Die Dubharan. Norbert Wibben

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Название Die Dubharan
Автор произведения Norbert Wibben
Жанр Языкознание
Серия Eila - Die Leuchtende
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742791160



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vor, in denen es ungewöhnliche Todesfälle gab. Diese lassen sich nur durch das Wirken von dunklen Zauberern erklären. Dies geschieht immer häufiger. Sie werden stärker und treten immer öfter aus dem Verborgenen hervor. Sie bereiten sich vielleicht auf eine letzte Auseinandersetzung vor. Besondere Besorgnis bereitet ihm der Tod von Riley und Robert, die beide Träger eines Armreifs waren.

      Roarke grübelt über die ungewöhnlichen Orte nach, an denen in den letzten Wochen Aktivierungsimpulse bemerkt worden sind. Es waren eindeutig Rileys und Roberts Armreifen, aber nachdem diese getötet worden waren. Seine Beobachter der Karte sind sehr aufmerksam und zuverlässig. Kann es aber doch sein, dass seine Beobachter etwas nachlässig waren?

      Jedenfalls hatten sie an zwei Orten im Westen diese Aktivierungen festgestellt, die ihn stutzig machten. Eine erfolgte in der Burg, in der vor Jahrhunderten ein heftiger Kampf zwischen ihnen und den Dunklen stattfand. Die Überprüfung zeigte aber eine menschenleere Burg, die lediglich von Seevögeln, Krähen und Dohlen bewohnt wird.

      An dem zweiten Ort gab es wiederholt Aktivierungen. Das Seltsame ist, sie fanden auf einem einsamen Berg statt. Sein Späher konnte dort aber weder ein menschliches Wesen, noch eine Behausung entdecken. Er fand auch keine Ansiedlung in der näheren Umgebung. Warum gab es die Aktivierungen dort, oder hatten seine Beobachter die Orte falsch lokalisiert?

      Roarke schreckt auf. Es poltert laut, dann wird heftig an die Tür seines Studierzimmers geklopft. Es hört sich so an, als solle sie eingeschlagen werden.

      »Wer zum Donner ist das«, brummelt er. Laut fordert er: »Herein, aber mit etwas mehr Ruhe!« Seine Augen blicken unter den Augenbrauen erwartungsvoll zur Tür.

      Trotz des immer vorhandenen blauen Dunstes in dem Zimmer, seine Pfeife geht nur selten aus, sieht er, wie die Tür schnell geöffnet wird. Im Türrahmen steht etwas atemlos, Finley. Mit seinem rechten Arm hält er eine schlaffe, gehörnte Gestalt fest.

      »Also doch!«, murmelt Roarke. Dann fordert er Finley auf: »Lege den Faun dort in die Ecke. Ich werde ihn nachher verhören.« Finley legt seinen Gefangenen in die bezeichnete Zimmerecke.

      Nun spricht Roarke einige Worte, während er mit beiden Händen vor der schlaffen Gestalt durch die Luft fährt. Auf der Innenseite seiner linken Hand ist dabei kurz eine Sonne zu erkennen. Silbern glänzende Eisenketten umschließen Arme und Beine des Gefangenen.

      »Nun erzähle, was ist passiert?«, wendet er sich an Finley.

      »Ich kam direkt vor Maireads Haus an. Sofort durchsuchte ich mit meinen Blicken den Vorgarten. Als ich nichts Verdächtiges sah, betrat ich das Grundstück und schaute durch die Fenster. Ich konnte nur einen alten Mann im Wohnzimmer entdecken, der im Ohrensessel eingenickt war. Das Badezimmerfenster stand offen, also betrat ich von dort das Haus. Ich horchte, ob außer dem Atmen des alten Mannes irgendwelche Geräusche zu hören seien.

      Ich bemerkte eine Stiege, die in den Keller führt. Von dort kam ein leises Zischen. Ich hörte: »Wo ist es, wo versteckt es sich?« Vorsichtig spähte ich die Kellerstiege hinab. Eine schemenhafte, dunkle Gestalt suchte etwas im Kellerraum.

      Bei der flackernden Kellerbeleuchtung sah die alte Holzstiege nicht besonders vertrauenerweckend aus. Sie würde vermutlich laut knarren, wenn ich darauf in den Keller hinabsteigen wollte. Also machte ich einen magischen Sprung direkt zu dem Wesen und versuchte es sofort mit einem Blitz zu betäuben. Leider hatte ich mich etwas verschätzt und den Gegner nicht getroffen«, Finley schaut leicht verlegen zu Roarke. Er erinnert sich nur zu gut an dessen mahnende Worte. Schnell fährt er fort: »Es gab einen heftigen Kampf zwischen dem Gehörnten und mir. Wir haben ein ziemliches Durcheinander verursacht. Der Lärm scheint aber nicht bemerkt worden zu sein, da niemand in den Keller gestürzt kam. Endlich konnte ich einen zweiten Blitz setzen. Darauf kam ich sofort zu dir zurück.« Er ist erneut etwas verlegen: »Leider bin ich direkt an deiner Tür angekommen und dagegen gefallen. Der Kampf war doch etwas anstrengend.«

      Roarke schaut Finley ernst an: »Alles in allem hast du das gut gemacht. Du solltest aber zukünftig etwas weniger leichtsinnig sein. Du musst dich immer genau auf das konzentrieren, was du vorhast. Sonst ergeht es dir mal schlecht!« Finley nickt einsichtig, erwidert aber nichts.

      Roarke überlegt. Er hat seine Pfeife wieder angesteckt und pafft Rauchwolken in die Luft. Nach längerer Zeit spricht er zu Finley: »Die Dubharan konnten vermutlich nicht genau feststellen, von wo das Aktivierungssignal kam. Sie haben offensichtlich Späher zu verschiedenen Orten geschickt, um zu ermitteln, an welchem Ort sich dieser Armreif befindet. Trotzdem haben sie die Aktivierung mitbekommen. Das alleine bedeutet, sie haben ihre Möglichkeiten verbessert und vermutlich ihren Einflussbereich ausgeweitet. Sie werden wieder stärker!«

      Erneut schweigt er, um dann fortzufahren: »Daher ist es immens wichtig, dass Maireads Armreif vor ihrem Zugriff geschützt wird! Du musst sofort zurück und beobachten, was weiter geschieht. Falls es erforderlich ist, musst du den Armreif und dessen Träger schützen. Bitte sei diesmal wirklich vorsichtig, es steht viel auf dem Spiel!«

      Roarke setzt noch hinzu: »Falls es nicht anders geht, musst du als letztes Mittel den Armreif nehmen. Damit kommst du zu mir, oder zu einem anderen der oberen Drei. Nur wir können ihn sicher verwahren, bis der auserwählte Besitzer des Armreifs gefunden ist.«

      »Ich werde diesmal vorsichtiger sein und dich nicht enttäuschen!«

      Finley lässt seine linke Hand auf dem Medaillon unter seinem Obergewand ruhen. Er spricht: »Portaro« und ist verschwunden.

      Mittlerweile sind drei Tage vergangen, in denen Roarke unruhig auf Finleys Rückkehr wartet.

      In dieser Zeit hat das wiederholte Verhör des Fauns nichts Neues ergeben. Angeblich weiß er nicht einmal, wie er in den Keller gekommen ist. Ein böser Zauberer muss ihm einen Streich gespielt und dorthin gezaubert haben. Solche Dinge geschehen immer wieder, besonders einem armen Faun kann so etwas ungestraft angetan werden. Er hat nichts Böses vorgehabt, sondern lediglich den Ausgang gesucht. Einen Auftraggeber gibt es nicht, also kann er auch keine Namen nennen. Der Faun bleibt verstockt bei seiner Version.

      Am dritten Tag und nach einem weiteren, vergeblichen Verhör, sagt Roarke zu ihm: »Da du ja nur ein harmloser Faun bist, kann ich dich nicht weiter gefangen halten.«

      Freudig blickt der Faun ihn an und setzt sich auf. Er zweifelt jedoch an den gehörten Worten: »Dann darf ich jetzt gehen?«

      »Nein! Ich behalte dich noch etwas hier. Ich warte auf Nachrichten von einem Boten. Er versucht, die Wahrheit deiner Worte zu überprüfen.«

      Niedergeschlagen legt sich der Faun wieder in die Ecke. Er faucht gehässig: »Mit einem Faun kann man es ja machen!«

      Es ist kurz nach Mittag. Roarke pafft schnell nacheinander kleine Wölkchen in die Luft. Rauchringe wollen heute bei seiner Unruhe nicht gelingen. Die Luft flimmert und Finley steht mitten im Raum.

      »Ah, endlich!« Roarke steht auf. »Erzähle schnell, was du festgestellt hast.«

      Finley berichtet alles, was er bei Eila und ihrem Großvater beobachtet hat.

      »Das Mädchen aus Maireads Haus ist zusammen mit dem großen Hund gerade im Zug Richtung Süden abgereist«, beendet er seinen Bericht.

      »Gut. Gehe zu deinen Eltern und ruhe dich dort etwas aus. Am späten Nachmittag kommst du bitte wieder zu mir. Ich werde in der Zwischenzeit versuchen, einen Sinn aus deinem Bericht zu gewinnen. Vermutlich musst du noch heute Abend wieder los.«

      Finley nickt kurz und verlässt den Raum. Roarke nimmt seine mittlerweile erloschene Pfeife, zündet sie umständlich wieder an. Er grübelt, die Stirn in schwere Falten gelegt. Er nimmt ein altes Buch zu Hilfe und blättert eifrig darin herum.

      »Wohin geht die Reise, zu Artagan, Alveradis, Erdmuthe oder Sisgard? Nach Serengard und zu Wisgard kann ich ausschließen, da die Reise nicht in Richtung Norden erfolgt.«

      Er grübelt lange weiter, bis es an der Tür klopft und Finley, auf seine Aufforderung hin eintritt. Der Rauch im Zimmer ist womöglich dichter als sonst, aber Roarke blickt zufrieden zu Finley.

      »Hast