Название | Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 1 |
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Автор произведения | Jules Verne |
Жанр | Документальная литература |
Серия | gelbe Buchreihe |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753192321 |
Die schönste Arbeit d'Anville's ist seine Karte von Italien, dessen nebenbei übertriebener Längendurchmesser nach Anschauung der Alten von Osten nach Westen verlief.
Im Jahre 1735 führte Philipp Luache, dessen Name als Geograph ein wohlverdientes Ansehen genießt, eine neue Methode ein, indem er bei der Karte der Tiefen des Canals (la Manche) krumme Linien zur Andeutung der Hebungen und Senkungen des Bodens benützte. Zehn Jahre später veröffentlichte d'Après de Mannevillette seinen Neptune oriental, indem er verbesserte Karten der Küsten von Afrika, China und Indien lieferte. Damit verband er auch eine Art nautischen Leitfadens, der für jene Zeit umso wertvoller war, als man noch kein derartiges Hilfsmittel besaß. Bis an sein Lebensende verbesserte er diese Sammlung von Vorschriften, deren sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts alle französischen Seeoffiziere als Führer bedienten.
In England nahm Halley unter den Astronomen und Physikern den ersten Rang ein. Er publizierte eine Theorie der „magnetischen Variationen“ und eine „Geschichte der Monsuns“ (Jahreszeiten-Winde), die ihm den Befehl über ein Schiff einbrachten, um seine Theorie durch die Praxis erproben zu können.
Was d'Après bei den Franzosen getan, das leistete Alexander Dalrymple in England. Nur konnte er sich niemals von einer Neigung zur Hypothese befreien, und glaubte z. B. stets an das Vorhandensein eines östlichen Kontinents. Sein Nachfolger war Horsburgh, dessen Name den Seefahrern immer wert und teuer sein wird.
Doch wenden wir uns nun zur Schilderung der zwei hochwichtigen Expeditionen, welche dem leidenschaftlich geführten Streite wegen der Gestalt der Erde ein Ende machen sollten. Die Akademie der Wissenschaften entsendete nämlich eine aus Godin, Bouguer und La Condamine bestehende Kommission nach Amerika, um den Meridianbogen eines Grades am Äquator zu messen, während sie Maupertuis, mit einem gleichen Auftrag betraut, nach dem hohen Norden schickte.
„Ist die Abplattung der Erde“, sagt dieser Gelehrte, „nicht größer als Huyghens sie annimmt, so wird der Unterschied der in Frankreich schon gemessenen Meridiangrade und der ersten Grade in der Nähe des Äquators nicht groß genug sein, um nicht auf mögliche Irrtümer der Beobachter und die Unvollkommenheit der Instrumente zurückgeführt werden zu können. Beobachtet man aber am Pole, so muss die Differenz zwischen dem ersten, der Äquatoriallinie benachbarten Grade und z. B. dem 66. Grade, der den Polarkreis schneidet, selbst entsprechend der Hypothese Huyghens auffallend genug sein, um, trotz der zulässig größten Fehler, zweifellos erkannt zu werden, weil sich diese Differenz ebenso viele Male vervielfältigt, als Meridiangrade zwischen jenen Gegenden liegen.“
Das zu lösende Problem lag also klar vor Augen und sollte am Pole wie am Äquator in Angriff genommen werden, um einen Streit zu beenden, in dem Newton und Huyghens zuletzt Recht behielten.
Die Expedition ging auf einem in Dünkirchen ausgerüsteten Schiffe unter Segel. Es beteiligten sich bei derselben außer Maupertuis noch die Akademiker de Clairaut, Camus und Lemonnier, der Abbé Outier, Kanonikus von Bayeux, der Sekretär Sommereux, der Zeichner Herbelot und der gelehrte schwedische Astronom Celsius.
Als der König von Schweden die Mitglieder der Kommission in Stockholm empfing, sagte er zu ihnen: „Ich habe den blutigsten Schlachten beigewohnt, würde aber lieber in die mörderischste derselben zurückkehren, als die Reise unternehmen, welche Sie eben vorhaben!“
Natürlich durfte man hier nicht an eine Vergnügungsfahrt denken, wo Schwierigkeiten aller Art, fortwährende Entbehrungen und eine entsetzliche Kälte die gelehrten Naturforscher bedrohen mussten. Doch was sind ihre Leiden im Vergleich zu dem Elend, den Gefahren und schweren Prüfungen, welche die späteren Nordpolarfahrer, wie Roß, Parry, Hall, Payer u. A. zu erdulden hatten?
„In Torneå, im Grunde des Bottnischen Meerbusens und in der Nähe des Polarkreises, fand man die Häuser unter dem Schnee begraben“, sagt Damiron in seiner „Lobrede auf Maupertuis“. „Wagte man sich ins Freie, so schien die Kälte die Brust zerreißen zu wollen, und es verrieten sich die immer noch zunehmenden Kältegrade durch das Geräusch vom Bersten des Holzes, aus dem hier alle Gebäude errichtet sind. Bei der auf den Straßen herrschenden Einsamkeit kam man auf den Gedanken, dass die Bewohner dieser Stadt ausgestorben sein möchten. Wo man aber Menschen traf, fand man auch Verstümmelte, welche bei so überaus harter Temperatur Arme oder Beine eingebüßt hatten. Und hier in Torneå sollten die Reisenden noch nicht einmal bleiben!“
Heutzutage, wo man diese Örtlichkeiten und die Strenge des arktischen Klimas besser kennt, ist man ja im Stande, sich eine Vorstellung zu machen von den Schwierigkeiten, denen die kühnen Reisenden begegnen mussten.
Im Juli 1736 begannen sie ihre Tätigkeit. Jenseits Torneå fanden sie nur noch unbewohnte Gebiete. Sie waren nur allein auf ihre eigenen Hilfsmittel angewiesen, um die Bergspitzen zu erklimmen, auf denen Signalstangen als Verknüpfungspunkte der langen Dreieckkette errichtet wurden. In zwei unabhängigen Abteilungen vorgehend, um zwei Messungen statt einer zu erhalten und um unumgängliche Fehler möglichst zu verringern, gelang es den kühnen Naturforschern nach Überwindung zahlloser Hindernisse, welche in den Memoiren der Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1737 geschildert sind, festzustellen, dass die Länge des Meridianbogenstückes zwischen den Parallelkreisen von Torneå und Kittis 55.023½ Toisen betrug. Unter dem Polarkreise maß der Meridiangrad demnach etwa 1.000 Toisen mehr als Cassini angenommen, und übertraf die Länge des von Picard zwischen Paris und Amiens vermessenen Gradbogens noch um 377 Toisen (1 Toise = 1,949 Meter). Die Erde war an den Polen also merklich abgeplattet, eine Tatsache, gegen deren Anerkennung sich die Cassini, Vater und Sohn, lange Zeit sträubten.
Vorkämpfer der Physik, Ihr, neue Argonauten,
die Berg' erkletterten, den Wogen sich vertrauten,
bringt aus den Ländern, die drei Kronen untertan,
Die Messwerkzeuge heim, zwei Lappinnen obendrein,
Ihr habt bestätigt, dort, wo keiner leben kann,
was Newton schon gewusst – ohn' aus dem Haus zu sein!
So äußerte sich Voltaire, nicht ohne malitiöse Pointe; dann spielt er auf die beiden Schwestern an, die Maupertuis mitbrachte, und deren eine ihn zu verführen wusste, mit den Worten:
Solch' Fehler ist zu häufig wohl!
Genug, dass es der einzige,
den man begangen auf dem Weg zum Pol!
„Übrigens“, sagt A. Maury in seiner „Geschichte der Akademie der Wissenschaften“, „gab die Leistungsfähigkeit der Instrumente und Metoden, deren sich die nach dem hohen Norden entsendeten Astronomen bedienten, den Verteidigern der polaren Abplattung der Erde mehr Recht, als sie tatsächlich verdienten; im folgenden Jahrhundert schon führte der schwedische Astronom Svenborg jene unfreiwilligen Überschätzungen in einer schönen, in französischer Sprache veröffentlichten Abhandlung auf ein bescheideneres Maß zurück.“
Inzwischen betrieb auch die, von der Akademie nach Peru gesendete Kommission ihre analogen Arbeiten.
Charles Marie de La Condamine – 1701 – 1774
Zu ihr gehörten La Condamine, Bouguer und Godin, alle drei Mitglieder der Akademie, Joseph von Jussieu, Dekan der medizinischen Fakultät, für die botanische Forschung, der Chirurg Seniersgues, der Uhrmacher Godin des Odonais und ein Zeichner. Am 16. Mai 1735 verließ dieselbe La Rochelle. Die Gelehrten kamen zunächst nach St. Domingo, wo einige astronomische Beobachtungen angestellt wurden, dann nach Cartagena, Puerto-Bello, überschritten den Isthmus von Panama und landeten endlich, am 9. März 1736 bei Manta auf peruanischem Boden.