Kinder kann man sich nicht aussuchen. Ruth Broucq

Читать онлайн.
Название Kinder kann man sich nicht aussuchen
Автор произведения Ruth Broucq
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750232365



Скачать книгу

irgendeinen Unfug.

      Seine Mitmenschen fanden den kleinen blonden Lockenkopf niedlich, weil man seinem Charme einfach nicht widerstehen konnte. Aber er hatte es Faustdick hinter den Ohren, nutzte die entgegengebrachten Sympathien schamlos aus. Man verzieh ihm alles, jede Dummheit.

      Eifersucht

      Unsere Regelung ging nur ein paar Monate gut, dann passierte etwas, was meine Eifersucht weckte. Nicht wegen einem Mann, oder gar auf meinem Ehemann, sondern wegen meiner Kinder. Anfangs fiel es mir nicht einmal unangenehm auf, als Robert mir mitteilte, dass die Kinder am kommenden Wochenende nicht kämen, weil er etwas Spezielles vorhatte, wozu die Kinder gerne mitkommen wollten. Das akzeptierte ich.

      Als es in der nächsten Woche schon wieder hieß: >die Kinder würden lieber bei mir bleiben<, wurde ich aufmerksam.

      „Da stimmt doch etwas nicht.“ Erzählte ich meiner Freundin. „Ich finde es ebenfalls seltsam, dass Robert plötzlich das Wochenende nicht mehr alleine verbringen will. Der war doch sonst am liebsten auf Abenteuertrip, aber alleine, ohne Kinder. Plötzlich schon das zweite Wochenende wieder mit Kindern? Nee, das mache ich nicht mit! Ich freue mich doch die ganze Woche auf die Beiden.“

      Also rief ich meinen Mann an, und beschwerte mich: „Was soll das, Robert? Nein, damit bin ich nicht einverstanden. Wir haben eine klare Vereinbarung, dass die Kinder übers Wochenende zu mir kommen. Ich freue mich die ganze Woche darauf, und ich bin nicht bereit darauf zu verzichten. Warum wollen die plötzlich bei dir bleiben? Was machst du denn besonders am Wochenende? Erkläre mir das!“

      Robert entschuldigte sich, er könne nichts dafür, es sei der Wille der Kinder. Ihm sei es egal ob sie blieben oder zu mir gingen. Er beeinflusse die Kinder nicht. Aber er werde noch mal mit den Kindern sprechen und sie mir gegebenenfalls dann am Samstagvormittag bringen.

      Das Ergebnis war, dass nur der Junge kam, aber Ramona streikte, sie wollte einfach nicht. Was hätte ich dagegen machen könne? Nichts! Schließlich kann man eine Zwölfjährige nicht einfach zwingen. Außerdem dachte ich mir, dass sie sich das sicher in der nächsten Woche überlegen und dann wieder zu mir kommen werde.

      Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, meinen kleinen Sohn auszufragen. Denn irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass es etwas gab, was meine Tochter von mir entfernte.

      Es traf mich wie ein Schlag, Robert hatte eine Freundin aus Köln. Die Frau hatte eine Tochter in Ramonas Alter und die beiden kamen jedes Wochenende zu Besuch. Weil ihr Vater mit seiner „Ersatz-Familie“ schöne Sachen unternahm, war Ramona eifersüchtig und wollte dabei sein. Nicht nur weil sie sich ihren Vater nicht wegnehmen lassen wollte, sondern auch weil sie sich gut mit den Beiden verstand. Sie mochte wohl nicht nur ihre neue Freundin, sondern auch deren Mutter.

      Rene meinte nur: „Ach lass doch die blöden Weiber, Mama. Dann machen wir beide eben alles alleine.“ Offenbar war der Kleine bei den Mädels eh nur das dritte Rad am Wagen, sodass es ihm nicht schwer viel darauf zu verzichten.

      Wutschnaubend dachte ich im Stillen: >na warte mein lieber Robert, du hast die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Das lasse ich mir nicht gefallen, ich überlasse weder meine Tochter noch meine Wohnung einer Anderen! Ha, ich habe die ganze Einrichtung bezahlt, dafür habe ich malocht! Und damit sich eine andere Frau ins gemachte Nest legt? Nee, nicht mit mir. Jetzt sollst du mich von meiner harten Seite kennen lernen<.

      Direkt nach dem Wochenende befahl ich Robert telefonisch zu mir. Ich hatte ihm knallhart gesagt, dass ich sofort mit ihm sprechen wolle, oder er müsse in Kauf nehmen, dass ich ihm keinen Unterhalt mehr zahlen werde.

      An diesem Abend machte ich einen großen Fehler. Weil Robert sehr einsichtig war, mir erklärte, dass er eigentlich keine andere Frau wolle als mich, weil er nur mich liebe, ließ ich es zu, dass er mit mir schlief. Er bleib bis zum frühen Morgen, versicherte mir in der Nacht immer wieder, dass er alle seine Fehler bereue, aber weil er eine Frau an seiner Seite brauche, auch wegen der Kinder, sei er diese Beziehung eingegangen.

      „Eigentlich ist die Amanda gar nicht mein Typ. Sie ist zwar eine liebe Frau, aber ich mag ihre Figur nicht so gerne, sie ist ein wenig mollig. Auch ihre Kleidung ist ziemlich altmodisch. Aber sie ist eine gute Hausfrau, kocht, backt und strickt gerne. Sie hat mir sogar eine Pullover gestrickt, na ja, sie ist eben ein Hausmütterchen. Aber du willst mich ja nicht mehr.“ Sagte er. „Wenn du zu mir zurück kommst, oder mir wenigstens den Platz in deinem Bett frei hältst, dann trenne ich mich von ihr. Wir können ja auch gemeinsam mit unseren Kindern das Wochenende schön gestalten, selbst wenn du hier wohnen bleiben willst. Es wäre mir zwar lieber wenn du wieder zu Hause wärst, aber ich bin zu allen Zugeständnissen bereit, wenn wir uns wieder vertragen.“

      Ich erklärte mich zwar einverstanden, bat ihn aber um Geduld bezüglich der Wohnsituation. Aber ich verlangte, dass er sich von der Frau sofort trennte. Das versprach er und verließ mich glücklich und zufrieden.

      Oma Strickstrumpf

      Für mich war es klar, dass die „Kölner Affäre“ somit aus der Welt war. Doch dem war nicht so. Die nächsten Tage dachte ich nicht darüber nach, weil Robert nun jeden Abend zu mir ins Bett kroch, mich liebte, als müsse er die vergangenen Monate nachholen, und morgens zur Arbeit ging.

      Den Kindern konnte die Abwesenheit ihres Vaters nicht auffallen, weil sie schon schliefen wenn er sich aus der Wohnung schlich und zurückkam wenn sie noch nicht wach waren. Die Heimlichkeit mit der eigenen Frau mache ihm Spaß, begründete er seine sexuelle Gier.

      Die Überraschung kam am nächsten Wochenende, denn Robert brachte zwar die Kinder, aber Ramona war schlecht gelaunt und abweisend. Anfangs reagierte sie gar nicht auf meine Frage, was mit ihr los sei, aber nach einiger Zeit brach es aus ihr heraus: „Ich habe einfach kein Lust hier bei dir zu sein. Warum lässt du mich nicht beim Papa bleiben? Was soll ich hier? Die ewig gleichen Spagetti essen, die dein Manni gekocht hat? Oder mit dir blöde Kinderfilme gucken? Auch zur Tante Esther will ich nicht gehen, da ist es auch doof. Und der Papa macht schöne Ausflüge mit Amanda und Christine, ohne mich? Toll! Ich hasse dich!“

      Ärgerlich widersprach ich: „Hör mal gut zu mein liebes Mädchen, erstens gibt es hier keinen Manni mehr, also auch keine Spagetti, zweitens gibt es bei deinem Papa auch keine Amanda mehr, das hat sich auch erledigt, das hat er beendet. Und drittens bist du sehr verletzend, aber das halte ich deinem Alter zugute. Und jetzt hör auf zu maulen und schlag mal vor was wir machen sollen. Vielleicht ins Ittertal gehen?“ versuchte ich sie zu besänftigen.

      Sie widersprach heftig: „Du lügst ja, Mama.

      Ich habe doch gerade noch gesehen, wie die Amanda ankam. Das stimmt nicht, dass der Papa mit ihr Schluss gemacht hat. Die ist jetzt zu Hause, nur die Christine ist nicht dabei, weil die ihr Papa-Wochenende hat!“

      Ich war vor Schock wie erstarrt. Dieser Mistkerl, dem werde ich helfen, dachte ich zornig.

      Die Rettung nahte, als Esther anrief, fragte ob ich Lust habe, mit ins Fantasia-Land zu fahren.

      „Nein, ich nicht. Aber wenn du die Kinder mitnehmen würdest, wäre ich dir sehr dankbar. Ich habe nämlich etwas ganz wichtiges zu erledigen. Erzähl ich dir gleich, unter vier Augen.“

      Als ob meine Freundin ahnte worum es ging, stimmte sie sofort zu: „Brauchst du mir nicht zu erzählen, ich ahne es schon. Auch wenn ich das nicht richtig finde, was du vor hast, nehme ich die Kinder natürlich gerne mit. Ich hole sie gleich ab.“

      Erneut weigerte sich Ramona meinen Vorschlag anzunehmen. Als ob sie ahnte, dass ich ihrem Vater auf die Finger klopfen wollte, sagte sie: „Ich habe keine Lust aufs Fantasia-Land, der Rene kann alleine mit der Esther fahren. Du beschwerst dich doch, dass wir nicht zu dir wollen, also bleibe ich bei dir.“

      Energisch lehnte ich ab: „Nein, das geht nicht, ich habe etwas zu erledigen. Ich denke du findest das Wochenende bei mir langweilig? Jetzt biete ich dir ein schönes Erlebnis und das willst du auch nicht? Was willst du denn eigentlich? Weißt du das?“

      „Wenn