Mondschein. J.D. David

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Название Mondschein
Автор произведения J.D. David
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783741837395



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bewiesen.

      Herzog Celan bildete mit seinen beiden Getreuen die Spitze des langen Zuges, der sich auf die Stadt zu bewegte. Natürlich war die frohe Kunde vom Sieg über Ikran Khan bereits von schnellen Boten in die Stadt getragen worden, die jubelnd ihren Herzog, ihren Helden, empfangen wollten. Hinter Celan ritt der Stolz seiner Armee, die tandorischen Reiter, dahinter schlossen sich die Infanteristen und die gefangenen Urben an. Den Schluss des Zuges bildeten die Transportwagen, die von einer kleinen Nachhut geschützt wurden. Gerade den Gefangenen war der plagende Marsch der letzten Tage anzusehen. Alle wirkten ausgezehrt und durstig und nur die Angst schien sie noch jeden Schritt voranzutreiben. Als die ersten die Mauern der Stadt erblickten, schien sich eine kleine Erleichterung breit zu machen, die jedoch schnell wieder von der Ungewissheit überlagert wurde, was mit ihnen wohl jetzt geschehen würde.

      Vor dem Stadttor von Taarl bildeten die Stadtwachen ein Spalier, durch das Herzog Celan hindurch ritt. Sie standen alle stramm und stolz und blickten starr nach vorne. Ihre eisernen Brustpanzer glitzerten im Sonnenlicht und durch die Sauberkeit und Ordentlichkeit ihrer Uniformen hoben sie sich deutlich von den rückkehrenden Soldaten ab, an denen immer noch die Spuren der Schlacht und des Rückmarsches zu sehen war.

      Als Herzog Celan durch das Tor geschritten war, wurde er von einer jubelnden Menge empfangen, die an beiden Straßenseiten standen. Sie alle empfingen ihre Helden, die sie endlich von der Bedrohung durch die Urben beschützt hatten. Die ganze Stadt war auf den Beinen, und entsprechend dicht gedrängt standen die Menschen, als Celan über die Straße ritt. Von allen Richtungen kamen Jubelrufe und Blumen wurden auf die Straße geworfen. Die jungen Frauen himmelten die aus der Schlacht zurückgekehrten Helden an und hier und dort liefen erleichterte Familien zu ihrem Vater oder ihrem Sohn, um in wieder in der sicheren Heimat willkommen zu heißen.

      Celan winkte nach links und rechts seinen Untergebenen zu und genoss die Anerkennung und Verehrung, die ihm zu Teil wurde. Durch diesen Sieg war er unsterblich geworden, und noch lange würde man Lieder über seine Heldentaten singen. Nur die Tatsache, dass er nicht persönlich Ikran Khan getötet hatte, trübte den momentanen Triumph ein wenig, aber konnte den Glanz des Momentes nicht nachhaltig überschatten. Arthur war mit seinen Männern schon direkt nach der Schlacht wieder nach Süden Richtung Rethas gezogen, sodass er ihn hier, bei seiner Siegesfeier, nicht ertragen musste. Er drehte sich nach rechts und lächelte Forgat zu.

      „So eine Siegesfeier hast du wohl in Tjemin nicht erlebt.“

      Forgat lachte. „Nein, Herr, wahrlich nicht. Das ist aber auch verständlich, da es in Fendron einfach an Feinden fehlt.“

      Celan nickte und blickte dann wieder nach vorne.

      Der Zug ritt über die Hauptstraße erst durch die ärmeren Viertel und erreichte dann das innere Stadttor. Von hier ritten sie noch ein kleines Stück bis zum Marktplatz und bogen dann nach Südwesten auf die Straße, die zur Burg führte, ab. Vor der Burg lag ein weiter, leerer Platz, an dem die Gefangenen zurück gelassen werden sollte. Nur der siegreiche Herzog und die tandorischen Reiter ritten in die Burg hinein, die sie mit Flaggen auf jedem Turm willkommen hieß. Mit lautem Klappern ritt der Herzog über die Zugbrücke und dann durch das mächtige Burgtor in den Hof seiner Burg.

      Im Hof warteten bereits fast alle Bediensteten und Wachen, um ihren Herrn willkommen zu heißen. Vor der Schar seiner Bediensteten sah Celan seine Frau, mit ihren wallenden, dunkelbraunen Locken, die seinen Sohn auf den Armen hielt. Er sah deutlich die kleine Rundung ihres Bauches, die zeigte, dass sie Celan bald erneut ein Kind schenken würde. Celan schwang sich vom Pferd und übergab die Zügel einem Stallburschen. Dann ging er zu seiner Frau, Katharina, und seinem Sohn, Lumos.

      „Es freut mich, dich wieder heil und gesund zu sehen, mein Liebster.“, begrüßte Katharina ihren Mann.

      „Ich habe mich jede Sekunde auf diesen Moment gefreut.“, antwortete Celan und nahm seine Frau in den Arm. Er gab ihr einen leichten Kuss auf den Mund und sah sich dann seinen Sohn an. Der Junge war etwas älter als ein Jahr. Er entwickelte sich sehr gut, er sah gesund und kräftig aus und wirkte auch sonst wie ein guter Erbe für den Herzogstitel von Tandor.

      „Dein Vater hat heute einen großen Sieg errungen, auf dass du einmal in Frieden über Tandor herrschen kannst.“, sagte Lumos’ Mutter zu ihm.

      „Lass uns hinein gehen.“, sagte Celan und gemeinsam schritt das Herzogspaar auf den Bergfried zu.

      Narthas schaute in die gebrochenen Gesichter seiner Stammesbrüder. Alles war verloren, alles, wofür sie in den letzten Jahren gekämpft hatten. Die Schlacht war verloren, der große Khan war gestorben und der Traum der vereinten Urbenstämme konnte mit dem Tod von Ikran Khan ebenso begraben werden. Wie auch die anderen Urben war er völlig ausgelaugt von den Strapazen der Schlacht und dem darauffolgenden Marsch nach Taarl. Dennoch versuchte er weiterhin aufrecht zu gehen und so zumindest seinen Stolz zu behalten, der zu vielen um ihn herum schon verlustig gegangen war.

      Narthas war seinem berühmten Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und wirkte wie eine einfach jüngere Version des großen Khans. Seine Haare waren auch lang gewachsen und zu Zöpfen geflochten, sein Bart allerdings noch deutlich kürzer. Doch seine Augen, sein Blick, war ungebrochen herrschaftlich.

      Erleichtert ließen sich die gefangenen Urben zu Boden sinken, als der demütigende Zug durch die Straßen der Stadt auf dem Vorplatz der Burg ein Ende fand. Narthas war einer der wenigen, der ungebeugt weiter stehen blieb. Was wohl mit ihnen jetzt geschehen würde? Soweit er wusste, gab es in Valorien keine Sklaven, aber gerade in Tandor gab es viele Mienen und Bergwerke, die Arbeiter brauchten. War dies sein zukünftiges Schicksal? In einem Bergwerk nach Jahren grausamer Arbeit zu sterben? Er wollte und konnte nicht daran glauben. Er glaubte, dass die Geister der Steppe ihm ein anderes Schicksal ersonnen hatten. Mittlerweile wünschte er sich, er wäre wie sein Vater und viele seiner Brüder in der Schlacht gefallen. Aber dies war ihm nicht vergönnt gewesen, und nun war es seine Aufgabe, das Beste für sein Volk zu versuchen und seinen Stolz zu behalten.

      Narthas sah wie einige tandorische Soldaten aus der Burg kamen und sich unter die Gefangenen mischten. Sie fragten mehrere der Urben etwas, viele zuckten unverständlich die Schultern, da sie die Sprache der Valoren nicht verstanden, aber einige nickten und zeigten dann auf ihn. Vier Bewaffnete kamen auf ihn zu und umzingelten ihn. Sein Blick war ungebrochen stolz und er schaute dem offensichtlichen Anführer, einem etwas kleineren aber dennoch kräftigen Mann mit einer Glatze, direkt in die Augen. Eine unruhige Stille beherrschte die Szene. Offensichtlich hatten die Soldaten einen gebrochenen Mann erwartet, der auf Knien um Gnade winseln würde, aber diesen Gefallen wollte Narthas ihnen nicht tun. Nach einigen Momenten wandte der Anführer seinen Blick auf einmal ab und schaute leicht zur Seite, dann wandte er aber seinen Kopf wieder Narthas zu und schoss nach vorne. Seine Faust grub sich mit Gewalt in Narthas’ Magengrube und er musste nach Luft schnappen. Trotz der Stärke des Mannes wäre der Schlag nicht so schmerzhaft gewesen, wenn er darauf vorbereitet gewesen wäre, aber dies war nicht der Fall. Narthas schaffte es auf den Beinen zu bleiben, von seiner stolzen Haltung und seinem stolzen Blick war aber nichts übrig geblieben. Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als ihn zwei Soldaten an den Armen packten und ihn hochzogen, sodass er dem Glatzkopf wieder ins Gesicht schaute. Dieser lächelte hämisch.

      „Bist du hier der Anführer?“, fragte er in der widerlichen Sprache der Valoren, die so gar nichts Männliches und Starkes hatte. Die Sprache war schwach, schwach wie das Volk, das sie sprach. Umso mehr schmerzte Narthas die Niederlage.

      „Mein Name ist Narthas, Sohn von Ikran, und ich bin der nächste überlebende Nachfahre des großen Khans.“, antwortete er mit einem starken urbischen Akzent, den er mit Absicht nicht abzuschwächen versuchte.

      „Folgt mir!“ sagte der Glatzkopf, was nicht an Narthas, sondern an die Soldaten gerichtet war, die den Urben an den Armen hielten und ihn dann hinter dem Anführer Richtung Burg drängten.

      Celan stand am Fenster und schaute auf den Vorplatz der Burg hinaus. Er blickte über all die Gefangenen. Es waren bestimmt an die dreihundert, vielleicht sogar mehr. Und sie waren nicht ohne Grund gefürchtete Feinde, dass hatte er oft genug feststellen müssen. Der Umgang der Urben mit Pferd und Bogen waren einzigartig. Wer auch immer über