Название | Die Schule |
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Автор произведения | Leon Grüne |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754170724 |
„Abgelehnt“, brüllte Richter George und ließ seinen Hammer ein weiteres Mal hinunterschnellen.
„Die Schulgebäude liegen etwa einen halben Kilometer weiter in dieser Richtung. Wir haben es gleich geschafft.“
8
Die Hoffnung, dass die Auszeit ihm gut tun würde, verflüchtigte sich schnell, als er das erste der beiden Schulgebäude sah. Der einzige Weg, wie die Schule noch älter hätte aussehen können, wäre, wenn sie sich in einem riesigen Zelt befunden hätte. Scheinbar hatte sich seit ihrer Erbauung nicht sonderlich viel an ihrem Aussehen geändert. Die Wände bestanden aus grauen Ziegeln und sahen so aus, als wären sie tatsächlich vor fünfhundert Jahren aufgeschichtet worden. Das Gebäude teilte sich in einen linken und einen rechten Flügel vom Haupteingang ab. Der linke Flügel, den sie zuerst sahen, als sie die letzten Bäume hinter sich gelassen hatten, hatte exakt dieselbe Länge wie der rechte Flügel auf der anderen Seite. Beide waren jeweils in etwa so lang wie zwei Schulbusse. Der linke Flügel endete abrupt mit einer einfachen kahlen Wand aus Ziegelsteinen, an welcher sich drei einzelne Fenster knapp unter dem Dach befanden. Durch Fenster, welche sich an derselben Seite befanden wie die Eingangstür, konnte man die einzelnen Räume von außen jedoch nur leicht erahnen. Der Mittelteil des Gebäudes, welcher den Haupteingang darstellte, ragte höher als die beiden Flügel und erhob sich, wie der Turm einer Kirche, aus dem Gemäuer. Eine große Uhr war in der Frontseite des breiten Turmes eingebaut worden und zeigte kurz nach halb zwei an. Das gesamte Gebäude lag auf einer leicht erhöhten Fläche. Eine breite steinerne Treppe mit sechs Stufen führte zur großen hölzernen Doppeltür empor.
„Da sind wir“, verkündete Mr. Brenner fröhlich.
„Willkommen an der Lauriea Summer School, würde ich sagen“, ergänzte er.
„Okay, jetzt glaube ich Ihnen die Geschichte, dass sie im 17.Jahrhundert gebaut wurde“, murmelte David recht wenig begeistert.
„Ich weiß, sie macht nicht viel her, aber im Gegensatz zu den Neubauten, halten die alten Ziegel die Wärme im Sommer ganz gut draußen, und es bleibt meist erfrischend kühl in den Räumen.“
Davids Miene besserte sich, trotz der Aussicht auf kühle Unterrichtsräume, nicht.
„Keine Sorge, ihr werdet nicht dort drinnen wohnen müssen. Das Wohngebäude ist dort hinten“, beschwichtigte Mr. Brenner ihn und zeigte auf das andere Gebäude, welches 30 Meter schräg hinter dem alten Schulgebäude stand. Anders als das Gebäude mit den Unterrichtsräumen, wirkte der Bau, in dem sie wohnen und schlafen sollten, ziemlich neu und nicht wie aus einem vorherigen Jahrhundert. Ein massiver, rechteckiger, modern aussehender Kasten, dachte David, so ließ es sich treffendsten ausdrücken. Die Fassaden des Bauwerks waren grün, orange und cremefarben gestrichen. Zahlreiche Fenster, die scheinbar zu den Schlafräumen gehörten, waren an jeder Seite der Außenwände zu sehen. Zudem befanden sich, an jeder der vier Wände, jeweils zwei kleine Balkone, die zu den mittleren Zimmern in der obersten Etage gehörten. Die Balkone wurden von weißen hüfthohen Schmiedeeisenzäunen umgeben, welche an den Ecken des Balkons eine etwas erhöhte weiße Eisenstange mit einer Kugel darauf besaßen. Die Fenster der Schlafzimmer waren sichtlich keine hundert Jahre alt, besaßen jedoch eine alt wirkende Sprossenfensteroptik.
„Es wurde erst vor vierzig Jahren gebaut und ist deswegen noch relativ neu. Kein Vergleich zu dem alten Gebäude, in dem ihr Unterricht haben werdet“, erklärte Mr. Brenner.
„Wenn Sie das sagen“, entgegnete David missmutig.
„In dem Gebäude werdet ihr wohnen, essen, schlafen und eure Freizeit verbringen können, aber das wird dir Mr. Cross wahrscheinlich gleich alles erzählen.“
„Wieso nicht Sie?“, fragte David enttäuscht, dass Mr. Brenner zu gehen schien.
„Ich hab leider keine Zeit, David, ich muss die nächsten Kinder abholen. Außerdem kommt er da schon.“
Mr. Brenner stellte den Koffer neben David ab und nickte in Richtung des kleinen Mannes, welcher auf sie zugelaufen kam.
„Guten Tag, Herr Kollege“, begrüßte ihn Mr. Cross leicht schnaufend. Schweißperlen liefen von seiner Halbglatze auf seine Stirn hinunter. Leicht aus der Puste kam er neben den beiden zum Stehen. Seine Statur war quasi das Gegenteil des hochgewachsenen, athletischen Mr. Brenner.
„Ihnen auch einen guten Tag, James“, begrüßte er den kleineren schwitzenden Mann im kurzärmligen weißen Hemd. Sein Kopf hatte eine runde Form und thronte auf einem von der Sonne gerötetem Hals. Seine Nase war etwas breiter und länger als gewöhnlich und hatte gewisse Ähnlichkeit mit einer überdimensionalen Stupsnase. Unter seinen Augen waren deutliche Krähenfüße zu erkennen, und seine Wangenknochen waren ein Paradebeispiel für das Wort „markant“. David schätzte ihn auf etwa 50 bis Mitte 50. Jünger konnte er beim besten Willen nicht sein. Und falls doch, gehörte er definitiv zu der Sorte Männer, die schnell alterten. Das Einzige, was halbwegs dafür sprechen konnte, dass er sich irrte, war die Haarfarbe von Mr. Cross. Der noch kräftige Braunton seiner Haare verzerrte das Bild, das David von ihm hatte, geringfügig und ließ ihn bei näherer Betrachtung doch eher wie Ende 40, Anfang 50 aussehen. Seine dünnen Beine steckten in einer beigen kurzen Jeanshose, die durch einen braunen Ledergürtel mit silberner Schnalle oben gehalten wurde. Noch verwirrender war jedoch die Wahl seiner Schuhe. Anstatt normale Turnschuhe oder anderes festes Schuhwerk zu tragen, trug er ein Paar hellbrauner Sandalen. Für die Jahreszeit nichts Ungewöhnliches. Für den Ort, an dem sie sich befanden, aber umso mehr.
„Wie ich sehe, haben Sie den ersten Neuankömmling für heute auflesen können“, sagte James Cross und schnappte lächelnd einen Moment nach Luft.
„Das ist Mr. Cross, dein Englischlehrer für die nächsten Wochen. James? Das ist David, einer unserer neuen Schüler“, stellte er die beiden vor, um dem erschöpften Cross eine Verschnaufpause zu gewähren.
„Freut mich sehr“, sagte er, wobei er versuchte sein Keuchen möglichst zu unterdrücken.
„Mich ebenso, Sir“, antwortete David freundlich und streckte ihm die Hand aus.
„Sieh einer an“, wandte er sich Brenner zu und schüttelte David lächelnd die Hand, „Der junge Mann hat Manieren, die ich hier seit mindestens 14 Jahren nicht mehr gesehen habe.“
„Dafür ist sein Drang, frech zu werden, nicht zu übersehen“, erwiderte Brenner mit gespielter Empörung und musste selbst grinsen.
„Ach Blödsinn, Ralph, das hat doch überhaupt nichts miteinander zu tun.“
„Nun ja, Sie werden schon noch sehen, James. Entschuldigt mich, aber ich glaube, dass ich niemanden zu lange vor Mr. Clarkes Haus warten lassen sollte.“
„Besser wäre das“, pflichtete Cross ihm bei.
„Bis später dann. Ich freue mich auf unser nächstes Gespräch, David“, verabschiedete Brenner sich und klopfte David auf die Schulter.
„Ich mich auch, Sir“, erwiderte er.
„Bis nachher, Ralph. Wir sehen uns dann doch bestimmt beim Abendessen, nicht wahr?“
„Selbstverständlich. Das lasse ich mir doch nicht entgehen. Also, bis dann“, rief er zurück und verschwand zwischen den Bäumen wieder im Wald.
„Also dann“, fing Cross an und wandte sich David zu. „Legen wir los.“
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