Russian Mafia Prince. Sarah Glicker

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Название Russian Mafia Prince
Автор произведения Sarah Glicker
Жанр Языкознание
Серия Russian Mafia
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754174630



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habe vor ein paar Tagen mit Dad deswegen gesprochen und kann dir sagen, dass wieder einiges los sein wird. Als besondere Überraschung hat er sogar heimlich noch ein zweites Mal die Hochzeitstorte bestellt.“

       Überrascht darüber schaue ich meine Schwester an. „Wirklich?“, frage ich sie, da ich das nicht wusste. Dabei dachte ich, dass ich auf dem neusten Stand bin.

       „Hat er dir das nicht gesagt?“ Robyn sieht ein wenig so aus, als hätte sie ein großes Geheimnis verraten. Dabei ist es das nur für meine Mutter. Für mich weniger.

       „Nein, er hat kein Wort darüber verloren.“

       Ich weiß nicht, ob ich darüber beleidigt sein soll, oder nicht. Dann beschließe ich allerdings, dass ich das nicht so eng sehen sollte. Jedes Jahr feiern sie ihre Hochzeit und jedes Jahr hat er deswegen viel um die Ohren. Deswegen gehe ich davon aus, dass er es einfach vergessen hat.

       Entschuldigend schaut Robyn mich nun an, doch ich winke nur ab und schiebe meinen Stuhl zurück.

       In der Sekunde, in der ich aufstehen will, fällt mein Blick auf ein paar Männer, die die Bar betreten. Sie alle sind groß und sehen gefährlich aus. Mein Gefühl sagt mir, dass man sich mit ihnen am besten nicht anlegen sollte. Doch das ändert nichts daran, dass ich meinen Blick nicht von demjenigen abwenden kann, der als erstes hereingekommen ist.

       Ich bin so sehr auf ihn konzentriert, dass ich die Worte meiner Schwester nur noch am Rand wahrnehme.

       Auf mich macht es den Eindruck, als hätte er das Sagen. Mit selbstsicheren Schritten geht er zwischen den Tischen entlang auf einen leeren zu, der sich in der hintersten Ecke befindet. Die andere folgen ihm. Ein wenig sieht es so aus, als wären sie seine Schoßhündchen. Er trägt ein enges Shirt, sodass man seine durchtrainierten Arme erkennen kann, die mit zahlreichen Tattoos bedeckt sind. Er hat dunkle Haare, die ein wenig länger sind, sodass er sie nach hinten stylen konnte.

       „Um solche Typen macht man am besten einen großen, nein, einen riesigen Bogen. Ich weiß schon, wieso ich einen Arzt date. Da stehe ich auf der sicheren Seite und muss mir keine Sorgen machen, wann er verhaftet wird“, höre ich meine Schwester nun energisch sagen.

       Ein letztes Mal schaue ich ihn an, bevor ich meinen Blick von ihm abwende und mich wieder auf die beiden konzentriere.

       Ich habe nicht erwartet, dass die Männer ebenfalls die Aufmerksamkeit meiner Schwester und meiner Freundin auf sich ziehen. Doch nun, wo ich es weiß, muss ich aufpassen, damit sie keine falschen Schlüsse ziehen.

       „Ein Mann muss einfach mit beiden Beinen fest im Leben stehen“, gibt Charlotte ihr recht. „Und die schreien gerade zu nach Ärger. Ich hätte auf so etwas ja überhaupt keine Lust. Und zum Glück kenne ich auch keine Frau, die auf so einen Typ Mann steht.“

       Mein Mund öffnet sich, da ich etwas erwidern will. Doch in diesem Moment schaut er zu mir. Sein Blick geht mir durch Mark und Bein. Es kommt mir vor, als könnte er durch mich hindurch sehen und meine Gedanken lesen. Allerdings halte ich mir schnell vor Augen, dass er das nicht kann. Das ist völlig unwahrscheinlich, vor allem deswegen, weil er mich nicht kennt. Und das sorgt dafür, dass ich mich wieder einigermaßen beruhige.

       „Wir sehen uns morgen“, sage ich schnell und umarme die beiden noch einmal kurz, bevor ich die Bar verlasse.

       Von einer Sekunde auf die andere habe ich es plötzlich eilig, zu verschwinden. Und mein Gefühl sagt mir, dass es besser ist, wenn ich das mache. Dabei will ich nicht meinen Freundinnen entkommen, sondern ihm.

       Doch auch nachdem ich schon ein paar Minuten im Auto sitze, habe ich noch immer seinen merkwürdigen Blick vor meinen Augen. Mein Herz schlägt noch immer wie verrückt, sodass ich mehrmals tief durchatmen muss, bis ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle habe.

      Kapitel 2

      Anatoli

       „Was?“, donnere ich ungehalten, als es leise an der Bürotür klopft.

       Mir ist bewusst, dass ich schon seit meiner Ankunft in den USA schlechte Laune habe. Und genauso bin ich mir darüber bewusst, dass ich mich schon seit ein paar Tagen in der Stadt befinde. Doch eigentlich ist mir das egal. So gehen mir alle wenigstens ein wenig aus dem Weg und nerven nicht wegen jedem Mist, den sie auch selber regeln können.

       Seitdem mir mein Vater die Nachricht überbracht hat, dass er es für das Beste hält, wenn ich nach Los Angeles gehe, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Dabei sagt mir mein Verstand, dass er recht hat, wenn auch aus einem anderen Grund. Doch das ändert nichts daran, dass ich mir gewünscht habe, dass er eher den Mund aufgemacht hätte. Und wenn es nur darum geht, mich darauf vorzubereiten.

       So blieb mir nichts anderes übrig, als meinem Cousin Iwan, mit dem ich mich nicht gerade gut verstehe, meine Aufgaben zu übertragen. Und nun kann ich nur noch hoffen, dass dieser sie vernünftig macht. Bei ihm ist das jedoch nicht selbstverständlich. Er geht gerne seinen eigenen Weg. Das Letzte, worauf ich allerdings Lust habe ist, wieder von vorne anfangen zu können, was aber sehr wahrscheinlich ist.

       Ganz davon abgesehen macht er kein Geheimnis daraus, dass er mir den Rang ablaufen will. In seinen Augen ist er der bessere Nachfolger, sobald mein Vater zurücktritt oder gestorben ist. Daher kann ich mir vorstellen, dass es ihm gerade sehr gut passt, dass er sich auf diese Weise bei ihm einschleimen kann.

       Wenn man es von dieser Seite sieht, habe ich also mehr als genug Gründe, schlechte Laune zu haben.

       „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, erkundigt sich Viktor und kommt herein. „Normalerweise igelst du dich nicht drinnen ein, sondern bist den ganzen Tag unterwegs. Von deinem Gesichtsausdruck, der jedem zu verstehen gibt, dass du ihn umbringst, wenn er mit dir spricht, fange ich mal lieber gar nicht erst an.“

       Viktor ist nicht nur mein Bodyguard und der Mann, dem ich in brenzligen Situationen vertraue. Er ist auch mein bester Freund. Wir sind zusammen aufgewachsen, da sein Vater für meinen Vater arbeitet. Man kann auch sagen, dass wir wie Brüder sind. Deswegen ist er einer der wenigen Personen, die mich gut genug kennen und sich trauen, so mit mir zu sprechen. Dann kommt noch hinzu, dass man in meiner Welt nie wissen kann, wer ein falsches Spiel treibt. Schließlich ist mein Vater das Oberhaupt der russischen Mafia. Da muss man vorsichtig sein.

       Bei Viktor kann ich mir jedoch sicher sein, dass er mir nicht in den Rücken fällt. Dafür hat er mir schon zu oft bewiesen, dass ich mich blind auf ihn verlassen kann.

       „So einige. Und dabei habe ich bis jetzt nur an der Oberfläche gekratzt, nur ein wenig Staub zur Seite gewischt. Aber mein Vater hat leider wohl nicht übertrieben, als er meinte, dass unsere Partner hier mit ein paar Dingen völlig überfordert sind und lieber ihre eigenen Wege gehen. In vielen Bereichen führen sie uns an der Nase entlang. Kein Punkt davon gefällt mir. Vor allem würde ich gerne wissen, wieso sie der Meinung sind, wieso sie das mit uns machen können und denken, dass keiner etwas dazu sagt.“

       Ich verziehe das Gesicht und zeige auf den Laptop, der aufgeklappt auf dem Schreibtisch steht.

       „Dann ist ja gut, dass er dich geschickt hat. Denn wenn es einer schnell und gut regeln kann, bist du derjenige. Natürlich mit meiner Unterstützung.“ Mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht sieht er mich an.

       Er wartet darauf, dass ich etwas sage. Doch das mache ich nicht. Stattdessen gebe ich nur einen Ton von mir, der ihm eindeutig zu verstehen gibt, dass ich nicht seiner Meinung bin. Mein Cousin würde das mit Sicherheit auch in den Griff bekommen. Dafür muss mein Vater mich nicht von meinen Geschäften wegholen.

       Doch bis jetzt habe ich wirklich nur an der Oberfläche gekratzt. Ich habe keine Ahnung, was da noch alles kommt. Doch je mehr ich mich mit diesem Dilemma beschäftige, umso schlimmer wird es. Mein Gefühl sagt mir, dass ich noch lange nicht am Ende angekommen bin. Und anscheinend gibt es nur einen Weg, mit dem ich die Partner meines Vaters, falls man sie überhaupt noch so nennen kann, wieder in die richtige Spur bringen kann. Gefallen wird ihnen diese aber nicht. Das kann ich jetzt schon mit großer Gewissheit sagen. Ich habe jedoch kein Problem damit,