Aron. Andreas Dietrich

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Название Aron
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783745030938



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das wird mich die ganze Woche beschäftigen. Wenn ich ein Ergebnis habe, lasse ich es dich wissen, O.K.?

      Gut, dann bis zum nächsten Mal Nora.

      Entschuldigung

      Hallo Nora, 20. März

      Entschuldige, dass ich Dir die letzten Wochen nicht geschrieben habe. Ich kam einfach nicht dazu. Ich hab zu viel an Franziska gedacht. Wie ich Ihr meine Liebe gestehen kann. Doch ich hab noch gar keine Ahnung. Ich hoffe mal, dass mir noch etwas einfällt. Ich weiß es aber nicht. Ich bin ja kein Hellseher.

      Da ich dir die letzten Woche nicht geschrieben habe, möchte ich heute alles kurz zusammenfassen. In den letzten vierunddreißig Tagen ist zwar nicht allzu viel passiert, aber ich möchte dich trotzdem auf den neuesten Stand bringen.

      Wie gesagt, ich habe oft an Franziska gedacht. In den Nächten sogar von Ihr geträumt. Mich ständig hin und hergewälzt, um mir zu überlegen, wie ich es Ihr sage. Das hat - glaube ich - fünfzig Prozent der Zeit eingenommen. Ich mein, genau sagen kann ich es nicht. Ich hab jetzt nicht die Tage und Stunden gezählt, wenn ich an Sie gedacht habe. Nachts lag ich ja auch immer wieder wach, und dachte nach. Da hab ich ja nicht auf die Uhr gesehen, wann ich aufgewacht bin, wann ich wieder eingeschlafen bin. Aber ich schätze mal, es waren fünfzig Prozent.

      Die anderen fünfzig Prozent waren schlafen ohne Traum, zur Schule gehen, in der Schule sein und arbeiten, und zu Hause meine Hausaufgaben machen. Hausaufgaben gab es ja oft. Sei es in Englisch oder Mathe, Informatik oder Physik, Deutsch oder Französisch.

      In Kunst gab es keine Hausaufgaben. Dort zeichneten wir um die Wette, malten wie die Meister. Mal expressionistisch, mal schwarz-weiß. Mal mit Kohle, mal mit Tusche. Mal ein Stillleben, mal eine Skizze der Natur. Letzteres sollte erst letzte Woche sein. Wir machten eine kleine Fahrradtour durch die Natur. Auf einem Deich entlang eines Sees. Wir pausierten immer wieder einmal. Zeichneten die Umgebung ab und fuhren weiter. Bis der Nachmittag angebrochen war. Dann ging es nach Hause.

      Dort brauchte ich keine Hausaufgaben für Geografie machen. Wie auch? Bücher gab es nur in der Stunde. Mit nach Hause nehmen war tabu. So brauchten wir keine Hausaufgaben machen. Das gleiche galt für Geschichte. Bücher gab es nur in der Stunde. Dann mussten wir sie wieder abgeben. Der nächste Kurs brauchte die Bücher. Ob es nun ein weiterer Kurs der zwölften Klasse war, oder einer der elften oder dreizehnten. Ein Kurs brauchte ganz sicher die Bücher. Es gab eben nicht genug Bücher für alle Schüler.

      In Deutsch sah die Sache anders aus. Da mussten wir ja alle Bücher kaufen. Sei es nun ein allgemeines Buch, oder Bücher von Plenzdorf oder Grass. Glücklicherweise musste ich mir nur ein Buch neu kaufen. Alle anderen konnte ich aus meiner vorherigen Schule mitnehmen. Gerade das allgemeine Buch sollte es sein. Die anderen konnte ich weiter nutzen. Sei es nun Woyzeck oder Effi Briest.

      In Mathe gab es die meisten Hausaufgaben. Das kann ich aber leicht erklären. Ich glaub, das hatte ich Dir noch nicht gesagt. Mathe war mein Leistungskurs. Ich hatte also fünf Stunden Mathe pro Woche. Ich mein, für mich sollte es kein Problem sein. Ich mochte Mathe. Die Hausaufgaben machte ich gerne. Anders als für Deutsch oder Englisch. Ableiten und Aufleiten machte Spaß. Ableiten mehr als Aufleiten.

      Mein zweiter Leistungskurs war ja Kunst. Den gab es an meiner alten Schule, und glücklicherweise auch an meiner neuen. Gäbe es keinen Kunst-Leistungskurs hätte ich Deutsch, Englisch oder Bio wählen müssen. Oh, Gott! Aber zum Glück gab es ja in Kunst den Leistungskurs und wie ich schon sagte, bekamen wir dort keine Hausaufgaben. Somit blieb nur Mathe als Hausaufgabenproduzierendes Schulfach übrig. Auch wenn man sagen muss, das die Deutschhausaufgaben auch nicht ohne waren. Das erste Buch der Blechtrommel lesen dauerte auch seine Zeit. Ich mein, lesen alleine nicht. Aber wir mussten es ja gleichzeitig analysieren. Zweihundertsechsundfünfzig Seiten kann ich zwar schnell lesen, aber gleichzeitig analysieren sollte nicht so schnell gehen. Geschafft habe ich es aber trotzdem. Letzte Woche haben wir mit der Blechtrommel abgeschlossen, und damit bin ich auch am Ende angekommen.

      Es gibt nicht mehr zu sagen von mir. Ich hoffe mal, mir fällt noch etwas ein, wie ich Franziska meine Liebe gestehen kann. Langsam muss mir etwas einfallen. Denn ob ich sechs Wochen ohne Sie auskommen werde? Ich mein die sechs Wochen in den Sommerferien. Ja ich weiß, es ist noch Zeit bis dahin. Aber je eher ich mit Ihr zusammen komme, desto besser, oder?

      Na ja, mir wird schon etwas einfallen. Hoffe ich. Bis dahin, tschüs Nora!

      Ich hab‘s

      Hallo Nora, 27. März

      Ich hab’s! Ich hab’s! Ich hab es! Ich weiß, wie ich Franziska meine Liebe gestehen kann! Ich hab es, und darüber freue ich mich so wahnsinnig. Du kannst gar nicht erahnen wie. Ich hab endlich eine Lösung gefunden. Ich sag Dir auch wie. Ich war Freitag mal wieder im Internet. In der zweiten Hofpause mache ich das ja oft. Ich hab ja sonst nichts zu tun. Mittagessen tue ich nicht, und so müsste ich herumsitzen und mir die Zeit vertreiben. Freitags habe ich ja in der sechsten Stunde Französisch. Dann noch eine Stunde Geografie und dann ist Wochenende angesagt. Aber vor der zweiten Französischstunde gehe ich oft ins Internet. Ich gucke mir dann einige Seiten an. Meist was mit Autos oder Zeichnen. Ich mag Autos ja gern. Ich gucke mir dann immer die neuen Designvorschläge der neuen Autos an. Manchmal zeichne ich sie auch einfach ab. Ja und zeichnen mag ich ja sowieso. Ich habe ja schon einige Comics gemalt und bin ja auch gerade dabei, eine neue Comicserie vorzubereiten. Nächste Woche kann ich Dir es ja mal erklären. Heute bin ich noch nicht soweit in der Ideenfindung. Ich werde wohl das Alphabet durchgehen. Die Serie wird mit Herr A. anfangen und endet dann mit Herr Z. Vielleicht geht es nach Herr Z. aber auch mit Frau A. weiter. Das weiß ich noch nicht. Muss ich ja auch nicht. Erst mal sollte ich mit Herr A. anfangen, und das wird nächste Woche geschehen.

      So ich habe gerade noch mal den letzten Absatz überflogen. Er ist ganz schön lang geworden. Und um den heißen Brei habe ich auch geredet. Du weißt immer noch nicht, wie ich Franziska meine Liebe gestehen werde. Das werde ich jetzt mal nachholen.

      Also wie gesagt bin ich ja öfters im Computerraum und surfe im Internet. So wie letzten Freitag. Da war ich auch auf meinem Profil und hab in dem Social Network (was für ein Wort!) mal wieder herumgestöbert. Und wen fand ich da? Dreimal darfst Du raten. Du solltest schon mit dem ersten Mal einen Volltreffer landen.

      Ich fand Sie. Und plötzlich wurde mir klar, wie ich Ihr meine Liebe gestehen kann. Ich schreibe Ihr alle drei Wochen ein Gedicht. Warum alle drei Wochen? Alle guten Dinge sind drei. Und das dreizehnte Gedicht wird meiner Schüchternheit Unglück bringen, denn mit dem dreizehnten Gedicht sage ich Ihr, dass ich die Gedichte geschrieben habe. Das wird dann meine Liebesoffenbarung werden. Dann wird Sie hoffentlich Ja sagen, wenn ich Sie frage, ob ich mit Ihr zusammen sein kann. Ich hoffe es. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich bin ja kein Hellseher. Aber wünsch mir Glück, dass ich es schaffen werde.

      Nun gut, ich muss ja natürlich auch noch ein Gedicht, oder besser gesagt dreizehn Gedichte schreiben. Mit dem ersten möchte ich heute anfangen. Schließlich will ich am Mittwoch Ihr das erste Gedicht zu senden. Natürlich anonym. Mein echtes Profil werde ich dafür nicht nutzen. Aber nun gut, ich fang mal mit dem ersten Gedicht an:

      Ich habe Dich nur einmal angesehen,

      Schon war es um mich geschehen,

      Du bist so eine wunderschöne Frau,

      Ja, Franziska, Dich meine ich ganz genau!

      Mit offenem Mund sah ich Dich an,

      Ob ich meinen Augen auch trauen kann?

      Dein mittellanges Haar so strahlend schön,

      An den Anblick kann ich mich gewöhn.

      Als ich in Deine grünen Augen sah,

      War ein wertvoller Smaragd mir nah,

      Du bist mein strahlender Edelstein,

      Mit Dir möchte ich zusammen sein.

      Oft habe ich Dein Lächeln gesehen,

      Es ist so wunderschön anzusehen,

      Dein Lächeln