Название | Sky-Navy 18 - Rettungskommando |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Sky-Navy |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752922363 |
Diese wenigen Kilometer hatten sich katastrophal ausgewirkt.
Beim ersten Bodenkontakt waren die Landestützen aus den Tragflächen und dem Bug gerissen worden, erst die eine und dann die andere Tragfläche war dadurch abgetrennt worden. Die Reibung am sandigen, mit Erdreich durchsetzten Boden hatte die untere Panzerung förmlich abgeschmirgelt. Andere Rumpfplatten waren den harten Stößen zum Opfer gefallen. Verstrebungen und Zwischenwände hatten sich verbogen und waren geborsten. Sand war tonnenweise in das untere Deck gepresst worden und hatte die meisten Lebewesen, die sich dort aufhielten, erstickt oder ganz einfach zerquetscht.
Der Ruck, mit dem die Juliette Beecher schließlich zum Stillstand gekommen war, hatte dem geschwächten Rumpf schließlich den Rest gegeben, so dass er ungefähr in seiner Mitte auseinandergebrochen war.
Aus dem einstigen Freihandelsschiff war ein Wrack geworden, welches, in einer enormen Wolke aus aufgewirbelten Sand und Staub, am Ende einer tiefen Furche zur Ruhe kam. Das Bodenniveau lag auf Höhe des oberen zweiten Decks. Fettiger Qualm mischte sich in den nebelartigen Dunst, der die Beecher einhüllte.
Für eine Weile schien es, als habe nichts im Schiff überlebt, aber dann fanden sich doch, hier und da, die ersten Anzeichen von Leben.
Major Joana Redfeather, Befehlshaberin des ersten Batallions der fünften Raumkavallerie und Tochter des Oberbefehlshabers der Streitkräfte, Hoch-Admiral John Redfeather, war eine der Ersten, die langsam wieder zu sich kam. Ihr gesamter Körper schien zu schmerzen. Dunst und Rauch drohten ihr den Atem zu rauben. Sie kämpfte instinktiv gegen die Gurte an, die ihr fraglos das Leben gerettet hatten.
„Beim großen Wakan Tanka“, murmelte sie in der Sprache der Sioux, mit der sie aufgewachsen war. „Was … was ist geschehen?“
Nur langsam wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst. Sie saß im Co-Pilotensitz des Cockpits. Allmählich klarte sich ihr Blick und sie erkannte die Steuerkonsole, die sich vor ihr und dem neben ihr befindlichen Pilotenplatz befand. Die gepanzerten Frontscheiben waren, wie durch ein Wunder, nahezu unversehrt geblieben. Ihr einziger Schaden bestand aus einem Sprung, der sich durch die Frontscheibe zog.
„Clifford?“ Joana erinnerte sich an die genetisch veränderte Agentin der Negaruyen, die das Schiff geflogen hatte. Die junge Frau hing reglos in Sitz und Gurten und gab kein Lebenszeichen von sich. „He, Clifford, wie geht es Ihnen?“
„Sie ist tot. Genickbruch.“
Die erstaunlich ruhige Stimme kam von hinten. Endlich gelang es Joana, das Sammelschloss der Gurte zu öffnen und sich im Sitz umzudrehen. Sie sah eine schlaffe weibliche Gestalt auf dem Notsitz hinter sich. Desara-dal-Kellon, die Primär-Kommandantin der Negaruyen. Für einen Moment wünschte sich Joana innig, die gefährliche Feindin sei tot.
Die so unnatürlich sachlich klingende Stimme kam von der kleinen Konsole der Systemüberwachung, die hinter den beiden Pilotensitzen installiert war und sich neben dem Schott zum kleinen Aufenthaltsraum des Schiffs befand. Nun sah Joana auch, zu wem sie gehörte: Oberfrau Selmira, die während der Notlandung die Systeme überwacht hatte.
Selmira lächelte ohne Wärme und hielt sich dabei das linke Handgelenk. Sie bemerkte den Blick der Menschenfrau und ihr Lächeln schien sich zu vertiefen. „Gebrochen. Aber ich lebe noch. Ich bin zwischen Sitz und Konsole eingeklemmt und komme nicht alleine frei. Sieh nach der Primär-Kommandantin. Ich glaube, sie lebt ebenfalls noch.“ Die Oberfrau ließ ihr schmerzendes Handgelenk los und hob mit der unverletzten Hand eine Pulspistole. „Und keine falsche Bewegung, Major. Ich habe noch immer eine gesunde Hand und eine funktionsfähige Waffe. Ich scheue mich nicht, dich niederzuschießen, wenn du irgendwelchen Unfug anstellst.“
Sofort mischten sich feindselige Gefühle unter die Erleichterung, überlebt zu haben. Joana atmete mehrmals tief durch und zwang sich zur Ruhe. Wer diese Bruchlandung überlebt hatte, dem mussten seine jeweiligen Götter und das Glück beigestanden haben. Nun kam es zunächst darauf an, sich um diese Überlebenden zu kümmern und den akuten Gefahren zu begegnen. Joana konnte Rauch in der Luft riechen. Feuer war stets eine der größten Bedrohungen nach einem Crash.
„Keine Sorge, Oberfrau, jetzt ist keine Zeit für Feindschaft. Wenn wir überleben wollen, dann müssen wir uns um andere Dinge kümmern. Du hast dein Headset noch auf. Bekommst du Verbindung mit anderen Überlebenden?“
„Ich hatte kurz Verbindung zu einem Gardisten im unteren Deck, doch sie ist abgebrochen“, antwortete Selmira und legte die Waffe wieder auf der Konsole ab. „Die Instrumente sind alle tot und ich kann im Augenblick nicht sagen, wie es um unser Schiff steht.“
Eher unbewusst registrierte Joana erneut eine Gemeinsamkeit ihrer Völker. Gleichgültig, auf welchem Schiff sich ein Raumfahrer auch befand, es wurde auf eigenartige Weise sofort zu seinem Schiff, mit dem er sich identifizierte.
Joana spürte Sorge um ihre Mitgefangenen in sich aufsteigen. Ihr Vater führte die menschliche Delegation an und mit ihr waren auch Sker-Lotar, das alte Höchst-Wort Surus-Galmon und zwei der kleinen Mütter der Norsun in die Hände des Feinds gefallen. Sie alle befanden sich in dem größeren Lagerraum, der ungefähr in der Mitte des oberen Decks lag. Hatten sie den Absturz überlebt? Gab es Tote oder Verletzte?
Joana quälte sich aus dem Sitz hoch und trat an die reglose Gestalt am Boden heran. Wenn man von den hellblauen Augen mit den silbrigen Pupillen und der auf zwei fleischige Schlitze reduzierten Nase absah, waren Körper und Organismus von Menschen und Negaruyen überraschend identisch. So tastete der Major nach einer der beiden Halsschlagadern und nickte Selmira zu, als sie einen schwachen Pulsschlag spürte. „Sie lebt.“
Jeder Angehörige der Streitkräfte des Direktorats war zumindest in Erster Hilfe ausgebildet und so untersuchte Joana die Bewusstlose flüchtig, bevor sie diese auf den Rücken zog. „Sieht so aus, als hätte sie sich, abgesehen von der prachtvollen Beule an der Stirn, keine Verletzungen zugezogen.“
Desara-dal-Kellon trug den himmelblauen Einteiler der Garde der Negaruyen. Der einfache Raumanzug besaß um die Taille einen weißen Besatz, der wohl als Schmuck diente. Der kurze Stehkragen war mit dem Grün der Flotte unterlegt und wies an jeder Seite drei rote Sterne auf, die den hohen Rang der Oberkommandierenden anzeigten. Weiße Stiefel und Handschuhe, mit grauen Ziernähten, komplettierten die Borduniform.
Joanas Blick fiel auf den weißen Waffengurt, der um Desaras Hüften lag. Im Halfter steckte die gefährliche Impulspistole und direkt daneben die Neuro-Peitsche in ihrer geschlossenen Halterung. Joana konnte sich nur zu gut an die zehn extrem schmerzhaften Hiebe erinnern, mit denen Desara sie vor Kurzem exemplarisch bestraft hatte. Erneut keimte Hass in ihr auf und sie streckte die Hand unbewusst nach dem schreibstiftförmigen Gerät aus.
„Ich würde es nicht tun.“ Noch immer klang Selmiras Stimme kühl und distanziert.
Joana seufzte und zog die Hand zurück. „Natürlich. Nun, ich denke, deine geschätzte Oberkommandantin wird wohl von selbst wieder zu sich kommen. Wahrscheinlich mit einem hübschen Schädelhämmern.“
„Was du sicherlich zutiefst bedauerst“, stellte Selmira mit kühlem Lächeln fest. „Nun, Major Menschenfrau, du solltest dich jetzt um das Feuer kümmern. Irgendwo brennt es und es wäre höchst unerfreulich, im letzten Augenblick doch noch in den Flammen umzukommen. Versuche das Schott zum Aufenthaltsbereich zu öffnen. Dort halten sich Hoch-Kommandant Kenlor-dos-Alonges und die persönlichen Wachen der Herrin auf. Mit etwas Glück haben sie ebenfalls überlebt.“
Die persönlichen Wachen der Herrin. Joana erinnerte sich mit einem leisen Schauder an die kalten Gesichter dieser drei ausgesuchten Männer. Im Gegensatz zu normalen Gardisten trugen diese Wachen eine zusätzliche rote Schärpe. Sker-Lotar, der Wissende, hatte ihr und den anderen Gefangenen erklärt, welche Bewandtnis es damit hatte. Sie symbolisierten das Vorrecht, jederzeit und ohne Strafe befürchten zu müssen, töten zu dürfen und zwar gleichgültig, um welche Person es sich dabei handelte. Einzig die große Matriarchin der Negaruyen war davon natürlich ausgenommen. Die