Der Widerspenstigen Zähmung. William Shakespeare

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Название Der Widerspenstigen Zähmung
Автор произведения William Shakespeare
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754178232



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Euer Gnaden Gunst,

      Schauspieler sind's, die ihre Dienste bieten.

      LORD.

      Führ' sie herein!

      Schauspieler treten auf.

      Ihr seid willkommen, Leute.

      ERSTER SCHAUSPIELER.

      Wir danken Euer Gnaden.

      LORD.

      Gedenkt ihr diesen Abend hier zu bleiben?

      ZWEITER SCHAUSPIELER.

      Wenn Euer Gnaden unsern Dienst genehmigt.

      LORD.

      Von Herzen gern. Den Burschen kenn' ich noch,

      Er spielte eines Pachters ältsten Sohn;

      Da, wo so hübsch du um das Mädchen warbst:

      Ich weiß nicht deinen Namen, doch die Rolle

      War passend und natürlich dargestellt.

      ERSTER SCHAUSPIELER.

      War es nicht Soto, den Eu'r Gnaden meint?

      LORD.

      Der war es auch; du spieltest ihn vortrefflich.

      Nun, zur gelegnen Stunde kommt ihr eben,

      So mehr, da ich 'nen Spaß mir vorgesetzt,

      Wo ihr mit euerm Witz mir helfen könnt.

      Ein Lord hier wird euch heute spielen sehn:

      Allein ich furcht', ihr kommt mir aus der Fassung:

      Daß, fällt sein närrisch Wesen euch ins Auge

      (Denn noch sah Mylord niemals ein Theater),

      Ihr nicht ausbrecht in schallendes Gelächter,

      Und so ihm Anstoß gebt: denn seid versichert,

      Wenn ihr nur lächelt, kommt er außer sich.

      ERSTER SCHAUSPIELER.

      Sorgt nicht, Mylord, wir halten uns in Zaum,

      Und wär' er auch die lächerlichste Fratze.

      LORD.

      Du geh mir, führ' sie in die Kellerei!

      Da reiche jedem freundlichen Willkommen,

      Und spare nichts, was nur mein Haus vermag!

      Schauspieler ab.

      – Du hol' Bartholomeo mir, den Pagen,

      Und laß ihn kleiden ganz wie eine Dame:

      Dann führ' ihn in des Trunkenbolds Gemach;

      Und nenn' ihn gnäd'ge Frau, dien' ihm mit Ehrfurcht:

      Sag ihm von mir, wenn meine Gunst ihm lieb,

      Mög' er mit feinem Anstand sich betragen,

      So wie er edle Frauen irgend nur

      Mit ihren Eh'herrn sich benehmen sah:

      So untertänig sei er diesem Säufer.

      Mit sanfter Stimme, tief sich vor ihm neigend,

      Sprech' er dann: »Was befiehlt mein teurer Herr,

      Worin Eu'r Weib getreu und unterwürfig

      Euch Pflicht erweis' und ihre Lieb' erzeige?« –

      Hernach mit süßem Kuß und sanft umarmend,

      Das Haupt an seine Brust ihm angelehnt,

      Soll er im Übermaß der Freude weinen,

      Daß sein Gemahl ihm wiederhergestellt,

      Der zweimal sieben Jahr, sich selbst verkennend,

      Für einen schmutz'gen Bettler sich gehalten. –

      Versteht der Knabe nicht die Frauenkunst,

      Schnell diesem Regenschauer zu gebieten,

      Wird eine Zwiebel ihm behülflich sein,

      Die heimlich eingewickelt in ein Tuch

      Die Augen sicher unter Wasser setzt. –

      Besorge dies, so schleunig du's vermagst:

      Ich will sogleich dir mehr noch anvertraun.

      Diener ab.

      Ich weiß, der Knabe wird den feinen Anstand,

      Gang, Stimm' und Wesen einer Dame borgen.

      Ich freu' mich drauf, wenn er Gemahl ihn nennt,

      Und wie mit Lachen alle werden kämpfen,

      Wenn sie dem albern Bauer huld'gen müssen.

      Ich geh', noch mehr zu raten; mein Erscheinen

      Mag ihre allzu lust'ge Laune dämpfen,

      Die sonst vielleicht ein Übermaß erreichte.

      Ab mit seinem Gefolge.

      Es treten auf Schlau mit mehreren Dienern. Einige tragen Kleider, Becken und Gießkanne und anderes Gerät. Der Lord unter ihnen.

      SCHLAU.

      Um Gottes willen, einen Krug Dünnbier!

      ERSTER DIENER.

      Befiehlt Eu'r Herrlichkeit 'nen Becher Sekt?

      ZWEITER DIENER.

      Befiehlt Eu'r Gnaden eingemachte Früchte?

      DRITTER DIENER.

      Welch einen Anzug wünscht Eu'r Gnaden heut?

      SCHLAU. Ich bin Christoph Schlau, heißt mich nicht Herrlichkeit noch Gnaden. Ich habe mein Lebstage keinen Sekt getrunken, und wollt ihr mir Eingemachtes geben, so gebt mir eingemachtes Rindfleisch. Fragt mich nicht, welchen Anzug ich tragen will, denn ich habe nicht mehr Wämser als Rücken, nicht mehr Strümpfe als Beine, nicht mehr Schuhe als Füße, ja zuweilen mehr Füße als Schuhe, oder solche Schuhe, wo mir die Zehen durchs Oberleder kucken.

      LORD.

      Gott nehm' Eu'r Gnaden diesen müß'gen Wahn! –

      O daß ein mächt'ger Lord, von solcher Abkunft,

      So großem Reichtum, solcher hohen Würde,

      Sich von so bösem Geist beherrschen läßt!

      SCHLAU. Was! wollt Ihr mich verrückt machen? Bin ich denn nicht Christoph Schlau, Sohn des alten Schlau von Burtonhaide? durch Geburt ein Hausierer, durch Erziehung ein Hechelkrämer, durch Verwandlung ein Bärenführer und nun nach meiner jetzigen Hantierung ein Kesselflicker? Fragt nur Anne Hacket, die dicke Bierwirtin von Wincot, ob sie mich nicht kennt. Wenn sie sagt, daß sie mich nicht mit vierzehn Pfennigen für Weißbier auf ihrem Kerbholz angestrichen hat, so streicht mich an als den verlogensten Schelm in der ganzen Christenheit. Was! ich bin doch nicht verhext? – Hier ist ...

      ERSTER DIENER.

      Oh, dies macht Eure edle Gattin weinen! –

      ZWEITER DIENER.

      Oh, dies macht Eure treuen Diener trauern! –

      LORD.

      Ja, deshalb scheun das Haus die Anverwandten,

      Als geißelt' Euer Wahnsinn sie hinweg.

      O edler Lord, gedenk' der hohen Ahnen,

      Den alten Sinn ruf' aus dem Bann zurück,

      Und banne diesen blöden, niedern Traum! –

      Sieh, alle Diener warten ihres Amts!

      Die Pflicht will jeder tun nach deinem Wink.

      Willst du Musik? So horch, Apollo spielt,

      Und zwanzig