Название | Sizilianische Gesetze |
---|---|
Автор произведения | Ruth Broucq |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753188515 |
Zu ihrer finanziellen Knappheit kam auch noch eine hohe Nachzahlung meiner Heizkosten- Abrechnung, die brachte sie in echte Schwierigkeiten, sodass sie überlegte, wie sie die Kosten reduzieren könne. Als dann ihr Sohn auch noch neue Kleidung und Geld für die anstehende Klassenfahrt brauchte war sie überfordert.
Vito um mehr Geld zu bitten, sparte sie sich, denn er hatte schon vorher gemeckert, dass die Internatskosten unnötig seien, schließlich gäbe es hier auch Schulen. Wenn sie ihn fragte, würde er sie auslachen, das war ihr klar. Aber sie benötigte Hilfe.
Denn es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Ausgaben zu kürzen wo immer es möglich war. Der Leittragende würde leider ihr Sohn sein, weil das der größte Posten in ihren monatlichen Ausgaben war. Also war sie gezwungen, Rene kurzentschlossen von dem Internat nehmen, weil sie die Fünfzehnhundert Mark monatlich dafür nicht mehr aufbringen konnte. In letzter Not rief sie Renes Vater an, erklärte ihm die Misere, und bat ihn um seine finanzielle Beteiligung.
Knallhart erwiderte dieser, das ginge ihn alles nichts an, er richte gerade seine Wohnung ein, und das sei wichtiger. Denn schließlich hätte sie die alleinige Sorgepflicht, außerdem sei das ja in dem Scheidungs-Urteil so geregelt, dass sie gegenseitig auf Unterhalt verzichtet hatten.
Die Bedürfnisse seines Sohnes waren also unwichtig? Nach diesem Telefonat war sie endgültig mit ihrer Geduld am Ende. Sie holte sich Rat bei dem zuständigen Jugendamt.
Nachdem der Beamte sich ihr Anliegen angehört und das Scheidungsurteil gelesen hatte, sagte er: „Nein, so geht es ja wohl nicht. Der gegenseitige Unterhaltsverzicht, der nach dem damaligen Scheidungsrecht von Ihnen vereinbart wurde, gilt nur für Sie und Ihren Ehemann. Für Kinder können Eltern nicht auf Unterhalt oder zum Beispiel auf ein Erbe verzichten. Das geht nach unserem deutschen Gesetz nicht. Natürlich muss Ihr geschiedener Mann Unterhalt für seinen Sohn zahlen. Nicht für Ihre gemeinsame Tochter, weil die in der Ausbildung ist und auch nicht bei Ihnen wohnt. Wenn Sie wollen nehmen wir die Sache mal in die Hände. Denn mir scheint, das geht nur mit einer Klage beim Familiengericht, und das ist für Sie kostenlos. Das Jugendamt vertritt in dem Falle Ihren Sohn.“
Erleichtert stimmte sie zu. Also nahmen die Dinge ihren Lauf.
Zornige Vorwürfe und Undank
Eines Tages stürzte ihr Sohn wie ein Wilder zur Tür hinein und beschimpfte sie wütend: „Was fällt dir ein, in meinem Namen meinen Vater zu verklagen? Dazu hast du kein Recht! Mach das sofort rückgängig! Sie will das nicht!“
Wie ein Racheengel stand er vor ihr, mit vor Wut verzerrtem Gesicht, sodass sie den Eindruck hatte, er könne jeden Moment auf sie losgehen.
„Also erst einmal ein anderer Ton bitte, mein Junge. Du sprichst mit deiner Mutter, nicht mit deinesgleichen. Und danach können wir uns in Ruhe unterhalten.“ Versuchte sie Ruhe zu bewahren.
„Nein“, schrie er sie aufgebracht an: „Ich verlange, dass du die Klage sofort zurückziehst. Mein Vater hat kein Geld, der richtet gerade seine Wohnung ein, der kann dir kein Geld geben. Und außerdem braucht der auch keinen Unterhalt für mich zu bezahlen. Das hat er schriftlich. Also lass das sein!“
Immer noch in ruhigem Ton erwiderte sie: „Ich glaube davon verstehst du nichts, Rene. Aber ich will es dir trotzdem erklären. Nicht ich habe diese Klage verfasst, sondern das Jugendamt. Und da das Jugendamt die Kinder bei Unterhaltsklagen nur vertritt, wird die Klageschrift im Namen des Kindes verfasst. Das ist normales deutsches Recht. Ich könnte das also gar nicht zurückziehen. Und jetzt reg dich mal ab!“
„Ich glaube dir kein Wort. Du willst nur einen Keil zwischen uns treiben, weil es dir nicht passt, dass ich zum Papa ziehe, sobald er seine Wohnung fertig hat. Aber das schaffst du nicht!“ sagte er zornig, er war nicht zu beruhigen.
Utes Geduldsfaden riss, energisch erklärte sie ihrem Kind: „Wohin du ziehst oder nicht, das bestimme allein ich, mein Sohn! Jetzt ist aber Schluss mit lustig. Was fällt dir denn ein, dich in Sachen einzumischen, die du noch nicht verstehst? Dein Vater ist für dich Unterhaltspflichtig. Punkt. Dass er keine Wohnung hat, und jetzt alles neu kaufen muss, ist allein seine eigene Schuld, deshalb müssen doch nicht alle anderen Leute für den Scheiß bezahlen, den er selbst verschuldet hat! So, und jetzt ist Schluss, ich hab die Nase voll von sinnlosen Diskussionen. Geh in dein Zimmer.“
Widerspenstig blieb er stehen und sagte nachdrücklich: „Ich werde dem Richter sagen, dass ich zu meinem Vater ziehen will, und dann musst du nämlich Unterhalt bezahlen. Darauf kannst du dich verlassen!“
Sie schüttelte den Kopf, wollte dem Jungen den Wind aus den Segeln nehmen, und versuchen doch noch eine Basis zu finden: „Rene, das geht doch gar nicht. Vergiss es. Ich kann doch gar keinen Unterhalt bezahlen, dazu müsste ich doch ein geregeltes Einkommen haben. Und das hab sie ja nicht.“
Voller Hass zischte der Kleine: „Ha ha, dann werde sie verraten, dass du an dem Casino beteiligt bist. Du wirst sehen, dann musst du zahlen.“
Fassungslos über die abgrundtiefe Gehässigkeit die ihr der eigene Sohn entgegen schleuderte, starrte sie ihn an, holte tief Luft und entschied: „Pack deine Sachen, und ruf deinen Vater an, er soll dich jetzt sofort abholen. Sie werde dich nicht aufhalten! Aber geh noch heute!“
Ute setzte sich vor den Fernseher, und obwohl sie vor lauter Tränen nichts sah, und auch gar nicht verstand was dort lief, hörte sie nur nach kurzer Zeit, die Etagentür ins Schloss fallen.
Als sie sich endlich aufraffen konnte, ins Kinderzimmer kam, konnte sie in den offenen leeren Schrank ihres Sohnes sehen.
Auch Ramona konnte ihren Bruder nicht verstehen, aber sie war sich sicher, dass Rene den Wechsel bald bereuen werde.
„Beim Papa hat er es bestimmt nicht so gut wie bei dir. Der erste Krach wird nicht lange auf sich warten lassen.“ Meinte sie.
„Das ist seine Sache, zu mir kann er nicht wieder zurück kommen. Mit fast vierzehn Jahren ist man alt genug um mit mehr Verstand zu handeln und seiner Mutter Respekt entgegen zu bringen. Wie er mit mir gesprochen hat, das habe sie nicht verdient. Damit hat er sich alles verscherzt.“ Sagte sie hart, und sie versuchte zu verstecken, wie weh ihr die Sache tat.
Mit ihrem Exmann einigte sie sich letztendlich, dass er anstatt seiner Unterhalts- Zahlung für die vergangen vier Jahre, nun den alleinigen Unterhalt für den Sohn für die nächsten vier Jahre übernehmen würde.
Aber Utes Tochter hatte eigene Interessen, deshalb ließ sie das Thema auch schnell fallen. Sie kam umgehend auf ihre eigenen Probleme zu sprechen, denn nun war das Zimmer ihres Bruders frei geworden, was ihr gerade recht kam.
Sie berichtete, dass sie, gleich nach Beendigung der Ausbildung gekündigt wurde. Offenbar hatte ihr Arbeitgeber keine Verwendung mehr für sie. Nun sei das Geld noch knapper, da ihr Arbeitslosen-Geld nach dem Lehrgeld berechnet würde. Weil es nur noch Krach mit den Großeltern gab, wolle sie gerne zu ihrer Mutter kommen. Renes Zimmer sei ja nun frei.
Natürlich stimmte sie sofort zu, denn da Vito mal wieder bei seiner Ehefrau war, kam ihr der Wunsch gelegen. In den letzten Monaten der Schwangerschaft würde sie froh sein, nicht alleine zu sein. Eine erwachsene Tochter kam ihr als Unterstützung ganz recht. Sicher hatte Ramona ihre frühere Gemütlichkeit durch das Berufsleben längst abgelegt. So sah Ute einem Zusammenleben erfreut entgegen.
Wie man sich im eigenen Kind irren kann, durfte sie dann erleben. Ramonas Gemütlichkeit war reine Faulheit, was wohl charakterlich bedingt war. Sie hatte sich nicht nur kein bisschen verändert, sondern war auch noch anspruchsvoll und total egoistisch geworden. Die Großeltern hatten die Erziehung ihrer minderjährigen Enkelin völlig vernachlässigt. Man hatte diese zwangsläufig übernommene Pflicht in den Keller abgeschoben, im wahrsten Sinne des Wortes.
Leider musste sie Ute nun unter der mangelnden Erziehung leiden. Die schlimme Schlampigkeit ihrer Zwanzigjährigen Tochter ging ihr total gegen die Natur. Obwohl Ramona nicht arbeitete, hielt sie aufräumen und saubermachen für überflüssig. In ihrem Zimmer sah es aus wie Kraut und Rüben. Das Bett nicht gemacht,