Ghost. Melody Adams

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Название Ghost
Автор произведения Melody Adams
Жанр Языкознание
Серия Alien Breed Series
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752925586



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Menschen falsch liegen? Was, wenn Gott von uns Frauen gar nicht verlangt, dass wir uns so behandeln lassen? Was, wenn er uns Frauen genauso liebt wie die Männer?

       Das ist Blasphemie! Stopp! Du riskierst deine Seele mit diesen Gedanken.

      Ich stand von meinem Bett auf und ging in dem kleinen Raum auf und ab. So viele Jahre des Zweifelns. So viele Gedanken, die mich um den Verstand zu bringen drohten. Ich wünschte, ich wäre einfacher gestrickt und könnte mein Schicksal einfach hinnehmen. Wie Fatima. Ich blieb vor dem Fenster stehen und starrte sehnsüchtig nach draußen. Es war bereits dunkel, doch die Lichter von den Häusern und ein paar Laternen gaben genügend Licht, um die Umrisse der Siedlung auszumachen. Ahmed und seine Männer waren in ihren Zimmern. Sie gingen meist frühzeitig zu Bett. Sie würden nicht zu dem Clubhouse gehen, wo sich die Breeds und hier lebenden Menschen abends auf einen Drink trafen. Alkohol war verboten. Und Bars waren ein Ort der Sünde und der Laster. Ich war niemals in einer Bar gewesen. War niemals zu einer Party gegangen. Alles, was ich kannte, war studieren und dann direkt nach Hause. Nach dem Studium war es Arbeit und dann nach Hause. Ich hatte nie die Freiheit gehabt, auszugehen wie die anderen jungen Leute an der Uni. Es war ein Wunder, dass Ahmed mir überhaupt erlaubt hatte, zu studieren. Doch er hatte einen Nutzen in meinem Interesse für Geologie gesehen und da keiner seiner Männer den Intellekt hatte, zu studieren, hatte er mir erlaubt, meinem Traum nachzugehen.

      Ein paar Leute kamen den Weg vor dem Gebäude entlang. Sie unterhielten sich angeregt, auch wenn ich durch das Fenster keine Worte ausmachen konnte. Sie lachten und hatten offenbar viel Spaß. Wie ich sie beneidete. Im Gegensatz zu mir genossen sie ihr Leben. Wenn mein Glaube recht hatte, dann war dies kurze Leben auf der Erde unbedeutend und all die Jahre des Leidens waren es wert, danach in Ewigkeit im Paradies zu leben. Doch was, wenn all das nicht stimmte? Was, wenn es gar kein Leben nach den Tod gab? Dann würde mein ganzes Leben, das ich in Unglück und Schmerz verbrachte, mein einziges Leben sein. Dann würden Schmerz und Unglück alles sein, was ich jemals erwarten konnte. Verspielte ich meine Chance auf ein glückliches Leben, wenn ich auf das Paradies hoffte, dessen Existenz vielleicht nur ein Märchen war?

      Erneut ging mein sehnsüchtiger Blick nach draußen. Ich wollte wenigstens ein wenig Freiheit genießen. Sicher konnte es nicht so schlimm sein, wenn ich ein wenig draußen spazieren ginge. Es waren ja kaum noch Leute unterwegs. Ich wollte nur die Ruhe und die Nachtluft genießen. Ich konnte ohnehin noch nicht schlafen. Entschlossen öffnete ich das Fenster und kletterte auf das Fensterbrett. Mit meinen langen Röcken war das nicht so einfach, doch ich schaffte es, meine Beine aus dem Fenster zu schwingen und die kurze Entfernung hinab zu springen. Mein Herz klopfte wild, als ich vor den Gebäude stand, und zu meinem Fenster hinauf sah. Ich hatte nicht bedacht, wie ich später wieder zurück ins Zimmer klettern sollte. Angst vertrieb die Freude über meine Freiheit und ich biss mir auf die Unterlippe. Eine Träne rollte über meine Wange. Wenn Ahmed herausfand, was ich getan hatte, dann würde er mich bitter büßen lassen. Schritte näherten sich, und rissen mich aus meinen Gedanken. Mein Herz galoppierte noch schneller. Ich wandte mich panisch um. Ein Mann kam den Weg entlang. Es war einer der Alien Breeds. Ich hatte ihn heute Nachmittag von Weitem gesehen. Er war ein Albino. Ich hatte mich zwingen müssen, ihn nicht anzustarren. Hatte hastig meinen Blick gesenkt. Auch jetzt senkte ich den Blick und versuchte einen Ausweg aus meiner Situation zu finden. Ich sollte wieder zurück in mein Zimmer, doch wie? Das Fenster lag nicht hoch, doch hoch genug, dass ich Schwierigkeiten haben würde, mit meinen langen Röcken zu klettern.

      „Hey“, erklang eine tiefe Stimme. „Samira, hab ich recht?“

       Oh nein! Nein! Nein! Bitte geh weiter. Ignorier mich.

      „Bist du okay?“, fragte der Albino Breed und fasste mich sanft beim Arm. Seine Berührung löste ein seltsames elektrisches Kribbeln aus und ich wimmerte leise. Oh mein Gott! Was sollte ich tun?

       Ghost

      Das Mädchen zitterte und ich hörte ihr leises Wimmern. Irritiert runzelte ich die Stirn. Ich konnte ihre Angst riechen und ich fragte mich, was sie hier machte und warum sie so aufgelöst war. Mein Beschützerinstinkt regte sich und ich wollte sie in meine Arme ziehen und ihr sagen, dass alles gut war. Dass sie keine Angst haben musste. Doch ich wusste, dass sie dies nicht willkommen heißen würde. Easy hatte mir erklärt, dass sie, ihr Bruder und seine Männer strenge Muslime waren und dass Samira sich deswegen in lange Kleidung und Kopftuch einhüllte. Selbst ihr Gesicht hatte ich bisher nicht wirklich zu sehen bekommen, denn sie hielt den Blick stets gesenkt. Es erschien mir so falsch, dass eine junge Frau sich so versteckte und kauerte. Sie sollte mit gerecktem Kinn durch die Straßen gehen und die Sonne auf ihrer Haut spüren. Sie sollte die Freiheit haben, jedem, Mann oder Frau, in die Augen zu sehen. Ich hatte mit den Irakern bisher kein Wort gesprochen, doch sie waren mir schon allein dafür unsympathisch, wie sie Frauen behandelten. Leute wie sie passten nicht in unsere kleine Gemeinde. Wir hielten zusammen, waren füreinander da und niemand stand über einem anderen. Ja, Easy war der Leiter dieser Siedlung, doch abgesehen davon war er mein Freund, mein Bruder. Und ganz sicher machten wir keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen.

      „Kann ich dir irgendwie helfen?“, versuchte ich erneut zu der verängstigten jungen Frau durchzudringen.

      „Ich... ich glaub, ich hab einen Fehler gemacht“, sagte sie schließlich. Ihre Stimme war melodisch, sanft. Wäre ich kein Breed mit gut ausgeprägtem Gehör, hätte ich wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt, die Worte auszumachen, so leise hatte sie gesprochen.

      „Was für einen Fehler? Ich bin sicher, es kann alles nicht so schlimm sein.“

      „Ich bin aus dem Fenster geklettert. Ich dachte... ich wollte...“

      „Aus dem Fenster geklettert?“, fragte ich verwirrt. Mein Blick ging zu dem offen stehenden Fenster nicht weit von uns. „Warum bist du nicht einfach durch die Tür nach draußen gegangen? Und warum war es ein Fehler?“

      „Wenn Ahmed – wenn mein Bruder mich dabei erwischt, dass ich... dass ich aus meinem Zimmer...“

      Ich spürte Wut in mir brodeln. Ihr Bruder. Sie hatte Angst vor ihrem Bruder und offensichtlich war es ihr verboten, ihr Zimmer ohne seine Zustimmung zu verlassen.

      „Ich wollte doch nur ein wenig frische Luft schnappen“, schniefte Samira.

      „Dann lass uns frische Luft schnappen“, erwiderte ich. „Ich begleite dich, dann brauchst du keine Angst zu haben. Ich würde nie zulassen, dass dir etwas geschieht. Und wenn wir wieder zurück sind, dann helfe ich dir zurück in dein Zimmer.“

      Samira hob langsam ihren Kopf, bis unsere Blicke sich trafen. Es war, als wenn ein Blitz mich treffen würde. Mein Herz setzte für einen Moment aus und mein inneres Biest knurrte leise. Samiras Augen waren so dunkel wie zwei Kohlen und da stand so viel Schmerz und Verwirrung in ihnen geschrieben. Doch auch Intelligenz. Neugier. Ihre Lippen öffneten sich zu einem geschockten Keuchen. Spürte sie es auch? Hatte ich dieselbe Wirkung auf sie, wie sie auf mich?

       Samira

      Ich fühlte mich so seltsam, als ich in die ungewöhnlichen Augen des Alien Breeds starrte. Meine Knie waren ganz zittrig und ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch machte mich ein wenig schwindelig. Mein Herz raste aufgeregt in meiner Brust, die sich plötzlich zu eng anfühlte. Ein erschrockenes Keuchen kam über meine Lippen, als die seltsamen Gefühle mich zu überwältigen drohten. Eine warme Hand legte sich unter mein Kinn, als ich versuchte, hastig den Blick zu senken.

      „Hab keine Angst vor mir, Samira“, sagte der Breed rau. „Ich würde dir niemals ein Leid antun. Niemand hier würde.“

      Ich blinzelte in dem Versuch, die Verwirrung über diese beunruhigende Begegnung abzuschütteln. Sein Blick war so intensiv. Auch wenn da kein Funken von bösen Absichten in ihnen lag, so machte es mich schrecklich nervös. Seine Hand ruhte noch immer unter meinem Kinn. Sein riesenhafter Körper war viel zu nahe. Er war ein Mann. Ein Fremder. Ein Ungläubiger. Diese Nähe zwischen uns war verboten und sündhaft. Doch ich wollte nicht, dass sie endete. Ich mochte unter seinem verwirrenden Einfluss zittern, doch ein Teil von mir genoss dies – was immer