Mysterien des Alltags Teil 2. Andreas A.F. Tröbs

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Название Mysterien des Alltags Teil 2
Автор произведения Andreas A.F. Tröbs
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738019407



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Schneewittchen:

      "Guten Tag, liebe Frau!

      Was macht ihr nur für ein Radau?

      Habt ihr euch verlaufen?

      Oder Ware zu verkaufen?"

       Königin:

      "Gute Ware, schöne Ware"!

      Schnürriemen in allen Farben,

      sind nur hier bei mir im Angebot zu haben"!

       Schneewittchen:

      "Die Frau ist ehrlich und allein,

      die lasse ich jetzt einfach rein!

       Königin:

      "Kind, wie du aussiehst!

      ich will dich schnüren.

      Laß uns das mal ausprobieren!"

       Erzähler:

      Schneewittchen hatte keine Angst, und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, dass es Schneewittchen den Atem verschlug und hinfiel.

       Königin:

      "Ha, du eitles, stolzes Wesen

      nun bist du die Schönste gewesen“!

       Erzähler:

      Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus; aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen, und es regte und bewegte sich nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen, dass es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei; da fing es an ein wenig zu atmen und ward nach und nach wieder lebendig.

      Die böse Königin ging vor den Spiegel und fragte:

       "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

      Da antwortete er wie sonst:

      "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

       Aber Schneewittchen über den Bergen

       Bei den sieben Zwergen

       Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

      Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl, dass Schneewittchen lebte.

       Königin:

      „Nun werd ich was ersinnen

      und mein Werk zu Ende bringen!

      Hier, mit diesem großen Kamm

      lebt sie wirklich nicht mehr lang!“

       Erzähler:

      So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief:

       Königin:

      "Gute Ware feil!

       Schneewittchen:

      "Geht nur weiter liebe Händlerin,

      sonst falle ich wieder ganz toll hin!"

      Königin:

      "Das Ansehen wird doch erlaubt Dir sein?

      Drum lasst mich geschwind ins Häuschen hinein!“

       Erzähler:

      Doch der Kamm gefiel Schneewittchen so gut, dass es sich verleiten ließ und die Türe öffnete. Plötzlich sprach die Alte:

       Königin:

      "Nun schau dort zu dem Spiegel hin,

      bist schön wie eine Königin!“

       Erzähler:

      Das arme Schneewittchen dachte an nichts Schlimmes. Bei dem Wort „Königin“ hatte die Alte den Kamm so heftig in die Haare gesteckt, dass das Mädchen ohne Besinnung zu Boden fiel.

       Königin:

      "Du Ausbund an Schönheit und Eleganz

      jetzt ist's um dich geschehen, doch diesmal ganz!"

       Erzähler:

      Zum Glück war es bald Abend und die sieben Zwerge kamen nach Hause. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die böse Stiefmutter im Verdacht, suchten nach und fanden den giftigen Kamm. Und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen.

      Die Königin stellte sich im Schloß vor den Spiegel und sprach:

       "Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

      Da antwortete er wie vorher:

      "Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

       Aber Schneewittchen über den Bergen

       Bei den sieben Zwergen

       Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

      Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn.

      "Schneewittchen soll sterben", rief sie, "und wenn es mein eigenes Leben kostet!"

      Und sie ging, mit einem vergifteten Apfel, verkleidet als Bauersfrau zu Schneewittchen und rief mit süßer Stimme:

       Königin:

      Ein Apfel gefällig? Rot und gut im Saft!

      Der löscht den Durst, verleiht Euch Kraft!

       Schneewittchen:

      "Bleibt fern von mir, ich öffne nicht!"

       Königin:

      Fürchtest Du Dich etwa vor Gift?

       Erzähler:

      Doch der Apfel war vergiftet. Kaum hatte Schneewittchen einen Bissen davon im Mund, so fiel es zur Erde nieder.

       Königin:

      "Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.

      Spiegel, dein Spott soll dir vergehen,

      Schneewittchen als Schönste anzusehen!"

       Erzähler:

      Und als sie daheim den Spiegel befragte:

      "Spieglein, Spieglein an der Wand,

       Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

      so antwortete er endlich:

      "Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

      Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe!

      Die Zwerge fanden Schneewittchen wieder auf der Erde liegen. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind rührte sich nicht.

       Zwerg Sorglos:

      Wir bauen ihr ein Sarg aus Glas

      und stellen ihn aufs grüne Gras!

       Zwerg Singefein:

      Dort hinten an dem