PENNYFLAX und das Uhrwerk der Sterne. Andreas Bulgaropulos

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Название PENNYFLAX und das Uhrwerk der Sterne
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750215856



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wie ein hausgroßes Schmuckstück wirkte.

      »Miesepetrigen Morgen«, begrüßte Pennyflax seinen Freund und deutete auf das Schiff. »Alles Roger mit deinem Sternendüser?«

      Luno, der nun seinen Raumanzug trug, stellte seine Flötenohren aufrecht und nickte. »In der Tat, meine geschätzten Begleiter, unsere Reise kann beginnen. Oh, und einen ebenso miesevollen Morgen wünsche ich euch … möge eure schlechte Laune auf ewig andauern.«

      Der Kobold musste grinsen. »Nicht schlecht, verdingst nochmal. Wärst du ’ne Woche länger bei uns geblieben, wäre aus dir ein echter Einheimischer geworden!«

      »Sehr gerne hätte ich bei euch verweilt«, erwiderte Luno und blickte auf sein Chronometer. »Aber die Zeit rennt uns davon. Vergangene Nacht entdeckte ich durch mein Teleskop weitere hässliche Flecken auf dem Mond. Ohne Zweifel rauben die Finsterlinge immer größere Mengen unseres Lichtsilbers, und gebieten wir ihnen nicht rasch Einhalt, versiegt die Lebensquelle meines Volkes, der Lunari.«

      Pennyflax runzelte die Stirn, dann zog er eine grimmige Miene. »Wirst sehen, den Spitzbuben legen wir das Handwerk! Haben wir erst ihr Versteck aufgespürt und ihnen das Rauben ausgetrieben, glotzen die doof aus ihrer Schattenwäsche.«

      Skeptisch wiegte Luno seinen Kopf. »Ich wünschte, ich könnte deine Zuversicht teilen, werter Freund. Ob wir tatsächlich der Bedrohung gewachsen sind, muss sich noch herausstellen.«

      Shirah inspizierte währenddessen das Raumschiff und bemerkte ein sechseckiges Symbol auf der blauen Oberfläche. Das Symbol, das aus vier Buchstaben und dem Bild eines Planeten bestand, fiel ihr auch auf Lunos Raumanzug auf. Sie fragte ihn: »Welche Bedeutung hat das?«

      Der Mondmann betätigte einen Schalter am Schiff, woraufhin sich eine Luke öffnete und eine Rampe zu Boden klappte. »Nun, die Buchstaben des Symbols stehen für den Namen der Weltraumbehörde meiner Regierung. Diese Behörde entwickelt unsere Raumschiffe, sorgt für ihre Reparatur, bildet unsere Astronauten aus und baut die Raumhäfen auf dem Mond. Dort starten und landen vor allem die großen Schiffe von anderen Planeten. Es handelt sich also um eine technische Einrichtung, in der viele Leute für dieselbe Sache arbeiten, nämlich die Raumfahrt.«

      »Aha«, entgegnete Shirah und las die Schriftzeichen laut vor. »N.A.S.E. Klingt lustig. Stellen die vielleicht auch Taschentücher her?«

      Luno legte das Gepäck ins Schiff und blinzelte. »Nein, geehrte Shirah, die Behörde, die Taschentücher produziert heißt S.O.F.T.I. Doch nun sollten wir wirklich starten.«

      Pennyflax war inzwischen dabei, sich von den Garstingern zu verabschieden. Er schüttelte Hände, klopfte Schultern und streckte einigen Koboldkindern die Zunge raus, weil sie ihm Klettenkraut an die Jacke geheftet hatten. Von Murksipfusch, dem Bäcker, bekam er drei große Stücke Pustekuchen als Reiseverpflegung überreicht, und auch Schlonzo hatte ein besonderes Geschenk für ihn und Shirah.

      »Die hab ich schnell noch gestern Abend erfunden«, erklärte der Tüftler und hielt zwei Paar Schuhe hoch. »Schwerkraftstiefel! Luno hat mir nämlich erzählt, dass alles auf dem Mond viel leichter ist als bei uns. Auch die Leute. Und da hab ich mir gedacht, damit ihr beiden dort nicht bei jedem Schritt einen Hüpfer macht, solltet ihr zum unbeschwerten Laufen … beschwert laufen! Die Stiefel sind aus extra schwerem Kreuzworträtsel-Leder gefertigt und besitzen eine Sudoku-Sohle mit Gewichten drin.«

      Die beiden bestaunten die schwarzweiß karierten Schuhe, nahmen sie dankbar entgegen und packten sie ebenfalls ins Raumschiff.

      »Und was haste als Gewichte für die Sohlen genommen?«, erkundigte sich Pennyflax.

      Schlonzo schaute sich um und flüsterte: »Da hab ich die eingesparten Kalorien vom Diätplan meiner Frau reingestopft. Aber verratet ihr das nicht, klar?«

      »Klar wie Sumpfgeblubber!«, riefen Pennyflax und Shirah, winkten den versammelten Kobolden und stiegen mit Luno an Bord.

      Auch der Mondmann hob die Hand zum Gruß und betätigte den Knopf, der die Rampe hochklappen ließ. Daraufhin schloss sich die Luke mit einem Schmatzen, so dass kein Spalt mehr in der tropfenförmige Schiffshülle zu sehen war.

      Als das Triebwerk an der unteren Spitze zündete, zogen die Garstinger rundherum die Köpfe ein, denn der hellblaue Energiestrahl fegte den letzten Rest Nebel von der feuchten Herbstwiese. Begleitet von einem Zischen hob das Raumschiff ab, fuhr die Kufen ein und schoss mit dem dicken Ende voran in den Morgenhimmel hinauf. Und während das Schiff beschleunigte, waren die drei Freunde bereit, sich dem größten Abenteuer entgegen zu stürzen, das jemals zwei Kobolde und ein Mondbewohner erlebt hatten.

      *** 3 ***

      An Bord von Lunos Raumschiff starrten Pennyflax und Shirah gebannt aus dem Fenster und beobachteten, wie Garstingen unter ihnen schrumpfte. Als sie sich vor einer Minute von ihren Landsleuten verabschiedet hatten, war ihnen an der Außenhülle des Schiffs keinerlei Fensteröffnung aufgefallen. Denn von draußen wirkte es wie ein Saphir, dessen Oberfläche undurchsichtig war. Doch aus dem Innenraum vermochten die Kobolde durch fast alle Wände des Fluggeräts zu schauen, sogar durch einen Teil des Bodens und der Decke. Nur die Computerkonsole, von der aus Luno viele Tasten und das Steuer bediente, versperrte die Sicht nach draußen. Und natürlich der Bildschirm über der Konsole, auf dem eine Sternkarte flimmerte.

      Da das Raumschiff seine Geschwindigkeit steigerte und immer schneller in den Himmel aufstieg, waren die beiden froh, gestern das Schleudertraining absolviert zu haben. Sie wurden in den Sessel gepresst, auf dem sie gemeinsam saßen, konnten aber trotzdem die Aussicht genießen, ohne Übelkeit oder Schwindel zu verspüren. Gerade verwandelte sich das Wäldchen, in dem Garstingen lag, in einen rotbraunen Fleck in der Herbstlandschaft. Selbst der Blauwassersee wirkte aus dieser Höhe wie eine Pfütze. Weit im Osten kam kurz darauf das Elfenreich Viancáru in Sicht, samt den Türmen der Hauptstadt Castyllium, die im Sonnenaufgang glänzten.

      Pennyflax schubste seine Freundin an und deutete nach Nordwesten, wo sich inmitten der Brennenden Lande der Feuerberg erhob. Der Vulkan rauchte und glühte und erinnerte die Kobolde daran, dass noch vor wenigen Wochen Sulferion der Hexenmeister in den Tiefen des Bergs seine finsteren Pläne geschmiedet hatte. Mittlerweile war die Gefahr durch den Hexer gebannt, bevor er die Völker Eraluvias hatte besiegen können. Dennoch blickte Pennyflax voller Wehmut Richtung Feuerberg, da sein Freund Fauch, ein rot geschuppter Drachling, sich im Vulkan aufhielt. Dieser hatte ihn bis jetzt auf allen Abenteuern begleitet, doch nach dem Sieg über Sulferion war Fauch bei seinem Vater Pyros geblieben, um einen Drachenhort im Feuerberg einzurichten.

      Shirah erriet seine Gedanken und versuchte ihn aufzuheitern. »Mach dir keine Sorgen, Fauch geht’s prima. Der häuft mit Pyros die Schätze an, die Sulferion zurückgelassen hat. Und wenn wir vom Mond heimgekehrt sind, seht ihr euch sicher wieder!«

      Die zwei Kobolde wurden bei ihrer Unterhaltung unterbrochen, als plötzlich die Stimme des Bordcomputers eine Warnung schnarrte und ihre Aufmerksamkeit nach oben lenkte. Draußen, am dunkelblauen Himmel, erkannten sie einen Vogelschwarm, der ihre Flugbahn kreuzte. Bevor sie sich darauf vorbereiten konnten, flog das Schiff einen abrupten Bogen, um dem Hindernis auszuweichen. Prompt rutschten die beiden aus ihrem Gurt, wurden vom Sitz geschleudert und wirbelten auf die Computerkonsole zu, die jede Menge Ecken und Kanten hatte.

      Glücklicherweise reagierte Luno schnell genug. Er sprang aus seinem Sessel, fing seine Freunde auf und ließ sich in einen dritten Sitz plumpsen. Nachdem das Schiff seinen Kurs stabilisiert hatte und durch eine Wolkenbank schoss, setzte Luno die zwei zurück auf ihre Füße.

      »Entschuldigt bitte«, schnaufte der Mondmann. »Ich hatte vergessen, euch beim Anschnallen auf das Festziehen der Gurte hinzuweisen. Unvorhersehbare Flugmanöver passieren immer wieder. Ihr solltet außerdem eure Raumanzüge anlegen, denn bald verlassen wir die Atmosphäre, dann wird es noch holpriger.«

      Pennyflax vergewisserte sich, dass es Shirah gut ging, hob seinen Schlapphut auf und wunderte sich: »Echt jetzt? Hast du solche weißen Polster-Anzüge, wie du ihn trägst, in unserer Größe dabei?«

      Luno