Goschamarie Der letzte Abend. Stefan Mitrenga

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Название Goschamarie Der letzte Abend
Автор произведения Stefan Mitrenga
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753169163



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du weißt doch, dass ich zurzeit keinen Schnaps trinke“, schimpfte der Alte.

      Marie grinste. „Wer sagt dänn, dass des an Schnaps isch. I hon dir nomal a Taldorfer Heilwasser eigschänkt …. goht aufs Haus!“

      Alle ringsherum lachten und waren insgeheim froh, dass es diesmal den Vorstand erwischt hatte und nicht sie selbst.

      „Heute ist sie wieder gut drauf“, lachte Balu, der mit Kitty die ganze Zeit unter der Eckbank gelegen hatte. „Der Alte kann es vertragen“, stimmte die Tigerkatze zu. „Außerdem ist er eh so selten hier, dass er ein kleines Andenken braucht.“„Hast du mitbekommen, wie sie Walter schon wieder eingespannt haben? Mir gefällt das nicht“, brummelte Balu.Kitty stupste ihn versöhnlich in die Flanke. „Hey, er soll doch nur mit einem Freund reden. Da ist doch nichts dabei. Mach dir keine Sorgen: weit und breit ist keine Leiche in Sicht. Walter tut nur ein paar Freunden einen Gefallen.“Balu hatte trotzdem ein komisches Gefühl. „Irgendwie läuft das schon wieder in die falsche Richtung und Walter wird mit reingezogen. Ich werde auf jeden Fall wachsam bleiben.“

      Als Walter und der Alte zur Tür gingen, kamen Theo und Peter herein. Beide schwankten durch den Türrahmen und stapften unsicher zum Stammtisch.

      „Hey, ich dachte ihr wart auf der Landwirtschaftsmesse“, sagte Walter beim Hinausgehen.

      „Wa-a-ren wir au-auch“, bestätigte Peter. „Und da ga-abs ...an einem Sta-and … Freibier.“

      Walter grinste. „Und da habt ihr euch zugeschüttet?“

      „Nee-ee“, lallte Theo. „Das wa-ar Ehrens-sache! Peter hat behau-hauptet, er schafft in ze-ehn Minuten me-ehr Pils als i-ich. Da-as konnte i-ich nicht auf mi-ir sitzen lassen!“

      „Do bin i ja richtig begaischtert, dass ihr do jetzt no da Rusch säha lassa mund“, fläzte Marie zynisch und schob die beiden zum Stammtisch.

      Der Alte und Walter verabschiedeten sich mit erhobener Hand.

      „Machats guat, ziernet nix, kommet wieder!“, rief Marie ihnen hinterher.

      3

      Walter erwachte früh am nächsten Morgen. In seinem Schlafzimmer war es stockdunkel, doch er machte kein Licht, um Liesl nicht zu wecken. Sie übernachteten am Wochenende oft zusammen. Unter der Woche, wenn Walter die Zeitungen austrug, blieb Liesl lieber allein.

      Er tastete sich bis zur Tür und ließ sie hinter sich leise ins Schloss gleiten. In der Küche wurde er von Balu freudig begrüßt. Er tänzelte um Walter herum und leckte ihm die Hände.

      „Dann lass es dir schmecken“, sagte Walter und stellte seinem Wolfsspitz einen vollen Napf Hundefutter auf den Boden. Walter sah ihm ein paar Minuten beim Fressen zu und streichelte seinem Hund liebevoll das zottelige Fell.

      Balu war nach dem Tod seiner Frau lange Zeit der einzige Begleiter an seiner Seite gewesen. Bis Liesl in das Haus nebenan eingezogen war. Sie hatten sich von Anfang an gut verstanden, und dann, letzten Herbst, war mehr daraus geworden.

      Zuerst hatte es sich für Walter wie Verrat an seiner Frau angefühlt. Die Gewissensbisse hatten ihn viele Nächte nicht schlafen lassen, bis er eines Morgens auf den Friedhof gegangen war. Er war zu Anitas Grab gegangen und hatte ihr erzählt, was passiert war. Er hatte es laut ausgesprochen, als würden sie sich unterhalten und je mehr er gesprochen hatte, umso leichter war ihm ums Herz geworden. Am Ende hatte er geweint, doch nicht aus Trauer, sondern weil er sich sicher war, dass Anita sich für ihn ein glückliches Leben gewünscht hätte. So, wie er es sich auch für sie gewünscht hätte.

      Er öffnete für Balu die Tür zum Garten und machte Feuer im Herd. Es war ein schönes Gefühl das Frühstück vorzubereiten, während Liesl oben noch schlief. Die ersten Sonnenstrahlen kamen über den Hummelberg und hüllten Taldorf in warmes Frühlingslicht. Der kurze Schneeschauer gestern hatte Walter daran erinnert, dass der Winter noch nicht vorbei war, doch es würde nicht mehr lange dauern bis die ersten Frühblüher Farbe in die Gärten und Wiesen brachten.

      Plötzlich erinnerte sich Walter daran, was er dem Alten am Abend zuvor versprochen hatte.

      „Scheißndreckn!“, fluchte er leise.

      Er verspürte nicht die geringste Lust sich mit Kuse zu unterhalten, zumal sie nie eng befreundet gewesen waren. Warum hatte er sich nur wieder überreden lassen? Das war eine seiner Schwächen.

      Er dachte an seine neuen Freunde und ihre kleine Ermittlungsgruppe. Sie hatten ihn nach Pfarrer Sailers Tod überredet bei den Ermittlungen zu helfen. Sie hatten Erfolg gehabt und die Täterin geschnappt, genauso wie den Mörder von Hermann und Karl-Heinz im letzten Herbst.

      Walter seufzte: diesmal ging es nur um einen zerstörten Pavillon, nicht um Mord. Das sollte eigentlich kein Problem sein. Eigentlich. Trotzdem nahm er sich vor, Balu mitzunehmen. Man konnte nie wissen.

      „Na, auch schon wach?“, maunzte Eglon, der dicke Rote Kater, der bei Liesl wohnte, als Balu seine Runde im Garten drehte. „Huh! Schon wieder schlechte Laune?“, fragte Balu, interessierte sich aber nicht wirklich für das Befinden des Katers, da dieser fast ständig schlecht drauf war. „Schlechte Laune, schlechte Laune“, äffte Eglon ihn nach. „Du hast leicht reden. Walter steht früh auf und gibt dir dein Futter. Liesl liegt aber noch bei euch oben im Bett und ich muss auf mein Fressen warten.“„Ist Liesl für dich denn nur eine Serviermaschine?“„Klar! Früher war sie auch noch Türaufmacherin, aber das ist seit der Katzenklappe vorbei.“Balu verstand Eglon nicht. Seine Ansicht über die Freundschaft zu den Menschen war eine ganz andere. „Wenn es dir hilft: Kittys Napf ist noch fast voll.“Obwohl Kitty zur Wirtschaft gehörte, stellte Walter immer frisches Futter für Balus Freundin vor die Tür. Seit Eglon bei Liesl eingezogen war, wanderte ein großer Teil in seinen Magen, wobei er mit Seppi, dem Igel, konkurrierte. Doch der schlummerte noch im Winterschlaf unter Liesls gemauertem Grill. „Das Futter ist ja eiskalt“, schimpfte Eglon nach dem ersten Happen. „Ich mag es lieber in Zimmertemperatur. Ist besser für den Magen!“ Trotzdem fraß er den Napf bis auf den letzten Krümel leer. „Ich gehe mit Walter heute noch hoch zu Kuses Hof“, erwähnte Balu beiläufig. „Warum solltet ihr das tun?“, fragte Eglon und leckte sich über die Barthaare, an denen noch Futterreste klebten. „Hast du nicht mitbekommen, was Kuse gestern beim Spatenstich für eine Show abgezogen hat?“Eglon hatte nicht die geringste Ahnung. „Da hab ich mein Verdauungsschläfchen gehalten.“Balu erzählte ihm was geschehen war und wunderte sich über Eglons Reaktion. „Yippie ah yeah, Schweinebacke“, lachte der Kater. „Endlich mal einer mit Eiern in der Hose. Die sind hier alle sonst so weichgespült, dass mir fast schlecht wird. Cooler Typ, dieser Kuse!“ „Kennst du ihn eigentlich?“, fragte Balu. „Nicht wirklich. War ein paar Mal oben auf dem Hof. Er hat zwei heiße Mietzen da rumspringen, aber die sind sterilisiert … was für eine Verschwendung!“„Und sonst? Wie sieht’s da aus?“, hakte Balu nach, da er selbst noch nie dort gewesen war. „Bauernhof halt. Es steht viel rum, viele Traktoren, aber eigentlich ist es ganz ordentlich. Und Kuses Frau ist nett. Sie hat mich immer gestreichelt und hat auch Leckerlies parat. Ist aber keine von hier. Ich glaube sie ist Asimatin oder sowas.“„Du meinst „Asiatin““, verbesserte Balu. „Dann eben das, Schlauberger“, zischte Eglon. „Weißt du aus welchem Land?“, hakte Balu nach. „Nee, keine Ahnung. Ist mir auch egal.“Balu leckte beiläufig an seiner Vorderpfote, damit Eglon sein Grinsen nicht sah. „Du weißt schon, dass in manchen asiatischen Ländern Katzen als Spezialität gelten?“

      „Du hast dich also wieder mal überreden lassen“, grinste Liesl und biss von ihrem Honig-Toast ab. Sie war kurz zuvor heruntergekommen und saß Walter im Morgenmantel gegenüber.

      „Wird schon nicht so schlimm werden. Kuse ist kein schlechter Kerl … nur ein bisschen durchgeknallt. Möchtest du vielleicht mit? Wäre ein schöner Spaziergang da hoch …“

      Liesl schüttelte den Kopf. „Nein danke! Ich kann mir für einen Sonntag etwas Schöneres vorstellen. Außerdem hab ich noch einen Berg Wäsche, der in die Maschine muss. Bist du zum Mittagessen wieder da?“

      Walter