Название | Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221918 |
freikommen!«
Der Mann am Steuer nickte und wollte den Befehl gerade ausführen, als
ein Pfeil seinen Hals durchschlug und seinen sterbenden Leib auf die Planken
warf. Ein anderer Mann sprang an seine Stelle, wurde aber ebenfalls gefällt.
Ein mächtiger Stoß erschütterte die »Shanvaar«, als das Korsarenschiff gegen
ihre Bordwand stieß. Leinen mit eisernen Haken flogen nun heran, krallten
sich in das Holz der Reling und verbanden die Schiffe miteinander. Zwar
versuchten alnoische Matrosen noch, die Leinen zu kappen und ihr Schiff zu
befreien, aber es war zu spät. Wie eine Woge stürmten die Korsaren auf das
Deck der »Shanvaar«.
Die Männer des Königreiches Alnoa waren von vornherein in der
Minderheit. Ein unendlicher Strom von Kämpfern schien aus dem Bauch des
Korsarenschiffs hervorzuquellen und überrannte die Besatzung des
Dampfkanonenschiffs.
Halblar hatte noch zwei Brennsteinlaternen gepackt, um der nahen
»Aivaar« zu signalisieren, sah dann aber schockiert, wie sich zwei weitere
Korsarenschiffe neben das Schwesterschiff legten und es ebenfalls enterten.
Mit bleichem Gesicht wandte er sich zu seinem Freund ta Mergon um und
schrie dann peinerfüllt auf, als ein breites Schwert in seinen Leib drang. Der
Erste Offizier ließ die beiden Laternen fallen und versuchte seine
hervorquellenden Gedärme festzuhalten, während er den triumphierenden
Korsaren mit brechenden Augen anstarrte. Dann kippte er haltlos mit dem
Gesicht voran zu Boden.
Ta Mergon parierte indes den Hieb eines Angreifers, tötete den Mann und
schwang herum, um einem anderen zu begegnen. Dann schrie er auf in Zorn
und Schmerz, als der tödliche Stoß seinen Körper traf. Um ihn herum war der
Lärm des Kampfes zu hören. Das Klirren aufeinanderprallender Waffen, das
Stöhnen und Schreien der Kämpfer und die verzweifelten Rufe verletzter
Soldaten. Der Großkapitän sank auf die Knie und sah ein letztes Mal das
seltsam entspannte Gesicht seines toten Freundes, bevor ihn die
Unendlichkeit umfing.
Allmählich erlosch der Kampflärm, und einige wenige Männer der
alnoischen Marine lieferten sich der Gnade der Eroberer aus und warfen ihre
Waffen aufs Deck. Korsaren in einem bunten Gemisch an Kleidung und
Rüstungen schwärmten unterdessen durchs Schiff, um auch den letzten
Widerstand zu brechen.
»Verschont die Brennsteinmänner«, brüllte ein stämmiger Mann, dessen
langes schwarzes Haar im Nacken von einem Band zusammengehalten
wurde. »Wer Hand an die Brennsteinmänner legt, den werfe ich den
Dornfischen vor!«
Einige der Korsaren lachten bei der Doppeldeutigkeit der Worte. Die
Dornfische waren berüchtigte Raubfische der Meere, mit starken,
zahnbewehrten Kiefern und zwei lanzenartigen Dornen über dem riesigen
Maul. Doch nach diesen Fischen benannte sich auch jener Korsarenschwarm,
der die Schiffe Alnoas geentert und erobert hatte.
Der stämmige Mann schritt mit kaltem Lächeln über die blutbefleckten
Planken auf der Brücke des eroberten Dampfkanonenschiffes. Verächtlich
stieß er mit dem Fuß gegen den toten Halblar. »Nehmt ihnen die Kleidung ab,
dann werft sie über Bord«, befahl er kalt. Elek-Mar T’os, Führer des
Korsarenschwarms der »Dornfische«, wischte seine blutbefleckte Klinge am
Beinkleid der Leiche ab. »Und säubert ihre Kleidung. Wir brauchen sie
noch.«
Der Anführer trug eine Rüstung, die aus dem Brustpanzer eines alnoischen
Kapitäns und einem Kettenhemd bestand. Der Vorderteil des Panzers war mit
der schillernden Kehlhaut eines Dornfisches bezogen. Eine blutrote Narbe
zog sich über die Wange des Mannes und verlief vom Ansatz des rechten
Ohrs bis zum Kinn. Sie war allerdings nicht geradlinig, sondern gezackt, und
schien nicht von der Klinge eines Schwertes herzurühren.
Ein schlanker Mann mit blonden Haaren trat neben Elek-Mar T’os. Sein
brauner Brustpanzer wies an einigen Stellen frische Blutflecke auf, andere
Bereiche schimmerten hell, wo das Salzwasser dem Leder im Laufe der Zeit
zugesetzt hatte. »Was ist mit den anderen Überlebenden?«
Elek-Mar zuckte die Schultern. »Was schon? Nehmt ihre Kleidung und
Rüstung, dann tötet sie. Wir brauchen nur die Brennsteinmänner lebend.«
Segu-Mar T’os, stellvertretender Schwarmführer der Dornfische, legte die
Hände vor den Mund. »Die Landmänner sollen sich ausziehen. Danach könnt
ihr sie erschlagen.«
Einige der Seeleute Alnoas versuchten nun doch noch, um ihr Leben zu
kämpfen, nachdem sie begriffen hatten, dass es keine Gnade geben würde,
aber sie hatten keine Chance. Während sich in der Mitte des Decks ein Stapel
von Kleidung und Rüstungen bildete, ertönte immer wieder das Klatschen,
mit dem die nackten Körper ermordeter Seeleute ins Meer schlugen.
Elek-Mar stützte seine Hände auf die Einfassung der Brücke, an genau
jener Stelle, an der Halblar dies vor einigen Zehnteltagen getan hatte. Doch
nun war die Hitze des Tages der Kühle der Nacht gewichen, und ein
angenehmer Wind strich über das Meer. Der Führer des Korsarenschwarms
sog die leicht salzige Luft tief ein und hatte den Geschmack von Kupfer auf
der Zunge, als Blutgeruch von der nahen »Aivaar« herübertrieb. Auch dort
stürzten nackte Leiber ins Meer. Elek-Mar nickte zufrieden.
»Diese Landmänner von Alnoa haben wirklich geglaubt, die ›Nar’akk‹ sei
beschädigt. Ihre Gier, das Schiff zu versenken, hat sie blind gemacht.«
»Und unsere weißen Segel haben sie getäuscht«, stimmte Segu-Mar zu.
»Ein wirklicher Seemann hätte sich nicht täuschen lassen«, brummte Elek-
Mar. »Aber diese alnoischen Landmänner sind schon lange keine Seefahrer
mehr.