Название | DOG TO GO |
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Автор произведения | Jaqueline Merlin |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753191362 |
Ich saß auf dem Teppichboden, mit dem Rücken an meinen Kleiderschrank gelehnt. Sie ruhte in entspannter Geste auf einem Kissen im Körbchen, das im Flur stand, direkt vor meiner Zimmertür. Sie war fast immer offen, mit dem Unterschied, ob ganz weit offen, halb offen oder angelehnt.
Aus ihren großen, dunkelbraunen Augen traf mich der eindringliche Blick: „Ich komme dahin mit!“ Hundefreunde amüsierten sich köstlich, wenn sie hörten, dass sie vor dem Kühlschrank schlief. „Dort müsste sie die schönsten Träume haben, wenn nicht, bekommt sie die noch.“ Es ging nicht anders, weil im Flur gleichzeitig die Küche war, eine zwei Meter lange Küchenzeile.
Da war alles weiß gefliest. Wenn Bonny aus dem Regen kam, durfte sie nicht mit Schmutz ins Zimmer, das mit hochwertigem Teppichboden ausgelegt war. Ich musste sie zuerst fein sauber machen, bevor sie mich in meinem Bereich besuchen kommen durfte. Die Regeln hatten wir von Anfang an
festgelegt. Ich war mir unschlüssig, ob ich sie zu dem Rendevous ins feine Restaurant mitnehmen sollte. Schließlich hatten wir noch keine Erfahrung darin. Steve, unserem spontanem Gastgeber, musste es sehr wichtig sein.
Jetzt fiel mir wieder die Hunde-Patin Jutta ein, als mögliche Lösung für einen Abend, rief ich bei ihr an. Erst meldete sich der Anrufbeantworter, dann bekam ich sie persönlich zu sprechen. Sie hätte es sich anders überlegt, nachdem sie mit ihrer Schwester darüber gesprochen hätte. Öfter
gibt es Situationen, denen sie vielleicht nicht mehr gewachsen ist, wenn da die großen Hunde kommen zum Schnuppern, das würde ihr Angst machen. Manche sporadischen Arztbesuche stellte sie ebenso dagegen. Somit war es eine höfliche Ablehnung. Es wurde mir klar, warum sich Bonny mich ausgesucht hatte, für mich wären dies all keine Gründe gewesen.
Nun mussten wir es darauf ankommen lassen. Sie hatte bei dem Telefonat ihre Ohren gehoben, die sonst wie zwei große Blätter von ihrem Kopf herabhingen. Vor ihrem Körbchen breitete sich eine zähflüssige Lache aus,
die ich als Gallensaft identifizierte, unübersehbar und gelb auf den weißen Fliesen.
Bonny hatte zurzeit jenes Telefonierens Gift und Galle gespuckt, um mir zu zeigen,
auf was für absurde Ideen ich käme, sie einfach wegzugeben, wenn ich mich mit jemandem traf. Es war doch klar, dass sie mitkäme, auch zum Schutz für mich, und natürlich aus reiner Neugierde. Wer war er eigentlich?
Im noblen Restaurant
Wir kamen eine halbe Stunde zu spät, auf der Promenade zu Tony gab es neue Informationen zu verarbeiten, nicht nur an Baumstämmen, sondern auch im Erleben wahrhaftiger Begegnung mit Hunden und dem Mensch.
Steve hatte bereits den Ober gefragt, wie lange man so auf die Dame mit Hündchen warten müsse. „Na ja, eine halbe Stunde könnte es dauern, ist die Strecke länger als üblich“, beruhigte er ihn. Ich bedankte mich dafür. beim Ober. „Ich bin in Gera geboren“, lautete sein erster Satz. Ich dachte sofort an meinen Vater. „Mein Vater hatte in Gera seine Jugend verbracht, seine Stiefmutter war dort geboren.“ „Ja, waren Sie denn mal da?“ „Kein einziges Mal bisher. Mein Früherer, ihr sagt Bekannter, stammt aus Jena. Da kauften wir seine Standardjeans, ich habe von Jena nur ein Kaufhaus gesehen.“ „Ja, Gera ist ne halbe Autostunde von Jena entfernt.“ „Er wäre keinen Umweg für mich gefahren oder hätte angehalten, selbst wenn mir
die Blase geplatzt wäre.“ „So sind Sie auf den Hund gekommen?“ „Nicht ganz, ein bissl.“ „Es hört sich bayrisch an. Ich muss heute Nacht mit dem ICC nach Ulm fahren, neuer Auftrag. Baupläne abliefern und besprechen.“ Der Ober machte darauf aufmerksam, dass an Nachbars Tisch ein anderer kleiner Hund saß und ich die Leine über die Stuhllehne legen sollte, damit sie sich nicht selbständig mache. Bonny zeigte mehr Interesse für Steve als für den anderen Hund. Sie lag wie auf der Lauer direkt unter seinem Stuhl und nahm alles wahr, was hier nun geschah.
Als wir uns mit den Speisekarten gegenüber saßen, konzentrierte ich mich auf die Weinkarten, die offenen Weine im 0,3 l Glas vor den Flaschen und Steve auf Fischspezialitäten des Atlantik. Ich entschied mich für Risotto a la casa, ein Sahne-Curry-Gemüse Risotto, das ich im Schaukasten vor der Eingangstür erpicht hatte und einen Rosé. Es war meine Unsicherheit.
Steve wählte den Atlantik-Fisch, der vom Ober am Tisch entgrätet wurde, was ich vorher nicht wusste. Sonst hätte ich mich auch über Fisch gefreut, der zart und saftig aussah, schneeweiß, als er enthüllt war. Der Ober hatte zwei Fische geholt, weil er mein Risotto als kleine Vorspeise betrachtete. Ich traute mich nicht zu sagen, dass ich jetzt auch Fisch essen möchte, als er lachte, dass er ihn selbst essen würde. „Leben Sie von Vorspeise sowie Nachtisch?“ „Wie es kommt, ab und zu gibt’ s größere Zwischenmahlzeit.“ „Alles andere isst Ihre Hündin mit?“ Bonny gab mir zu verstehen, dass sie ihn mag, was ich nicht gleich merkte, da ich einfach zu aufgeregt war und mich auf Steve und das Essen konzentrierte. Sie war unsichtbar geworden
unter seiner Sitzfläche. Er erzählte von seinem Berner Sennen, der ihm mal die Jacke zerrissen hatte in einer stürmischen Begrüßung, und dass
er ihn in keine Restaurants mitnehmen konnte.
Er hatte Zimmermann gelernt in Gera sowie sein Vater. Ich musste dabei an Jesus Chr. denken. Schon während dieses Telefonats fragte er mich in überraschender Weise: „Glauben Sie an Gott?“
Ich reagiere äußerst empfindsam auf jede Art von Ketzerei und Zynismus in diesem Sinn und fragte ihn: „Glauben Sie an Gott?“ Er besaß eine sehr direkte Art. Ich wollte heraus finden, wie ich seine Frage verstehen sollte. War es eine Provokation, Fangfrage, Satire und Spaß? Nach kurzer Pause, in der er tief Luft holte, antwortete er im Brustton der Überzeugung: „Jah,
ich glaube an Gott!“ Jetzt wusste ich, schon im Wechsel des Tonfalls zum Vorangegangenen, dass es ehrlich gemeint war. Ich fühlte mich wie klein beigegeben, als ich sagte: „Jah, ich glaube auch an Gott!“ Es war wie die Gegenwärtigkeit, die mich daran erinnern sollte, am Punkt angekommen, der sich in unteren Gefilden befand. Ich war voller Angst, alles wird gut.
Davor hatte er geflunkert, sonst wäre er nicht an mich heran gekommen. Es ärgerte ihn, dass er vor einer verschlossenen Tür stand. Was sagte mir ein befreundeter Kollege? „Herzelein, merke dir ein für allemal. Es gibt keine verschlossenen Türen, es gibt einfach nur geschlossene Türen. Ich bringe dir jetzt einmal bei, wie man so jede Tür aus den Angeln nimmt.“
„Was kennen Sie sonst aus dem Ostgebiet?“ „Rügen.“ Er musste herzlich lachen. „Ja, Rügen?“ „Na, auch Brandenburg natürlich.“ Wir kamen dem Thema unseres Zusammentreffens näher.
„Im Telefonbuch stand eine Nummer unter meinem Namen für Zepernick, also Kreis Barnim. Ich wohne da nicht mehr, sondern im Prenzlauer Berg.“ Ich nickte stumm und schaute schuldbewusst wie fragend zu ihm hinüber. „Sie versuchten, mich dort in zeitlichen Abständen zu erreichen?“ Ich hob und senkte ausdrucksstark meinen Kopf wie in einem Ja-ha. „Ich bin dort nicht mehr.“ Er hatte seit einer letzten Begegnung etwas verursacht, dass ich ihn wieder sprechen wollte. Doch meldete sich ein anderer Name, der mich irritierte. In Muschelhöhe des Hörers kam mal ein zirka vierjähriges Mädchen zu Wort: „Mama?“ Spontan war es, als hätte es mir die Sprache verschlagen. Ich versuchte es erneut. Aber wen ich sprechen wollte, jener hob nicht ab. Jetzt war mir das klar. Im Prinzip ging dies Missverständnis auch von ihm aus. Wie sollte ich auf die Idee kommen, dass ein Mann mit Kindern nicht mehr zuhause wohnt, den Kindern hatte er ein Haus gebaut.
Er war beruflich eingespannt, wohnte nicht bei der Mutter der Kinder, ein
Bauingenieur, der deutschlandweit baute und oft woanders schlief, über Nacht musste er nach Süddeutschland im ICC-Zug. Dafür sind die Foto-Handys entstanden: „Schau’ mal Lukas, dein Papa will dir „Gute Nacht“ sagen.“ Jetzt aßen wir im Südosten von Berlin. Danach musste er in den Nordwesten, einen Freund im Krankenhaus besuchen, immer auf Achse sozusagen. Bonny lauschte