Название | Sonnenfeuer |
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Автор произведения | J.D. David |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745067989 |
„Vincent, was für eine unverhoffte Freude.“, sagte Lumos kalt und ruhig. Er hob die Hand leicht und hielt damit die Männer auf, die sich gerade schon bedrohlich den Frauen und Kindern genähert hatten.
„Lumos, stopp diesen Wahnsinn. Was soll dieses Massaker?“, rief Vincent seinem Bruder zu und schaute ihn tadelnd an. Obwohl er der Jüngere der beiden Brüder war, war er schon größer und kräftiger gewachsen als Lumos.
„Wahnsinn? Nein. Es ist Recht und Gesetz. Diese Menschen haben die Trias angebetet und müssen dafür sterben.“, antwortete Lumos, immer noch in der ruhigen Stimme. Es schien ihn nichts aus dieser Ruhe bringen zu können. Eine bedrohliche Ruhe. Er schaute seinen Bruder finster an.
Vincent hielt dem Blick seines Bruders stand. „Dies endet hier und jetzt. Es sind genug gestorben. Du wirst die Frauen und Kinder verschonen.“
„Wieso?“, gab Lumos zurück.
Vincent wirkte erst etwas verwirrt, sammelte sich dann aber wieder. Statt weiter mit Lumos zu sprechen, wandte er seinen Blick zu Golbert. „Golbert, du weißt genau, das mein Vater dieses Werk hier nicht befürworten würde.“, sagte er scharf zu dem Freiherrn. Man merkte, wie dieser unsicher wurde.
„Aber, Euer Gnaden, Lumos gab den Befehl…“
„Es ist mir vollkommen egal. Ruf die Männer zurück. Meine Reiter werden diese Menschen nach Goldheim begleiten. Alle.“, unterbrach er den Mann scharf. Sein Ton duldete keine Widerworte. Vincents Blick wanderte wieder zu seinem Bruder, den er eindringlich anschaute, ohne ein weiteres Wort zu sprechen. Lumos hielt dem Blick stand, wandte dann aber sein Pferd ab. Er ließ es einige Schritte von den Menschen wegtraben. Man merkte förmlich, wie die Anspannung sich langsam legte. Die Menschen von Eschfurt konnten zwar noch nicht wirklich glauben, gerettet zu sein, aber es gab Hoffnung. In Form von Vincent von Tandor. Und auch der junge Sohn des Herzogs schien erleichtert, dass sein älterer Bruder klein beigegeben hatte. Doch dann hielt Lumos sein Pferd an. Er schaute über die Schulter nach hinten und zeigte dann mit ausgestrecktem Finger auf Helena.
„Sie ist eine Priesterin und muss sterben. Das Dorf soll brennen.“
„Nein!“, rief Daron noch aus, als ein Pfeil flog. Er erkannte noch, wie das Geschoss Helena in die Brust traf und sprang nach vorne, um sie aufzufangen. Sie landete in seinen Armen, doch er spürte schon, wie das Leben aus ihr wich. Ein Blutstrom lief aus ihrem Mundwinkel. Sie schaute ihm in die Augen und lächelte leicht. Der Versuch, die Hand zu heben, scheiterte, denn ihre Kräfte reichten nicht mehr aus.
„Möge Elona deinen Weg schützen.“, sagte Helena leise und starb dann in seinen Armen.
Daron warf einen Blick über seine Schulter zurück. Die Flammen loderten noch hell und hoch, wo einst Eschfurt gewesen war. Lumos Soldaten hatten die Stadt vollkommen den Flammen übergeben. Obwohl Daron gesehen hatte, dass viele der Männer enttäuscht gewesen waren, nicht auch noch einige der Frauen als Beute zu bekommen, hatte Vincent in dieser Hinsicht seinen Willen durchgesetzt.
Als er so die Flammen sah, durchlief ihn ein leichter Schauer. Es war nicht so, dass Helena ihm durch eine Nacht besonders ans Herzen gewachsen war. Beide hatten ein Verlangen gehabt, das der jeweils andere stillen konnte. Für Daron war die Triaspriesterin interessant gewesen. Er hätte gerne mehr über sie, Valorien und ihre Religion erfahren, bevor er einst wieder zurück nach Kloster Sonnfels kehren würde. Dennoch war ihr jäher Tod ein Schock gewesen und verschaffte ihm noch immer ein mulmiges Gefühl.
Er ließ seinen Blick über die Dorfbewohner schweifen. Die Wenigen, die das Massaker überlebt hatten. Alle sahen erschöpft aus, körperlich und geistig. Sie ließen sich einfach von den Soldaten treiben, die ihre Pferde vor und hinter der Gruppe führten. Gemeinsam marschierte die Kolonne in Richtung Westen, nach Goldheim, der nächsten größeren Stadt, aus der Daron auch gekommen war. Es war wohl nur die Resignation und Alternativlosigkeit, die die Frauen, Kinder und einige Alte vorantrieb. Alle Männer im mittleren Alter, der Schmied, der Wirt, die Bauern und Fischer, waren tot.
„He, du.“, hörte Daron die Stimme eines Soldaten, der zu ihm aufgeschlossen hatte. Erst jetzt merkte er, wie er in Gedanken verloren nach unten geschaute hatte, und ihn so gar nicht bemerkt hatte. Langsam und bedächtig hob er den Kopf und schaute dem Mann in die Augen.
„Ja?“
„Seine Gnaden, der Herr von Tandor, will dich sprechen.“
Daron zog die Augenbraue hoch. Obwohl Vincent in gewisser Weise ihr Retter war, verspürte der Novize keinen größeren Drang, mit diesem zu sprechen. Was sollte es auch schon bringen? Andererseits, vielleicht gab es interessante Erkenntnisse. Die Aufforderung an sich erlaubte ja auch eigentlich keine Widerworte.
„Natürlich, wenn das sein Wunsch ist.“, gab er so auch nur in ruhigem Ton zurück und folgte dem Mann, der sein Pferd wieder nach vorne trieb. Er selbst musste so einen schnelleren Schritt anschlagen und erreichte den Adeligen an der Spitze der Truppe leicht außer Atem.
„Mein Herr, hier ist der Fremde wie gewünscht.“, hörte Daron noch den Soldaten in kurzem zackigen Ton sprechen. Vincent saß noch im Sattel und nickte nur zur Bestätigung, schaute dann aber zu Daron hinunter. Bevor er etwas sagte, schwang er sich vom Rücken seines Pferdes hinunter und reichte die Zügel einem weiteren Soldaten. Dann schritt er auf Daron zu und musterte diesen.
Daron verbeugte sich leicht vor dem jungen Mann. Jetzt, da er dem Adeligen näher war, erkannte er, dass dieser wohl erst Anfang zwanzig sein musste, vielleicht sogar jünger.
„Euer Gnaden, wie kann ich Euch zu Diensten sein?“, fragte Daron unterwürfig. Es war wohl das Beste, Demut zu zeigen. Eine Fähigkeit, die er schon lange verinnerlicht hatte.
„Zu Diensten? Nein. Ich habe vorhin gehört, dass du aus fremden Landen stammst, und war interessiert daran, wer du bist und was du im Land meines Vaters machst. Mein Name ist Vincent von Tandor, Sohn von Herzog Celan.“, stellte er sich vor. Er wirkte offen und freundlich, so vollkommen anders als der kalte Bruder, der keine Skrupel gezeigt hatte, Eschfurt auszulöschen.
„Es ist mir eine Freude.“, antwortete Daron mit einem freundlichen Lächeln. „Mein Name ist Daron. Ich stamme aus dem Ylonischen Bund, aus Vadenfall, und habe es mir zur Aufgabe gemacht, möglichst viele fremde Länder zu bereisen.“
„Dann ist deine Wahl des Orts und Zeitpunktes aber sehr ungelegen.“, antwortete Vincent. „Obwohl der Krieg in der Tat über die letzten Jahre etwas ruhiger geworden ist.“
„Ja, ich habe davon gehört.“ Daron überlegte kurz, ob er den Angriff auf Eschfurt erwähnen sollte. Immerhin war dort der Krieg alles andere als ruhig gewesen. Andererseits schien es eine gezielte Bestrafungsaktion von Vincents Bruder gewesen zu sein.
„Es tut mir leid, was Lumos diesem Dorf angetan hat.“, sagte aber nun Vincent von sich aus. „Er hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, alle Priester und Gläubige dieser falschen Religion zu vernichten. Doch manchmal geht er dabei etwas zu rabiat vor.“
„Was hat Euer Bruder gegen die Trias?“
Vincent zuckte die Schultern. „Nun, es ist klar, dass die Trias verboten ist. Seitdem die Menschen im Norden Fendrons im Namen dieser Religion gegen meinen Vater aufgestanden sind, wurde das Verbot in ganz Tandor mit Gewalt durchgesetzt. Aber die Bedrohung ist weitestgehend vernichtet. Nur noch vereinzelte Menschen klammern sich an diesen Glauben.“
„Ich dachte, Fendron wäre ein anderes Herzogtum in Valorien?“, fragte Daron neugierig. Vincent schnaubte leicht.
„Das ist wohl richtig. Anscheinend hast du dich schon vorher über unser Königreich schlau gemacht.“
„Man liest viel in Büchern.“
Vincent nickte, ging aber auf die Antwort nicht weiter ein, sondern erzählte weiter. „In der Tat waren einst Fendron, Rethas und Tandor die drei Herzogtümer Valoriens, die direkt der Krone unterstanden. Der König