Rawanni und die Mafiosi. Emma Baro

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Название Rawanni und die Mafiosi
Автор произведения Emma Baro
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783844288339



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durfte sie nicht zu sehr bedrängen und musste sehr behutsam vorgehen. Seine polizeilichen Verhörmethoden musste er diesmal außer Acht lassen.

      Rawanni starrte noch eine Weile unschlüssig auf den Schaum, der sich zu immer größeren Bergen türmte. Ein heißes Bad war natürlich nicht zu verachten — sie fror inzwischen erbärmlich. Schließlich legte sie ihre nasse Kleidung ab und auch ihre Skepsis. Mit einem genussvollen Stöhnen streckte sie sich in der Wanne aus und schloss die Augen …

      Von weit entfernt hörte sie ihren Namen und schreckte auf. Al saß auf dem Wannenrand. Automatisch verschränkte sie die Arme über ihre Brüste.

      "Keine Sorge", sagte er lächelnd, "ich sehe nichts. Du wirst noch von Schaum bedeckt. Entschuldige, aber ich bin hereingekommen, weil du auf mein Rufen nicht reagiert hast. Du bist schon ziemlich lange im Wasser. Ich wollte dir nur sagen, dass das Essen fertig ist."

      "Ja, ich komme", murmelte sie benommen.

      Er ließ sie wieder allein.

      Sie beeilte sich mit dem Waschen und schlüpfte anschließend in seinen Bademantel, der viel zu groß war, aber gut roch. Die Ärmel krempelte sie um.

      Er saß bereits am Esstisch und füllte gerade dampfende Lasagne auf die Teller. Eine große Schale mit Salat stand auf dem Tisch sowie eine Karaffe mit frisch gepresstem Orangensaft.

      "Na, wie fühlst du dich?"

      "Ich muss sagen: sehr gut."

      Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und er schmolz dahin. Sein Herzschlag nahm unwillkürlich einen stärkeren Rhythmus an.

      "Du bist anscheinend nicht nur Polizist, sondern auch Koch", sagte sie nach den ersten Bissen, "und gar kein schlechter."

      Er lächelte. "Dabei kann ich nur Kleinigkeiten, denn ich esse meistens bei uns in der Kantine und außerdem habe ich wenig Lust für mich allein zu kochen. Deshalb freut es mich umso mehr einen Gast zu haben."

      "Dann hast du keine Freundin?"

      "Nein, ich bin schon lange Single. Meine Mutter drängt mich dauern, weil ich schon dreißig bin und ich womöglich die Zeit für die Gründung einer Familie verpassen könnte. Sie möchte natürlich Enkelkinder haben, möglichst mehr als eins. Ich habe keine Geschwister und daher liegt es an mir unsere Familie fortzuführen. Nun ja, für mich ist das nicht so einfach. Du musst wissen: Ich stand vor drei Jahren kurz vor der Hochzeit, doch wenige Tage zuvor verunglückte meine Verlobte tödlich. Bis heute fällt es mir schwer eine neue Beziehung einzugehen."

      "Das tut mir leid." Sie konnte ihm nicht sagen wie sehr sie diese Gefühle aus eigener Erfahrung nachempfinden konnte. Sie begegnete seinem Blick, der sekundenlang intensiv auf ihre Augen geheftet blieb.

      Er vergaß das Kauen und ein warmes Kribbeln durchflutete seinen Körper. Dieses Gefühl hatte er schon lange nicht mehr erlebt. "Äh, möchtest du noch was?" Er musste sich von seinen Gedanken losreißen, die ihn plötzlich befielen: Gedanken, was sein könnte, wenn …

      Sie nickte und schob kauend den Teller näher. Es freute ihn, dass es ihr schmeckte. Schweigend beobachtete er sie und überlegte, über welches Thema er mit ihr reden konnte. Bisher hatte sie alle Fragen nach ihrem Leben abgeblockt und dabei hatte er so viele Fragen, wollte alles von ihr wissen.

      "Was hat dich eigentlich nach New York verschlagen?", fragte er schließlich, obwohl diese Frage auch ihr Leben betraf.

      "Das Schicksal." Sie zuckte mit den Achseln.

      Da war es wieder, sie wich aus.

      "Du redest nicht gerne über dich, nicht wahr?"

      "Nein."

      "Worüber können wir dann sprechen?"

      "Dein Essen schmeckt hervorragend."

      Er lachte. "Ich verstehe. Dann iss bitte auch noch den Rest auf."

      "Ich glaube, mein Magen ist in den letzten Wochen kleiner geworden, ich schaffe nicht mehr, obwohl es so gut schmeckt. Danke Al."

      "In zwei Wochen ist Weihnachten", sagte er nach einer Weile und wagte einen neuen verwegenen Vorstoß, bei dem er sich eine Abfuhr und ihren Zorn einhandeln konnte. "Willst du nicht hierbleiben und mir Gesellschaft leisten? Dann wäre ich nicht allein." Er setzte seine artigste Miene auf, als sie ihn mit großen Augen ansah, aber er redete sofort weiter. "Sonst fahre ich Weihnachten immer zu meiner Mutter nach Boston, aber sie macht dieses Jahr mit ihrem neuen Freund eine Kreuzfahrt in die Karibik. Ich habe ein Gästezimmer, das sonst meine Mutter benutzt, wenn sie nach New York zum Shoppen kommt." Er hatte Angst mit dem Reden aufzuhören und holte kaum Luft. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder, als die Worte weiter aus ihm heraussprudelten. "Außerdem haben sie im Wetterbericht für die nächsten Tage starken Schneefall angekündigt, dann wird es draußen sehr ungemütlich und hier ist es schön warm."

      Sie fing an zu lächeln. Er stockte.

      "Du gibst dir wirklich sehr viel Mühe, mich zu überreden."

      Er stützte die Arme auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände. "Ja, und ich gehe noch weiter. Ich würde dir nämlich ein paar neue Sachen spendieren, damit sie dich beim nächsten Mal nicht wieder wegen deines Äußeren abweisen."

      Sie lehnte sich zurück. "Danke, dein Angebot ist wirklich sehr verlockend, aber es geht nicht."

      "Warum nicht?"

      "Weil ich dich nicht ausnutzen möchte, Al. Und sicherlich machst du dir gewisse Hoffnungen, aber … "

      "Bitte, Rawanni", unterbrach er sie, "ich verlange nichts von dir, was du nicht selbst möchtest. Wenn du willst, bin ich nur ein netter Gesellschafter. Und außerdem macht es mir große Freude dir etwas Gutes zu tun."

      Rawanni senkte den Blick und überlegte. Es wäre sicherlich gut, wenn Mally ein Maul weniger zu stopfen hätte, zumal sie bisher keinen einzigen Cent zu ihrem Aufenthalt hatte beitragen können.

      Er sah sie mit einem treuen Hundeblick an und reizte sie damit unwillkürlich zum Lachen. "Also gut", willigte sie schließlich ein. "Ich bleibe — aber nur bis nach Weihnachten. Und stell mir bitte keine Fragen mehr über mein Leben."

      Al zeigte seine makellosen Zähne. "Okay, ich verspreche es. Er hob drei Finger zum Schwur. "Morgen beantrage ich gleich Urlaub, denn mein Captain hat mir den Dienst zwischen Weihnachten und Neujahr aufgebrummt, weil ich alleinstehend bin."

      "Das solltest du aber nicht wegen mir tun."

      "Doch, doch, ich möchte ein paar Tage mit dir verbringen und wenn sie mich brauchen, werden sie mich sowieso anrufen. Ein Polizist ist immer im Dienst."

      Sie wusste genau, dass es nicht richtig war bei ihm zu bleiben … obwohl seine Gesellschaft sehr angenehm war. Er benahm sich nicht aufdringlich, nur wie ein guter Freund, und doch spürte sie, dass er mehr wollte; aber sie gab ihm keinen Anlass sich weiter vorzuwagen. Er schien es offenbar zu akzeptieren. Sie war noch nicht bereit für eine neue Beziehung, wenn sie es überhaupt jemals sein würde. Und dann war da noch seine Polizeitätigkeit — eine äußerst brenzlige Situation. Er könnte sie verhaften, ja, er müsste es sogar, wenn er erfuhr, dass sie gesucht wurde. Sie fühlte sich wie auf einem Pulverfass, das jeden Augenblick hochgehen konnte.

      Später zeigte er ihr das Gästezimmer, in dem sich auch ein Schreibtisch befand, auf dem sein Computer stand. Das Bett hatte er zwischenzeitlich frisch bezogen. Sie standen an der Tür, als er ihre Hand nahm, seine Lippen darauf legte und sie sanft küsste.

      "Gute Nacht, Rawanni, schlaf gut."

      "Gute Nacht, Al. Und danke für alles."

      Er nickte und seine Augen hatten einen traurigen, fast verzehrenden Ausdruck angenommen.

      Sie schloss die Tür und lehnte sich mit einem tiefen Seufzer dagegen. Es gab keine andere Wahl; sie musste Al morgen wieder verlassen. Eine unerfüllte Liebe konnte ebenso schmerzhaft sein wie der Verlust des Partners, und das wollte sie ihm nicht antun.

      Am nächsten Morgen war es draußen weiß.