Название | Die letzte Lektion |
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Автор произведения | Friedrich Wulf |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847673118 |
„Verdammt gutes Zeug“, sagte Horst, „wir haben die Nase ganz vorn im Wind.“
„Wer um alles in der Welt hat es auf Lehrer abgesehen?“
„Alle Welt.“
Ein Telefon klingelte. Der Redakteur nahm das falsche ab, legte auf, nahm das falsche ab und hatte Glück mit dem dritten Telefon.
„Ist für dich“, sagte er und reichte Horst den Hörer.
„Hallo!“ Horst ahnte, wen er an der Strippe hatte.
„Das ist viel besser Horst.“ Es war dieselbe Stimme, artikuliert und gespenstisch näselnd.
„Was ist viel besser?“
„Ihr Bericht heute Morgen. War gut, war noch ein wenig farblos, war aber okay.“
„Wer spricht da?“
„Oh oh, Horst. Die Komik überlässt du besser den Komikern, du Clown. Nur wissen Sie, der Ausdruck „Wahnsinniger“, wissen Sie Horst, die Formulierung, da haben Sie wirklich daneben gegriffen.
„Von wo rufen Sie an?“
„Clown! Wahnsinnig. Was ist denn Wahnsinn? Ich will Ihnen mal meine Definition von Wahnsinn geben, ja? Wahnsinnig ist, wer immer wieder das Gleiche tut, aber andere Ergebnisse erwartet. Ist nicht von mir, ist von so einem Schlaumeier. Danach bin ich nicht wahnsinnig, können Sie mir glauben.“
„Also nun, wollen wir aber…“
„Und noch was. Sie haben ihnen nichts von meiner Ankündigung gesagt. Warum nicht? Ich finde Sie sollten der Sensationsmeute das sagen, Horst. Ich denke, Ihrem Text würde das mehr Pfeffer geben. Ich kann meine Nachrichten auch an eine Zeitung schicken. Das wäre aber so vulgär.“
Ein anderes Telefon klingelte, der Anruf war aber zum Ärger des Redakteurs ebenfalls für Horst.
„Er spricht auf der anderen Leitung“, knurrte er.
„Ich muss mit ihm sprechen.“ Die Stimme klang müde, aber unverwechselbar. „Das Disziplinarverfahren ist noch nicht formal beendet worden und…“
„Oh, Scheibenhonig“, sagte der Redakteur. „Horst…“
„Nicht jetzt.“
„Aber Horst. Ich denke, du solltest mit ihm reden.“
„Ich kann nicht.“
Der Redakteur drückte Horst den Hörer in die Hand. Aber der Wahnsinnige war noch an seinem linken Ohr.
„Sie erzählen ihnen von meinen Botschaften, nicht wahr, Horst? Damit kommt ein Tropfen Leichtsinn und Übermut in die Angelegenheit, meinen Sie nicht auch Horst?
Der andere Verrückte an seinem rechten Ohr sagte: „Herr Krock. Ich muss darauf bestehen, dass Sie sofort ihre Aufgaben in der Beschwerde- und Korrespondenzabteilung aufnehmen.
„Quark“, brüllte Horst.
„Wie bitte?“ Der Wahnsinnige klang nicht sonderlich amüsiert, etwas Scharfkantiges lag in der Stimme.
„Ich meinte nicht Sie“, antwortete Horst.
„Das höre ich gern“, sagte Gallenstein.
„Nun zu meiner nächsten Menschheitsbeglückung“, sagte der Wahnsinnige.
„Sie meinen Mord?“, fragte Horst.
„Mord“, sagte Gallenstein, „Sie können nicht den Personalchef des PR ermorden. Das wäre eine schwere Übertretung der Personalanweisungen Paragraph…“
„Oh, Quarkarsch!“, sagte Horst.
„Manieren, Horst, Manieren“, sagte der Wahnsinnige.
„Die Korrespondenzabteilung wartet“, quäkte Gallenstein.
„Was ich dieses Mal vorhabe, Horst, Sie haben doch Sinn für Humor, oder?
„Humor, nein, den hab ich nicht du Ausgeburt der Hölle.“
„Beleidigung im Dienst, Herr Krock, bedeutet nach Paragraph 112, Absatz 3…“
„Quark und noch mal Quarkarsch!“
Das dritte Telefon des Redakteurs klingelte. „Kann ich Horst bitte sprechen?“
Siebzehn
„Misstraue den Worten“, sagte Guido, „denn mit Worten täuschen, lügen und trügen wir.“
Creme-Peierstorf kicherte. „Nur zu wahr, Guido. Gut gesagt, sehr gescheit von dir.“
„Es wäre noch gescheiter gewesen, hätte Heinrich Heine es nicht vorher gesagt“, seufzte Guido.
„Wer?“
„Nicht so wichtig, aber Sie müssen etwas Intelligentes über die Wirtschaft sagen.“
„Gütiger Himmel, muss ich? Warum?“
„Weil, die Wirtschaft ist der wichtigste politische Sektor. Herrgott, seit Jahren wurde jede Wahl durch Wirtschaftsfragen entschieden.“
„Oh Gottchen, aber du hast wohl recht.“
„Also, was ich vorschlage: Diese unsere Partei - die Reform-Partei kann nicht breitärschig auf Marx’ Schultern sitzen.“
„Warum nicht?“
„Wir müssen deutlich sagen - was wir…“
„Warum nicht?“
„Warum können wir Marx nicht auf dem Buckel sitzen?“
„Weil, auch wo Marx noch zu gebrauchen wäre, ist er nicht mehr zu gebrauchen.“
„Ich verstehe.“
„Also!“ Guido holte Luft, dem Führer der Reform-Partei die elementarsten Fakten der Parteistruktur zu erklären. „Das Problem mit unserer Partei ist, dass sie einen rechten Flügel hat.“
„Einen rechten Flügel“, papageite Creme-Peierstorf.
„Ja. Und der rechte Flügel meint, die Leute hätten ein Recht reich zu werden, ja, und sogar reich zu bleiben.“
„Soso. Absolut! Ich bin völlig ihrer Meinung. Die Leute sollen reich bleiben.“
„Und dann gibt es den linken Flügel.“
„Einen ... linken... Flügel! Den auch noch!?“
„Ja. Sie wollen den Reichtum umverteilen zugunsten sozialer Gerechtigkeit und den Armen helfen.“
„Ich muss schon sagen, ein erstklassiger Plan.“
„Wie? Sie stimmen beiden Flügeln zu?“
„Aber ja doch, doch! Sehr vernünftige Positionen.“
„Also, das ist es, genau das, das ist zutiefst symptomatisch für die gewaltige intellektuelle Verwirrung, genau das ist das definierende Charakteristikum unserer Partei. Geistiges Schlingern.“
„Und du willst, dass ich das sage“, sagte Creme-Peierstorf.
„Natürlich sollen Sie das nicht sagen. Ich möchte, dass Sie einen Weg finden, diese beiden…, nun, diese beiden unterschiedlichen Sichtweisen unter einen Hut zu bringen, sozusagen.“
„Uhu, uhu! Raffiniert! Was meinst du, wie das angehen soll?“
„Sie versprechen, die Wirtschaft in eine vernünftige Richtung zu steuern.“
„Genau, was ich sowieso vorschlagen wollte“, sagte Creme-Peierstorf, „die Wirtschaft in eine verantwortungsvolle Richtung steuern und alles ist Eierkuchen.“
„Aber wohin wird der Kurs uns führen?“, fragte Guido.
Creme-Peierstorfs Kopf glühte