DAS BUCH ANDRAS I. Eberhard Weidner

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Название DAS BUCH ANDRAS I
Автор произведения Eberhard Weidner
Жанр Языкознание
Серия DAS BUCH ANDRAS
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738007527



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war meinen wirklichen Problemen – und davon hatte ich im Moment mehr als genug – durch eine simple Dusche nicht beizukommen. Sie schienen nur darauf zu lauern, erneut über mich herfallen und mir das Leben schwer machen zu können. Doch für diesen kostbaren Augenblick des Wohlbefindens schob ich all diesen Ballast an den Rand meines Verstandes und genoss den kleinen Luxus wie jede andere normale Frau.

      Erst als ich vor dem Spiegel stand und die beschlagene Fläche frei gerieben hatte, um darin mein Abbild sehen zu können, nahm ich zum ersten Mal an diesem Tag mein Äußeres wahr und blickte mir selbst erst einmal für mehrere Minuten absolut sprach- und regungslos entgegen.

      Was mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst gewesen war – aus dem einfachen Grund, weil es bisher keinen stichhaltigen Grund dafür gegeben hatte –, wurde mir nun mit aller Deutlichkeit klar und traf mich beinahe wie der Hieb mit einem Vorschlaghammer. Neben allen persönlichen Erinnerungen, denen ich bereits ausgiebig nachgetrauert hatte, ohne sie im Einzelnen zu kennen, und allen biografischen Details zu meiner Person war natürlich auch die Erinnerung an mein eigenes Aussehen aus meinem Gedächtnis getilgt gewesen. Ich hatte also sogar vergessen, wie ich aussah, und nun das Gefühl, zum ersten Mal diesem Menschen gegenüberzustehen, der mir mit großen, staunenden Augen aus dem Spiegel entgegenblickte.

      Es war ein merkwürdiges Gefühl, das ich gar nicht richtig einordnen konnte. Manche Leute machen Witze darüber, dass sie nach einer feuchtfröhlichen Nacht am nächsten Morgen ein Fremder aus dem Spiegel anzusehen scheint, doch mir war in diesem Moment nicht nach Scherzen zumute. Versonnen und teilweise auch kritisch musterte ich mein neu entdecktes Äußeres. Zuerst den Kopf und dann, indem ich das große flauschige Handtuch, das ich nach dem Duschen um meinen nassen, tropfenden Körper gewickelt hatte, wieder öffnete, auch den Rest von mir.

      Im Großen und Ganzen war ich mit meinem Aussehen zufrieden. Meine Haare hatten, im Gegensatz zum gefärbten Haar meiner verstorbenen Mutter, von Natur aus eine weizenblonde Farbe und waren relativ kurz geschnitten. Die leuchtend hellgrünen Augen meines Ebenbilds blickten mir freundlich, aber auch eine Spur misstrauisch und zweifelnd entgegen, so als würden sie der Person, die sie sahen, noch nicht so recht über den Weg trauen. Mein Körper war schlank, zwischen eins siebenundsiebzig und eins achtzig groß und machte insgesamt einen sportlichen und trainierten Eindruck. Sogar meine Brüste gefielen mir auf Anhieb, denn sie hatten genau die Größe, die ich mir auch gewünscht hätte, wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre. Und mein Hintern war zum Glück nur eine Spur zu breit.

      Alles in allem konnte ich mit meiner äußeren Erscheinung also durchaus zufrieden sein, auch wenn ich mich im Augenblick – mit mir selbst vor Augen – noch etwas fremd im eigenen Körper fühlte. Doch ich gewöhnte mich erstaunlich schnell an meinen eigenen Anblick und begann, nachdem sich die größte Verwunderung gelegt hatte, mich abzutrocknen. Mithilfe eines bereitliegenden Föhns trocknete ich mein Haar und bürstete es dabei, was aufgrund seiner geringen Länge nicht viel Zeit in Anspruch nahm. Danach zog ich mir frische Unterwäsche, dazu die Jeans von vorhin, ein neues, diesmal hellblaues T-Shirt und noch original verpackte Socken an, die ebenfalls in dem Stapel enthalten gewesen waren, den Gabriel mir gegeben hatte.

      »Haben Sie Hunger«, fragte mich der Pfleger, nachdem ich den Sanitärbereich verlassen und ihm das Bündel, bestehend aus feuchten Handtüchern und meiner getragenen Wäsche, überreicht hatte. Er warf die Sachen in einen fahrbaren Wäschesack, der neben der Tür zu den Duschen im Flur stand, und musterte mich dann von oben bis unten. Anscheinend war er zufrieden mit dem, was er zu sehen bekam, denn er nickte anerkennend und sagte: »Sie sehen schon viel besser aus.«

      Ich nahm das Kompliment schweigend, aber dennoch dankbar zur Kenntnis. Mir wurde bewusst, dass ich tatsächlich Hunger hatte. Wie auf ein geheimes Kommando meldete sich mein Magen zu Wort und knurrte laut. Nachdem ich mir bislang – und das aus gutem Grund – eher um meinen geistigen Zustand Sorgen gemacht und mich um die Lücken in meinem Gedächtnis gekümmert hatte, war es nun an der Zeit, auch all meine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen.

      »Ich könnte tatsächlich etwas zu essen vertragen. Haben wir denn noch Zeit dafür?«

      »Machen Sie sich darüber mal keine Sorgen. Fürs Essen haben wir allemal genügend Zeit. Im Grunde ist es bei Ihnen wie mit einem Piloten. Ohne den startet das Flugzeug schließlich auch nicht. Und da Sie die Hauptperson unseres bevorstehenden Ausflugs sind, werden die anderen auch schwerlich ohne Sie beginnen können.«

      Ich lachte herzhaft. Wann, wenn überhaupt, hatte ich das zum letzten Mal getan? »Da haben Sie natürlich recht.« Am liebsten hätte ich Gabriel in diesem Moment, in dem wir zusammen Spaß hatten, gefragt, was er persönlich von meinem Wunsch hielt, mein Elternhaus aufzusuchen, doch ich verkniff mir die Frage dann doch. Erstens befürchtete ich, dass er mir gar nicht antworten, sondern ausweichend reagieren würde. Und zweitens hatte ich das Gefühl, dass ich damit trotz der scheinbaren augenblicklichen Vertrautheit zwischen uns eine unsichtbare Grenzlinie überschreiten und verletzen und unser Verhältnis für die Zukunft über Gebühr strapazieren würde.

      Also fragte ich nicht, und Gabriel führte mich in den Speiseraum, in dem um diese Zeit ebenfalls nicht mehr viel los war, denn die meisten hatten bereits vor Stunden zu Mittag gegessen. Aber anscheinend hatte der vorausschauende Pfleger in der Zeit, die ich unter der Dusche verbracht hatte, eine Mahlzeit für mich organisiert, die bereits auf mich wartete. Als ich am Tisch, auf dem das Tablett mit meinem Essen stand, Platz genommen hatte und mir der Duft der verschiedenen Speisen in die Nase stieg, merkte ich erst, wie ausgehungert ich war. Ich langte daher kräftig zu und hörte erst auf zu essen, als ich pappsatt war.

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