Название | Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221437 |
Wellenkämme hinweg, und die »Sturmschwinge« wurde rasend schnell in die
Höhe gehoben, nur um Augenblicke später wieder in eine bodenlose Tiefe zu
stürzen. Lotaras und Leoryn waren derart beschäftigt, sich immer wieder
festen Halt zu verschaffen, dass sie gar keine Zeit fanden, Übelkeit zu
empfinden.
Die Leinen und Taue summten unter der Spannung, und das Schiff schien
zu ächzen, denn das prall gefüllte Segel trieb es unbarmherzig durch den
Sturm, doch weder Herolas noch Gendrion machten Anstalten, die Fahrt zu
verringern. Das erste Korsarenschiff war ihren Blicken entschwunden und das
zweite, weitaus nähere, tauchte nur gelegentlich in ihrem Blickfeld auf. Es
schien wie ein Korken auf den Wellen zu tanzen, aber Lotaras und Leoryn
vermuteten, dass ihr Schiff von Ferne wohl denselben Anblick bot.
Der Sturm umtoste sie, und so krampften sie ihre Hände in Handläufe und
Leinen, um nur nicht über Bord gewirbelt zu werden. Lotaras sah, wie
Gendrion eine kurze Leine nahm und sie um seinen Körper schlang, um sich
mit ihr an der Heckreling anzubinden. Kapitän Herolas wies zu der kleinen
Treppe hinüber, die ins Innere des Schiffes führte. »Unter Deck, Bruder und
Schwester des Waldes. Es wird jetzt ein wenig lebhaft werden.«
»Ich möchte sehen, was geschieht«, widersprach Leoryn.
Herolas’ Gesicht verlor seine Freundlichkeit. »Unter Deck! Alle beide!
Oder ich werfe euch eigenhändig hinunter.«
Lotaras schaffte es, Leoryns Arm zu ergreifen, und versuchte gegen die
Kraft des Sturmes anzubrüllen. »Hinunter mit dir, Schwester. Vertraue den
See-Elfen. Sie wissen, was zu tun ist.«
Er schob sie zur Treppe hinüber, hatte selber jedoch Mühe, Halt zu finden,
und ächzte schmerzerfüllt, als ihn eine abrupte Bewegung des Pfeilschiffes
gegen den Mast schleuderte. Er glaubte, seine Rippen brechen zu fühlen, und
stieß seine Schwester fluchend den Treppenabgang hinunter. Im Innern der
»Sturmschwinge« waren die Schiffsbewegungen zwar nicht angenehmer, aber
man konnte wenigstens nicht über Bord gehen. Wer bei diesem Sturm ins
Wasser stürzte, war dem Tode geweiht, für ihn würde es keine Rettung mehr
geben.
»Wir müssen reffen und das Segel kürzen«, ertönte Gendrions Ruf von
Deck. »Die Leinen summen bereits. Sie werden reißen.«
»Sie werden halten«, brüllte Herolas zurück.
Lotaras und Leoryn wurden im Rumpf von einer Seite zur anderen
geschleudert und schrien gemeinsam auf. Lotaras bemerkte verwirrt, dass
seine Schwester Vergnügen an dem Abenteuer zu finden schien.
»Sie werden reißen«, rief Gendrion erneut. »Lass sie uns kürzen, Kapitän.«
»Dann stellt uns das Jagdschiff«, erwiderte Herolas. »Sie halten.«
»Sie halten nicht!« Gendrions wütender Erwiderung folgte eine unflätige
Bemerkung über Kapitäne, die erst lächerliche tausend Jahre zur See fuhren
und keine Ahnung vom Meer hätten.
Auf einmal hatte Lotaras das Gefühl, als würde er schweben. Es dauerte
nur einen kurzen Augenblick, dann kam der harte Schlag, der ihm die Füße in
den Schädel zu treiben schien. Er begriff, dass die »Sturmschwinge« in ein
Wellental getaucht und dann wieder nach oben geworfen worden war. Ein
Wasserschwall klatschte durch die offene Luke herein, und Leoryn schrie
empört auf, als ihr weißgoldenes Haar durchnässt wurde. Das Pfeilschiff
neigte sich zur Seite und wieder drang Wasser ins Schiff ein.
Ein See-Elf der Besatzung erschien in der offenen Luke und blickte auf
Lotaras und Leoryn herab. Dann schwang er sich mit einem Satz zu ihnen
hinunter und prüfte den Wasserstand im Inneren des Schiffes. »Zwei
Handbreit«, brüllte er an Deck hinauf.
»Zu viel. Nimm die beiden Waldelfen und die Pumpe und schaffe es
hinaus«, brüllte Herolas zurück.
Der See-Elf sah die beiden Geschwister kurz an und stützte sich instinktiv
ab, als das Schiff weit überholte und sich dann wieder zögernd aufrichtete,
nur um sich sogleich zur anderen Seite zu neigen. Der Elf trat gegen eine der
Stützstreben des Rumpfes, worauf neben der Stütze ein metallener Griff
hervorklappte. Der Elf sah die Geschwister auffordernd an. »Auf und ab.
Immer auf und ab.«
Der See-Elf drückte den langen Hebel hoch und runter, und ein leises
Schlürfen ertönte. Lotaras und Leoryn traten zu ihm und halfen ihm, die
Pumpe zu betätigen, die nun irgendwo im Rumpf der »Sturmschwinge«
arbeitete und das eindringende Wasser wieder nach draußen beförderte. Nach
kurzer Zeit waren die Geschwister schweißgebadet. Aber das Pumpen hielt
sie nicht nur warm, der Hebel verschaffte ihnen auch etwas Halt, wenn das
Schiff den Bewegungen des Wassers folgte.
»Gendrion, wir müssen das Segel kürzen«, brüllte Kapitän Herolas. »Die
Leinen werden nicht halten!«
»Sag ich doch«, erwiderte Gendrion lautstark, und Lotaras konnte förmlich
das mürrische Gesicht des Steuermanns vor sich sehen.
Dann gab es einen peitschenden Knall, der selbst das Tosen des Sturms
übertönte. »Zu spät«, brummte der pumpende See-Elf lakonisch. »Herolas
hätte auf Gendrion hören sollen.«
»Kürzen«, brüllte Herolas mit Stentorstimme. »Refft das Segel, aber lasst
uns Steuerdruck, sonst macht der Sturm mit uns, was er will. Rodas, schlag
eine Ersatzleine an!«
Eine Ersatzleine. Lotaras wusste nicht, welche der vier Leinen, die den
Mast stabilisierten, gebrochen sein mochte, aber er schauderte bei dem
Gedanken an die Aufgabe, vor der Rodas nun stand. Er musste eine neue
Leine vom Mast aus zum Verankerungspunkt an Deck spannen. Aber mit nur