: »Er ist kein böser Geist, ihr dummen, verdammten Bauern! Nur ein wütender Bursche, der euch auf der Nase herumtanzt. Das Einzige, was ihr zu befürchten habt, ist mein Zorn. Denn kein Geist und kein Gott wird euch je so viel Leid zufügen wie ich es tun könnte, also scheißt euch nicht ständig wegen ein bisschen Magie ins Hemd! Muss ich hier wirklich alles allein machen? Ihr Feiglinge, seht euch diesen Haufen schwacher Knochen doch an, wie könnt ihr davor nur erzittern?« Sein Tritt traf Desith in die Niere und ließ ihn keuchen.

      Melecay entdeckte in den Zuschauern die beiden Krieger, die nach Desiths Gegenwehr noch standen, und befahl: »Lasst die beiden auspeitschen, bis sie sich erinnern, wie man ein verdammtes Schwert führt!«

      Bevor Protest laut wurde, wurden die beiden Barbaren von ihren Kameraden gepackt und weggezerrt.

      Vynsu kam auf die Beine, er hob Melecays Klinge aus dem Matsch und wischte sie an seinem nassen Ärmel ab, als sein Onkel sich ihm zuwandte und die Meute sich zerstreute, bevor dem Großkönig einfiel, dass ihm gerade nach noch mehr Bestrafungen der Sinn stand.

      Vynsu wappnete sich innerlich gegen das, was ihm blühen würde. Aber er würde für sein Versagen jede Strafe ertragen.

      »Du hast gut gekämpft, das muss ich loben«, sagte sein Onkel jedoch gelassen, »aber weißt du, er hatte Recht.« Er nahm die Klinge an sich und steckte sie in die Scheide an seinem Gürtel, als Vynsu ihn verwirrt ansah. »Was bist du nur für ein Mann, dass du es einfach hinnimmst, dass ich dir die Aussicht auf Macht weggenommen habe?«

      Sprachlos starrte Vynsu ihn an, versuchte, in den kalten blauen Augen etwas zu lesen, aber wie immer starrte er nur auf eine Wand aus Eis.

      Sein Onkeln sagte nichts