Mein Leben mit dir... endet nicht hier. Christine Schöpf

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Название Mein Leben mit dir... endet nicht hier
Автор произведения Christine Schöpf
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783753107677



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ihm die Tür öffnete.

      Aaron war nicht eingebildet, aber er konnte schon erkennen, wenn eine Frau ihm schöne Augen machte und der Blick von der Krankenschwester war nun wirklich nicht fehl zu deuten.

      „Hi, mein Name ist Ron und ich würde gerne zu Frau Nelly Lange“.

      Die Schwester bekam den Mund kaum zu: „Oh, hallo,… ich heiße Petra.“

      Ron sah sie nur fragend an und deutete auf die Tür. Die Schwester trat verlegen und nervös zur Seite: „Äh, ja, natürlich, selbstverständlich.“

      Dabei strich sie über ihren Schwesternkittel. „Herr Schrimpf erwartet sie beeits“.

      Damit ging Ron an Schwester Petra vorbei und trat in das Appartement. Als erstes stürzten sich seine Hunde auf ihn und Aaron ging in die Hocke, um die beiden ebenfalls zu begrüßen. Aaron hatte aus dem Augenwinkel bereits das angrenzende Zimmer abgecheckt. Das Krankenbett dominierte das Krankenzimmer und dem saß, davon ging Aaron aus, Benno. Mit Genugtuung registrierte Aaron ein weiteres Bett, welches mit genügend Abstand zu dem Krankenbett platziert war- Nelly schlief also nicht mit Benno Bett an Bett. Aus der Hocke konnte er nicht wirklich in das Bett schauen, aber er konnte Nellys Konturen unter der Bettdecke ausmachen, sie schlief tatsächlich noch, und zwar tief und fest. Aaron grinste- er hatte seine 3 Lieblinge zusammen, und das fühlte sich mega gut an. Nachdem er seinen beiden Hunden auch ein Leckerchen gegeben hatte, stand er auf und schaute zu Benno herüber und dann zu Nelly. Sein Herz zog sich zusammen, sie war so bleich, so klein, so zart. Schlafend sah sie noch jünger und zerbrechlicher aus, als er sie eh in Erinnerung hatte.

      „Sie ist gerade erst eingeschlafen,“ Benno sprach mit leiser Stimme. „vielleicht kannst du sie noch ein wenig schlafen lassen. Wir könnten uns in der Zeit ja unterhalten.“

      Bennos Stimme klang bittend und fragend zugleich. Aaron schaute von Benno zu Nelly, ja, sie schlief echt noch fest und ihm fiel auf, dass er sie das erste Mal schlafend sah.

      ,Ich kann mich an diesen Anblick gewöhnen‘, dachte Aaron, und entschied sich, Nelly noch schlafen zulassen, außerdem wollte er das Gespräch mit Benno auch gerne allein führen. Er konnte seine Augen trotzdem nicht von ihr abwenden. Sie atmete so leicht, dass er genau hinschauen musste, um zu sehen, wie sich die Bettdecke leicht hob und wieder senkte. Als Benno erneut etwas sagen wollte, bekam er einen Hustenanfall, der, wie Aaron fand, sich nicht wirklich gesund anhörte. Als Aaron dann sah, das Benno anfing Blut zu spucken, ging er auf ihn zu und hielt ihm eins der Spucktücher hin, die auf dem Nachttisch standen. Benno nahm es mit zitternder Hand entgegen und hustet nun in das Tuch, während Schwester Petra ein Medikament aufzog, um es in den Tropf zu spritzen.

      Benno hob schwach die Hand: „Bitte noch nicht. Ich möchte mich gerne noch mit Herrn von Haden unterhalten“, quetschte Benno zwischen dem Husten hervor.

      Die Schwester schaute Aaron an. „Schon gut, das Gespräch wird nicht lange dauern, dann können sie ihm sein Medikament geben“.

      Als Benno sich beruhigt hatte, sah er Aaron an: „Danke“.

      „Kein Ding“, Aaron sah zu Nelly rüber und zog sich einen Stuhl an Bennos Bett. Er stellte den Stuhl so, dass er Nelly weiterhin im Auge behielt. Er hatte keine Lust auf ein Gespräch mit Nellys Ex, und ehrlich, er wusste nicht was der Todkranke von ihm wollte.

      Benno musterte Aaron indessen genaustens, und musste feststellen, das er so gar nicht Nellys Typ war. Doch Benno stutzte, was war denn Nellys Typ? Nelly hatte gar keinen Typ Mann, denn er war ihr einziger gewesen und Ron und er… Benno schüttelte innerlich den Kopf, Nein, so ehrlich wollte er sein, sie waren nicht vergleichbar. Aber auch Nelly war gewiss nicht Rons Frauentyp, das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Was wollten sie voneinander, was sahen sie in dem anderen?

      Ron beobachtete immer noch Nelly und Benno schaute nun auch zu ihr. Er versuchte Nelly mit anderen Augen zu sehen, versuchte zu sehen, was Ron in ihr sehen konnte.

      Er selbst hatte Nelly in der Schule kennengelernt, damals, als er nach Düsseldorf gezogen war. Nelly war damals kräftig gebaut, fast schon dicklich gewesen. Sie war nicht das heißeste Mädchen aus der Oberstufe, aber trotz ihrer introvertierten Art, eins der beliebtesten Mädchen auf der Schule gewesen. Sie hatte diese wahnsinnige Ausstrahlung gehabt, sie konnte jedem das Gefühl geben, dass das Leben lebenswert war und das auch morgen die Sonne wieder aufgehen würde, egal wie beschissen der Tag gewesen sein mag. Das hatte er gebraucht, damals, als Neuling in Düsseldorf, in der neuen Schule, nach dem Tod seiner Eltern.

      Aber jetzt erst erkannte Benno, dass er dieses Gefühl immer schon von ihr gebraucht hatte, auch als er von seiner Krankheit erfahren hatte. Er hatte immer geglaubt, dass dieses unschuldige Mädchen ihn gebraucht hatte, aber jetzt erst erkannte er, dass es all die Jahre immer andersherum war- er hatte sie gebraucht!

      Er wusste nicht, ob es an den Medikamenten lag, aber plötzlich sah er Nelly wirklich mit anderen Augen. Er wusste nicht wann, aber Nelly war gertenschlank geworden, ihre Haare waren viel länger geworden und als er sie so schlafen sah, wurde ihm bewusst, was für eine Schönheit sie war. Sie wirkte so verletzlich und war doch so stark.

      Sie war nicht geflüchtet, als sie von seiner Krankheit erfuhr. Sie war an seiner Seite geblieben, obwohl er sie so abgrundtief verletzt hatte. Sie war nicht schwach oder unsicher, sie war stärker als jeder andere Mensch, den er kannte.

      Ob Nelly sich ihrer Kraft bewusst war, fragte sich Benno. Wieso nur hatte er sie betrogen? Benno wurde schlecht, vielleicht hatte er den Krebs verdient, weil er sie betrogen hatte?

      ,Nonsens,‘ schallte sich Benno selber, trotz Medikamente, so vernebelt konnte er nicht sein, um das zu glauben.

      Er schaute wieder zu Ron herüber, Hanna hatte recht, Ron konnte seine Augen wirklich nicht von Nelly lassen. Sah er die Frau, die er erst jetzt entdeckt hatte?

      Alles was er sich zurechtgelegt hatte, seitdem er wusste, dass Nelly sich verliebt hatte, war jetzt so lächerlich. Er hatte sich vorgenommen, dem Neuen auf den Zahn zu fühlen, aber jeder der Ron anschaute, wusste, dass man diesem Typen gewiss nicht auf den Zahn fühlte. Benno hatte wahrlich nicht diesen Typ von Mann erwartet, auch wenn Hanna ihm im Vorfeld von Ron erzählt hatte. Aber Benno musste neidvoll zugeben, Ron war das, was man als Frauentyp bezeichnete.

      Er registrierte, dass Schwester Petra Ron die ganze Zeit beobachtete und ihr ganzes Verhalten hatte sich, seid Ron im Zimmer war, verändert. Er würde darauf wetten, das Ron boxte oder kickboxte oder eine andere Kampfsportart ausübte.

      Er hatte ein extrem breites Kreuz, einen Stiernacken und Oberarme, wie andere Oberschenkel, und dabei aber eine schmale Taille und durchtrainierte Oberschenkel. Durch seine Größe, Benno schätzte ihn bestimmt auf fast 2.00m, sah er trotz dieser Masse an Muskeln nicht klobig aus, sondern wie ein sportlich-eleganter Adonis. Das war keine Figur, die man nur vom Gewichte stemmen bekam. So geschmeidig und schnell, wie Ron in der Hocke gegangen war zu seinen Hunden und mit welcher Leichtigkeit er wieder hochgekommen war, da war sich Benno sicher, war im Kampf erprobt.

      Benno fühlte sich leer, er konnte hier nicht den Helden spielen, der seine Freundin heldenhaft seinem Nachfolger überlies.

      Nelly und Ron verbannt bereits ein Band, das enger nicht sein konnte. Er spürte das und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, aber er wusste, er durfte noch nicht einmal eifersüchtig sein.

      Benno schluckte: „Ich wollte dir so viel über Nelly erzählen, aber jetzt glaube ich, dass eher du mir was über sie erzählen kannst.“

      Benno holte tief Luft und seine Lunge tat ihm dabei weh, doch bevor er weitersprechen konnte, sah Ron ihn an.

      „Bei allem Respekt deiner Krankheit und deinem Gesundheitszustand gegenüber, aber ich werde nicht mit dir über Nelly sprechen. Und ich will nichts von dir über Nelly hören, du hattest deine Zeit mit Nelly und sorry- jetzt habe ich ein Leben mit ihr.“

      Aaron sah Benno direkt in die Augen und Benno nickte leicht, die Schmerzen beim Atmen wurden immer stärker.

      „Ich weiß, dass du Nelly betrogen hast. Eigentlich sollte ich dir dafür dankbar sein, denn