Название | Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221918 |
»Auch wir haben knarrendes Tauwerk«, brummte ta Mergon schmunzelnd
vor sich hin.
»Ja. Aber ansonsten hört man nur dieses Stampfen und Zischen.« Halblar
wies hinter sich zum Heck. »Und das Klatschen des Schaufelrades. Ich kann
nachts ja nicht mehr schlafen.«
»Auch du wirst dich an den Lärm gewöhnen.« Der Großkapitän sah seinen
Freund lächelnd an. »Immerhin macht uns die Brennsteinmaschine
unabhängig vom Wind, mein Freund. Während der Feind fahrtlos in den
Wellen liegt und auf Wind hofft, können wir manövrieren und ihn
vernichten.«
Halblar spuckte ins Wasser. »Doch wenn er Wind hat, fährt er uns davon.«
Er schlug seufzend auf die Reling und verzog erneut das Gesicht. »Jeder wird
uns davonfahren, mein Kapitän. Gegen einen fahrenden Segler kommen wir
nicht an.«
»Wir fahren nur mit halber Kraft«, tröstete ta Mergon. »Warte, bis wir den
Kessel ordentlich geheizt haben, dann wirst du sehen, dass die ›Shanvaar‹ wie
ein elfisches Pfeilschiff über die Wellen fliegt.«
Halblar sah sich kurz nach eventuellen Zuhörern um und gab dann einen
obszönen Laut von sich. »Ich weiß, Gort, du liebst dieses Schiff und hast um
das Kommando gekämpft, aber du hättest einen der schnellen Kampfsegler
wählen sollen. Mit diesem Brennsteinkessel unter unseren Füßen werden wir
den Feind nicht einholen können, und wenn es eng wird, können wir ihm auch
nicht davonfahren.« Er lachte freudlos. »Außer vielleicht bei Windstille.«
Die Worte seines Freundes begannen Gort zu ärgern. »Du verschließt dich
der neuen Zeit, Halblar. Der Brennstein verleiht unserem Schiff besondere
Kraft.« Er wies nach vorne in Richtung Bug. Dort, vor dem vorderen Mast,
stand der runde Turm für die Hauptwaffe des Schiffes. »Und unserer
Dampfkanone vermag kein feindliches Schiff standzuhalten.«
»Wenn sie denn trifft und der Feind lange genug stillhält.«
»Halblar.« Gorts Stimme verriet seinen Unmut und ermahnte den Freund,
nun besser einzulenken. Der Großkapitän wies über den Fluss. »Mit einem
Kampfsegler kannst du bei diesem schwachen Wind kaum manövrieren, doch
die ›Shanvaar‹ schafft dies mühelos. Und wenn wir die Kraft des Dampfes
zum Geschütz leiten, wird sein Geschoss jeden feindlichen Schiffsrumpf
zerschmettern.« Gort sah den Freund eindringlich an. »Auf eine Entfernung,
in der kein feindliches Katapult uns treffen kann.«
Der Dampf aus dem Brennsteinkessel trieb sowohl das mächtige
Schaufelrad als auch das Geschütz an. Man musste am Kessel nur einen
schweren Ventilhebel umlegen, damit der Dampf nicht mehr auf die
Antriebswelle traf, sondern durch die vordere Dampfleitung das Geschütz
erreichte. Dort wurde der Druck in einer Kammer des Geschützrohres
gesammelt, bis er groß genug war, um das schwere Kugelgeschoss aus dem
Geschützlauf zu treiben. Der Vorgang benötigte eine gewisse Zeit, in der man
das Ziel im Visier halten musste. Zudem war das Schiff in diesen
Augenblicken ohne Antrieb, aber die Konstrukteure schworen, dass dies nicht
sonderlich ins Gewicht fallen würde. Gort ta Mergon war geneigt, ihnen zu
glauben, denn die schweren Dampfkanonen der Stadtverteidigung hatten sich
bereits bewährt. Aber es behagte ihm nicht, sein Schiff im Gefecht ohne
Antrieb zu sehen, und wenn es auch nur für Augenblicke war. Denn diese
Momente konnten einem Feind genügen, um die »Shanvaar« mit einem Hagel
von Katapultgeschossen einzudecken oder sie sogar zu rammen.
Das Hauptsegel flappte lustlos im Wind. Die Brise war zu schwach, um
das Segel zu füllen, zumal das Schaufelrad das Schiff vorantrieb. Im Grunde
war die Leinwand im Augenblick nutzlos und hemmte vielleicht sogar ihre
Fahrt, aber Gort konnte sich nicht dazu entschließen, die Segel einholen zu
lassen. Immerhin spendeten sie etwas Schatten und brachten Linderung von
der brütenden Sonne.
Einige der Matrosen sangen eine der alten Seefahrerweisen, und Halblar
stimmte leise summend ein. Die Stimmung der Mannschaft war gut. Sie war
froh, endlich der Enge des Hafens entronnen zu sein und sich auf dem großen
Fluss zu bewegen. Vielleicht ergab sich sogar die Gelegenheit, ein Stück aufs
Meer hinauszufahren. Einst war das die Bestimmung der Seeleute von Alnoa
gewesen, als die Schiffe des Königreiches noch Handel mit weit entfernten
Ländern getrieben hatten. Doch diese Zeit war vorbei, denn eines Tages war
die Brut der Schwärme erschienen und hatte begonnen, das Meer mit ihren
schwarzen Schiffen zu bedecken. Zunächst waren es nur wenige Korsaren
gewesen, und die Marine von Alnoa hatte sie noch aufhalten können, aber
dann waren die Schiffe des Feindes immer zahlreicher geworden. Nun
gehörte das Meer den Schwarmschiffen der Korsaren, und die Schiffe der
Menschen befuhren nur noch die küstennahen Gewässer. Nur die Elfen
trauten sich, so sagte man zumindest, gelegentlich noch aufs Meer hinaus.
Aber Gerüchte gab es viele, und Elfen waren nicht weniger verwundbar als
ein Mensch. Nein, die Korsaren beherrschten die Wasser, so wie die Reiche
der Menschen, Elfen und Zwerge das Land beherrschten.
»Wasserwirbel rechtsweisend voraus«, erklang die Stimme des Ausgucks
von der Plattform des Hauptmastes.
Gort blickte unter dem Hauptsegel und über den Geschützturm hinweg
zum Bug. »Das muss die Untiefe von Debun sein. Die Fahrrinne verengt sich
hier, und über der Sandbank bilden sich Wirbel.« Gort wandte sich an den
Steuermann, ohne sich umzudrehen. »Steuer zehn Grad linksweisend,
Maschine auf zweihundert Umdrehungen.« Er legte eine Hand an den Mund.
»Einen Mann mit Lot in den Bug!«
»Steuer zehn Grad linksweisend, Maschine auf zweihundert
Umdrehungen!«