Dämonentreue. Dagny Kraas

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Название Dämonentreue
Автор произведения Dagny Kraas
Жанр Языкознание
Серия Dämonentreue
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752921366



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Stücke des Kettenhemds, aber sie war genauso kunstvoll hergestellt, und dazu noch prächtig verziert: Auf dem Brustpanzer, dem Rückenstück, den Armschienen und den Seiten des Helmes prangte der Bär von Initims Wappen, und auf der rechten Schulter war der Abdruck einer Bärentatze in das Metall geätzt worden.

      Llegar konnte den Blick nicht von der geschmiedeten Panzerung abwenden.

      Cridan bückte sich, hob die Brustplatte hoch und reichte sie ihm. Fast ehrfürchtig griff Initims König danach, fuhr mit dem Finger über die Konturen des Bären und des Tatzenabdrucks und wog das Metall prüfend in der Hand.

      »Fürwahr, das ist ein edles Stück«, murmelte er. »Der rechte Schmuck für einen König, wenn er in die Schlacht reitet. Und dabei verhältnismäßig leicht.«

      Er betrachtete die Oberfläche des Metalls, strich mit der Hand darüber und reichte den Panzer dann an Korlikon weiter.

      »Was sagt Ihr dazu, mein guter Korlikon?«

      Cridan waren die begehrlichen Blicke, die der Soldat auf die Rüstung geworfen hatte, schon vorher aufgefallen, doch jetzt nahm er die Panzerplatte scheinbar unbeteiligt genau in Augenschein, bevor er anerkennend nickte.

      »Ein ausgesprochen schönes Stück Schmiedearbeit«, sagte er dann, offensichtlich um einen geringschätzigen Tonfall bemüht. »Es ist nur schade, dass die Leichtigkeit zu Lasten der Wehrhaftigkeit gehen wird.«

      Cridan wandte den Kopf und sah Béo mit einem Blick an, der die Bitte um Erlaubnis enthielt. Sie nickte kaum merklich und nahm Korlikon den Brustpanzer aus der Hand.

      »Gestattet mir, die ausgesprochen wehrhafte Härte zu demonstrieren«, bot sie an und drehte sich zu Cridan um.

      »Ihr erlaubt, Herrin«, sagte er, griff mit einer angedeuteten Verneigung nach der Rüstung und hielt sie vor seine eigene Brust. Dann machte er eine auffordernde Geste in Richtung des zweifelnd drein blickenden Korlikon.

      Der Soldat zögerte.

      »Soll ich wirklich, Llegar? Es täte mir Leid, Euer Geschenk zu beschädigen.«

      »Ach was«, Llegar winkte ab. »Den Spaß ist es wert! Also, lieber Korlikon, zeigt mir, was noch in Euch steckt!«

      Der Soldat straffte die Schultern, dann zog er sein Schwert und wog es einen Augenblick in der Faust, bevor er mit beiden Händen den Griff packte, ausholte und die Klinge mit aller Gewalt auf die Brustplatte niedersausen ließ.

      Cridan hatte sich längst gegen den Schlag gewappnet. Er wankte nicht einmal, als die Klinge krachend und funkensprühend auf den Brustharnisch traf – diese Blöße hätte er sich nie gegeben.

      Llegar sog hörbar die Luft ein, als Cridan ihm den Panzer überreichte. Auf dem rauen Metall war bis auf einen langen Kratzer nichts zu sehen. Dafür war eine große Scharte in die Klinge von Korlikons Schwert geschlagen.

      »Wahrlich meisterhaft«, staunte der König. »Bisher hatte ich tatsächlich gehofft, eines Tages das ein oder andere geschmiedete Stück aus Gantuigh erstehen zu können, aber jetzt bin ich ja geradezu besessen von dem Gedanken! Erinnert mich daran, dass ich von dieser Art noch mehr zu erstehen gedenke, wenn wir alles andere zu meiner Zufriedenheit gelöst haben!«

      Er winkte den Dienern.

      »Kommt! Auf uns wartet ein Abendessen, zu dem ich Euch, werte Ibéowe, aufs Herzlichste einladen möchte. Euer…«, er zögerte kurz, »Leibwächter wird Euch begleiten dürfen, sofern er zuvor seine Waffen ablegt. Euer Gefolge wird mit dem meinen speisen. Für ihr aller Wohl wird gesorgt werden, das verspreche ich Euch. Initims Gastfreundschaft ist berühmt!«

      Cridan verzog keine Miene. Schweigend öffnete er seinen Waffengürtel und reichte ihn Korlikon, der wartend die Hand ausgestreckt hatte, dann bückte er sich und zog den Stiefeldolch aus seinem Schaft. Korlikon nahm auch diesen entgegen. Das verschlagene Lächeln, das die Lippen des Soldaten umspielte, ignorierte er. Er hatte andere Waffen als die in seinem Gürtel, und sie waren nicht minder wirkungsvoll.

      Llegar nickte zufrieden, nahm seine Frau an der Hand, bot Béo seinen Arm und führte die beiden aus dem Saal.

      Sie aßen in einem dunkel getäfelten Raum, dessen gesamte Einrichtung auf die grünen Vorhänge und Bezüge der Möbel abgestimmt war. Für Cridan und Korlikon war in einer Ecke ein separater Tisch gedeckt worden, während Béo zusammen mit Llegar und seiner Familie an der großen Tafel Platz nahm.

      Sie schien erleichtert, dass man ihr einen Stuhl anwies, von dem aus sie Cridan sehen konnte. Als sie ihn anblickte und er die Nervosität in ihren Augen sah, stahl sich für einen Lidschlag lang ein kaum sichtbares, aufmunterndes Lächeln auf seine Züge.

      Das Essen, das von mehreren Dienerinnen aufgetragen wurde, war ausgesprochen gut. Während sie aßen, unterhielten sich Llegar und Béo über alles mögliche. Zunächst sprachen sie über Belanglosigkeiten wie die Seereise und das Wetter, die Landschaften Gantuighs und Initims, über die Architektur des Schlosses und schließlich über einfache politische Gegebenheiten der beiden Reiche. Irida war auffallend still im Verlauf des gesamten Gesprächs, und auch Svana beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, sondern beschränkte sich darauf, die Dienerinnen zu piesacken, in dem sie immer wieder Speisen als zu kalt, zu heiß oder nicht schmackhaft genug zurückwies und jedes Mal darauf bestand, ein neues Gedeck zu erhalten.

      Cridan, der dem Kommandanten Korlikon an ihrem Tisch gegenüber saß, lauschte dem Gespräch aufmerksam und beobachtete dabei die Anwesenden so unauffällig, wie es ihm möglich war, während er einen gleichgültigen Gesichtsausdruck wahrte. Er war sich der forschend, beinahe lauernd auf ihm liegenden Augen des Soldaten von der anderen Seite aus sehr bewusst und erwiderte hin und wieder einen seiner Blicke mit ungerührter Miene.

      Die Körpersprache und das Verhalten von Korlikon, Irida und Llegar waren überaus aufschlussreich, und auch Svanas Benehmen gab ihm wertvolle Hinweise. Außerdem nutzte er den feinen Geruchssinn seiner Nase, um hier und dort ein Detail aufzunehmen und ins Bild einzupassen. Dabei entging ihm nicht, wie Initims König, der mit den anwesenden Dienerinnen einen fast schon unangenehm vertraulichen Umgang pflegte, Béo mit Blicken verschlang. Wiederholt berührte er im Gespräch wie zufällig ihre Finger oder ihren Arm, und wenn er mit ihr sprach, neigte er sich auffallend nah zu ihr.

      Auch Irida schien es zu bemerken, sagte jedoch nichts dazu.

      »Euer Gemahl erwähnte in seiner Nachricht, dass es gelungen sei, Menschen und T‘han T‘hau als die beiden Völker Gantuighs wieder zu vereinen«, warf sie unvermittelt ins Gespräch ein.

      Sie hatte bisher noch nicht ein Wort gesagt, und Cridan war überrascht von der zögerlichen Schüchternheit ihrer Stimme.

      Als Irida merkte, dass sich die Aufmerksamkeit am Tisch auf sie richtete, errötete sie, senkte den Blick und starrte angestrengt auf ihre Finger, die unruhige Muster auf die Tischdecke malten.

      »Es ist wahr, beide Völker Gantuighs leben in Frieden miteinander«, antwortete Béo etwas verspätet. »Vereint sind sie noch nicht ganz, aber die ersten Schritte auf diesem Weg sind gegangen. Die T‘han T‘hau sind nicht die Ungeheuer, als die wir sie lange betrachtet und behandelt haben. Eines der besten Beispiele dafür ist Cridan.«

      Sie machte eine flüchtige Geste auf ihn.

      »Er ist ein tüchtiger Soldat mit beachtlichen Fähigkeiten. Weitere fünfzig Mann meiner Eskorte gehören übrigens ebenfalls zu den T‘han T‘hau, und sie alle sind ausnehmend gute Gefolgsleute.«

      »Tatsächlich?« Llegar hob interessiert die Brauen und warf einen Blick zu Korlikon hinüber. »Ist das so?«

      Der Soldat nickte.

      »Ob es fünfzig waren, vermag ich nicht zu sagen, mein Herr, aber es war eine recht große Anzahl dieser… T‘han T‘hau unter den Männern aus Gantuigh.«

      »Das ist faszinierend«, sagte Llegar. »Sind sie alle so beeindruckend wie Euer Leibwächter?«

      Béo konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken.

      »Nein«,