Название | Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 1 |
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Автор произведения | Jules Verne |
Жанр | Документальная литература |
Серия | gelbe Buchreihe |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753192321 |
Die drei Schiffe verließen ihren Ankerplatz noch vor Ende März und steuerten nach Westnordwesten in der Richtung, wo sich zwischen dem 27. und 28. Grade das von Davis entdeckte Land befinden sollte. Nach mehrtägiger Kreuzfahrt kam Roggeween am 6. April 1722 in Sicht einer Insel, welche er Oster-Insel nannte.
Wir erwähnen hier nicht der übertriebenen Größenangaben, welche der holländische Seefahrer bezüglich dieses Landes macht, noch seiner Beobachtungen über Sitten und Gebräuche der Eingeborenen, da uns Gelegenheit geboten wird, das aus den weit verlässlicheren und eingehenderen Berichten Cook's und La Pérouse's besser kennen zu lernen. “Was man in diesen Berichten aber vermissen wird“, sagt Fleurieu, „ist jener Beweis gründlicher Bildung eines Roggeween'schen Sergeantmajors, der uns, nach Beschreibung des Bananenblattes, welches sechs bis acht Fuß lang und zwei bis drei breit sein soll, belehrt, dass die Stammeltern des Menschengeschlechtes nach dem Sündenfalle damit ihre Blöße bedeckt haben sollen“; und er fügt zur weiteren Erläuterung hinzu, dass „diejenigen, welche diese Behauptung aufstellen, sich darauf stützen, das genannte Blatt für das größte aller Pflanzen des Morgen- und Abendlandes halten“.
Diese Bemerkung zeugt für die hohe Vorstellung, welche Behrens sich von der Körpergröße unserer Urahnen machte.
Furchtlos kam ein Eingeborener an Bord der „AIGLE“. Er ergötzte Alle durch seinen guten Mut, seine frohe Laune und durch seine nicht misszudeutenden Freundschaftsbezeugungen.
Am folgenden Tage bemerkte Roggeween auf dem mit einer Art Bildsäulen übersäten Strande eine Menge Eingeborne, welche die Ankunft der Fremdlinge mit neugieriger Ungeduld zu erwarten schien. Da fiel, man weiß nicht wie das zuging, ein Schuss, einer der Insulaner bricht zusammen und die entsetzte Menge stäubt nach allen Richtungen auseinander. Bald kehrt sie in gedrängten Gliedern wieder. Jetzt lässt Roggeween an der Spitze von etwa 100 Mann eine allgemeine Salve auf jene abgeben, welche eine große Zahl von Opfern zu Boden streckt. Erschreckt beeilen sich die Eingeborenen, um die fürchterlichen Gäste zu besänftigen, diesen all' ihr Hab und Gut zu Füßen zu legen.
Fleurieu glaubt nicht, dass die Oster-Insel mit Davis-Land identisch sei; trotz der von ihm für diese Behauptung aufgeführten Gründe muss man, mangels durchgreifender Unterschiede seiner Beschreibung und in der Lage beider Länder, die Entdeckung Davis' und die Roggeween's schon deshalb für identisch halten, weil in jenen Meeresteilen bis auf den heutigen Tag keine weitere Insel bekannt geworden ist.
Durch einen heftigen Sturm von seinem Ankerplatze an der Ostküste der Oster-Insel vertrieben, steuerte Roggeween weiter nach Westnordwesten, durchsegelte Schouten's „Böses Meer“ und entdeckte in einer Entfernung von 100 Meilen von der Oster-Insel ein anderes Eiland, das er für Schouten's Insel der Hunde hielt und auf den ihm später verbliebenen Namen Carlshoff taufte.
Das Geschwader passierte diese Insel, ohne sie zu besuchen, und wurde während der folgenden Nacht durch Winde und Strömungen mitten in eine Gruppe niedriger Inseln verschlagen, deren Vorhandensein man nicht erwartete. Die Galeere „Die AFRIKANERIN“ stieß dabei gegen eine Klippe, und die beiden anderen Schiffe hätte beinahe derselbe Unfall ereilt. Erst nach fünftägiger Anstrengung, Unruhe und Gefahr gelang es ihnen, sich wieder herauszufinden und klares Fahrwasser zu gewinnen.
Die Bewohner jenes Archipels waren groß, ihre Haare schlicht und lang und ihr Körper mit bunten Farben bemalt. Heut' ist man ganz einig darüber, in der von Roggeween hinterlassenen Beschreibung der „Verderblichen Inseln“ den Archipel zu erkennen, den Cook später die Palliser-Inseln nannte.
Frühmorgens an dem Tage, nachdem Roggeween den Gefahren der Verderblichen Inseln entschlüpft war, entdeckte er eine Insel, der er den Namen „Aurora“ gab. Sie erhob sich kaum über die Wasserfläche, und wenn die Sonne nicht eben aufging, wäre die “TIENHOVEN“ in Gefahr gekommen, an derselben zu Grunde zu gehen.
Bei einbrechender Nacht bemerkte man noch eine Insel, die den Namen „Vesper“ erhielt und welche heute schwer zu bestimmen ist, wenn sie nicht der Palliser-Gruppe selbst angehört.
Roggeween eilte zwischen dem 15. und 16. Breitengrade mit vollen Segeln weiter nach Westen und befand sich „plötzlich“ inmitten vieler halb überfluteter Inseln.
„Bei unserer Annäherung, sagt Behrens, sahen wir eine Menge Kanus längs der Küste hingleiten und kamen zu der Überzeugung, dass das Land hier dicht bevölkert sein müsse. Bei noch geringerem Abstande erkannten wir eine Anhäufung einzelner, aber dicht bei einander gelegener Eilande; endlich gelangten wir unbemerkt so zwischen dieselben, dass wir für einen Aus- oder Rückweg besorgt wurden, und der Admiral einen Steuermann nach dem Top des Mastes beorderte, um sich über den einzuschlagenden Kurs zu unterrichten. Unsere Rettung verdankten wir damals nur der eben herrschenden Windstille; die geringste Luftbewegung hätte unsere Schiffe auf die Riffe treiben müssen, ohne dass eine Hilfe möglich gewesen wäre. Zum Glück kamen wir ohne Unfall heraus. Diese Inseln, sechs an der Zahl, bieten einen lachenden Anblick und mögen zusammen eine Ausdehnung von dreißig Meilen haben. Sie liegen fünfundzwanzig Meilen westlich von den Verderblichen Inseln. Wir gaben ihnen den Namen ‚das Labyrinth‘, weil es vieler Umwege bedurfte, um aus denselben herauszukommen.“
Mehrere Schriftsteller erklären diese Gruppe für übereinstimmend mit Byron's Prince de Galles-Inseln. Fleurieu teilte diese Ansicht nicht. Dumont d'Arville glaubt, es handle sich hier um die schon von Schouten und Lemaire gesehene Vliegen-Gruppe.
Nach dreitägiger Fahrt gen Westen erblickten die Holländer eine Insel von schönem Aussehen. Kokos und andere Palmen neben üppigem Grün bezeugten ihre Fruchtbarkeit. Da man in der Nähe des Ufers keinen Ankergrund fand, musste man sich begnügen, dieselbe nur durch wohlbewaffnete Abteilungen untersuchen zu lassen.
Noch einmal vergossen die Holländer das Blut einer keineswegs feindselig auftretenden Bevölkerung, die sie am Ufer erwartete und nur den einen Fehler beging, in zu großer Anzahl herzu gelaufen zu sein. Nach einer solchen, eher von Barbaren als von zivilisierten Menschen zu erwartenden Handlungsweise versuchte man die Eingeborenen durch Geschenke an deren Häuptlinge und ziemlich trügerische Freundschaftszeichen zwar wieder anzulocken, aber diese legten darauf offenbar keinen Wert. Als die Matrosen dagegen weiter ins Innere vordrangen, fielen sie mit einem Hagel von Steinen über dieselben her. Obgleich das Gewehrfeuer der Letzteren viele derselben zu Boden streckte, widerstanden sie den Fremdlingen doch mit Tapferkeit und zwangen diese, sich unter Mitnahme ihrer Verwundeten und Toten bald wieder einzuschiffen.
Natürlich schrien die Holländer nun über Verrat und wussten kaum, mit welchen Schmähungen sie die Hinterlist ihrer Gegner brandmarken sollten. Wer tat aber zuerst Unrecht? Wer war der angreifende Teil? Selbst zugegeben, dass einige Diebstähle vorgekommen wären, was ja wohl möglich ist, musste man den Fehler einiger Individuen, welche von der Heiligkeit des Eigentumsrechtes gewiss keine rechte Vorstellung hatten, in so strenger Weise und an einer ganzen Bevölkerung bestrafen? Trotz der hier erlittenen Verluste gaben die Holländer dem Lande, eingedenk der Erfrischungen, die sie ebenda gefunden, den Namen „Rekreations-Insel“. Roggeween verlegte sie unter den 16. Breitengrad; ihre geographische Länge ist aber so mangelhaft bezeichnet, dass die Wiedererkennung noch nicht gelang.
Sollte Roggeween nun weiter im Westen die Insel Espiritu Santo de Quiros aufsuchen? Oder sollte er nach Norden segeln, um mit Hilfe des eben günstig wehenden Monsuns Ostindien zu erreichen? Der Kriegsrat, dem er hierüber die Entscheidung