Название | Single Malt Weihnacht |
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Автор произведения | Matthias Deigner |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754925966 |
Umschlaggestaltung: Baltrum Verlag GbR
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Lektorat, Korrektorat: Baltrum Verlag GbR
Herausgeber: Baltrum Verlag GbR
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Stressfreie Weihnachtszeit
Marten Petersen
Es beginnt bereits im September. Dann kommt meine Frau vom Einkaufen nach Hause und stöhnt: »Unmöglich, bei Aldi und Co. sind die Regale schon voll mit Weihnachts-Süßigkeiten. Und dabei hat der Herbst noch nicht einmal begonnen.«
»Na ja, du musst ja noch nichts kaufen«, lautet meine offensichtlich etwas dümmlich erscheinende Antwort. Denn sie wird mit einem schrägen Blick von der Seite quittiert. »Und wenn dann das Beste weg ist, bist du dich mal bequemst?«
Was soll man dagegen sagen? In Familien- und Freundeskreis nennt man sie schon das ›christkindlichste aller Christkinder‹. Sie empfindet dies als Ehrentitel, ich bin da nicht so sicher.
Ein paar Tage später bringe ich so unauffällig wie möglich ein Argument ins Gespräch: »Letztes Jahr haben wir doch beschlossen, nicht so viele Geschenke zu kaufen. Das sollten wir dieses Jahr umsetzen.«
»Nicht so viel auf einmal«, lautet prompt die Korrektur meines lieben Christkindes, »daher habe ich auch schon einen Teil meiner Liste abgearbeitet!«
»Eine Liste? Welche Liste denn?«
»Ach weißt du, ich mache mir ab Neujahr einen Zettel und schreibe Geschenkideen auf. Im Laufe der Zeit kommen weitere dazu, andere werden wieder gestrichen. Auf diese Art habe ich dann rechtzeitig zum Fest einen Geschenkeplan.«
»Aha, und diesen Plan hast du schon abgearbeitet?«
»Bei Weitem nicht alles, aber doch schon einen Teil. Ich habe schon die alte Truhe ausgeräumt und die gekauften Sachen reingepackt.«
Ich erwiderte nichts, denn Anfang Oktober schon eine heiße Diskussion über Sinn und Unsinn von Weihnachtsgeschenken zu führen, das will ich nicht.
Anfang November traue ich meinen Augen nicht. In unserer Stadt ist eine ganze Horde von Elektrikern und Arbeitern dabei, Lichterketten quer über die Einkaufsstraßen und rund um den Marktplatz zu installieren. Wegen der vielen Leitern und der herumliegenden und -hängenden Leitungen und Kabeln ist der Straßenverkehr ziemlich eingeschränkt. Fußgänger müssen die Fahrbahn benutzen, an anderen Stellen werden die Autos über den Bürgersteig umgeleitet. Mit einer guten Stunde Verspätung komme ich zu Hause an. Ich berichte meiner Frau davon. Sie beschwichtigt mich mit den Worten:
»Aber eingeschaltet wird die Weihnachtsbeleuchtung erst am Montag nach Totensonntag.«
Wie beruhigend, also erst ab Monatsende.
»Muss man denn schon so früh an Weihnachten denken?«, zweifle ich.
»Na klar, und dann beginnt auch die schöne ruhige Vorweihnachtszeit. Denk nur an all die schönen Gerüche vom Backen, die durch die Wohnung ziehen. Zimt, Nelken, Rosenwasser und so weiter.«
Na, so weit ist es ja noch nicht, denke ich und erinnere mich an voriges Jahr. Gebacken wurde bis spät in die Nacht. Mindestens zwölf Sorten Kekse mussten es schon sein, zwei Tabletts von jeder Sorte.
»Sonst sieht der bunte Teller ja nicht bunt aus!« Ist die christkindliche Logik meiner Frau. Eine gute Woche Nachtarbeit steht uns also bevor. Ich sage uns, denn ein bisschen helfe ich immer mit. Ich will ja auch kein Spielverderber sein. Und das ist immer noch besser als ein Streit. Meine Frau belohnt meinen Eifer mit einem abendlichen Single Malt.
Als Erstes krame ich zwölf unterschiedlich große, aber allesamt mit Weihnachtsmotiven versehene Blechdosen hervor. Der darin befindliche Restbestand vom Vorjahresweihnachtsfest wird einmal durch die Getreidemühle gejagt. So haben wir genügend Vogelfutter für einen durchschnittlichen mitteleuropäischen Winter.
Es ist Anfang Dezember, meine Liebste kommt von der Arbeit nach Hause. Sie hat einen Plan: Die Wohnung soll nicht so stark auf Weihnachten dekoriert werden, eher dezent, überwiegend in Rot gehalten. Es soll nichts an Dekomaterial hinzugekauft werden, die Schränke sind ja voll davon, man könnte damit drei Wohnungen ausstatten. Erst verblüfft, dann erfreut stimme ich ihr zu. Das hört sich gut an.
»Ich werde aber eine neue Holzwand bauen und sie nahe beim Ofen montieren. Dann werde ich eine zweieinhalb Meter lange Girlande aus Buchsbaum und Tanne winden und an der neuen Holzwand befestigen. Dazu kommen einige kleine Regale. So kann ich eine ganz individuelle Weihnachtsdekoration anbringen!«
Mir schwant schon, dass ich das Tannengrün besorgen soll. Die Holzkonstruktion macht meine Liebste selber. Sie ist handwerklich sehr begabt und vor allem: So wird das Werk so, wie sie es haben will. Meine Liebste geht lieber in den Baumarkt als in die Parfümerie, trägt lieber den Makita-Werkzeugkoffer als eine feine Gucci-Handtasche. Mir dagegen bleibt nur die Rolle des Handlangers. Ich hole also Handkreissäge, Hobel, Werkzeugkiste und die Kiste mit Schrauben, Dübeln und Nägeln hervor. Während meine Frau werkelt, darf ich nur einige wenige Handreichungen leisten. Danach gehe ich in den Garten und schneide das notwendige Grünzeug für die Girlande.
»Das hast du fein gemacht. Mache eine Pause, ich mache noch weiter.«
Das Angebot nehme ich doch gern an und lege mich auf die Couch.
»Fertig! Schluss für heute, morgen geht es weiter.« Ich schrecke aus meinem Halbschlaf auf.
»Schon?«, frage ich verschlafen.
»Ja. Und zum verdienten Feierabend gibt es deinen geliebten Single Malt, den hast du dir verdient.« Ist das ehrlich gemeint? Oder es doch nur ehrlicher Sarkasmus?
Weihnachten findet auch draußen statt! Vor dem Haus wird die Herbstdekoration durch Tannengrün, durchsetzt mit einer Lichterkette, ausgetauscht. Ein paar Laternen, ein Weihnachtsmann, einige rot-gelb angemalte Holzkerzen vervollständigen die sparsame Dekoration außen.
Zeitgleich und pünktlich vor dem ersten Advent wird die Wohnung dezent umdekoriert: Rot-weiße Tischdecken, Geschirrtücher aus eben denselben Farben, sogar eine rote Klobürste wird angeschafft (die Alte muss vorübergehend ihr Dasein in der Garage fristen). Sie passt ausgezeichnet zum weihnachtlichen Dekor auf der Papierrolle. Auf dem Rand des Waschbeckens finden sich fein drapiert zwei frische Seifenstückchen mit Goldstaub, ein silberner Engel und ein roter Weihnachtsmann. Dann viele gläserne Tannenzapfen, bunte Farben aussendende Prismen, lang gezogene Glastropfen, pausbäckige himmlische Wesen, Weihnachtsmänner und Rentiere aus verschiedenen Materialien, klitzekleine Lichterketten, Weihnachtssterne aus Stroh und diverse rot-grüne Blumen werden in der Wohnung unauffällig und zurückhaltend verteilt. Die bisherigen Sofa- und Stuhlkissen werden gegen andere, überwiegend in Rot und Grün gehaltene Weihnachtskissen ausgewechselt. Die alten Fotos der Großeltern müssen Stickbildern mit Weihnachtsmotiven