Название | Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221437 |
ähnelte seine Kleidung jener der Geschwister, aber als Lotaras und Leoryn
näher kamen, erkannten sie feine Unterschiede. Der Mann trug den hoch
aufragenden Helm des elfischen Volkes mit dem Symbol seines Hauses,
einem Seevogel, der seine Schwingen weit ausbreitete. Die Seiten des Helmes
waren jedoch fein ziseliert und zeigten die Struktur von Schuppen. Über
seinem Gewand trug der Mann einen Panzer aus metallen blitzenden
Schuppen, was typisch für die seefahrenden Häuser war, während die des
Waldes feste Harnische bevorzugten. Sein Gewand war kürzer als das von
Lotaras, wenn auch aus dem gleichen weichen Stoff und mit den gleichen
elfischen Symbolen und Stickereien verziert. Er trug einen breiten roten
Schwertgurt, an dem das lange, leicht gekrümmte Schwert der Elfen befestigt
war. Nur sein blauer Umhang schien mit dem von Lotaras und Leoryn
identisch, wenn man einmal von der Spange absah, die ihn zusammenhielt.
Bei den Angehörigen des Hauses Elodarions hatte die Spange die Form einer
Lilie, bei diesem Mann waren es, wie schon zuvor auf seinem Helm, die
Schwingen eines Seevogels.
»Ich bin Herolas aus dem Hause des Seevogels und Kapitän der
›Sturmschwinge‹«, sagte er freundlich und neigte grüßend den Kopf.
»Lotaras und Leoryn aus dem Hause Elodarions«, erwiderte Lotaras.
Sturmschwinge – der Name hatte etwas Unheilvolles an sich. Er blickte seine
Schwester ahnungsvoll an. »Es wird wackeln.«
Herolas betrachtete die Geschwister verständnislos. »Was wird wackeln?«
»Er meint dein Boot, Bruder Herolas«, sagte Leoryn freundlich.
»Es ist ein Schiff und kein Boot«, erwiderte Herolas. »Ein Pfeilschiff, um
genau zu sein, denn es schnellt wie ein Pfeil über die Wogen des Meeres
hinweg, durchteilt die Stürme und …«
»Ich will es nicht erwerben«, unterbrach ihn Lotaras unhöflich. In seiner
Vorstellung beschworen die bildhaften Worte schreckliche Szenarien herauf.
»Wir wollen es nur nutzen.«
Herolas runzelte die Stirn. »Ich verstehe. Mein Bruder aus dem Hause
Elodarions ist wohl noch nie zur See gefahren?« Er lächelte gutmütig. »Seid
ohne Sorge, Bruder Lotaras, es mag dir ein wenig schwankend erscheinen,
aber es wird euch beide sicher ans Ziel bringen. Aber nun folgt mir. Ich zeige
euch die ›Sturmschwinge‹.«
»Ich sagte dir doch, dass es wackeln wird«, brummte Lotaras seiner erneut
auflachenden Schwester zu.
Sie schritten an einer Gruppe elfischer Männer vorbei, die nur leicht
bekleidet waren und gerade den Rumpf eines neuen Schiffes fertigten.
Herolas bemerkte die neugierigen Blicke der beiden Waldbewohner und
deutete zu den Arbeitern hinüber.
»So baut man ein Schiff. Ganz gleich, ob es eines der schnellen
Pfeilschiffe, der plumpen, aber fast dreimal so großen Transporter oder der
starken Kampfschiffe wird, die den Feuertod über große Entfernung bringen,
immer legt man zuerst den Fuß des Schiffes. Er muss fest und biegsam
zugleich sein, denn er verschafft dem Schiff Halt, wie es der Fuß eines
Mannes auf dem Boden zu Land tut. Die geschwungenen Rippen bieten
später den Planken Halt, die den Rumpf außen bedecken. Sie werden von
unten beginnend am Skelett des Schiffes befestigt und überlappen einander
ein wenig.« Skelett. Ein Begriff, der in Lotaras erneut ein unbehagliches
Gefühl hervorrief. »Die Bretter müssen sorgfältig geglättet werden, damit das
Schiff gut gleitet. Wir versehen sie zu diesem Zweck mit einem feinen
Goldüberzug. Das Zeug lässt sich leicht verarbeiten und sieht ganz hübsch
aus. Zudem verhindert es, dass sich zu viele Muscheln und Algen am Rumpf
absetzen. Seht ihr die Stellen, wo sich die Bretter überlappen? Dort gießen
wir eine Mischung aus Metall und Wachs in die Fugen. Das macht sie dicht.
Das Schiff soll ja nicht voll Wasser laufen, nicht wahr?«
Herolas kam nun langsam in Fahrt, Schiffe waren ganz offensichtlich seine
Welt. »Der Bug ist ein wenig stumpf geformt, also wird es eines der großen
Transportschiffe. Ich schätze sie nicht besonders, denn sie sind schwerfällig
und langsam.«
Leoryn zeigte sich weitaus interessierter als ihr Bruder. »Und die
aufragende Stange dort, befestigt ihr daran eure Banner?«
Herolas lachte belustigt. »Sie wird später die Segel tragen.« Er räusperte
sich. »Aber nun lasst uns weitergehen, ich zeige euch jetzt die
›Sturmschwinge‹, dann seht ihr mal ein richtiges Schiff.«
Die bisherigen Schilderungen des Kapitäns hatten Lotaras keineswegs
beruhigt, und so folgte er seiner wissbegierigen Schwester und dem elfischen
Kapitän nur zögernd zu einem der Stege, an denen die in Dienst genommenen
Schiffe festgemacht waren. Die meisten von ihnen wirkten neu und würden
wohl dem Transport des Volkes in die künftige Heimat dienen, anderen sah
man jedoch das Alter an, denn so sorgsam ihre Rümpfe und Aufbauten auch
instand gehalten wurden, ließen sich die Spuren, welche Wind, Wellen und
Wetter an ihnen hinterlassen hatten, nicht ganz verdecken.
Herolas führte sie zu einem Schiff, das sich selbst in den ruhigen Wassern
der Bucht noch leicht auf den Wellen wiegte. Lotaras spürte ein
merkwürdiges Gefühl in seinem Bauch, während er Leoryn und dem Kapitän
folgte. »Das ist die ›Sturmschwinge‹«, sagte Herolas stolz und wies auf sein
Schiff. »Ein Pfeilschiff, wie ich schon sagte. Ihr werdet staunen, wie schnell
es über das Wasser gleitet und die Wogen zerteilt.«
»Du erwähntest es schon«, brummte Lotaras lakonisch.
Das Pfeilschiff war kaum zehn Längen lang und zweieinhalb Längen breit,
und sein Rumpf erhob sich nur eine Länge über das Wasser. Sein Bug war
steil nach oben hochgezogen und verlief