Sky-Navy 12 - Die Maske fällt. Michael Schenk

Читать онлайн.
Название Sky-Navy 12 - Die Maske fällt
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Sky-Navy
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748599319



Скачать книгу

Gast zum Offiziersbesprechungsraum.“ Sie erhob sich. „Ontra, du hast in meinem Namen die Brücke.“

      Gefolgt von ihren beiden persönlichen Leibgardisten, die wie alle an Bord die Druckoveralls der Sky-Navy trugen, verließ Desara die Brücke, stieg die wenigen Stufen auf das Deck hinunter und war mit ein paar Schritten an der kleinen Offiziersmesse, die ihrer Kabine direkt gegenüber lag. Der Raum diente den Offizieren des APS-Kreuzers zugleich als Konferenzraum. Desara würde diese Besprechung allerdings ausschließlich mit der Kommandantin des anderen Schiffes und der Befehlshaberin ihrer bordeigenen Gardisten durchführen. Es ging um grundsätzliche Dinge und die anderen Offiziere würde sie erst in der Detailplanung einbinden.

      Während sich ihre Wachen rechts und links des Schotts aufbauten, trat Desara an den kleinen Getränkeautomaten. Sie wählte für sich einen Kaffee. Es war für sie kein sonderlich schmackhaftes Gebräu, doch sein Konsum gehörte für sie zu einer perfekten Tarnung als Mensch. Da sie wusste dass ihre weiblichen Offiziere einen bestimmten Fruchtsaft der Menschen schätzten, stellte sie ein Glas für ihren Gast bereit.

      Sie hatte gerade Platz genommen, als sich das Schott öffnete und Liu-dal-Mandar in Begleitung von Oberfrau Kara eintrat. Erneut entbot die Kommandantin den Ehrengruß der Negaruyen, bevor sie sich Desara gegenüber setzte.

      „Du und dein Schiff sind mir eine hoch willkommene Verstärkung“, eröffnete Desara. „Mein Angriff auf Kell´Nar war ein großer Erfolg und hat den Eierlingen einen schmerzhaften Stich zugefügt. Doch es war nur ein Stich und kein schmerzhafter Schlag. Daher bin ich entschlossen, eine der Stammwelten des Feindes anzugreifen.“

      „Die große Matriarchin erwähnte dies mir gegenüber und wünscht dir das Glück der Kriegerin“, antwortete die Kommandantin höflich. „Es wird ein schwieriges Unterfangen, denn die Stammwelten der kleinen Mütter sind gut geschützt. Dennoch akzeptiert die große Matriarchin, dass du auf die Verstärkung durch ein Kampfgeschwader verzichtest.“

      „Die große Matriarchin hat meinen Plan gut geheißen und weiß, dass ich kein Geschwader einsetzen kann. Die Eierlinge müssen glauben, dass die Menschen für den Angriff verantwortlich sind und wir haben bedauerlicherweise nur dieses eine Menschenschiff.“

      „Wenn die Norsun erkennen dass wir Negaruyen beteiligt sind, würde das dem Plan doch schwerlich schaden“, meinte dal-Mandar. „Im Gegenteil, sie müssen dann doch annehmen, dass wir und die Menschen Verbündete sind und somit die Menschen als Feinde sehen.“

      „Es geht nicht darum, dass die Abkömmlinge aus dem Ei die Menschen als unsere Verbündeten sehen.“ Desara schüttelte in einer absolut menschlichen Geste den Kopf. „Es wäre sogar gut, wenn sie glauben, dass die Menschen nichts mit uns zu tun haben. Ein zweites und von uns unabhängiges Volk als Feind, das würde die Norsun zutiefst beunruhigen und ihre Aufmerksamkeit von uns ablenken. Zudem wird der Angriff auf die Stammwelt einer kleinen Mutter ihren Zorn erregen. Wir alle wissen dass die Eierlingen die große Mutter und die kleinen Mütter zutiefst verehren. Den Angriff auf eine kleine Mutter werden sie als Schändung sehen. Er wird sie zu einem sofortigen und umfassenden Vergeltungsschlag veranlassen.“

      „Dem stimme ich natürlich zu“, räumte die Kommandantin der Sirandaar ein. „Ich vermute, die von mir mitgebrachten zusätzlichen Waffen sollen das fehlende Angriffsgeschwader ersetzen?“

      „Wurden die Torpedos nach meinen Vorstellungen modifiziert?“

      „Das wurden sie, Herrin. Ihre eTroniken sind so programmiert, dass sie nun innerhalb einer Lufthülle und sehr tief fliegen. Versuche haben ergeben, dass sie sich rund fünfzig Meter über dem Boden bewegen und damit für jeden Scanner nahezu unsichtbar sind. Die Eierlinge werden die Bodenflugkörper erst entdecken, wenn es zu spät für ihre Abwehr ist.“ Liu-dal-Mandar lächelte. „Es ist das erste Mal in der Geschichte des langen Krieges, dass Schiff-zu-Schiff-Torpedos gegen Bodenziele eingesetzt werden. Es wird sicher eine tödliche Überraschung für die Eierlinge.“

      „Dir fällt dabei die Ehre zu, den ersten Schlag zu führen, denn dein Schattenschiff wird die Bodenflugkörper in getarntem Zustand an das Ziel heran bringen. Danach wirst du dich zurückziehen, denn die Norsun dürfen keine Hinweise auf uns Negaruyen finden. Sobald du die Waffen ausgelöst hast, werde ich mit dem Menschenschiff angreifen.“

      „Es wird ein großer Sieg werden.“

      Desara lachte leise. „Bevor wir den Sieg feiern müssen wir unser Ziel erst noch im Detail erkunden. Dieser Schlag darf nicht fehlgehen, denn er soll die Eierlinge endgültig in den Krieg gegen die Menschen treiben.“

      Kapitel 4 Der Leftenant

       D.S. Remington, APS-Kreuzer, Registernummer 67

      Die Remington flog im freien Raum zwischen zwei Sonnensystemen. Man befand sich näher am Zentrum der Galaxis. Die Vielzahl der Sterne und der Anblick von Sternennebeln und Sternenhaufen waren atemberaubend. Die wenigsten Besatzungsmitglieder an Bord fanden jedoch die Zeit, ihn zu genießen. Man befand sich nun seit drei Tagen tief im Siedlungsgebiet der Norsun und Captain Joe Tangaroa setzte bislang auf den neuen Hiromata-Scanner, der seine Impulse in Nullzeit aussendete und empfing, und als erstes Ortungsgerät ein Bild von der realen gegenwärtigen Situation vermittelte. Ein Nullzeit-Scanner schien bislang nicht angemessen werden zu können. Ein unschätzbarer Vorteil, denn die Remington konnte Schiffe orten und auf sie reagieren, noch bevor deren Scanner den Kreuzer erfassten. Die einzige Ausnahme war der Umstand, dass ein fremdes Schiff in dermaßen geringer Entfernung aus dem Nullzeit-Sturz kam, dass sich das Navy-Schiff nicht mehr unentdeckt zurückziehen konnte. Der Hiromata-Nullzeit-Scanner war der Traum jedes Navy-Angehörigen, der mit der Überwachung des Weltraums befasst war, dennoch wies auch dieses neue Gerät einen Nachteil auf, der in seiner beschränkten Reichweite von wenigen Lichtjahren bestand.

      Bislang verzichtete Joe Tangaroa auf den Einsatz des Überlast-Senders. Ihm war bewusst, dass er diesen nur ein einziges Mal verwenden konnte und er wollte sich diese Möglichkeit für eine Gelegenheit aufsparen, an der auch eine passable Chance bestand, die Nanjing durch ihren Echo-Impuls zu orten.

      Es war bedenklich eng an Bord, denn nach den Erfahrungen von Kell´Nar waren zusätzliche Ausrüstung und Munition geladen worden. Zwar war ein APS-Kreuzer ein relativ großes Schiff, doch er führte ein Fast Landing Vehicle, zwei Jagdbomber vom Typ Superbolt und eine Hundertschaft der Sky-Trooper mit sich. Der Hangar nahm einen guten Teil der Decks 2 und 3 in Anspruch. In ihm ging es noch weitaus beengter zu, als in den übrigen Räumen des Schiffes.

      Überall hantierten Wartungstechniker an den drei Beibooten, unterstützt von deren Flugmannschaften, dazwischen drängte sich ein Platoon Sky-Troopers, die unter Anleitung von Lieutenant Susan Carter keine Langeweile in Leibesertüchtigung aufkommen ließen. Kisten, Werkzeugwagen und Versorgungsleitungen standen auf dem Boden, von der Decke hingen zwei Laufkatzen, mit deren Hilfe die Magazine der oberen Waffen der Superbolts bestückt wurden.

      Captain Juana „Crazy“ Mendez hatte mit ihrem System-Techniker Jimmy die Wartungsklappe der linken hinteren Landekufe geöffnet. Sie stand auf zwei übereinander gestapelten Kisten und war halb im Schacht verschwunden, damit sie sich persönlich vom Ergebnis der Überholung der Federung überzeugen konnte. Die drei breiten und langen Landekufen waren an Teleskopstützen befestigt, deren hydraulische Federungen auch extrem harte Stöße abfangen sollten.

      Selbstverständlich vertraute Crazy der Arbeit ihrer Wartungstechniker und ebenso selbstverständlich war es für sie, die Ergebnisse nochmals selbst in Augenschein zu nehmen. Ein Blick oder auch mehrere konnten nicht schaden und, nach ihrer festen Überzeugung, das Leben einer Flightcrew verlängern. Die meisten Piloten waren der gleichen Auffassung. Die Wartungstechniker ihrerseits schätzten es durchaus, wenn sich ein Pilot nicht einfach in sein Cockpit schwang und los flog, sondern sich auch für seine Maschine und die Arbeit der technischen Crew interessierte.

      Captain Juana „Crazy“ Mendez war nicht nur dafür bekannt, eine außergewöhnlich gute Pilotin zu sein, sondern auch für ihre Eigenheit, gelegentlich eine recht schlichte Wortwahl zu nutzen. So auch in diesem Fall, als