The One Eyed Bandits. Kendra Li

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Название The One Eyed Bandits
Автор произведения Kendra Li
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847692904



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schlimmes, hoffe ich?“

      „Es wird schon wieder werden,“ sagt er abschließend.

      Jade runzelt verwirrt die Stirn. Seine vagen Andeutungen und nicht greifbaren Sätze kommen einer Zurückweisung gleich. Sie zieht sich innerlich vor ihm zurück.

      „Okay.“ Sie räuspert sich. „Mach dir keinen Kopf. Ich...ich muss dann auch mal los.“

      Seine Augen flackern auf. Oder liegt es einfach nur an dem seltsamen Licht heute? Sie versucht ihr Unbehagen abzuschütteln und macht Anstalten weiter zu gehen.

      „Darf ich dich ein Stück begleiten?“ fragt er jetzt.

      Sie hält in ihrer Bewegung inne und sieht ihn überrascht an.

      „Klar,“ sagt sie dann erstaunt. „Wenn du möchtest.“

      „Es wird mir eine Ehre sein.“

      Der etwas altmodische Satz lässt Jade leicht erröten.

      Sie laufen langsam nebeneinander her. Nach einer Weile bemerkt sie mit Verwunderung, dass ihr nicht mehr kalt ist. Sie blickt hinauf zum Himmel. Nur noch wenige Wolkenfetzen verdunkeln die Sonne.

      „Seltsam,“ murmelt sie.

      „Was ist seltsam?“

      „Das Wetter. Vorhin ist es recht kalt geworden und der Himmel war Wolkenverhangen...“ Sie legt nachdenklich den Kopf schief. „Und ganz plötzlich ist es wieder warm. Die Sonne kommt schon wieder durch.“

      „Ja. Das Wetter hat so seine Tücken,“ sagt er und lächelt geheimnisvoll.

      Jade wirft ihm einen fragenden Seitenblick zu, doch Damon starrt weiterhin geradeaus.

      Jetzt betrachtet sie sein schönes Profil. „Du bist also neu hier?“ sagt sie nach einer Weile.

      „Ich schätze, es ist wohl offensichtlich?“ Er grinst schelmisch.

      „Das hier ist eine Kleinstadt. Man kann also nichts geheim halten. Und ein neues Gesicht fällt nun mal auf.“ Sie lächelt.

      „Verstehe.“ er kratzt sich hinterm Ohr. „Ich bin vor einigen Wochen hergezogen.“

      „Und gefällt es dir soweit?“

      „Soweit ganz gut. Hübsche Kleinstadt.“

      „Aber nicht besonders aufregend,“ seufzt Jade.

      „Wir werden sehen,“ meint er nur.

      Jade hat das Gefühl, nicht aus ihm schlau zu werden. Seine Bemerkungen sind vieldeutig und mysteriös.

      „Wo wohnst du eigentlich?“ will sie dann wissen.

      „Ich wohne am Magic Pond.“

      „Am Magic Pond?“ Sie bleibt stehen und reißt erstaunt die Augen auf.

      „Ja.“ Er sieht sie lächelnd an. „Ist das so merkwürdig?“

      „Naja...es ist nicht gerade billig dort zu wohnen.“

      „Ist es auch nicht,“ bestätigt er. „Ich wohne in einem kleinen Holzhaus direkt an dem See.“

      „Ich bin beeindruckt.“

      Sie gehen weiter.

      „Darf ich dir eine Frage stellen?“

      „Nur zu.“

      „Wie alt bist du?“

      „Warum?“

      „Ja also...es ist nur...du bist mit Sicherheit älter als ich, aber in meinen Augen nicht gerade alt genug, um dir ein eigenes Haus leisten zu können.“ Sie räuspert sich. „Tut mir leid. Das klang jetzt echt bescheuert.“

      „Nein, das ist schon in Ordnung,“ unterbricht er sie freundlich. „Du hast ja recht. Ich bin fünfundzwanzig. Und ich habe das Privileg bereits jetzt schon sehr viel Geld zu besitzen.“

      „Verstehe. Du hattest also Glück.“

      „Das ist Ansichtssache. Es handelt sich hierbei um das Erbe meiner Eltern.“

      „Deine Eltern sind beide schon tot?“ Sie sieht ihn entsetzt an.

      „Ja.“ Er betrachtet sie freundlich. „Ob ich Glück hatte ist daher fraglich.“

      Jade sieht ihn beschämt an. „Tut mir leid, ich wollte nicht....“ stottert sie.

      „Kein Problem. Es ist schon lange her.“

      „Wie lange?“ fragt sie, bevor sie sich rechtzeitig auf die Zunge beißen kann.

      „Ich war zwölf.“

      „Zwölf,“ wiederholt sie schockiert. „Wie...?“ Die Frage bleibt ihr im Hals stecken. Das geht sie wirklich nichts an.

      „Sie sind ermordet worden.“

      Jade wird heiß und kalt vor Entsetzen. „Oh mein Gott. Das tut mir so leid.“

      „Das muss es nicht,“ sagt er leise. „Nicht mehr...“

      Es entsteht eine längere Pause.

      „Ich denke, wir sind da,“ sagt er dann auf einmal.

      „Was?“ Jade hebt verwirrt den Kopf.

      „Dein Haus.“

      Sie dreht sich um und erblickt das Haus ihrer Eltern. „Ja,“ sagt sie nur.

      „Bis bald, Jade.“ Damon steht dicht hinter ihr und sie dreht sich zu ihm um. Seine grünen Augen mustern sie eingehend.

      „Ja. Bis bald,“ haucht sie leise.

      Er verbeugt sich leicht zum Abschied und wendet sich dann zum Gehen. Jade kramt nach dem Schlüssel in ihrer Tasche, da fällt ihr noch etwas ein. Sie hebt den Kopf und will nach Damon rufen. Doch dieser ist wie vom Erdboden verschluckt. Seltsam!

      Sie dreht sich um und zuckt erschrocken zusammen als sie den Raben entdeckt, der auf dem Briefkasten sitzt und sie unheimlich mustert.

      Jade weicht instinktiv vor ihm zurück. Ihre Hand bekommt die Hausschlüssel zu greifen. Eilig läuft sie zum Eingang und schließt die Tür auf. Oben in ihrem Zimmer angekommen, setzt sie sich auf die Bettkante und nur eine einzige Frage beschäftigt sie.

      Woher wusste Damon, wo sie wohnt?

      „Bitte sag das nochmal.“ Lillian sieht ihre Freundin aus tellerrunden Augen an. „Dieser tolle Kerl aus dem Mozart kürzlich hat dir also gestern aufgelauert, um dich nach Hause zu begleiten?“

      „Er hat mir nicht aufgelauert,“ protestiert Jade lachend und spießt eine Tomate auf ihre Gabel, um sie sich gleich darauf in den Mund zu schieben. Die Freundinnen sitzen zusammen in der Mensa.

      „Ach komm.“ Lillian guckt ungläubig. „Was soll er denn sonst bei dir in der Gegend gemacht haben?“

      Jade zuckt ratlos die Achseln. „Ich weiß nicht.“

      „Eben.“ Lillian guckt ernst. „Sei jedenfalls vorsichtig. Wir wissen nicht, wer er ist.“

      „Ja du hast recht.“ Jade nickt beklommen.

      „Was wollte er denn von dir?“

      Jade runzelt die Stirn. „Er hat gesagt, er wolle sich bei mir entschuldigen.“

      „Entschuldigen?“ Lillian zieht skeptisch eine Augenbraue hoch.“Wofür denn?“

      „Dafür, dass er aus dem Mozart verschwunden ist, ohne sich vorher bei mir zu verabschieden.“

      „Hmmm...,“ macht Lillian. „Klingt süß....und schräg!“

      „Irgendwie schon,“ stimmt Jade ihr zu.

      „Wie alt ist er eigentlich?“

      „Fünfundzwanzig.“