Zündende Ideen verbrennen nicht. Christa Schyboll

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Название Zündende Ideen verbrennen nicht
Автор произведения Christa Schyboll
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783752984644



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Säue geworfen.

      Das Endziel zwischenmenschlicher Kommunikation wird sein, keine Nachricht mehr zu versenden, sondern selbst die Nachricht zu sein, ohne sich dafür noch in irgendeiner Weise auf den Weg machen zu müssen.

      Wenn das eigene Gewissen eine plötzliche Attacke verspürt, von dort zum Hirn wandert und auf aufmerksame Gedanken trifft, ist Handlung im Verzug.

      Kinder sind der brummende Motor für die Entwicklung ihrer Eltern; das Benzin dafür ist der kindliche Trotz, vor dem der elterliche Wille oft die Waffen streckt.

      Man kann etwas wollen, was man nicht kann. Man kann auch etwas nicht wollen, weil man es nicht kann. Der Unterschied liegt dabei zumeist nicht im Wollen, sondern im Können und dem Alibi vor sich selbst, es mangels Können auch nicht zu wollen.

      Anständige Menschen sind manchmal Verbrecher im Wartezustand unterhalb der Erscheinungsschwelle.

      Das Perfekte entsteht vor allem dort, wo der Mensch zunächst den Mut fürs Nicht-Perfekte aufbringt und zu diesem Zwischenergebnis auch authentisch steht.

      Zersplittert das Ich in seine kleinen Selbstsphären, lässt es in der Kommunikation mit dem Du oft eine gewisse Irritation zurück.

      Wirken die Eigenschaften der alten Götter vielleicht deshalb so menschlich auf uns, weil wir uns insgeheim göttlich fühlen?

      Kinder sind werdende Götter, sofern die verhinderten Götter, die nun erwachsen sind, sie jemals ernsthaft göttlich werden lassen.

      Der rosarote Blick Verliebter verblasst schnell in ein milchiges Grau, wenn das Tageslicht des Alltags die Eigenschaften des Partners genauer beleuchtet.

      In jenem Augenblick, in dem ich mich selbst in meinem Feind erkenne, bekämpfe ich einen Teil meines eigenen Wesens.

      Der göttliche Anteil im Menschen ist seine Schöpferkraft, die die göttliche Schöpferkraft durch die Erfahrung des Menschseins befeuert.

      Körperliche Nähe und gleichzeitig mentale Entfremdung, schließen sich weder ein noch aus, sondern sind früher oder später eine Selbstverständlichkeit in vielen Paarbeziehungen; umgekehrt geht’s auch ganz gut.

      Die Anziehung der klugen Frau bedingt den klugen Mann, der diese Klugheit zu schätzen und zu genießen weiß.

      Die Krisis der Menschheit läuft mit riesigen Schritten dem Chaos unsichtbar voran. Doch unsere Augen sehen nur das Chaos und nicht den Urgrund der Krisis. So flicken wir immer weiter nur am Vermeintlichen des wahren Problems.

      Wenn die Krankheit »Hass« Folge eines bösen Verletzungsschmerzes ist, kann die Therapiedosis nur aus Vertrauen, Erkenntnis und Liebe gemixt sein.

      Ist man dem Krampf des Kampfes zwischen Sympathie und der Antipathie enthoben, hat sich Transzendenz breitgemacht.

      Hass zerbröselt mit der Zeit an der Anstrengung, die man dafür aufwenden muss, um ihn lebendig zu halten.

      Das Unterbewusstsein ist der stumme Türsteher zum Unbewussten, während sich das Gewissen als lauter Quälgeist des Bewusstseins entpuppt.

      Weil wir für Großkatastrophen nicht genügend belastbare Gefühle freisetzen können, regen wir uns über die Kleinigkeiten im Alltag gern besonders heftig auf.

      Eine Begegnungsqualität hängt nicht allein vom anderen Gesprächspartner ab.

      Klassenlehrer können durchaus auch Vorbilder und zuverlässige Zukunftsweiser für problematische Persönlichkeitsreifung sein.

      Menschen degradieren sich selbst zu Maschinen, indem sie Maschinen zu menschlichem Verhalten zu programmieren versuchen.

      Gott hat den Menschen nur deshalb mit so vielen Fehlern erschaffen, damit er an seinem Lieblingskunstwerk selbst auch weiterhin eine spannende Aufgabe hat.

      Klassenzimmer sind Vormittagsgefängnisse mit kurzem Freigang.

      Der erste Schritt zu sich selbst ist deshalb der längste und weiteste von allen, weil man sich in Bezug auf die eigene Authentizität auf die Länge der Wegstrecke zumeist fatal irrt.

      Widersprüche lösen sich dort auf, wo sich verklemmte Gedanken mittels klarer Gefühle entwirren.

      Weil die Stille für viele Menschen schwerer zu ertragen ist als Lärm, erschrecken sich die Menschen vor leisen Geräuschen auch stärker als vor lautem Krawall.

      Paare, die es nach langen Jahren noch immer miteinander können, verfügen offenbar über ein Geheimnis, das den gescheiterten Paaren vorenthalten bleibt.

      Das äußere Auge des Menschen erfreut sich an der Schönheit der Details, die uns die Dinge spiegeln. Das innere Auge jedoch erfreut sich an der Ganzheit, die hinter den Dingen liegt und den Sinn des Seins zu offenbaren vermag.

      Kommt sich der Mensch selbst sehr nahe, wird er oft von schierem Entsetzen über den bisherigen Irrtum seiner eigenen Person gepackt.

      Eine Bitte ist dann gut vorgetragen, wenn der andere versäumt, aus lauter Schock nach dem »Warum?« zu fragen und sie stattdessen schnell und widerspruchslos erfüllt.

      Auch Menschen außerhalb aller Gefängnisse leben einzig nur: lebenslänglich!

      Wer glaubt, dass durch den Trauschein die Ehe so unzerstörbar ist wie eine Wasserstoffbrückenbindung, der kennt noch nicht die Halbwertzeit von Liebesatomen.

      Wenn Feinde zu Freunden werden, haben beide einen langen Weg von Schmerz, Hindernissen und Missverständnissen überwunden.

      Weil sich Dicke unter noch Dickeren dünn fühlen, tun sie gut daran, die Dünnen zu meiden, wenn sie sich ihren Status der relativen Vollschlankheit bewahren wollen.

      Die Begeisterung für einen Menschen dämpft sich automatisch Richtung Permafrost, wenn man ihn erst einmal genauer kennen lernt.

      Nur jene Menschen suchen den Abgrund, die keine Vision vom Gipfel in sich entwickeln können.

      Hirn, Herz und Bauch kämpfen oftmals zugleich um die Vorherrschaft im Menschen.

      Weil die Menschheit so schrecklich zerstreut und vergesslich ist, erfindet sie viele Dinge doppelt und dreifach zur gleichen Zeit.

      Die größte Beleidigung gegen sich selbst begeht die Menschheit durch den Nichtgebrauch der Vernunft.

      Menschen erfinden deshalb so gerne neue Gesetze, weil der kreative Vorgang des Brechens derselben das schöpferische Potenzial so erfrischend beflügelt.

      Feindschaft birgt die Chance an sich selbst, das Zerwürfnis notfalls einseitig zu beenden und damit als souveräner Sieger das alte Kampffeld zu verlassen.

      Hilfsbedürfte alte Menschen und kleine Kinder sind ständige Herausforderungen an die betreuenden Erwachsenen in der Gegenwart, die die Probleme von Zukunft und Vergangenheit gleichzeitig täglich neu im Schlepptau haben.

      Weil die älteste Vereinigung aller Menschen die Familie ist, verfügt sie aufgrund ihrer endlosen Erfahrungen im Zwischenmenschlichen auch über die subtilsten Foltermethoden.

      Zwanghafte Menschen stehen oft unter dem Zwang, jenen Zwang auf keinen Fall verlieren zu dürfen, damit sie sich nicht zwanghaft einen neuen Zwang aufzwingen müssen, zu dem sie zwar keiner zwingt, aber mit dem sie zwanghaft verbunden sind.

      Wer Spuren sucht und dabei die eigenen nicht sofort auch wieder verwischt, rennt am Ende sich lebenslang selbst hinterher, ohne sich je zu erreichen.

      Freudigen Erwartungen stehen unvermeidliche Ent-Täuschungen nur dann gegenüber, wenn man sich in sehr überzeugender Weise in der eigenen Erwartung täuschte.

      Den Fragen der Lehrer sollte man als Schüler mit kritischer Distanz begegnen, in dem man sich notfalls auf die Ursprünge der griechischen Demokratie beruft oder sokratisch zurückfragt, ohne zu antworten.

      Frei durchatmen kann man nur, wenn das Gewissen nicht die Kapillaren erdrückt und die Lungenflügel flattern dürfen.

      Wer nicht emotional verhungern will, sollte intellektuell einmal ein wenig