Freudvoller Weg. Geshe Kelsang Gyatso

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Название Freudvoller Weg
Автор произведения Geshe Kelsang Gyatso
Жанр Философия
Серия
Издательство Философия
Год выпуска 0
isbn 9783752999105



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Gedankenfolge versuchen.

      IN DIESEN DEGENERIERTEN ZEITEN ARBEITEN BUDDHAS WEITERHIN ZUM WOHLE ALLER LEBEWESEN

      Obwohl es uns vielleicht scheint, als ob es keine Buddhas mehr gibt, werden wir durch das Nachdenken darüber erkennen, dass so etwas unmöglich ist, weil Buddhas Bodhichitta entwickelt, die sechs Vollkommenheiten praktiziert und die spirituellen Ebenen und Pfade vollendet haben, einzig um anderen zu helfen, bis Samsara endet. Da es die eigentliche Bedeutung der vollen Erleuchtung ist, anderen unaufhörlich von Nutzen zu sein, ist es für Buddhas unmöglich, aufzuhören uns zu helfen.

      Wenn wir überlegen, wie uns die Buddhas gerade jetzt helfen, werden wir sehen, dass sie uns in erster Linie durch die Unterweisungen und das Vorbild unseres spirituellen Meisters helfen. Buddhas können uns nicht reinigen oder unser Leiden direkt mit ihren eigenen Händen entfernen, und sie können uns nicht helfen, indem sie sich in ihrer wirklichen Form offenbaren, weil wir nicht fähig sind diese wahrzunehmen. Die geschickteste und wirksamste Weise uns zu helfen, ist deshalb, dies durch unseren spirituellen Meister zu tun. Aus dem Wissen, dass Buddhas uns genau jetzt helfen, folgt, dass sie uns als unsere spirituellen Meister helfen.

      ERSCHEINUNGEN SIND TÄUSCHEND UND UNSERE EIGENEN MEINUNGEN SIND NICHT VERLÄSSLICH

      Wir könnten einwenden: «Obwohl diese Art der Begründung gültig ist und mich zu dem Schluss bringt, dass mein spiritueller Meister ein Buddha ist, erscheint mir mein spiritueller Meister nicht als Buddha, wenn ich ihm persönlich begegne, denn ich kann Fehler sehen und ein Buddha würde keine Fehler haben.» Um diese Denkweise zu verändern, meditieren wir:

      Was meinem Geist erscheint, ist unbestimmt und ungewiss. Ich kann nicht sicher sein, dass etwas existiert, bloß weil es meinem Geist erscheint, und ich kann nicht sicher sein, dass irgendetwas wirklich so existiert, wie es zu existieren scheint. Dinge erscheinen auf verschiedene Arten zu verschiedenen Zeiten. Solange mein Geist unrein ist, werde ich weiterhin Halluzinationen und falsche Erscheinungen haben. Nur ein völlig reiner Geist kann Dinge so wahrnehmen, wie sie wirklich sind.

      In Abhängigkeit von ihrem individuellen Karma nehmen Wesen Objekte unterschiedlich wahr und haben unterschiedliche Gefühle. Ein Mensch nimmt beispielsweise einfaches Wasser wahr, wo ein Gott Nektar und ein hungriger Geist ekelerregende Substanzen wie Eiter und Blut wahrnimmt.

      Bevor sie ihren Geist gereinigt hatten, sahen viele Mahasiddhas und Yogis ihre spirituellen Meister in niedriger und unvollkommener Form. Asanga sah seinen spirituellen Meister Maitreya als Hund. Naropa sah seinen spirituellen Meister Tilopa als Fischer. Devadatta und Bhikkshu Legpai Karma sahen den vollkommen perfekten Buddha als ein sehr begrenztes Wesen. Bhikkshu Legpai Karma konnte eine Elle Licht vom Körper Buddha Shakyamunis strahlen sehen, aber er war nicht in der Lage, Buddhas innere Eigenschaften wahrzunehmen und daher beschwerte er sich: «Dieser Gautama hat nur eine Elle Licht.»

      Wir können über die folgenden Geschichten nachdenken: Einst besuchte Gyalwa Ensäpa ein Sakya Kloster in Tibet, wo er das Sutra der Vollkommenheit der Weisheit in achttausend Zeilen auf Sanskrit rezitierte; aber da die Mönche des Sanskrits nicht mächtig waren, konnten sie nicht herausfinden, was er rezitierte. Sie dachten, dass er eine Art Geistersprache ­murmelte, und schlossen daraus: «Das ist kein Mensch, das ist ein Gelugpa Geist!»

      Ein Mann namens Naro Bön Chung ging zu Milarepa, nachdem dieser Erleuchtung erlangt hatte, aber der Mann nahm ihn als sehr gewöhnlich wahr. Er sagte: «Bevor ich diesem Mann begegnet bin, der als Milarepa bekannt ist, hörte ich großes Lob über ihn, aber als ich mich ihm näherte, fand ich, dass er nichts Besonderes ist, nur ein alter Mann, der auf dem Boden liegt.» Wenn solche Fehler selbst im goldenen Zeitalter geschehen konnten, ist es kein Wunder, dass wir in diesen degenerierten Zeiten so oft Fehler machen. In Essenz des Nektars sagt Yeshe Tsöndru:

      Bis ich diesen unreinen Geist gereinigt habe, werde ich die Buddhas als gewöhnlich sehen, selbst wenn sich alle Buddhas vor mir versammeln würden. Gegenwärtig ist es unmöglich für mich, ihre heiligen Körper mit allen besonderen Zeichen und Merkmalen zu sehen.

      Solange unser Geist unrein ist, werden wir nur gewöhnliche Erscheinungen wahrnehmen. Um dies zu überwinden, müssen wir glaubendes Vertrauen entwickeln, dass unser spiritueller Meister ein Buddha ist.

      Wenden wir diese vier logischen Gedankengänge in der Meditation an, so führen wir die analytische Meditation aus, die in uns die Überzeugung entstehen lässt, dass unser spiritueller Meister ein Buddha ist. Wenn diese Überzeugung deutlich in unserem Geist erscheint, beenden wir die Analyse und halten dieses neue Gefühl als unser Objekt der verweilenden Meditation, sodass wir damit tiefer vertraut werden. Wenn wir an Buddha denken, wann immer wir an unseren spirituellen Meister denken, und wir an unseren spirituellen Meister denken, wann immer wir an Buddha denken, ist dies das Zeichen, dass wir die Verwirklichung erlangt haben, dass unser spiritueller Meister ein Buddha ist. In unserem Denken betrachten wir sie immer als ein und dasselbe. Ein Geist, der diese Verwirklichung hat, ist sehr rein. Unseren spirituellen Meister als Buddha zu betrachten ist eine sehr kraftvolle Methode, um höhere Verwirklichungen, wie die Verwirklichungen der Erzeugungs- und Vollendungsstufen des Geheimen Mantra, zu erlangen.

      WIE WIR DURCH DIE ERINNERUNG AN DIE GÜTE UNSERES SPIRITUELLEN MEISTERS RESPEKT ENTWICKELN

      Dies hat zwei Teile:

      1. Bedenken, dass unser spiritueller Meister gütiger als alle Buddhas ist

      2. Bedenken, dass unser spiritueller Meister sogar gütiger als Buddha Shakyamuni ist

      BEDENKEN, DASS UNSER SPIRITUELLER MEISTER GÜTIGER ALS ALLE BUDDHAS IST

      Wie können wir sagen, dass unser spiritueller Meister gütiger als alle Buddhas ist? Nehmen wir an, wir sind sehr arm und jemand gibt uns für eine gewisse Zeit etwas Geld, sodass wir schließlich aus unserer Armut errettet und sehr reich werden. Nehmen wir weiter an, dass dann ein anderer kommt und uns Speisen und andere Geschenke gibt. Welcher dieser Wohltäter ist der gütigere? Natürlich ist es der, der uns in unserer größten Not etwas gab.

      Unser spiritueller Meister hilft uns direkt, wenn wir spirituell verarmt sind, und die Buddhas helfen uns direkt, wenn wir reich an Verwirklichungen sind. Gegenwärtig haben wir wenig Weisheit, Konzentration oder Achtsamkeit und wir haben nur eine kleine Menge an Verdiensten oder Glück. Doch unser Lehrer heilt und nährt uns in unserer spirituellen Armut mit Dharma, ermöglicht uns, unsere Umstände zu verbessern, indem er unsere Weisheit, Konzentration und Achtsamkeit vergrößert, und macht unseren Geist ruhiger und friedvoller, indem er unsere Verblendungen vermindert.

      Wenn wir den Reichtum des Dharma, den uns unser spiritueller Meister gibt, annehmen und anwenden, werden wir schließlich die Konzentration des Dharma Kontinuums erlangen und Buddhas direkt sehen können. Wenn dann zu diesem Zeitpunkt unser Geist reich an Verwirklichungen ist, werden wir Unterweisungen direkt von den Buddhas erhalten. Deshalb sind Buddhas wie unsere zweiten Wohltäter.Unser spiritueller Meister ist jedoch gütiger, weil er oder sie uns hilft, wenn wir uns in der größten Not befinden.

      Zahllose Buddhas haben sich bereits in dieser und anderen Welten manifestiert. Fünfundsiebzigtausend Buddhas gaben Buddha Shakyamuni in einem seiner früheren Leben die Bodhisattva Gelübde, aber wir selbst waren nie einer ihrer Schüler. Vor der Zeit Buddha Shakyamunis kamen die ersten drei der tausend Buddhas und halfen zahllosen Lebewesen, indem sie Dharma erläuterten, aber wir waren nicht unter ihren Schülern. Als Buddha Shakyamuni kam und Dharma lehrte, waren wir nicht unter den vielen Schülern, die seine Unterweisungen empfingen und Befreiung oder volle Erleuchtung erlangten. Nach der Zeit Buddha Shakya­munis erschienen erhabene Bodhisattvas, wie Manjushri und Maitreya, und große Lehrer, wie Nagarjuna und Asanga, in dieser Welt und führten viele Wesen zu Befreiung und Erleuchtung, aber wir waren nicht unter diesen Schülern. Hoch verwirklichte Gelehrte wie Tilopa, Naropa und Atisha lehrten Dharma und halfen ihren Schülern, Befreiung und volle Erleuchtung zu erlangen, aber wir waren nicht unter denjenigen, die von ihrem Rat profitierten. Die großen Kadampa Lehrer kamen, aber auch da waren wir nicht in der Reihe ihrer Schüler. Dann