Auf seidenen Schwingen. Melanie Weber-Tilse

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Название Auf seidenen Schwingen
Автор произведения Melanie Weber-Tilse
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742756480



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Melody die Geschosse hörte, noch bevor sie sie sah.

      Die letzten Meter zwischen den zwei Frauen überwand Melody in atemberaubender Geschwindigkeit, schlang die Arme um Sarah und hüllte sie in ihre Flügel ein.

      Sie spürte die Einschläge an Rücken und Flügel, was nicht hätte sein dürfen. Die winzigen Geschosse konnten normalerweise Engeln nichts anhaben und doch bohrten sie sich überall in Melodys Körper.

      Mit einem Stöhnen ging sie zu Boden. Die Umgebung verschwamm, die Geräusche wurden immer dumpfer. Aber noch immer hörte sie die Schreie von Sarah und den Männern und traf eine Entscheidung. Eine, die sie vor 50 Jahren nie getroffen hätte.

      „Adiuva me, Cole“, flüsterte sie.

      Das Training war wieder schweißtreibend gewesen. Aber das war etwas, was er brauchte und was ihn ablenkte. Seit es keine Kämpfe mehr gab und er auch seinen Schwanz in keine Frau mehr versenken durfte, wurde er immer unausstehlicher.

      Cole war schon immer ein Mann gewesen, der nicht viel sprach, noch weniger Gefühle zeigte und als unbarmherzig galt. Er war sogar gefürchteter als Michael, dem er diente.

      Cole war ein eiskalter Krieger und ein teilweise gewalttätiger Liebhaber. Wobei er, seit er an diese Frau gebunden war, seinen Ruf nicht weiter hatte ausbauen können.

      Er verfluchte den Tag, als er auf das Bitten ihrer Pflegeeltern eingegangen war. In den letzten 50 Jahren, wo er ihr versprochen hatte, dass er sie erst nahm, wenn sie ihn um Hilfe bat, war er immer zürnender geworden.

      Da es auch keinen Krieg mehr gab, konnte er noch nicht mal dort seinen Frust loswerden. Das kalte Wasser prasselte auf seinen Körper und die harten Muskeln verspannten sich, als er wieder an sie denken musste. Er schlug gegen die Fliesen und nahm dann seinen Ständer, den er immer bekam, wenn ihr Gesicht in seinen Gedanken auftauchte, fest in seine Hand und rieb ihn hart und schnell. Er stützte sich mit der anderen Hand an der Wand ab und bearbeitete unaufhaltsam seinen strammen Prügel.

      Lange würde er ihr nicht mehr geben. Er wollte endlich seinen Schwanz fest, tief und schnell in ihr weiches Fleisch versenken. Allein daran zu denken, wie es sich anfühlen konnte, ließ ihn auf der Stelle kommen. Heiß pulsierte die weiße Flüssigkeit aus seinem pumpenden Ständer heraus.

      Er trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Auch wenn er gerade gekommen war, so war sein Hunger immer noch nicht gestillt. Sogar eher das Gegenteil war der Fall. Je mehr er sich vorstellte, wie es mit ihr sein würde, desto schlimmer wurde es.

      Er hatte sich gerade angezogen, als die Worte ihn erreichten. „Adiuva me, Cole.“

      Endlich! Er grinste breit und öffnete sich ihr. Als er dann aber ihren Schmerz empfing, brüllte er auf und stürzte hinaus – zu ihr!

      Sie spürte, wie er sich mit ihr verband. Spürte seine unbändige Wut, seine Kälte und noch etwas anderes, das sie nicht bestimmen konnte.

      Die Krallen, die ihr die Haut aufritzten, spürte sie dagegen fast gar nicht mehr. Und dann hörten alle es. Ein Brüllen und ein Lichtschein schossen vom Himmel herab, direkt auf sie zu.

      Melody öffnete mühsam die Augen, sah ihn vor sich landen, hörte, wie er sich brüllend über ihre Angreifer hermachte, wie er einen nach dem anderen blitzschnell tötet. Das höhnische Lachen der Höllenengel war einem panischen Kreischen gewichen.

      Dann herrschte Stille. Nur ihr eigener rasselnder Atem war zu hören. Ihr wurde immer kälter und doch hatte ihr Körper noch nicht einmal mehr die Kraft, zu zittern.

      Ihre Sicht verschwamm wieder und die Geräusche wurden leiser. Sie spürte noch, wie sie hochgehoben wurde und ihre Flügel über den Boden strichen. Ein unbändiger Schmerz schoss durch ihren Körper, ein letztes Mal bäumte er sich auf und ein leiser Schrei entfuhr ihr, bevor sie in die Dunkelheit abtauchte.

      Es zerrte an ihr, zerrte sie an die Oberfläche. Dabei tat ihr alles weh. Die Schmerzen fegten durch ihren Körper und nahmen ihr immer noch die Luft zum Atmen.

      Doch da war etwas, das sie rief, was sie hervorholte. Sie konnte es nur noch nicht einordnen. Mühsam quälte sie sich zur Oberfläche hoch und öffnete die Augen. Das Licht tat weh und doch schrie alles in ihr, dass sie aufwachen sollte. Nur warum?

      Je mehr sie ins Hier und Jetzt zurückkehrte, umso klarer wurden ihre Gedanken, desto besser arbeitete ihr Verstand.

      Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Er rief nach ihr. Er brauchte ihre Hilfe. Sie setzte sich auf, ignorierte, dass sich alles drehte, und schwang die Beine aus dem Bett. Diese gaben sofort nach, als sie aufstand und sie knallte auf die Knie. Sie zog sich an dem nächsten Bett wieder hoch und wankte zur Tür.

      „Oh mein Gott, wo willst du hin? Bleib hier.“ Jemand versuchte, sie aufzuhalten, doch der Drang, sofort zu ihm zu kommen, war übermächtig. Sie stieß den fremden kleinen Mann von sich weg und riss die Tür auf.

      Sie schwankte auf den Rand des Himmelreichs zu und ließ sich fallen. Die Flügel breiteten sich aus und ein Ruck ging durch ihre Schulterblätter. Sie hatte nicht wirklich die Kraft, um zu fliegen, und so schoss sie fast ungebremst zur Erde.

      Kurz bevor sie auf den Boden aufschlug, konnte sie sich noch ein wenig abfangen, knallte dann aber doch sehr unsanft auf und überschlug sich mehrmals.

      Dann kroch sie auf allen vieren zu ihm. Er lag vor dem Haus und man hatte ihn zum Sterben dort liegen lassen.

      „Grandpa“, krächzte Melody, als sie den alten Mann erreicht hatte. Sie spürte, wie das Leben aus ihm herausfloss, wie sein Atem flach ging und sein Herzschlag kaum noch vorhanden war.

      Seine Lider flatterten und er sah sie noch einmal an. Dann huschte ein Lächeln über die alten Züge.

      „Nun gehe ich zu meiner Marta. Danke für die Zeit, mein Kind“, flüsterte Graham, dann hauchte er den letzten Atem aus und seine Brust senkte sich herab.

      Der Schmerz überrollte Melody, und sie warf sich auf seine Brust. Sie hatte ihn im Stich gelassen. Wegen ihr hatte er sterben müssen. Sie weinte bitterliche Tränen, bis ein großer Schatten auf sie fiel. Eine Hand legte sich auf ihren Rücken.

      „Steh auf“, befahl Cole mit ruhiger Stimme.

      Auch wenn sich alles in ihr gegen ihn wehrte, so stand sie auf, um dann auf unsicheren Beinen neben Cole zu stehen. Er war riesig und sie fühlte sich trotz ihrer Größe, total winzig neben ihm.

      „Seine Zeit wäre sowieso bald gekommen.“ Immer noch hörte man keine Emotionen aus seiner Stimme heraus.

      „Aber er ist wegen mir gestorben. Die Höllenengel haben ihn wegen mir aufgesucht. Und ich habe ihm nicht helfen können. Ich wäre es ihm schuldig gewesen.“ Heiße Tränen liefen ihr über die Wange.

      „Du bist also der Meinung, er hätte noch leben sollen?“

      „Ja, verdammt“, fauchte sie ihn jetzt an. Als sie schwankte, hielt er sie mit stahlhartem Griff fest.

      „Er ist ein Mensch.“

      Melody schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn mit ihm zu diskutieren. Er würde es nicht verstehen. In den Augen der Engel waren sie die höheren Wesen und etwas Besseres. Die meisten dort oben waren arrogant und die Menschen interessierten sie nicht.

      Doch Melody hatte die Menschen kennen und lieben gelernt. Vor allen Dingen Graham, der sie aufgenommen hatte und selbstlos gepflegt hatte. Obwohl er frisch seine Frau verloren hatte, hatte er seinen Schmerz nach hinten geschoben, um für Melody da sein zu können.

      „Schaffst du es, alleine zu stehen, oder kippst du um, wenn ich dich loslasse?“

      Was für ein arroganter Arsch. „Es wird schon gehen.“

      Melody beobachtete, wie Cole sich neben Graham hockte. Dann streckte er eine Hand aus und ein zarter Lichtstrahl erschien. Fassungslos sah sie ihm zu. Er