Patricia Peacock und der verschwundene General. Tiffany Crockham

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Название Patricia Peacock und der verschwundene General
Автор произведения Tiffany Crockham
Жанр Языкознание
Серия Patricia Peacock-Reihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752926156



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Frage, ob es nicht vielleicht immer so sein könnte.

      „Meine Liebe“, holte sie Walli, die mittlerweile einen Champagnerschwips hatte, aus ihren Gedanken und hakte sich bei ihr unter. „Ich freue mich wirklich, dass Salima uns einander vorgestellt hat.“

      Der General fügte an John gewandt hinzu: „Wir sollten unser Gespräch unbedingt fortsetzen, John.“ An seine Frau gewandt erklärte er: „Es hat sich herausgestellt, dass Mr. Maddock ebenfalls ein glühender Verehrer von Lawrence von Arabien ist!“

      Walli verdrehte die Augen. „Ach, du mit deiner Heldenverehrung für diesen Spion, Huddi.“ Sie zwinkerte Patricia zu. „Sie müssen wissen, dass unsere Ehe den Krieg überstanden hat, obwohl Huddi und ich als Deutsche und Engländer an verschiedenen Fronten standen. Ist doch so, oder Huddi?“ Die beiden sahen sich an wie ein jung verliebtes Paar. Der General nahm die Hand seiner Frau und drückte sie.

      „Da hat meine Walli recht. Uns bringt nichts auseinander. Deshalb feiern wir in zwei Wochen auch Goldene Hochzeit im Mena Hotel. Sie beide werden doch auch kommen, oder? Wir möchten Sie hiermit offiziell einladen.“

      „Oh, natürlich, wie konnte ich vergessen zu fragen?“, stimmte Walli dem General zu.

      „Sehr gerne.“ Patricia hätte nicht gedacht, dass sie so bald wieder eine Einladung ins Mena Hotel erhalten würde, und John sah sich sogleich bemüßigt, näher an Patricia heranzurücken. Offenbar hatte er beschlossen, im Sturm auf ihr Schlafzimmer seine Bemühungen zu intensivieren.

      „Sie sollten ihn sich schnappen“, raunte Walli in einem Augenblick, als John abgelenkt war.

      Wenn das nur so einfach wäre …, dachte Patricia, der die Warnung ihrer Mutter vor Männern wie John Maddock immer dann deutlich vor Augen stand, wenn sie ihren Gefühlen nachgeben wollte.

      John warf Patricia verstohlene Blicke zu, während sie aus der Motordroschke stiegen und nebeneinander zum Haus gingen. Es war schon fast Morgen, aber ihm war nicht nach Schlafen zumute. Im Gegenteil – Patricias Anblick im schillernden Salome Kostüm wirkte auf ihn wie ein Muntermacher und ein Aphrodisiakum zugleich. Zudem war der Silvesterball rauschend gewesen. Sogar Patricias schlechte Laune war nach und nach verflogen. Sicherlich hatten auch Gräfin Walburga und der General ihren Teil dazu beigetragen. John hatte sich auf Anhieb gut mit Huddi verstanden. Sie teilten eine Leidenschaft für Abenteuer und Abenteurer. Wie schade, dass es nur eine flüchtige Bekanntschaft bleiben würde, entsprungen aus einer Champagnerlaune.

      „Das war ein schöner Abend, nicht wahr?“

      „Das war er wirklich“, gab Patricia lächelnd zu.

      Sie war so unglaublich hübsch, wenn sie lächelte. John nahm all seinen Mut zusammen. Wann, wenn nicht jetzt war der richtige Zeitpunkt, einen Versuch zu wagen?

      Das Haus war dunkel – alle schliefen noch. Sogar Sir Tiny war nirgendwo zu sehen.

      „Darling ...“, setzte John in angemessen schmachtendem Tonfall an, sobald sie vor ihrer Schlafzimmertür standen. „Sollen wir diesen Abend wirklich schon beenden?“

      Sie wandte ihren Kopf und hob eine Braue. „John … ich hoffe nicht, Sie glauben allen Ernstes, ich hätte Ihren Boykott meines Gouvernanten-Kostüms bereits vergessen oder gar vergeben.“

      „Aber Darling, alle waren doch begeistert von Ihrem Kostüm.“

      „Darum geht es nicht, John.“ Sie bedachte ihn mit einem Blick, der ihm unmissverständlich klarmachte, dass sich seine Hoffnungen nicht erfüllen würden. „Sie können nicht einfach hinter meinem Rücken über mein Kostüm oder mein Leben bestimmen.“

      John öffnete den Mund, um zu einer Verteidigungsrede anzusetzen, aber Patricia sprach bereits weiter. „Sie müssen endlich erwachsen werden.“

      Ihre Worte schmerzten ihn. „Aber Darling … warum halten Sie so wenig von mir?“ Natürlich hätte er sich die Frage selbst beantworten können. Sie hatte ja recht – er hatte nicht gerade viel getan, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Und die Sache mit dem Kostüm, war vielleicht auch nicht sein bester Einfall gewesen. Andererseits – Lawrence von Arabien und Salome. John hatte es wirklich für eine gute Idee gehalten. Aber wie immer, wenn er glaubte, etwas richtig zu machen, kam etwas Falsches dabei heraus.

      „Gute Nacht, John“, verabschiedete sich Patricia von ihm. Einen Augenblick hielt sie inne und schien zu überlegen, sodass er Hoffnung schöpfte. Dann öffnete sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer und verschwand darin – ohne ihn.

      Johns gute Laune war verflogen, während er zu seinem eigenen Schlafzimmer schlich. Es würde ihm wohl nie gelingen, Patricia zu beweisen, dass er es ernst meinte – so ernst, wie er es nie in seinem Leben mit irgendetwas gemeint hatte. Für sie war er einfach Bruder Leichtfuß und Casanova in einer Person. Dabei hatte John keine andere Frau angesehen, seit er Patricia getroffen hatte – zumindest nicht länger als zwei Sekunden. Warum sah sie das einfach nicht?

      Zu allem Überfluss lag Miss Kitty auf der Kommode in der Diele. Ihre Blicke schienen ihn zu verhöhnen und ihm zu sagen, dass sie jedes Wort verstanden hatte, welches Patricia an ihn gerichtet hatte. Bestimmt machte die Katze sich über ihn lustig, weil er mal wieder einen Korb kassiert hatte. Natürlich wusste er, dass es absurd war, das zu glauben. Als ob Miss Kitty derart komplexe Gedankengänge hinter ihrer rot getigerten Stirn verfolgte. Trotzdem fühlte John sich von ihren Blicken provoziert.

      „Kusch … geh zu deiner garstigen Herrin, die es genauso wenig wie du erwarten kann, mich loszuwerden.“

       Miss Kitty antwortete mit einem Fauchen. Wie um ihn zu verhöhnen, sprang sie von der Kommode, stolzierte hoch erhobenen Schwanzes zu Patricias Schlafzimmertür und begann, daran zu kratzen. Es dauerte keine Minute, bis die Tür geöffnet wurde und die Katze ins Schlafzimmer schlich – nicht, ohne John vorher einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.

      John sandte der Fellschleuder noch ein paar unfreundliche Worte hinterher. Er hätte darauf geschworen, dass Miss Kitty absichtlich an Patricias Tür gekratzt hatte, um ihm zu zeigen, dass sie im Gegensatz zu ihm willkommen war.

      2. Einfach nur ein großer Corgi

      „Mr. Maddock, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“ Der wohlbeleibten Dame im fliederfarbenen Sommerkleid kullerte eine Träne über die gerötete Wange. Die Baronetess Ermingtrude Blooming-Broomfield – sehr betucht und um die sechzig – wäre John wohl am liebsten um den Hals gefallen. Er betete zu allen altägyptischen Göttern, dass sie es nicht tat. Der Überschwang seiner Auftraggeberinnen, wenn er ihnen ihre Haustiere zurückbrachte, nahm manchmal beängstigende Züge an. Erst letzte Woche hatte eine Dame, deren Pekinesen er gerettet hatte, ihn so fest an ihren ausladenden Busen gedrückt, dass John befürchtet hatte, sie würde ihm die Rippen brechen.

      Nun ja, solange die Baronetess Blooming-Broomfield sich als großzügig herausstellte, nahm er die ein oder andere gebrochene Rippe in Kauf.

      „Oh, keine Ursache, Baronetess. Ich bin froh, dass ich Ihnen Filou unbeschadet zurückbringen konnte.“ Während John das mit seinem charmantesten Lächeln sagte, schob er der Baronetess die Rechnung mit den aufgelisteten Auslagen zu, die sie anstandslos entgegennahm.

      „Nicht vorstellbar, was passiert wäre, wenn diese Einheimischen meinen armen kleinen Filou ... oh nein, ich mag gar nicht daran denken.“ Sie wischte sich eine weitere Träne aus dem Auge und betrachtete das vor Aufregung zitternde Hündchen auf ihrem Schoß.

      John nickte scheinbar verständnisvoll. Die Baronetess war der festen Überzeugung, dass die Besitzer der Garküche, bei denen er Filou gefunden hatte, den Yorkshire Terrier hatten kochen und den Gästen servieren wollen. John hatte sie nicht davon überzeugen können, dass diese Menschen das herumstreunende und hilflose Schoßhündchen aus purer Freundlichkeit durchgefüttert und nicht hatten mästen wollen. Nichts konnte die Baronetess von ihrer Meinung abbringen. Also hatte John ihr kurzerhand zugestimmt. Es war besser, zahlungswillige Kundinnen nicht zu verärgern.

      John warf