bOOk oF liFe. Jess Pedrielli

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Название bOOk oF liFe
Автор произведения Jess Pedrielli
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847612537



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was einmal existiert hat, geht tatsächlich komplett verloren! Alles ist aufgehoben in jenem einen, großen Bewusstsein, aus dem es sich ableitet und worin es sich wandelt. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Tat und jede einzelne Existenz jeden Geschöpfs sind unauslöschlich darin eingebrannt. Energie wird zu Materie und Materie wieder zu Energie.“ „Wiederhole das doch nicht so oft, ich bin doch kein Idiot!“, beschwerte sich Mingus. „Und du bist dir da auch ganz sicher?“, grinste das Krokodil unverschämt. Mingus warf ihm einen mörderischen Blick zu. „Durch das Wiederholen zementieren wir das Fundament für unser nächstes Stockwerk in deinem neuen Gedankengebäude, auf das D U schließlich so scharf bist, wenn ich kurz daran erinnern dürfte.“ „Wieso sind Krokodile eigentlich immer so empfindlich?“, erwiderte Mingus mit betont unschuldiger Miene. „Immer? Wie viele kennst du denn, bitte?! Als ob deine Träume unter der Last einer Invasion ganzer Krokodilsarmeen zusammenzubrechen drohten!“, schnaubte das Krokodil mit gespielter Verachtung. „Na ja, es fühlt sich zwischendurch schon so an“, raunte Mingus kaum hörbar. „Du bist viel zu frech für dein Alter, hat dir das schon mal jemand gesagt!?“ „Andauernd“, seufzte Mingus. „Nun dann setze deine gute Arbeit fort!“, lachte das Krokodil. „So wie ich hier die meine: Der energetische Impuls eines Gedankens wird zu einer Form, geht durch diese Form hindurch und verlässt sie wieder, um sich als neuer Impuls in eine neue Form zu begeben. Und alles ist ein großes, wunderbares, in sich selbst ruhendes Spiel der Formen, das keine Zeit kennt, sich an sich selbst und seiner unerschöpflichen Lebendigkeit erfreut und sich mit jedem vollendeten Zyklus weiter aufschwingt - zu mehr Wissen, mehr Erfahrung, mehr Erleben und mehr Bewusstsein.“ „Das war es?“, fragte Mingus. „Das war es,“ antwortete das Krokodil und versetzte Mingus einen aufmunternden Klaps auf den Rücken, bevor es ihn sich selbst überließ. Das war auch nötig, denn Mingus hatte einiges zu verarbeiten. Er wartete still, bis der kleine Mann in seinem Kopf alle hereinstürmenden Neuigkeiten, hastig in entsprechende Schubladen einsortiert hatte. Das Problem war, die Schubladen waren zu schmal. Der kleine Mann riss sie wieder auf, leerte die zu großen Inhaltsbrocken auf den Boden und starrte ratlos darauf. Schließlich verstaute er das Gedankengut nach groben Kategorien und häufte den Rest zu kleineren Stapeln auf. Als die geistige Anspannung endlich nachließ, fühlte sich Mingus zwar etwas überwältigt, doch gleichzeitig auch wie elektrisiert. Obschon er den Ausführungen des Krokodils nicht vollständig folgen konnte - was für eine schöne Sicht auf das Leben! Da konnte man fast Lust bekommen, daran teilzunehmen. Und endlich, ENDLICH hatte er gefunden, wonach er sich mehr als alles andere förmlich verzehrt hatte: jemanden mit Antworten! Zugegeben, es war nur ein furzendes Krokodil und damit nicht gerade ein wahr gewordener Traum, aber irgendwie eben doch. Mingus war nicht mehr allein mit einem riesigen, unlösbaren Puzzle! Er hatte jemanden, der sein Wesen verstand und ihm das wahre Leben, das Konzept dahinter, zeigte. Er hatte einen Lehrer! Die Art von Lehrer, die er sich aus tiefstem Herzen gewünscht hatte. Einen, der ihn im Fach ´Leben und Sterben` unterrichtete. Ungeachtet der Tatsache, dass Herr Lehrer optisch und vor allem olfaktorisch nicht ganz seinen Erwartungen entsprach, pochte Mingus das Herz vor Aufregung, Freude und Erleichterung. Zu seiner Überraschung legte das Krokodil ihm eine Pranke auf den Kopf und strich ihm übers Haar. „Das Meiste kann ich dir erst später besser erklären. Wichtig ist vorerst, dass dir klar ist, dass die Dinge nicht so sind wie sie scheinen. Sowohl das Leben, das du führst, als auch dessen Realität sind sehr viel vielschichtiger als du bisher ahnst. Nach und nach werde ich dir die anderen Ebenen zeigen, die es umfasst. Man muss die Dinge selbst erleben, Schritt für Schritt, um die Vorgänge wirklich begreifen zu können." Es blinzelte ihm mit einem Auge zu. „Was sonst soll man mit ungeprüften Wahrheiten anderer Leute sonst anfangen, als sie auf die Probe zu stellen? Es geht nicht darum, mir zu glauben oder nicht zu glauben, sondern darum, dir dabei zu helfen, den Weg zu der Wahrheit zu finden, die du suchst. Hinterfrage mich, experimentiere mit den neuen Gedanken und übernimm nicht einfach das von mir Gesagte - oder das von jemand anderem. Übernimm auch nichts, nur weil es die Mehrheit für richtig hält, hörst du?! Die Mehrheit hat nicht automatisch recht, bloß weil sie in der Mehrheit ist. Denke an Kolumbus oder an Kepler.“ „Kenne ich nicht“, meinte Mingus. Das Krokodil zuckte mit der Schulter. „Benutze einfach deinen eigenen Verstand, deine eigenen Sinne, um die Welt und das Leben in ihr zu erkunden. Aus diesem Grund hat jeder sein eigenes Gehirn bekommen und muss sich nicht eines mit den anderen teilen. Versuch alle Türen in deinem Kopf weit offen zu halten“, empfahl ihm das Krokodil schlicht. Mingus blickte still vor sich hin. „Wenn das stimmt, was du sagst, dann bedeutet das doch, dass alles, was existiert, nicht wirklich sterben, nicht verloren gehen kann, weil es aus Energie besteht, die immer da ist. Dann gibt es nur das Leben und überhaupt keinen Tod?“, fragte er. „Alles ist e i n Sein und bleibt für immer ein Sein. Und es hat keinen Anfangs- und Endpunkt. Es ist zeitlos. Was für dich ein linearer Zeitablauf ist, geschieht in Wirklichkeit gleichzeitig, weil alles bereits in dem einen Sein aufgehoben ist. Leben bedeutet Bewegung, also verändert es sich ständig. Da es aber auch zeitlos ist, ruht es gleichzeitig in sich selbst“, erläuterte das Krokodil. Mingus dachte angestrengt nach. „Warum verschwinden auch die Gedanken und Gefühle nie daraus?“ „Alles, was ist, ist für immer. Was einmal da war, hinterlässt seinen Abdruck und bleibt gespeichert. Ein Gedanke oder ein Gefühl sind ebenso energetische Freisetzungen wie ein ganzes menschliches Leben. Gedanken und Gefühle entsprechen einem kleinen Energiefeld, das in das große Energiefeld integriert ist. Dort bleiben sie als Information abrufbar, während der Rest des Bewusstseins, das sie einmal gedacht oder gefühlt hat, sich wieder in eine neue Form begeben hat. Es gibt Menschen, die sensibel genug sind, solche Informationen abzurufen. Sie spüren, was an einem Ort vor vielen Jahren passiert ist oder eines Tages passieren wird. Oder kommunizieren mit Verstorbenen“, erklärte das Krokodil geduldig. „Gedanken sind mächtig, weil sie jedem Schöpfungsprozess in materieller Form vorausgehen. Sie reisen schneller als mit Lichtgeschwindigkeit von einem Punkt zum anderen, weil sie sich bereits an jedem möglichen Punkt zugleich befinden. Falls du dir das nicht richtig vorstellen kannst, macht das nichts. Es ist schwer und auch den Quantenphysikern macht diese Erkenntnis Schwierigkeiten. Einstein glaubte, dass es nichts gäbe, was sich schneller bewege als Licht mit einer Geschwindigkeit von 1080 Millionen km/h. Allerdings besitzt Licht nicht immer und überall dieselbe Geschwindigkeit. Sie ist veränderlich. Andernorts.“ Mingus brummte der Schädel. Es strengte ihn an, diese außergewöhnlichen Einblicke zu verarbeiten. Wer war Einstein? War das nicht der schlaue Mann, der nie zum Friseur ging? Und gern seine Zunge zeigte, obwohl er nicht beim Arzt war? Mingus musste sich eingestehen, dass er genug für heute hatte. Seine Gehirnzellen stießen sicherlich bereits dicke Rauchschwaden aus. Es war ihm, als könne er den kleinen Mann in seinem Kopf husten hören. „Ich bin erst sieben! Ich bin nicht mehr aufnahmefähig!", rief er mit erhobenen Händen aus. „Ja schon. Andererseits bist du wie gesagt nicht ganz normal", erinnerte ihn das Krokodil unbeeindruckt. „Mit allen Vor- und Nachteilen, die so ein Status außerhalb der Norm mit sich bringt,“ setzte es hinzu. „Meine Festplatte ist voll“, antwortete Mingus und ließ seinen beladenen Kopf zwischen den Knien baumeln. Das Teil war viel zu schwer geworden, als dass er es noch länger aus eigener Kraft auf den Schultern hätte halten können. „Die höchste Beladekapazität dieses Transporters wurde überschritten. Achtung, Achtung! Ich wiederhole ...“, tönte es dumpf zwischen Mingus` Beinen hervor. „Sei doch froh, dass endlich etwas drin ist, Weichei“, brummte das Krokodil gutmütig. Mingus hob empört den Kopf. „Hast du mich gerade ein Weichei genannt?“ „Nö. Vergiss aber nicht, dass DU mich träumst. Du gestaltest diesen Traum und seinen Inhalt, nicht ich. Es ist dein Bewusstsein, das mich hierhergeführt hat. Und was im Traum gilt, das gilt im Übrigen auch im Wachzustand: Dein Bewusstsein, deine Sehnsüchte, deine Gedanken erschaffen sowohl deine Träume als auch dein Leben. Je bewusster du auf allen Ebenen bleibst, desto größer deine Fähigkeit, es zu gestalten und zu verändern. Die Traumebene ist dein Übungsfeld, weil sie eine reine Gedankenwelt ist, die nur über Energie funktioniert. Daher ist sie leichter und schneller veränderbar, weil die energetischen Impulse deines Denkens umgehender umgesetzt werden können. Energie reagiert und interagiert unmittelbarer mit Energie als mit Materie. Materie ist träger, dichter. Trotzdem gilt dasselbe Prinzip ebenso auf der Ebene der festen Formen. Du kannst alles erschaffen und verändern, auch feste Materie. Aufgrund ihrer Schwerfälligkeit dauert der Prozess nur länger. Also, überlege dir gut, woran du den ganzen Tag über so denkst … mit der nötigen Intensität dahinter, könnte es wahr werden!“ Mingus fiel plötzlich eine Postkarte ein, die