Название | Hass mich nicht |
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Автор произведения | Nicole Beisel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738057416 |
Rachel
Alles wird gut
Das behauptet zumindest Liz, und ich gebe mir ernsthaft Mühe, ihr zu glauben. Sie hat die Chance auf ein ernstes Gespräch ergriffen, als unsere Männer sich um ihren Bier-Nachschub kümmern wollten.
„Und, was bedrückt dich? Glaubst du immer noch, er verheimlicht dir etwas?“ Ratlos zuckte ich mit den Schultern.
„Ja, irgendwie schon. Er behauptet aber immer, es wäre alles in Ordnung. Dabei sieht er oft gar nicht so aus. Ich erwische ihn immer wieder dabei, wie er wortlos vor sich hinstarrt, die Mundwinkel tief nach unten gezogen.“
„So wie du jetzt gerade?“ Liz knuffte mich sanft in die Seite und lachte. Damit entzog sie mir zumindest ein kleines Lächeln. „Im Ernst. Da wird nichts sein. Er ist sehr im Stress, ist beruflich ziemlich eingespannt. Ich sehe es doch bei Tim. Es hat sicher nichts mit dir zu tun, glaub mir.“ Ich spürte ihre Hand auf meinem Rücken liegen, eine kleine aber tröstende Geste.
„Ich hoffe, du hast recht. Vielleicht sollte ich aufhören, ihn ständig zu fragen, sonst vergraule ich ihn womöglich noch.“ Liz lachte.
„Na, das würde ja gerade noch fehlen.“ Erneut ließ ich mich zu einem Lachen verleiten und sah Tim und Jeff schon auf uns zukommen. Vielleicht sollte ich meiner Freundin und auch meinem Freund einfach mal vertrauen. Und ich fange gleich damit an. Ich spüre, wie der Abend immer schöner, die Stimmung immer lockerer und auch meine Laune immer besser wird. Die quälenden Sorgen lasse ich hinter mir und versuche, zuversichtlich zu sein und an das Gute zu glauben. Ich habe zwar zwischendurch noch immer das Gefühl, dass Jeffrey über irgendetwas Bestimmtes nachdenkt, aber ich zwinge mich mir einzureden, dass ich mich täusche und genieße seine Nähe. Hand in Hand und leicht beschwipst verlassen wir gemeinsam mit Liz und Tim das Lokal.
„Dann macht’s mal gut. Ihr Mädels werdet sicher telefonieren. Jeff, dich sehe ich am Montag im Büro.“ Jeff schüttelt den Kopf.
„Nein, sorry. Bin den ganzen Tag bei Gericht, die Akten habe ich schon vor meinem Urlaub mit nach Hause genommen. Muss am Montag früh los und bin erst am Dienstag wieder in der Kanzlei.“
„Na gut.“ Während die Männer über den Zeitpunkt ihres nächsten Wiedersehens diskutieren, verabschiede ich mich mit einer engen Umarmung von meiner Freundin.
„Danke für alles“, flüstere ich ihr zu. Der Druck um meinen Oberkörper verstärkt sich leicht.
„Keine Ursache. Ruf an, wenn was ist.“ Ein Versprechen, das ich mir nur zu gerne abnehmen lasse, obwohl ich fest vorhabe, alleine mit meinen Gedanken zurecht zu kommen.
Jeffrey und ich verbringen die Nacht bei mir. Das tun wir in letzter Zeit immer öfter, nur selten bin ich bei ihm, obwohl er deutlich mehr Platz hat als ich mit meiner anderthalb-Zimmer-Wohnung. Nach meinem Unfall habe ich eine Weile wieder bei meiner Mutter gewohnt, aber da ich ihr nicht mehr länger zur Last fallen wollte, habe ich mir eine eigene Wohnung gesucht, nachdem ich den neuen Job bekommen habe. Für mich alleine hat es gereicht, aber mit permanentem Besuch sieht die Sache schon ganz anders aus.
„Wie schaffst du es nur, immer wieder freiwillig bei mir zu übernachten? Zuhause hättest du es viel bequemer.“
„Hm, das stimmt. Aber du bedeutest mir einfach viel, ich bin gern in deiner Nähe. Egal, wieviel Platz mir dafür zur Verfügung steht. Was dagegen?“ Jeff setzt ein gespielt enttäuschtes Gesicht auf.
„Nein, natürlich nicht. Aber ich könnte ja auch bei dir schlafen. Also, öfter meine ich.“
„Oder ständig.“ Dieses Gegenargument kam wie aus der Pistole geschossen, als hätte er nicht eine Sekunde über seine Worte nachgedacht. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich hake nach.
„Ständig? Und was mache ich dann mit meiner Wohnung?“, frage ich vorsichtig. Nicht dass ich am Ende doch was falsch verstanden habe.
„Kündigen?“ Jeff scheint sich wirklich sicher zu sein.
„Das heißt also, ich soll bei dir einziehen? Willst du das wirklich?“ Ich liege noch immer in seinem Arm, eng an ihn gedrückt, damit ich nicht versehentlich aus dem schmalen Bett falle. Was gerade durchaus hätte passieren können vor lauter Schreck.
„Ja, warum nicht? Wäre schonender für meinen Rücken.“ Im sanften Mondlicht erkenne ich sein schelmisches Grinsen.
„Hast du denn auch genug Platz für all meine Klamotten, meine Schuhe, mein Make-up, …?“, ziehe ich ihn auf.
„Ich habe einen Keller.“ Na, wie nett.
„Danke.“ Ich drehe mich zu ihm und knuffe ihn leicht in seine nackte Schulter.
„Nächstes Wochenende. Ich helfe dir beim Packen. Liz und Tim werden sicher auch helfen.“
„Dann ist es also beschlossene Sache? Ganz sicher?“ Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn, der so fest ist wie sein Entschluss.
„So sicher wie der Name des Volkes im Gerichtssaal.“ Sein Standardsatz, über den ich noch immer schmunzeln muss.
„Also schön.“ Um den Deal zu besiegeln, küssen wir uns noch einmal innig, bevor ich mich wieder umdrehe und wir versuchen, in den Schlaf zu finden. Ich muss an das Gespräch mit Liz denken. ‚Alles wird gut‘, hat sie gesagt. Und jetzt, genau in diesem Moment, weiß ich, dass sie recht hat. Jeffreys Bitte an mich, zu ihm zu ziehen hat mir gezeigt, dass er scheinbar wirklich nichts zu verheimlichen hat, dass er mich öfter um sich haben und in meiner Nähe sein möchte. Endlich kann ich an Elizabeth‘ Worte glauben. Von nun an werde ich mir keine Sorgen mehr machen.
Timothy
Auf den Zahn gefühlt
Dienstagmorgen im Büro.
„Guten Morgen, Jeff. Na, dein restliches Wochenende hat ja eine ganz schöne Veränderung mit sich gebracht. Bist du sicher, dass du es warst, der Rachel den Vorschlag bezüglich des Zusammenziehens gemacht hat und dich nicht der Teufel geritten hat? Ich meine, ich freue mich für euch, wenn ihr eure Beziehung festigt. Aber du weißt ja, welche Bedenken ich habe …“ Dieses Thema brennt mir schon den ganzen Morgen unter den Nägeln. Noch nicht einmal mit Liz konnte ich darüber sprechen, auch wenn ich ihr eigentlich nichts mehr verheimlichen will, aber in Anbetracht der Umstände kann ich ihr nichts von alldem erzählen, bevor Jeff nicht endlich selbst mit der Sprache rausrückt.
„Ja, ich bin mir sicher. Denke ich. Ich liebe sie, sie ist mir wichtig. Sie könnte die Richtige sein.“ Irgendwie kaufe ich ihm das nicht ganz ab. Nicht dass ich ihm nicht glauben würde, aber ich vermute, es steckt noch mehr dahinter als nur der Wunsch nach mehr Nähe zu seiner Freundin.
„Und was noch?“ Jeff schaut mich an, als wäre ich nicht mehr ganz dicht.
„Was, was noch? Was meinst du?“
„Aus welchem weiteren Grund hast du sie gebeten, bei dir einzuziehen?“ Ich glaube, jetzt fühlt er sich ertappt.
„Na ja, ich will doch in Kürze mit ihr reden, über alles. Und weil ich nicht will, dass sie mich verlässt, …“ Ich lache.
„Das ist also Plan B? Ist das dein Ernst? Du glaubst, sie bleibt bei dir, nur, weil sie ihre Wohnung aufgibt?“ Ich schüttle den Kopf. „Jeffrey, denk positiv. Vielleicht wird sie betroffen sein, traurig, vielleicht auch wütend, im ersten Moment. Aber sie wird darüber nachdenken und auch darüber, was du ihr bedeutest. Sie wird dich nicht verlassen wegen einer Tragödie, die Teil deiner Vergangenheit ist. Du trägst keine Schuld, Jeffrey! Das hast du sogar Schwarz auf Weiß.“
„Das schon. Trotzdem könnte sie anders darüber denken, vielleicht hat sie nicht genug Vertrauen zu mir.“
„Ach, Jeffrey … Dann tu, was du für richtig hältst. Aber komm hinterher nicht zu mir und heul mir die Ohren voll, weil du