DER UNSINN DES LEBENS. Bachus Bogner

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Название DER UNSINN DES LEBENS
Автор произведения Bachus Bogner
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742749529



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Junge!“

      Winifred setzte sich nicht mit ihrer Vagina auf Fritz´ Penis, schob nicht den Rock hoch, zog auch nicht den Slip aus, warf Fritz nicht zu Boden, riss ihm nicht die Kleider vom Leib und küsste ihn auch nicht. Nicht oben und schon gar nicht unten. Deshalb wurde auch sein Penis nicht steif und ihre Vagina nicht nass. Sie vergaß sich nicht, sondern war die Kontrolle selbst, fühlte sich jedoch ein bisschen geschmeichelt, verabschiedete sich, ging heim und schmierte sich ein Butterbrot. Fritz fütterte die Schweine, wartete darauf, dass sein Vater betrunken vom Wirtshaus heimkam, wurde verprügelt, ging ins Bett, hörte wie sein Vater seine Mutter verprügelte, knipste die Nachttischlampe an, hörte wie sein Vater den Hund verprügelte, nahm den Brief aus seiner Hosentasche, wartete bis Stille einkehrte und begann zu lesen. Gott las mit, rief den Teufel an, war zuerst ratlos, dann wütend, schickte einen Blitz los um Wunibald zu bestrafen, vergaß dabei in seiner Rage vorher die Brille aufzusetzen und verfehlte den Pfarrer daher um satte drei Kilometer. Pech für die Brunnhubers. Die Familie Brunnhuber besteht bzw. bestand aus fünf Mitgliedern. Der Mutter Hermine, dem Vater Hans-Hubert und ihren drei Söhnen Hubert, Herbert und Heribert. Letzterer schlief häufig noch bei seinen Eltern im Bett, weil er seine Brüder fürchtete. Und das nicht ohne Grund. Ständig triezten sie den Kleinen und erzählten ihm Gruselgeschichten von dicken, alten, nackten Frauen mit großen, hängenden Brüsten, die direkt aus der Hölle kommend, zu ihm ins Bett kriechen, ihr Gebiss aus dem Mund nehmen und ihn damit in den Hintern zwicken würden. Es lief immer nach dem selben Schema. Hubert dichtete, Herbert lachte und Heribert zitterte. So auch an jenem Abend.

      „Von drunten aus der Hölle kommt sie her,

      ich muss euch sagen, es grauset mir sehr.

      Sie schleicht um unser Haus, mit ihrem gelbbraunen Gebiss,

      ich glaub unser Heribert, kriegt langsam Schiss.

      Die Treppe hinauf mit ihren haarigen Beinen,

      stürzt sie zur Tür rein und schnappt nach dem Kleinen.“

      „Hilfe!“, schrie Heribert.

      „Haha!“, lachte Herbert.

      „Ihr Saudeppen!“, brüllte Hans-Hubert, der dem Geschrei folgend ins Kinderzimmer gestürmt gekommene Vater.

      „Aua!“, heulte der, die erste, von Hans-Hubert verteilte, Kopfnuss empfangende Hubert.

      „Das habt ihr davon!“, meldete sich Mutter Hermine aus dem Schlafzimmer.

      „Aua!“, weinte der, zuvor noch lachende, die zweite, von Hans-Hubert ausgegebene, Kopfnuss genießende Herbert. Und dann war Ruhe. Heribert legte sich zu seinen Eltern, die dem, noch immer verschreckten, Jungen, zur Beruhigung, Steinigungs- und Kreuzigungsgeschichten aus der Bibel vorlasen. Hubert und Herbert erholten sich indessen, bei der Betrachtung spezieller, den durch die Backpfeifen verursachten Schmerz, lindernder, das Blut vom Kopf in andere Körperregionen wandern lassender, Heftchen, die man tags davor im Tabak- und Schreibwarenladen Budenbrüller, zusammen mit einer Schachtel Zigaretten, gemeinschaftlich gestohlen hatte. Die sich in diesem Magazin befindlichen, hübschen, jungen, nackten Damen, schienen direkt aus dem Himmel zu kommen und würden in Kürze mit ihren großen, vollen, wohlgeformten Brüsten, in die Betten der Brunnhuber Brüder kriechen, um diese mit ihren göttlichen Mündern... . Doch dazu kam es nicht mehr. Ein lauter Knall riss die Buben aus ihren Phantasien. Und es ward Licht. Ein heller Blitz riss die Eltern aus ihren Kreuzigungsgeschichten. Und plötzlich stand ihr Bruder Heribert im Zimmer. Sein Blick war wirr. Die Haare weg. Die Stirn verkohlt.

      „Was ist passiert?“, fragte Hubert.

      „Wo sind unsere Eltern?“, wollte Herbert wissen.

      „Im Schlafzimmer. Und auf dem Dach.“, antwortete Heribert wahrheitsgemäß. Der Allmächtige hatte wieder einmal Scheiße gebaut. Wieder einmal ratlos griff er zum Telefon und rief mich an.

      „Bachus.“

      „Gott.“

      „Welcher?“

      „Der Dreifaltige.“

      „Und mit wem spreche ich?“

      „Hä?“

      „Spreche ich mit dem Vater, dem Sohn oder dem Hl. Geist?“

      „Gott Vater.“

      „Kannst du das beweisen?“

      „Hä?“

      „Naja. Du könntest ja auch der Teufel sein und nur so tun als wärst du Gott. Immerhin hast du recht teuflisch gehandelt.“

      „Das war ein Versehen. Du schreibst das doch nicht etwa auf?“

      „Selbstverständlich tue ich das!“

      „Das kannst du doch nicht machen! Was sollen denn die Leute von mir denken?“

      „Tja. Unterschiedliches. Viele glauben sowieso nicht an dich oder halten dich ohnehin für einen Psychopathen.“

      „Wie bitte?“

      „Aber ja. Manche denken sogar du wärst eine Kuh.“

      „Eine Kuh?!“

      „Ja.“

      „Ein Rindvieh?!“

      „Ja.“

      „Die Menschen halten mich für ein Rindvieh?!“

      „Manche schon. Du verhältst dich ja oft auch so. Wie kann man den nur einen Blitz losschicken, ohne dabei vorher seine Brille aufzusetzen?“

      „Mein Gott. Ich war halt ein bisschen angetrunken. Du kennst das ja.“

      „Schon. Aber ich werde dann nicht so zornig wie du. Wieso musst du immer jemanden bestrafen?“

      „Ich kann doch einem katholischen Pfarrer nicht so eine Schweinerei durchgehen lassen.“

      „Ach komm. Du hast doch katholischen Pfarrern schon ganz anderes durchgehen lassen. Denk an die Internate! An die Ministranten! Oder…“

      „Hör auf Bachus!“

      „Ich denke nicht daran!“

      „Ich warne dich! Noch ein Wort und dich trifft der nächste Blitz!“

      „Schauen wir mal.“, sagte ich lässig und legte auf. Gott schäumte vor Wut. Es blitzte gewaltig, doch mein Blitzableiter funktionierte und ich schrieb weiter. Von Blitzen ließ ich mich schon lange nicht mehr beeindrucken. Schließlich hatte ich den Blitzkrieg überlebt. Und das als Eichhörnchen. Es war meine dritte Wiedergeburt. Nachdem ich als gefleckter Dungkäfer, in den Rang eines südostasiatischen Hängebauchschweins aufgestiegen…

      „Halt! So kannst du nicht weitermachen Bachus! Der Leser wird dir nicht mehr folgen können. Außerdem warst du kein gefleckter Dungkäfer, sondern ein gemeiner Waldmaikäfer.“

      „Und du eine Blattlaus!“

      „Aber eine Blattlaus in Paris! Während du auf niederbayerischen Misthaufen herumgekrabbelt bist, habe ich in der Avenue des Champs-Élysées diniert!“

      „Bis du selbst diniert wurdest. Von einem lächerlichen Marienkäfer.“

      „Was immer noch ehrenhafter ist, als in einer Jauchegrube zu ersaufen.“

      „Das bin ich nicht. Das war dein Ex Eros.“

      „Ach ja. Eros. Das waren noch Zeiten. Apropos Eros. Was ist eigentlich mit deinem Ersatz-Eros vom Anfang der Geschichte?“

      „Du meinst Marcel?“

      „Ja.“

      „Den Beinheber?“

      „Ja.“

      Er hob tatsächlich das Bein. Fritz musste lachen. Hubert würde zufrieden sein. Chantal eher nicht. Die Scheidung würde für sie weit weniger lukrativ werden als gedacht. Aber immerhin könnte sie dann offen mit Marcel zusammenleben.