Ein Earl zu Weihnachten. Patricia Sveden

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Название Ein Earl zu Weihnachten
Автор произведения Patricia Sveden
Жанр Языкознание
Серия RomanTik
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752926873



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den Weg in Richtung Küche. Nun knurrte auch ihr der Magen und sie sollte dringend selbst etwas zu sich nehmen. Sie würde einfach jemand anderen zurück in den Salon schicken, um die restlichen gewünschten Erfrischungen zu servieren. Sie selbst wollte sich nun eine Pause gönnen.

      Als sie gerade an der Treppe vorbeiging wurde sie plötzlich von der Seite am Arm gepackt und in eine dunkle Nische unter den Stufen gezogen. Bella wusste gar nicht, wie ihr geschah und sie fand sich plötzlich in den Armen eines gut duftenden Mannes wieder, der nun sachte und zärtlich seine Lippen auf die Ihren legte. Bella erkannte ihn, es war John Miller. Etwas unter Schock war sie im Augenblick erstarrt und ließ ihn gewähren. Plötzlich, als seine Lippen die Ihren berührten und mehr forderten, schwand ihre Schockstarre und Wärme durchströmte sie. Unwillkürlich hielt sie sich an seinen offenbar muskulösen Oberarmen fest und gab sich ihm hin. Bella schloss die Augen und begann zu fühlen. Sie roch und spürte John Miller, zum ersten Mal in ihrem Leben. Und es war genauso, wie sie es sich immer erträumt hatte.

      John konnte im Augenblick selbst nicht fassen, was er da gerade tat. Er hatte eine an und für sich fremde Bedienstete, deren Namen er nicht einmal wusste, in eine dunkle Nische gezogen und küsste sie. Er betrog seine Verlobte und seine Eltern. Er betrog im Grunde jeden hier in diesem gesamten großen Haus. Doch warum fühlte es sich nur derart richtig und gut an?

      Er bemerkte, wie sich die etwas kleinere Zofe plötzlich in seinen Armen entspannte und offenbar genoss, was er mit ihr tat. Dies schürte ein Feuer in ihm, das ihm bislang völlig unbekannt war. Sanft drückte er sie nun fester an sich und strich mit seiner Zunge über ihre Unterlippe. Sie öffnete ihm daraufhin ihren Mund und er konnte den Kuss vertiefen. Als sich ihre Zungen trafen und sie in einem innigen, leidenschaftlichen Kuss verschmolzen, schwanden John beinahe die Sinne. Er vergaß wo er war und warum er hier war. Er fühlte sich nun endlich am richtigen Ort angekommen und entbrannte in purer Leidenschaft. Der zarten Frau in seinem Arm schien es ähnlich zu ergehen.

      Bella wusste nicht mehr, ob sie träumte oder wach war. Es war alles noch viel schöner, als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Sie passte perfekt in Johns Arme und er fühlte sich warm und weich an. Dennoch spürte sie deutlich das Muskelspiel seiner Oberarme unter ihren Händen. Unwillkürlich wanderten ihr Finger weiter hinauf zu seinem Nacken und sie begann, ihn dort sanft zu liebkosen. Der Kuss wurde immer tiefer und leidenschaftlicher und Bella glaubte, hier und jetzt zu vergehen. Es existierte sonst nichts mehr auf der Welt. Nur mehr noch sie beide in inniger Vereinigung. Raum und Zeit verloren an Bewandtnis und dies hier war nun der wichtigste Moment ihres Lebens. Die einzige Wahrheit und Realität, die sie kannte. Ihr Verstand verabschiedete sich und ihr Herz siegte. Sie hatte sich nicht geirrt. John Miller war großartig und sie wollte ihn mit Leib und Seele. Auch wenn es vollkommen irrational und falsch war. Doch daran wollte und konnte sie im Augenblick nicht denken.

      Sie küssten und hielten sich fest - wie lange konnte Bella nicht sagen. Irgendwann neigte sich dieses überraschende Intermezzo aber dem Ende zu und ihre Lippen lösten sich sanft voneinander. Nun blickte John ihr in die Augen. Seine grünen Augen funkelten und strahlten sie an. Er sah nun keineswegs mehr bedrückt oder unglücklich aus, ganz im Gegenteil.

      John Miller setzte ein unwiderstehliches Lächeln auf, lehnte sich etwas zurück, um sie besser ansehen zu können und sagte: „Hi.“

      Bella sah ihm daraufhin direkt in die Augen und blickte ihn vermutlich immer noch etwas entgeistert an.

      „Hi“, gab sie gehaucht und nach wie vor etwas außer Atem zurück.

      „Es tut mir leid, dass ich Sie so überfallen habe. Aber ich wollte es wissen“, erklärte er sich kurz und etwas rätselhaft.

      Bella sah ihn gewiss mit großen Augen an, denn sie war immer noch etwas verblüfft.

      „Was wollten Sie wissen?“, brachte sie dann doch heraus.

      John überlegte offenbar einen Augenblick, was er nun antworten sollte.

      „Ich wollte wissen, ob mein Gefühl mich täuscht oder nicht.“

      „Welches Gefühl denn?“ Bella hatte offenbar wieder in ihre gewohnte Redegewandtheit zurückgefunden und schaffte es, ihm zu antworten und Fragen zu stellen.

      „Das Gefühl, dass Sie etwas ganz Besonderes sind und ich Ihnen nahe sein möchte.“

      Bella war etwas überrascht aufgrund seiner direkten Ehrlichkeit. Gleichzeitig war sie sehr froh darüber, dass er offenbar derart aufrichtig und nett war. Hoffentlich spielte er aber nicht nur mit ihr.

      „Ja? Hatten Sie dieses Gefühl? Seit wann denn?“, wollte sie nun wissen.

      John überlegte wieder einen Moment.

      „Seit über sieben Jahren, um genau zu sein. Nur hatte es damals keine Gelegenheit gegeben, dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Außerdem…“

      John brach ab, denn offenbar war er im Begriff etwas zu sagen, das er nun doch lieber verschweigen wollte. Bella ahnte, was es war.

      „Außerdem bin ich nur eine Bedienstete und Sie sind ein angesehener Earl“, beendete Bella nun etwas gekränkt, aber durchaus realistisch seinen Satz.

      John schwieg, was für Bella eine stille Zustimmung war. Unwillkürlich löste sie sich aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück.

      Es war recht düster in dieser Ecke, John konnte aber deutlich erkennen, wie ihre wunderschönen großen, dunklen Augen ihn nun anfunkelten. Bereits jetzt tat ihm leid, was er da soeben begonnen hatte und nun selbst nicht mehr weiterwusste.

      „Warum haben Sie das dann überhaupt getan? Wollten Sie nur kurz Ihren Spaß haben? Glauben Sie, nur weil ich von niederer Herkunft bin könnten Sie mit mir Ihre Spielchen treiben?“

      Oh nein, sie war offenbar richtig wütend geworden. John wollte keinesfalls nur seine Spielchen mit ihr treiben. Aber sie hatte recht, was wollte er eigentlich? Und seit wann war er derart impulsiv und gab so unüberlegt seinen Gefühlsregungen nach? So kannte er sich gar nicht. Diese Zofe löste irgendetwas in ihm aus, das ihm bislang unbekannt gewesen war.

      „Nein, ich möchte keinesfalls nur Spielchen mit Ihnen treiben. Ich hatte doch bereits gesagt, ich empfinde da etwas und wollte dem nachgehen, sehen wo es hinführt. Ich weiß selbst nicht, was ich eigentlich erwartet hatte. Vielleicht, dass wie durch ein Wunder alles gut werden würde.“

      Nun war auch John etwas erregt und stützte ein wenig verzweifelt und ratlos seine Hände in die Hüften.

      „Aber Sie können doch nicht einfach so über mich herfallen und erwarten, dass ich die Situation für uns beide löse! Außerdem sind Sie verlobt! Stellen Sie sich nur vor, man hätte uns dabei gesehen“, gab Bella nun sehr erregt von sich.

      In diesem Augenblick wurde ihr auch klar, dass jemand ihr Gespräch belauschen könnte und sie rief sich rasch zu innerer Ordnung. Schnell richtete sie sich gerade auf und strich ihre Schürze und ihr Kleid wieder glatt.

      „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss weiterarbeiten“, gab sie gespielt kühl von sich und wollte gehen.

      Er hielt sie aber sanft am Arm fest und zog sie noch einmal an sich heran. Schnell legte er seine Lippen auf die Ihren und gab ihr einen sanften Kuss.

      „Es tut mir leid“, raunte er. „Manchmal weiß ich nicht, was ich tun soll. Und ich hatte wohl gehofft, hier mit Ihnen die Antwort darauf zu finden. Ich wollte Ihnen keineswegs schaden. Bitte verzeihen Sie mir.“

      Bella sah ihm in die grünen aufrichtigen Augen. Er meinte es ernst. Aber wie konnte ein derart mutiger und anscheinend aufgeräumter Mann selbst so mit seinen Gefühlen hadern? Was steckte dahinter? Bella empfand Mitgefühl, obwohl er ihr eigentlich komplett fremd war. Dennoch hatte sie ihn schon derart lange in ihrem Herzen getragen, dass da bereits eine gewisse unnatürliche Verbundenheit vorhanden war.

      „Ist gut, ich bin nicht böse. Ich muss nur mein eigenes Herz schützen. Ich habe Angst, verletzt zu werden“, gestand nun auch sie offen und ehrlich und war darüber selbst überrascht.

      Dankbar