SAII-RON. Casy Paix

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Название SAII-RON
Автор произведения Casy Paix
Жанр Языкознание
Серия SAII-RON
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752929454



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etwas weh tun, aber es geht nicht anders. Du hast dein Schicksal neu bestimmt und zu diesem gehört jetzt auch Tchai.“

      Ich stand völlig unter Schock, denn ohne Krischans Worte richtig zu begreifen nickte ich nur. Ich wollte es einfach hinter mich bringen, was auch immer Tchai mit mir vorhatte.

      Dieser fasste mein Schweigen als endgültige Zustimmung auf und zog mich mit einer geschmeidigen Bewegung etwas näher zu sich heran. Ich fand mich halb in seinen Armen liegend wieder. Tchais Griff um meinen nackten Oberkörper löste ein beschützendes Gefühl in mir aus, sodass mich eine innere Ruhe überkam. Sein rechter Zeigefinger näherte sich langsam der Stelle zwischen meinen kaum vorhandenen Brüsten, dort wo mein Herz schlug. Als sein roter Nagel meine Haut berührte und mit leichtem Druck eindrang, zuckte ich überrascht zusammen. Tchais Gesicht schwebte über mir und ich sah darin seine Anspannung.

      „Prinzesschen jetzt wird es etwas wehtun.“

      Kaum das Tchais geflüsterten Worte seine Lippen verlassen hatten, spürte ich, wie der Schmerz einsetzte. Beginnend, wo Tchais Nagel meine Haut berührte breitete sich ein Brennen aus, das mir die Tränen in die Augen trieb. Tchais Griff wurde fester und ich hörte seine leise gemurmelten Worte, ohne deren Sinn zu verstehen. Der Schmerz breitete sich in immer größer werdenden Kreisen aus. Ich hatte das Gefühl, als würde meine Haut in Flammen stehen. Ich biss die Zähne aufeinander, um nicht laut aufzuschreien. Meine Hände krallten sich in das Gras neben mir und ich war froh schon halb zu liegen, denn spätestens jetzt hätte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten können.

      „Atme Kleines! Es ist bald geschafft“, hörte ich Krischans warme, beruhigende Stimme zu mir durchdringen.

      Ich blinzelte ein paar Mal, um die Tränen aus den Augen zu vertreiben und sah dann an mir hinab, auf die Stelle meiner Pein.

      In einer immer größer werdenden Spirale brannten sich schwarze Runen in meine Haut. Kleine Schweißtröpfchen liefen meine Schläfe hinab. Meine Atmung wurde flacher und mein Blick verschwamm.

      Ich konnte nicht mehr! Es tat so verdammt weh.

      Mama wusstest du, dass mir das bevorsteht? Hast du deshalb versucht mich davor zu schützen. Ich wünschte sosehr, du wärst hier!

      „Sie wäre stolz auf dich, würde sie dich jetzt sehen.“

      Tchais Worte klangen beruhigend in meinem Kopf und spiegelten nichts von seiner äußeren Anspannung wider.

      „Es ist gleich geschafft. Nur noch ein paar Sekunden. Wenn du schreien willst, dann tue es. Es gibt niemanden, außer uns, der dich hören könnte“, entgegnete Tchai gepresst.

      Ich sah ihn mit schmerzverzerrten Gesicht an und seine Augen funkelten in dem Moment noch grüner als bisher. Er schien direkt in meine Seele blicken zu können. Mit einem Mal verstärkte sich der brennende Schmerz und ich keuchte gepeinigt auf.

      „Die letzte Rune Prinzesschen. Sie wird den Pakt endgültig besiegeln“, warnte Tchai leise.

      Kaum hatte er es ausgesprochen, schien die Haut an meiner linken Brustwarze förmlich zu verglühen. Der Schrei, der über meine Lippen kam, hallte ewig über die Ebene.

      Das Letzte, das ich noch merkte, bevor ich in die Arme vollkommener Dunkelheit fiel, war Tchais Hand, die sich schützend auf meine geschundene Haut legte.

       2

      Das Entkommen aus der Dunkelheit war schwer, denn mein Verstand weigerte sich aus den Tiefen des Vergessens hervorzukommen. Das Einzige, das mich antrieb, war ein Gefühl, das wie eine schwere Last auf mir lag und mich aus der willkommenen Leere meiner Gedanken holte.

      Zwei Stimmen, die sich aufgebracht miteinander unterhielten, weckten mich endgültig. Nein, vielmehr war es eine Stimme, die ich lautstark schimpfen hörte und eine leisere, beschwichtigendere.

      Ich bewegte langsam meine Hand und spürte weiches Fell unter mir. Lag ich etwa Zuhause in meinem Bett und hörte den Streit zweier Nachbarn?

      Schiefergraue Augen, gefolgt von grasgrünen tauchten vor mir auf. Mit einem Mal rasten die vergangenen Stunden an mir vorbei und das bislang unbekannte Gefühl verwandelte sich in tiefsten Schmerz. Ich hatte alle verloren, meine Freunde und Nachbarn, meine Mutter.

      Heiße Tränen sammelten sich unter meinen geschlossenen Lidern.

      Die fremden Reiter hatten sie alle wie Vieh abgeschlachtet, nur um diesen Kristall in die Finger zu bekommen. Ich zog die dünne Decke schützend enger um mich und drehte mich leicht in Richtung der streitenden Stimmen.

      Krischan musste mich mit zu sich genommen haben, auch wenn ich mir nicht erklären konnte wie er das geschafft hatte. Immerhin war der Weg über die Berge lang und er hätte mich ja auch noch tragen müssen. Außer natürlich wir waren mit Tchais Hilfe hier hergekommen. Für einen Drachen stellten die Berge mit Sicherheit kein Hindernis dar. Ich ließ den Gedanken vorerst fallen, denn ein dumpf pochender Schmerz auf meiner Brust zwang mich blinzelnd meine Augen zu öffnen.

      Die Dämmerung war der Nacht gewichen. Durch das kleine Fenster im Raum fiel silbriges Mondlicht und ließ die Umrisse eines kleinen Tisches, eines Stuhles und einer Kommode erkennen. Durch die Tür auf der anderen Seite des Zimmers fiel schwacher Lichtschein. Ich ließ meine rechte Hand prüfend über die verwundete Haut gleiten. Ich war tatsächlich einen Pakt mit einem Drachen eingegangen. Das ganze Ausmaß meiner Handlung wollte noch immer nicht in meinen Kopf hinein.

      Vielleicht konnten Krischan und Tchai mir morgen alles in Ruhe erklären und mit Sicherheit würde es nicht lange dauern bis ich zum Turm der Drachen aufbrechen würde.

      Ich berührte den kleinen Anhänger an der Kette um meinen Hals.

      Durch dieses kleine Geschenk war ich erst einmal in Sicherheit vor den Angreifern von heute Morgen. In Sicherheit vor ihm!

      Solange ich sie nicht abnahm, würde meine Anwesenheit vor den Fremden verborgen bleiben. Mein Blick huschte zu dem flackernden Lichtschein, der unter der Tür hindurchdrang.

      Die mittlerweile leisen Stimmen weckten meine Neugier.

      Langsam schlug ich die dünne Decke zurück und stand auf. Vorsichtig, damit die Holzdielen unter meinen nackten Füßen nicht knarzten, schlich ich zur anderen Seite des Zimmers.

      „Krischan, ich wiederhole mich jetzt bestimmt zum tausendsten Mal, aber wir können Saii-ron nicht unbewacht einfach hier lassen. Du glaubst doch nicht wirklich, das dieses Kind ihm gewachsen ist. Es ist zu gefährlich. Diese Bastarde von heute früh wussten, dass der Kristall hier ist und du siehst was sie angerichtet haben!“, entgegnete Tchai aufgebracht.

      „Layra ist nicht mehr alleine. Sie hat dich an ihrer Seite, einen besseren Schutz gibt es momentan nicht. Natürlich ist es von Melissa unverzeihlich das es so weit kommen konnte. Sie hätte besser auf Saii-ron achten müssen. Es muss ihr irgendeine Unachtsamkeit zum Verhängnis geworden sein, denn wie hätten sie sonst den Kristall finden sollen?“

      Bei der Erwähnung meiner Mutter krallte ich meine Finger verzweifelt in den einfachen Stoff meines Nachthemdes.

      Es war nicht ihre Schuld, das die Fremden unser Dorf überfallen hatten! Warum gaben sie meiner Mutter die Schuld?

      Ich riss mich zusammen, um nicht laut aufzuschluchzen, doch die nächsten Worte trafen mich erneut wie ein Schlag.

      „Der Frieden ist schon zerstört. Zumindest ist ein nicht zu verleugnender Riss, in dem ach so gut durchdachten, Plan entstanden. Wer konnte schon damit rechnen, das die nächste Hohepriesterin, nicht gut genug in den Lehren des Kristallrates unterrichtet wird. Anscheinend hat ihre Mutter ihre Aufgabe nicht besonders ernst genommen. Oder kannst du mir erklären Krischan warum ich heute Abend nach hunderten von Jahren vor dir stehe und mich mit dir über ein ungezogenes Kind unterhalten muss?“

      „Tchai beruhige dich, du weckst noch Layra! Das ihr Drachen immer so aufbrausend sein müsst. Es ist nur zum Teil Melissas Schuld, der Rest ist vom Schicksal bestimmt. Außerdem Tchai mein Lieber, tue nicht so, als ob dich meine Gesellschaft so stören würde“