Wolfswege 1 -Amber. Stefanie Worbs

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Название Wolfswege 1 -Amber
Автор произведения Stefanie Worbs
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783741896095



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weiß sie nicht, dass sie ein Werwolf ist“, meinte Rahel.

      „Doch doch. Sie hat uns erkannt“, erklärte Koon. „Sie hat uns weggeschickt.“

      „Sie wollte uns nicht in der Nähe haben. Das heißt noch lange nicht, dass sie was weiß“, hielt Ryan fest.

      „Sie hat gesagt, sie will nicht. Offensichtlich meinte sie die Wandlung.“

      „Oder unsere Gesellschaft. Immerhin ging es ihr nicht gut.“

      Hakoon winkte ab. „Was immer du meinst, Prinzchen.“

      Die Tür ging auf und Miles kam herein, gefolgt von Emily, Kaya, Zoe und Noel. Alle sahen aus, als wären sie meilenweit gerannt und sie rochen nach Wald und Tier, also hatten sie es in Wolfsgestalt getan.

      Die Sucher

      „Zoe, Schatz. Wie siehst du denn aus?“ Charlotte sprang auf und lief zu ihrer Tochter. „Miles!“, wies sie dann ihren Ausbilder zurecht.

      Der hob entschuldigend die Arme. „Wir werden demnächst an ihrer Koordination arbeiten“, meinte er und verbarg ein Grinsen. Zoe wandte sich ihm zu und streckte die Zunge raus. Sie war die Jüngste der leiblichen Thalan-Geschwister und gerade 17 geworden. Ihre Ausbildung war in vollem Gange und so begleitete sie Miles fast überall hin.

      Jetzt jedoch machte sie sich aus den Händen ihrer Mutter los und war mit drei großen Schritten und einem Satz bei Ryan und Koon auf dem Sofa. Sie drängelte sich zwischen die beiden und ließ sich dann mit einem Seufzer gegen ihren Freund fallen. Der grinste und wirkte augenblicklich kein bisschen arrogant mehr.

      Seit Koon mit Zoe ging, war er sehr viel feinfühliger geworden. Was nicht nur Ryan aufgefallen war. Zwar war er noch immer der laute Sprücheklopfer, doch in Zoes Nähe wurde er fast zum Welpen.

      Noel hatte mal den Fehler begangen und diese Worte laut wiederholt, als der ältere Wolf hereingekommen war. Ein gebrochenes Handgelenk und ein blaues Auge für den kleinen Perkun waren die Folgen gewesen. Koon war loyal und half, wo immer er konnte, doch wenn man an seinem Ego kratzte, wurde er fuchsteufelswild.

      Auch Zoe schickte ihm immer wieder solche Spitzen, doch sie war die Einzige, bei der er es sich gefallen ließ und die Scherze mitmachte. Das war schon immer so gewesen und Ryan vermutete, dass Koon schon immer Gefühle für seine kleine Schwester gehabt hatte.

      Auch wenn sie zu Anfang sicher nur rein beschützerischer Natur gewesen waren, hatte sich diese Liebelei daraus entwickelt. Und da die nun schon mehrere Monate andauerte, wäre es nicht verwunderlich, wenn daraus echte Liebe werden würde. Das allerdings hing ganz von Zoe ab. Sie war definitiv die Sprunghafte von beiden.

      Koon strich ihr jetzt den Pony aus der Stirn und gab ihr einen Kuss auf die leicht zerzausten Haare. Dann zog er ihr einen Zweig aus einer Strähne und grinste, als er ihn betrachtete. Sicher war er in Gedanken schon wieder im Wald.

      Ryans Blick glitt zu seinen Eltern, die beide ihre Tochter ansahen. Sie hatten nichts gegen die Beziehung der beiden. Insgeheim waren sie sogar froh, dass ihr kleines Mädchen sich einen aus dem eigenen Rudel genommen hatte. Würde sie einen anderen wählen, liefen seine Eltern Gefahr, nicht nur ein Mitglied, sondern auch ihre einzige weibliche Nachkommin zu verlieren.

      Weibliche Werwölfe waren zwar längst nicht mehr so selten wie früher, doch es gab noch immer zu wenige, weshalb auch die Aristokratinnen - also die Reinblüterinnen - und die Royalen - auch Blaublüterinnen - unter ihnen hoch angesehen waren, denn sie waren am seltensten.

      Die ganze Familie Thalan war reinblütig, was nur Kaya ausschloss. Deren Mutter war ein Mensch gewesen, sie hatte das Wolfsgen also von ihrem Vater geerbt. Er hatte ihre Mutter noch vor Kayas Geburt verlassen und die Frau hatte ihre Tochter verstoßen, als das Gen sich gezeigt hatte. Charlotte hatte das Mädchen damals gefunden und seitdem wie eine eigene Tochter großgezogen.

      Emily und Rahel waren aus anderen Rudeln zu ihnen gekommen. Emilys Intention war Evan gewesen, doch sie waren schon lange kein Paar mehr. Auch wenn immer mal wieder, was zwischen ihnen lief. Rahel war Otis’ Verlobte und mit ihm zu den Thalans gekommen. Rahels ehemaliges Rudel war von Vampiren ausgelöscht worden, nur sie hatte überlebt. Da beide keine Ambitionen hatten ein Eigenes führen zu wollen, hatten sie sich eben einem angeschlossen.

      Was Noel und Gero betraf, so waren die beiden Perkun aus ihrem damaligen Rudel geworfen worden. Die Brüder hatten mehrfach gegen die Regeln verstoßen und ihr Alpha hatte sie schlussendlich ausgeschlossen. Sie durften beide nur unter Vorbehalt hier sein, benahmen sich aber meistens vorbildlich. Was auch immer der Grund für ihren Sinneswandel war, nur Tavis und Charlotte kannten ihn.

      Nun ließ auch Emily sich auf ein Sofa fallen und streckte sich. „Wir haben sie gefunden“, sagte sie knapp und meinte sicherlich die Fremden. „Sie sind zu dritt und haben uns ebenfalls bemerkt.“

      „Wie haben sie reagiert?“, wollte Tavis wissen und strich sich über den Dreitagebart.

      Emily zuckte mit den Schultern. „Gar nicht. Sie haben uns gesehen und sie wissen wohl auch, dass wir sie gesucht haben. Wir wussten nicht, ob es dir recht sein würde, wenn wir sie direkt ansprechen, deshalb haben wir es gelassen. Sie haben unsere Anwesenheit registriert, das war es aber auch schon.“

      „Was habt ihr beobachtet?“

      Miles schaltete sich ein. „Ich denke, sie sind Sucher. Offensichtlich haben sie kein Interesse an einem der Rudel in der Nähe. Wir haben ein paar andere Wölfe nach ihnen gefragt und sie alle bestätigten, dass die drei aus dem Norden kommen.“

      Sucher waren Wölfe mit ähnlichen Fähigkeiten wie Späher. Wenn ein Rudel zu sehr ausdünnte oder sich ein neues formieren wollte, suchte man unabhängige Wölfe, die potenzielle neue Mitglieder sein konnten. Sucher begaben sich also auf die Suche nach neuen oder unter Umständen auch mal abhandengekommenen Mitgliedern, während Späher weitestgehend in den Revieren blieben und nach Fremden Ausschau hielten, um ihr Rudel zu warnen.

      „In unserer Gegend gibt es keine Solitären. Wir wüssten von ihnen“, stellte Charlotte fest. „Sie sind schon so lange hier, sie sollten es ebenfalls bereits wissen.“

      „Vielleicht sind sie einfach schlecht“, teilte Koon seine Gedanken.

      Zoe kicherte. „Nur weil du denkst, der Beste zu sein, muss das noch lange nicht heißen, dass alle schlechter sind als du“, stichelte sie und grinste hämisch über Kopf zu ihm.

      Er grinste zurück, meinte: „Ich denke es nicht nur, ich bin der Beste“, und stupste ihre Nase mit dem Zeigefinger an. Jeder andere der diesen Spruch losgelassen hätte, hätte mindestens einen Hieb in die Magengrube dafür bekommen, aber hier kamen wieder Zoes Sonderrechte zum Vorschein.

      Ryan dachte an das Mädchen in der Gasse. „Vielleicht suchen sie keine Wölfe.“

      „Wen denn sonst? Was suchen Sucher denn noch?“, fragte Noel und verzog das Gesicht, als wäre Ryans Feststellung total dämlich.

      „Das Mädchen vielleicht?“, meinte Ryan und schaute seinen Vater dabei an.

      Der zog die Brauen nachdenklich zusammen. „Warum sollten sie einen Verweigerer suchen? Sie will kein Wolf sein, du hast es selbst gesagt.“

      „Es sah danach aus. Was weiß ich was sie von ihr wollen. Vielleicht liege ich auch falsch. Es war nur ein Gedanke.“

      „Sie könnte eine Aristo oder Royale sein“, stellte Gero in den Raum und bekam durchweg ungläubige Blicke dafür.

      „Royale verweigern nicht“, sagte Xander schlicht.

      „Weil?“

      „Weil schon wir Reinblüter nicht verweigern. Wieso sollten wir auch? Wir sind, um es mal arrogant auszudrücken, besser als andere. Sorry Kaya.“

      Sie nickte nur, weil es Tatsache war, dass Reinblüter den Mischlingen überlegen waren.

      „Aristokraten haben mehr Rechte und bekommen Sonderbehandlungen und überhaupt.