Der Dämon erschien und attackierte sie. Diese Ablenkung nutzte Loana und verschwand mit einer Fackel im Labyrinth. Schon an der ersten Kreuzung hatte sie ein Problem. Es gab sieben Gänge. Vor jedem war ein Symbol im Boden. Da sie inzwischen ihre Bedeutung kannte, suchte sie wieder nach ihrem Zeichen, denn es gehörte Coline. Diesem folgte sie bis zur nächsten Kreuzung. Dann das gleiche Spiel. Zwölfmal musste sie es suchen, dann stand sie wieder im großen Saal. Er war leer. Loana rief nach Coline, die auch gleich antwortete. Ihre Stimme kam von oben. Loana sah an die schwarze Saaldecke, konnte aber nichts entdecken. So rief sie in die Dunkelheit: „Wo bist du?“ Coline erwiderte: „Da rechts ist ein Hebel! Drück ihn nach oben!“ Loana lief gleich los. Sie fand und betätigte ihn. Plötzlich hörte sie ein lautes Grollen. Weit über ihr öffnete sich eine Kuppel. Das Licht der Mittagssonne drang in den Saal. Jetzt sah Loana die Umrisse von Colines Leib. Sofort kam die nächste Anweisung: „Auf der anderen Seite ist eine Kette! Löse sie!“ Gesagt, getan. Jetzt senkte sich der Eisenring, in dem Coline hing, von der Decke ab. Loana wartete, bis er am Boden ankam und erschrak. Der künstliche Leib sah geschmolzen aus. Coline bat darum, die Fesseln zu lösen und ihr aufzuhelfen. Danach reckte sie sich und erzählte, warum sie dort oben hing. Loana erfuhr, dass dies eine der zahllosen Foltermethoden war, die Coline schon ertragen musste, als sie ihren eigenen Körper noch besaß. Das gab erneut einen Einblick in die grausame Vergangenheit. Coline flehte Loana an, nicht so leichtfertig mit ihrem Leben zu spielen. Sollte sie sterben, wäre alles vorbei. Sie durfte ihre Ahnen nicht im Stich lassen. Da schimpfte Loana: „Dann hilf mir doch! Sag mir, wo der Ring ist!“ Die Reaktion darauf war ein hoffnungsloser Seufzer. Coline durfte es nicht sagen, denn sie schwor vor Jahren, dass niemand mehr an ihn heran kommen sollte. Da konnte nur noch einer helfen. Arantino! Er musste sie in die richtige Richtung lenken und ihr die Suche erleichtern. So einigten sie sich, dass ihr der Dämon beistand und die Peiniger auf Abstand hielt, sofern es nötig war. Unterdessen bereitete Coline alles für einen Gegenschlag vor. Nicht nur Johanna und ihre Lakaien sollten ihre Strafe bekommen, sondern auch jene scheinheiligen Menschen, die Coline nach wie vor unterdrückten. Dazu zählte sie auch ihre „noch Arbeitgeber“. Schon bald würde ein Anruf kommen, immerhin war ihr Urlaub längst vorbei. Obwohl sie sowieso nie vorhatte zurück zu gehen. Im Gegenteil, sie wollte sie zu sich locken. Per Brief, der ihnen einen dicken Scheck versprach, sofern sie sich an ein paar Bedingungen hielten. Coline gab sich die größte Mühe, ihnen ihr Angebot schmackhaft zu machen. Sie kannte die Beiden gut genug, um zu wissen, dass sie großen Geldsummen nicht abgeneigt waren. Vor allem Tom nicht. Sie stellte ihnen eine hohe, fünfstellige Summe in Aussicht, wenn sie die Arbeiten persönlich erledigten. Zu einem bestimmten Zeitpunkt! Jedoch nur, damit sie nicht zu schnell vermisst wurden. Niemand anderes als diese beiden durfte das Gelände betreten. Sollten sie auch nur einen anderen mitbringen, wäre das Angebot hinfällig. Um sicher zu gehen, dass sie keinen Personentausch vollzogen, erklärte Coline, dass sie genau wusste, wem die Firma gehörte. Kaum war sie mit ihrem Text zufrieden, fügte sie noch einige recht harmlos wirkende Bilder hinzu, damit der Anreiz größer wurde, wonach der Aufwand nicht sehr groß erschien. Sobald sie den Auftrag annahmen, sollten sie eine Anzahlung bekommen, als Beweis, dass es keine Finte war.
Nur wenige Tage, nachdem sie den Brief der Post übergab, klingelte ihr neues Telefon. Es war Kirsten, ihre Chefin. Coline meldete sich als persönliche Assistentin und fragte nach ihrem Anliegen. Kirsten leierte ihren Begrüßungstext herunter und fragte vorsichtig nach dem Angebot. Coline hörte schon an ihrer Stimme, dass sie nur zu gerne auf den Handel eingehen wollte. Also spielte sie mit ihr. „Sie sind die Erste, die sich bei uns meldet. Wir dachten schon, dass sich niemand traut. Na ja, nicht jeder kommt mit schwierigen Umständen klar.“ Kirsten wurde nachdenklich und bat um eine Erklärung. Coline berief sich auf die exzentrischen Ansichten ihres Arbeitgebers und die außergewöhnlichen Bedingungen. Sie versicherte aber sofort, dass es keinerlei Probleme geben würde. Es war nur wichtig, dass keine ungebetenen Personen das Grundstück betraten. Kirsten zögerte, denn sie hatte seit Jahren nicht mehr körperlich gearbeitet. Als sie das erwähnte, wurde Coline etwas schärfer im Ton. „Wenn Sie meinen, dass derart leicht verdientes Geld ihre Kräfte übersteigen, dann werden wir den Auftrag an einen anderen vergeben.“ Gerade, als sie sich verabschieden wollte, fiel ihr Kirsten ins Wort. Sie beharrte darauf, dass sie durchaus in der Lage war, alle Arbeiten auszuführen und gerne zusagen wollte. Coline erwiderte besonnen: „Dann werde ich Ihnen die restlichen Unterlagen zusenden und erwarte Sie in exakt drei Wochen am festgelegten Treffpunkt.“ Sie verabschiedeten sich und Coline konnte sich einen Moment entspannen. Nun würde sich alles fügen.