Название | Wenn Liebe fliegen lernt |
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Автор произведения | Tarja Redfield |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742770271 |
»Autsch, können Sie nicht aufpassen, wo Sie hinlaufen?«, rief ich sauer und versuchte wieder aufzustehen.
»Es tut mir total leid, ich hab dich gar nicht gesehen«, entschuldigte sich eine männliche Stimme und hielt mir die Hand hin.
»Das schaffe ich schon alleine!«, murrte ich und stand auf. Ich wischte mir die Hose ab und schaute meinem Gegenüber ins Gesicht. Mir stockte der Atem. Sämtliche Wut verrauchte und mein Puls raste. Ozeanblaue Augen schauten mich mitfühlend an.
»Geht es dir gut? Ich habe gerade mein Handy gesucht und einen Moment nicht aufgepasst.« Er wuschelte sich nervös durch sein schulterlanges blondes Haar. Ich machte den Mund auf, aber es kam kein Laut heraus. Verdammt Sofia, jetzt reiß dich zusammen und sag etwas! »Ähm kein Problem ... ich habe selbst nicht aufgepasst.« Unsicher lächelte ich ihn an und hielt ihm meine Hand hin. »Ich bin Sofia«, stellte ich mich vor.
»Nils.« Er lächelte mich nun etwas mutiger an und schüttelte meine Hand, die ich länger wie nötig hielt. Er kratzte sich nervös an seiner Schläfe und räusperte sich. »Darf ich dich als Wiedergutmachung auf einen Kaffee einladen?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn eigentlich war ich genauso schuld an unserem Zusammenstoß wie er.
»Gerne, aber ich bezahle selbst.« Ich zwinkerte ihm zu und sein Lächeln wurde breiter. Zum Vorschein kamen kleine Grübchen, die ich unheimlich sexy fand.
Wir steuerten dasselbe Café an, in welchem ich mir vorhin schon meinen Kaffee geholt hatte.
Nils hielt mir die Tür auf. »Dann mal los, immer nach Ihnen junge Dame.«
Ich machte einen gespielten Knicks. »Vielen Dank der Herr.«
Wir setzten uns an einen Fensterplatz. Nils holte uns beiden einen schwarzen Kaffee. Ich schmunzelte. »Du bevorzugst also auch eher die schwarze Brühe?«
»So sieht es aus.« Er lächelte und stellte die Becher auf den Tisch.
Ich nahm meinen in die Hand und nippte dankbar. »Und wohin gehts? Bist du auf der Durchreise?«, versuchte ich ein unverfängliches Gespräch anzufangen.
Er lächelte und nahm auch einen Schluck. »Kann man so sagen. Ich besuche meine Tante. Sie wohnt in Dänemark. Ganz oben in Blokhus.«
Meine Augen wurden immer größer. Das konnte doch kein Zufall sein, dass wir dasselbe Ziel hatten. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und spielte mit meinem Becher.
»Was ist los? Verrätst du mir denn auch wo es hingeht?« Er grinste und legte seinen Kopf schief.
Ein Blick in seine Augen und mein Herz pochte schneller. Warum bringt er mich so durcheinander? Ich versuchte, ein neutrales Grinsen aufzusetzen. »Tja, ich bin auf den Weg nach Blokhus um Urlaub zu machen.«
Nils Augen würden plötzlich größer und fingen noch mehr an zu funkeln, wenn das überhaupt möglich war. »Na, wenn das mal nicht Schicksal ist.«
Ich lachte leise auf. »Du glaubst also an das Schicksal ja?«
»Natürlich! Sonst würden ja die ganzen Romantiker aussterben«, rief er theatralisch aus und fasste sich an die Brust. Humor hatte er, das musste man ihm lassen und gut aussehen tat er auch noch. Ich seufzte innerlich. Das war eigentlich das Letzte, was ich gebrauchen konnte. Sofia! Stopp! Du bist nicht hier, um eine Romanze anzufangen, ermahnte ich mich gedanklich.
»Na, wenn du das sagst«, erwiderte ich und stand auf. »Ich werde mal weiterfahren. Es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen.«
Nils erhob sich ebenfalls. »Das kann ich nur zurückgeben. Vielleicht meint das Schicksal es nochmal gut mit uns und man sieht sich ein zweites Mal.« Keck grinste er mich an.
Ich räusperte mich und trat unsicher vom einen auf den anderen Fuß. »Wir werden sehen. Bye.« Ich verließ mit schnellen Schritten das Café und stieg wieder in mein Auto. Seufzend ließ ich mich auf den Fahrersitz nieder. Was war das für eine verrückte Begegnung? Ob wir uns wirklich nochmal über den Weg laufen? Unwahrscheinlich war es nicht. Blokhus ist nicht gerade groß. Ich seufzte und ließ den Motor an. Nein, ich werde einfach nicht weiter darüber nachdenken.
Kapitel 2
Meine digitale Uhr im Auto zeigte fünf vor vier Uhr an. Ich hatte also nur noch fünf Minuten Zeit meinen Schlüssel für das Haus abzuholen. Schwungvoll zwängte ich mich in die nächstbeste Parklücke und betrat rasch das Reisebüro. Man begrüßte mich wie immer sehr freundlich und die Übergabe des Schlüssels erfolgte problemlos. Nun konnte es ohne weitere Umwege zum Haus gehen. Meine Nervosität stieg immer mehr, umso näher ich meinem Ziel kam. Früher war ich oft mit meinen Eltern an diesem Ort. Alle zwei Jahre hatte es uns immer wieder hier her verschlagen. Als ich mit Tom zusammenkam, wurde es etwas weniger, aber auch während dieser Zeit sind wir ab und zu alle zusammen hier hoch gefahren. Das letzte Mal liegt schon zwei Jahre zurück. Seitdem Papa krank wurde, schafften wir es nicht mehr und alleine wollte ich es nicht. Bis zum heutigen Tag. Nun sollte alles anders werden. Ein Neuanfang. Und wo konnte man ihn besser starten, als hier, am Meer. Ich bog noch einmal links ab und fuhr eine ganze Weile einen Schotterweg entlang. Als ich an einem Haus mit einer weißen Holzverkleidung ankam, wusste ich, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Direkt vor dem Haus gab es zwei Parkplätze, auf einem davon parkte ich. Meine Koffer ließ ich erstmal im Auto. Mit zittrigen Händen steckte ich den Schlüssel in das Schloss und mein Herz schlug einen Takt schneller. Da wir in diesem Haus noch nicht waren, wusste ich nicht was mich erwartete. Als ich den Raum betrat, umfing mich gleich der Geruch von Holz, den ich so sehr liebte. Ich befand mich im Wohnzimmer, wo sich gleichzeitig auch eine weiße, rustikale Küche befand. Weiter geradeaus fand ich zwei Schlafzimmer und ein kleines Bad vor. Links von mir führte eine Wendeltreppe hoch in ein weiteres offenes Wohnzimmer. Von hier oben hatte man einen wunderbaren Blick aufs Meer. Da die Fenster auf kipp standen, konnte man es rauschen hören. Für einen Moment schloss ich die Augen und hörte einfach nur den Wellen zu. Nach einer Ewigkeit ging ich wieder nach unten zum Eingang, wo sich der Poolbereich befand, den ich bisher völlig außer Acht gelassen hatte. Als ich ihn betrat, hatte ich das Gefühl, als würde man mir einen Hammer auf den Kopf schlagen. Die Luft war feucht, stickig und es roch ein wenig nach Chlor. Ich erblickte einen Pool und am Ende dessen befanden sich große bodentiefe Fenster. Es war einfach wunderschön. Als ich näher heranging, entdeckte ich an einem der Fenster einen Türgriff. Oh wie schön, es ist kein Fenster, es ist eine Tür! Und sie führte auf eine schöne geräumige Terrasse, auf der sich ein Tisch und Stühle befanden. Mit Blick auf die Dünen, die das Meer verbargen. Es waren nur wenige Schritte bis dorthin. Auf alle Fälle werde ich heute noch den Strand besuchen. Aber als Erstes hole ich mein Gepäck aus dem Auto. Während ich den Poolbereich wieder zurücklief, entdeckte ich eine Tür, zudem man in ein zweites Badezimmer kam. Das ist wohl das Hauptbad, denn es war doppelt so groß wie das andere. In ihm befand sich ein Whirlpool und eine Dusche
Zwei ausgepackte Koffer später, setzte ich mich groggy mit einer mitgebrachten Flasche Wein auf die Terrasse. Ich nahm einen ordentlichen Schluck und seufzte zufrieden. Wie ich diesen Ort vermisst hatte. Diese Ruhe, das Meer und auch die Menschen. Hier ticken die Uhren ganz anders wie zu Hause. Kein Stress und kein Gemecker an den Supermarktkassen. Apropos Supermarkt, ich musste auf jeden Fall noch einkaufen. Mein Magen grummelte ordentlich, die Laugenstange von der Raststätte war schon längst verdaut. Bei dem Gedanken an die Raststätte musste ich wieder an die Begegnung mit Nils denken. Ob er auch schon bei seiner Tante angekommen war? Wie lange er wohl hierblieb? Ach, was dachte ich denn da schon wieder? Ich schüttelte den Kopf und nahm noch einen Schluck Wein. In dem Moment klingelte mein Handy. Ein Anruf von Tom wurde mir angezeigt. Ich verdrehte die Augen und ließ es einfach klingeln. Dazu hatte ich noch keine Kraft. Immer wieder rief er mich an, um nochmal das Gespräch mit mir zu suchen. Er war der festen Überzeugung, dass ich einen Fehler gemacht hatte, unsere Beziehung einfach aufzugeben. Dabei war er, als ich Schluss machte, gar nicht so schockiert, wie ich gedacht hatte. Ich schaute auf die Uhr