Название | Geliebtes Carapuhr |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Chroniken der Bruderschaft 3 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752909692 |
»Ich lief davon, verstehst du? Wie ein Feigling. Vor meiner Pflicht, es abzuhaken und weiter zu leben. Ich habe mich nicht stark verhalten. Ich wollte ihren Mörder finden, verfolgte die Räuber, folterte sie, aber sie gaben nichts preis. Es sieht alles danach aus, als ob es sich wirklich nur um einen Raubüberfall handelte. Unsere einzige Spur war eine Sackgasse, die Räuber beteuerten selbst unter Folter, dass sie sie wegen ihrem Schmuck ausgeraubt hatten. Aber ich kann das nicht glauben. Und nur rumzusitzen und zu warten … das noch etwas passiert, das widerstrebte mir. Die Schuldgefühle, der Drang nach Rache, der Selbsthass…« Er blinzelte in die Vergangenheit. »Habe mich in Schenken rumgetrieben, habe drei Tage durchgesoffen, mich geprügelt, habe gesagt, ich würde auf die Krone scheißen. In irgendeinem Dorf hat Jori mich aufgegabelt, nachdem ein Berg mich verprügelt und im Schweinedreck zurückgelassen hatte. Ich blieb eine Weile bei ihnen, vielleicht ein halbes Jahr. Als ich hörte, dass Melecay nach Derrick suchen wollte, besann ich mich, ging zurück. Und hier bin ich.«
»Bekehrt und kastriert«, stellte Desith richtig fest und wandte den Blick ab.
Vynsu nickte vor sich hin. »Ich hatte seitdem kein Weib, Desith, ich fühlte mich schmutzig. Denn als ich rumhurte, war sie so allein, dass sie sogar ihre kleinen Kinder allein ließ, um wenigstens eine einzige Freundin zu finden.«
Als man ihm die Frau genommen hatte, war ihm erst so richtig bewusst geworden, wie angreifbar er war. Vielleicht war er selbst stark und ein guter Kämpfer, aber wenn ein Mann seine eigene Familie nicht schützen konnte, hatte er seine Pflicht nicht getan. Dann war er nach carapuhrianischem Recht kein Mann.
Es war nicht viel Zeit seit Lohnas Tod vergangen, trotzdem kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Die Wochen danach, die er nach dem Mörder suchte, die Tage darauf, besoffen auf der Straße, die Rettung durch Jori und das Versprechen, das er sich selbst gab. Zu sich selbst zurückzufinden und alles in seiner Macht stehende zu unternehmen, um für die Sicherheit seiner Kinder zu sorgen. Und wenn das hieß, die Krone zu vergessen und auf der Burg seines Vaters zu leben, Pferde und Rinder zu züchten, statt über ein Land zu herrschen, dann würde er das tun. Wenn es bedeutete, Melecay in den Arsch zu kriechen, dann würde er das tun.
»Er ging wegen Sarsar«, raunte Desith plötzlich in die Stille hinein.
Vynsu sah stirnrunzelnd auf, aber Desith erwiderte seinen Blick nicht, er starrte in eine Ecke des Zeltes, schien aber mit seinen Gedanken nicht im Hier und Jetzt zu sein. Wieder schimmerten Tränen in seinen Augen.
»Rick verwandelte sich wegen Sarsar.« Desith schluckte geräuschvoll. »Wir hatten einen Streit, ich wollte endlich nach Hause, flehte, aber er konnte nicht umkehren, er glaubte zu sehr daran, dass er es Sarsar schuldete, nach ihm zu suchen. Er wollte nicht wahrhaben, dass Sarsar tot ist. Auch wenn wir keine Leiche fanden. Ich wurde zornig, brüllte ihn an, schlug ihn, wollte ihn zwingen, zurückzugehen – da verwandelte er sich.« Desith drehte den Kopf, das Gesicht vor Zorn verhärtet. »Ich verfolgte ihn zwei Jahre lang, Vyn. Zwei Jahre. Also glaub mir, wenn ich sage, ich hätte es versucht. Und nein, ich habe ihn nicht einfach aufgegeben, er gab mich auf. Für Sarsar. Es war seine freie Entscheidung.«
Die Endgültigkeit in Desiths Worten ließen Vynsu keinen Zweifel daran, dass er die Wahrheit sprach. Warum sollte er sich auch so etwas ausdenken, er hatte Derrick geliebt, das wusste Vynsu.
»Er hat mich verlassen«, schloss Desith ab und griff wieder nach seinem Becher, »vor zwei Jahren. Er hat mich verlassen.«
Vynsu spürte Mitleid aufkommen, doch obwohl er Desith gern eine Hand auf den Arm gelegt und brüderlich zugedrückt hätte, hielt ihn irgendeine seltsame Befangenheit davon ab. So nahe hatten sie sich nie gestanden.
Der Wein und der viele Met, den er mit Vala getrunken hatte, zeigten ihre Wirkung. Er merkte, dass ihm ungewöhnlich warm war, als hätte er ein Kaminfeuer in seinem Bauch entzündet, seine Gliedmaßen waren entspannt und seine Augenlider müde. Trotzdem spürte er durch das Gespräch mit Desith eine deutliche Schwermut auf sich lasten. Wie einen zu schweren Eisenpanzer.
»Rick kommt nicht zurück, um in Melecays Fußstapfen zu treten.« Desith griff nach Vynsus Hand, öffnete dessen Finger und entwand ihm die Silbermünze, um sie zwischen den eigenen Fingern zu drehen und zu betrachten. »Selbst wenn sie ihn dazu brächten, sich zu verwandeln. Er wird einfach umdrehen und gehen.«
»Wieso?«, raunte Vynsu, konnte seltsamerweise nicht die Augen von Desiths langem Gesicht nehmen.
»Als er im Dschungel ein Pfeil ins Herz bekam«, erzählte Desith bereitwillig, »konnte Sarsar ihn retten, indem er ihm die alte Seele eines Drachen einpflanzte. Er ließ die beiden Seelen verschmelzen und machte ihn zum Blutdrachen. Rick denkt, er schuldet Sarsar sein Leben.«
Daher wehte der Wind. Oh Derrick… oh Bruder…
Bedauernd schüttelte Vynsu den Kopf. »Derrick. Dieser pflichtbewusste Narr. Er sieht nicht, was er aufgibt.«
Desith hielt überrascht damit inne, die Münze zu drehen, und blickte Vynsu in die Augen.
»Ich meine«, er räusperte sich, »er verletzt dich vermutlich nicht mit Absicht, er geht einfach seinem Herzen nach. Er muss um jeden Preis seine Schuld begleichen, vermutlich ist ihm nicht bewusst, dass er dich vergisst.«
Noch immer starrte Desith ihn so seltsam an, Vynsu glaubte bereits, er wäre zu Stein erstarrt, da rührte er sich wieder mit einem Murmeln: »Ja. Vermutlich.« Doch dann fügte er noch hinzu: »Oder als er starb und wiederbelebt wurde, hat sich etwas in ihm verändert.«
»So wie sich etwas in dir veränderte?«
Darauf antwortete Desith nicht, er senkte wieder den Blick auf die Münze. Vynsu musste sich auf die Lippe beißen, um nicht weiter nach zu bohren. Aber innerlich ließen ihn die Fragen über Desiths wundersame Gesundung einfach nicht los.
»Ich bin nicht dein Feind, Desith«, sagte er rau.
Desiths Augen schnellten wieder zu ihm auf, fixierten ihn.
»Du kannst mir vertrauen«, setzte er hinterher.
Desiths rechter Mundwinkel zuckte, er lächelte zynisch. »Sag es nicht nur«, flüsterte er und legte die Münze auf den Tisch, dann schielte er wieder zu Vynsu auf, fordernd, »beweis es mir.«
Es war nur ein Knurren, aber es durchfuhr Vynsu stärker als es ein Brüllen getan hätte.
Er wusste genau, worauf Desith anspielte. Das Versprechen, ihn nach Hause zu bringen.
»Oder bist du…«, Desith nahm die Arme von der Tischplatte und drehte seinen schlanken Körper zur Seite, um so elegant wie eine Katze aufzustehen, »ein Mann, der sein Wort bricht?«
Vynsu hob die Augenbrauen zum Haaransatz. »Nein. So ein Mann bin ich nicht mehr.«
»Nicht mehr«, wiederholte Desith, sein weißes Hemd raschelte, als er es aus dem Hosenbund zog und er um den Tisch herumschlenderte, wie eine grazile, anpirschende Löwin. Er lachte leise, schmutzig, wie ein Dieb. »Und was für ein Mann bist du?«
Vynsu runzelte die Stirn. Desiths Hand glitt über seinen Arm, über die Schulter zu seiner Brust. Eine federleichte, sinnliche Berührung…
Vynsu packte das schmale Handgelenk und hielt es grob fest. »So ein Mann bin ich auch nicht«, betonte er sanft, aber endgültig, und sah ernst zu Desith auf. »Ich liege nicht bei Männern, Desith, das weißt du. Und du bist Derricks Gefährte.«
Das beeindruckte Desiths keineswegs, er lächelte milde, fast bemitleidend, und legte arrogant seinen roten Schopf schief. »Ich will nicht dein Herz, noch geht es mir um dich als Mann. Fleisch ist Fleisch, Vynsu, und wenn du solange keine Frau mehr hattest, wie ich keinen Mann, ist es erst recht gleich. Für uns beide.«
Vynsu presste die Lippen zusammen und schüttelte entschieden den Kopf. Er wollte etwas erwidern, da sprach Desith jedoch bereits weiter.
»Rick ist gegangen«, er klang bitter, »ich bin frei. So frei wie du.« Er zwang ein schlankes, kurzes Bein über Vynsus Schenkel und glitt