Renaissance 2.0. Christian Jesch

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Название Renaissance 2.0
Автор произведения Christian Jesch
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754127643



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durch die Dædlænds und später in Akeḿ?

      "Jikav", sagte der Junge. "Ich werde mit dir kommen."

      "Ich kann deine Beweggründe gut verstehen, Thevog. Der Weg nach Akeḿ wird jedoch alles andere als leicht. Du bist für so etwas nicht trainiert. Und was soll ich dann mit dir in Akeḿ anstellen? Ich werde nicht die Zeit haben, mich um dich zu kümmern."

      "Das weiß ich. Und ich verstehe, dass du glaubst, ich wäre für eine solche Mission nicht geeignet. Aber da irrst du dich. Ich habe schon ganz andere Dinge überstanden."

      Jikav musste bei diesen Worten lächeln. Genaugenommen war er damals, als er den Renegaten beitrat, auch nicht um so vieles älter gewesen, als der Junge. Und trotzdem hatte er alles überstanden. Er hob den Kopf und sein Blick ging in die Ferne. Innerlich wägte er das Für und Wider ab. Thevog hatte auf jeden Fall seine Vorteile, die er mehrfach unter Beweis gestellte. Er konnte ihm in vielen Dingen sehr nützlich sein. Sein technisches und auch physikalisches Wissen war enorm. Auf der anderen Seite konnte es passieren, dass er durch Jikav in Gefahr geriet. Die Bitte von Thevog brachte den Jugendlichen in einen derartigen Zwiespalt, dass er einfach keine Entscheidung treffen konnte.

      "Lass ihn uns doch begleiten", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. "Ich denke wirklich, es steckt mehr in Thevog, als man auf den ersten Blick glauben möchte", führte Tandra ihren einleitenden Satz aus.

      "Das bedeutet, du möchtest mich auch begleiten?", fragte Jikav ein wenig überrascht.

      "Natürlich will ich das. Auch, wenn ich schon immer ein Renegat war, glaube ich zumindest...", fügte sie unsicher hinzu, "... kenne ich kaum jemanden von Gentis' Leuten. Und ich weiß nicht, ob ich mich in die Gruppe integrieren kann. Die Amazonen bieten mir auch keine ausreichende Alternative. Somit fallen sie auch aus meinen Möglichkeiten heraus. Wir beide haben hingegen eine scheinbar besondere Verbindung. Sonst könntest weder du mitempfinden, was ich fühle, noch andersherum, wie sich ja in letzter Zeit öfters herausgestellt hat. Und genau diese Verbindung will ich besser verstehen lernen." Tandra setzte noch zu weiteren Argumenten an, die ihr Vorhaben untermauern sollten, wurde jedoch von Jikav davon abgehalten, der sich lebhaft vorstellen konnte, was noch alles kommen würde.

      "Bevor du jetzt überhaupt nicht mehr aufhörst zu reden, gebe ich lieber gleich auf", grinste er. "Packt eure Sachen und dann gehen wir los."

      "Was für Sachen?", fragte beide wie aus einem Mund.

      "Habt ihr beide euch denn schon bei Gentis versorgen lassen für die Reise?"

      "Ich bin startklar", kam es bei Thevog wie aus der Pistole geschossen.

      "Ich ebenfalls", ergänzte Tandra mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln um ihre wunderschönen Lippen. Jikav nahm dies mit einer Art Erleichterung wahr. Vielleicht war es für Tandra das Beste ihn zu begleiten. Außerdem konnte sie dann auch zusammen auf Thevog aufpassen.

      Mit einem letzten Blick auf die Renegaten wendeten sich die drei um und taten ihre ersten Schritte in Richtung des verseuchten, toten Landes mit all seinem, von Menschenhand geschaffenen, Grauen.

      "Weißt du, was mir gerade auffällt?", unterbrach Jikav nach wenigen Minuten die Stille. "Nach dem Einsturz der Biosphäre habe ich unzählige Menschen aus der Röhre kommen sehen. Ich kann mich aber nicht an einen einzigen Regierungsbeamten oder Politiker erinnern."

      "Glaubst du, die ProTeq hat sie vorgewarnt?"

      "Kommt mir irgendwie komisch vor, dass sie das getan haben sollten. Möglicherweise haben sie aber auch auf Anweisung der Regierung gehandelt. Das wäre eine logische Begründung für die Sprengung."

      "Das wäre der Regierung von Mår-quel mehr als zuzutrauen. Ihr Interesse liegt ja schließlich nicht im Wohlbefinden der Bevölkerung, sondern nur im eigenen und der ihrer Genossen. Ansonsten würde sie auch mehr für die Sicherheit der Menschen in diesem Land machen."

      "Ich hoffe nur, unsere Arbeit ist nicht umsonst und wir können dem Land wieder dazu verhelfen, dass die Menschen keine Angst mehr um ihre Zukunft haben müssen."

      "Das werden wir schon irgendwie schaffen, denke ich. Auch, wenn es noch ein hartes Stück Widerstand werden wird, bevor wir diese Parteien endlich von unserer Landkarte gefegt haben."

      "Könnten wir über etwas anderes reden als Politik", ertönte es plötzlich aus dem Hintergrund. Thevog konnte eindeutig nichts mit dem Gespräch der beiden Älteren anfangen und langweilte sich. "Zum Beispiel könnten wir uns über diesen schwarzen Punkt unterhalten, der seit einiger Zeit auf uns zusteuert und immer größer wird."

      Tandra und Jikav schauten in die Richtung, in die auch der Junge blickte, konnten jedoch nichts erkennen. Vor ihnen lag eine flache, gut überschaubare Ebene mit geringer Vegetation. Nicht einmal ein einziges Tier war zu sehen. Verwirrt drehten sich die beiden zu Thevog um, der daraufhin mit dem Finger in den Himmel zeigte. Jetzt erkannten sie auch, was der Junge meinte. Der Punkt war nicht sonderlich groß und hätte auch ein Vogel sein können. Doch dafür bewegte er sich zu langsam. Jikav legte die Hand über die Augen, damit die Sonne ihn nicht blendete. Es stimmte. Der schwarze Fleck wurde wirklich allmählich größer. Tandra lauschte angestrengt in den Wind, der aus derselben Richtung kam und glaubte ein Brummen zu hören.

      "Kannst du das auch hören?", vergewisserte sie sich. Jikav reagierte zunächst nicht. Dann aber konnte auch er es wahrnehmen.

      "Das könnte ein Hover sein. Fragt sich nur, ob er von einer Fluggesellschaft ist oder von der Regierung, beziehungsweise ProTeq."

      "Wir sollten hier nicht herumstehen und abwarten. Wenn es die Regierung oder deren Lakaien sind, dann ist es besser, sie sehen uns nicht."

      "Da stimme ich dir zu. Es wird aber schwierig hier eine ausreichende Deckung zu finden. Du siehst ja selber, das Land ist flach wie ein Brett. Keine Bäume, kein gar nichts."

      Jikav und Tandra starrten wie gebannt auf den schwarzen Fleck im Himmel, als dieser vollkommen unerwartet an Geschwindigkeit zunahm und innerhalb weniger Sekunden über sie hinweg jagte, um dann am Horizont zu verschwinden. Alles ging so blitzschnell, dass sie noch nicht einmal in Panik verfallen konnten. Verständnislos sahen sie sich gegenseitig an. Dann wanderten ihre Blicke zu Thevog. In der Hoffnung, der Junge hätte eine Erklärung für das Phänomen. Doch seine weit aufgerissenen Augen sagten eindeutig, dass auch er von dem Vorfall völlig überrascht war.

      "Wow", entfuhr es Thevog, der mit diesem einzigen Wort seine Anspannung löste. "Das war unglaublich."

      "Hast du eine Erklärung dafür?", wollte Tandra von ihm wissen.

      "Dafür gibt es keine wissenschaftliche Erklärung", bestätigte Thevog den Verdacht der anderen. "Kein Düsentriebwerk, auch nicht ein Plasmatriebwerk aus unserem Raumfahrtprogramm kann eine solche Geschwindigkeit in so kurzer Zeit erreichen."

      "Dann ist es eine geheime Technik aus den Laboren der ProTeq?", fragte Jikav in die Runde.

      "Wenn dem so ist, dann haben sie die Grenzen der Physik überschritten", war Thevogs einzige Antwort.

      Schweigend und immer noch über das Geschehene nachdenkend gingen sie weiter. Als sich der Junge nach einigen Minuten ein weiteres Mal umdrehte, um den Horizont erneut in Augenschein zu nehmen, fiel ihm wieder etwas auf. Da war ein junges Mädchen, vielleicht auch eine Frau, die ihnen scheinbar folgte. Oder war es doch nur ein Zufall, dass sie den gleichen Weg hatte? Warum sollten sie die einzigen sein, die nach Akeḿ wollten? Die Stadt war nicht so weit entfernt. Nur gut einhundertfünfzig Kilometer, schätzte er. Sie lag zwar nicht unter einer Kuppel aber wer dort Verwandte oder Familie hatte, konnte dort nach dem Unglück in Nuhåven unterkommen.

      "Wie bist du eigentlich auf Kaziir getroffen?", unterbrach die Stimme von Jikav seine Gedanken. "Oder ist es unangebracht, wenn ich dich danach frage?"

      "Nein. Das ist schon in Ordnung. Vielleicht ist es sogar der richtige Zeitpunkt über sie zu reden. Die schönen Erinnerungen zu durchleben." Tandra lächelte, wie es schien verlegen. "Kaziir gehörte mal einer Art Motorradgang an. Frauen und Männer zu gleichen Teilen. Dann fand sie aber heraus, mit welchen Mitteln einige der männlichen Mitglieder Geld für die Gruppe machten.