Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs

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Название Tarzans Sohn
Автор произведения Edgar Rice Burroughs
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753161587



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Bett her kam sofort die Antwort des Affen, der unter wildem Geknurr an seinen Fesseln zerrte. Jack schrie nicht ..., und diese Selbstbeherrschung mochte er von seinem wilden Vater ererbt haben, der es in den langen Jahren seines Dschungellebens nach dem Tode seiner Pflegemutter Kala, der großen Menschenäffin, erfahren hatte, daß doch niemand dem einmal Unterlegenen zu Hilfe kam.

      Pawlowitschs Finger tasteten sich an die Gurgel Jacks heran, sein Gesicht war zu einem breiten höhnischen Grinsen verzerrt, als er jetzt in das Gesicht seines Opfers starrte.

      Dein Vater hat mich ruiniert, stieß er hervor. Das will ich ihm heimzahlen. Er wird meinen, daß der Affe es tat ..., und ich werde es ihm auch so sagen. Ha, ich werde ihm erzählen, daß ich den Affen ein paar Minuten allein ließ, und daß du dich da gerade hereinstahlst ... und vom Affen getötet wurdest. Ich werde deinen Körper dort aufs Bett werfen, wenn ich dich erwürgt habe; bringe ich dann deinen Vater hierher, so wird er sehen, daß der Affe auf deiner Leiche hockt!

      Von den Wänden des kleinen Zimmers hallte das Geschrei des rasenden Riesenaffen wider. Jack wurde zwar blaß, doch lag nichts in seinen Zügen, was auf Furcht oder gar auf panischen Schrecken hingedeutet hätte. Er war eben ganz Tarzans Sohn. Die Finger seines Gegners griffen immer fester um seinen Hals; kaum, daß er noch atmen konnte. Er keuchte, er rang nach Luft ...

      Der Affe zerrte wütend an dem starken Strick, der ihn ans Bett fesselte. Dann drehte er sich um, wand den Strick um seine Hände, wie es ein Mensch in gleicher Lage getan haben würde, und riß ihn mit voller Wucht nach oben. Seine gewaltigen Muskeln schwollen hoch. Ein Krach ..., es klang, wie wenn Holz in tausend Splitter zerbarst: Der Strick war ganz geblieben, aber dafür hatte ein Teil vom Bettuntergestell daran glauben müssen.

      Pawlowitsch blickte auf, sein von wilden Leidenschaften durchwühltes Gesicht wurde augenblicklich leichenblaß, Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen: Der Affe hatte sich losgerissen, das Tier war frei ...

      Mit einem einzigen Sprung stürzte sich das Ungeheuer über ihn. Ein Aufschrei, und die Bestie riß ihn vom Körper des Jungen weg. Scharfe Krallenfinger gruben sich ihm tief ins Fleisch, ein Rachen gespickt mit furchtbaren, gelblichen Zähnen gähnte ihm weitgeöffnet entgegen. Wohl suchte er sich mit Händen und Füßen zu wehren, doch was half es! Die Seele Alexei Pawlowitschs wanderte hinüber in das Reich der Teufelsgeister, die schon so lange auf ihn gewartet hatten.

      Jack raffte sich mit Akuts Unterstützung langsam in die Höhe. Zwei volle Stunden mühte sich der Affe, nach den Weisungen seines jungen Freundes dessen Handfesseln zu lösen. Endlich war der Affe hinter das Geheimnis des Knotens gekommen: Jack war wieder frei. Er entfernte zunächst den Strick, der noch um den Leib des Affen geschlungen war; dann öffnete er eines seiner Pakete und brachte daraus verschiedene Kleidungsstücke hervor. Er hatte alles großartig ausgedacht und vorbereitet. Der Affe wurde natürlich gar nicht erst groß gefragt; er tat auch alles, was ihm geheißen wurde. Dann schlichen sie sich beide aus dem Hause davon. Und mochte ihnen auch hier und da unterwegs jemand begegnen: Niemand merkte, daß der eine der beiden Passanten ein Affe war.

      Eine tolle Fahrt

      Die Ermordung des greisen Russen Michael Sabrov, der keinerlei Freunde und Verwandte hinterließ, durch seinen großen dressierten Affen war eine Sensation, die ein paar Tage in allen Zeitungen lebhaft erörtert wurde.

      Lord Greystoke las natürlich auch von der Sache, und während er besondere Vorkehrungen dafür traf, daß sein Name keinesfalls irgendwie in unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Affäre gebracht wurde, hielt er sich ständig bei der Polizei über das Ergebnis der Nachforschungen nach dem Verbleib des Menschenaffen auf dem Laufenden.

      Allgemein bekannt war, daß er sich bei der ganzen Angelegenheit in erster Linie nur für das rätselhafte Verschwinden des Mörders interessierte, wenigstens so lange, bis er einige Tage nach der Tragödie erfuhr, daß sein Sohn Jack nicht nach Dover zur Schule zurückgekehrt sei, wohin man ihn doch mit jenem Nachmittagszuge sicher unterwegs geglaubt hatte. Aber selbst dann konnte sich der Vater das Verschwinden seines Sohnes nicht so erklären, daß er irgendwie mit dem mehr oder weniger wahrscheinlichen Gerüchten über das Wo und Wohin des Affen auf einer Linie lag. Nach einem Monat hatten indessen sorgfältige Nachforschungen das Dunkel schon mehr gelichtet: Es stand fest, daß der Junge den Zug noch vor der Abfahrt von der Londoner Station verlassen hatte. Man hatte schließlich auch den Droschkenkutscher herausbekommen, der ihn nach der Wohnung des alten Russen gefahren, und so kam der Affen-Tarzan denn auch zu der Überzeugung, daß Akut irgendwie etwas mit dem Verschwinden Jacks zu tun haben mußte.

      Der Kutscher hatte seinen Fahrgast vor dem Hause, in dem der Russe gewohnt, den Wagen verlassen sehen. Dann riß der Faden ab. Weder Jack noch der Affe waren seither irgendjemandem zu Gesicht gekommen – wenigstens niemandem, der noch lebte. Der Hausbesitzer konnte sich wohl aus der Zeit vor dem Unglückstage an einen Jungen erinnern, der häufig bei dem Alten ein- und ausgegangen sei und der sich schließlich auf Grund der vorgelegten Photographie tatsächlich als der kleine Greystoke erwies. Darüber hinaus wußte er nichts auszusagen. Und so stand man schließlich enttäuscht vor der Tür jenes elenden Hauses in einem der verrufensten Londoner Viertel. Was hatten alle Nachforschungen genützt? Man stand eben wie vor einer dunklen, undurchdringlichen Mauer!

      Am Tage nach dem Tode Alexei Pawlowitschs hatte sich ein Junge in Begleitung seiner kränklichen Großmutter an Bord eines Dampfers in Dover eingeschifft. Die alte Dame war dicht verschleiert und mußte, da sie durch allerlei Altersbeschwerden und Krankheiten zu sehr geschwächt war, in einem Krankenfahrstuhl an Bord des Schiffes gebracht werden.

      Der Junge schob den Fahrstuhl selbst und duldete keinerlei Unterstützung. Mit eigenen Händen war er ihr auch beim Verlassen des Fahrstuhls behilflich und geleitete sie fürsorglich in die gemeinsame Kabine. Dies war übrigens das einzige Mal, daß Personal und Passagiere des Dampfers die alte Dame zu sehen bekamen, ehe sich beide wieder ausschifften; denn der Junge ließ es sich auch nicht nehmen, alle Arbeiten, die an sich dem Kabinensteward zufielen, selbst zu erledigen, da, wie er angab, seine Großmutter unter schweren nervösen Anfällen litt, die sich in Gegenwart Fremder, nur verschlimmerten und für sie verhängnisvoll werden könnten.

      Was der Junge in seiner Kabine trieb, wußte niemand an Bord. War er nicht dort, führte er sich jedenfalls wie jeder andere gesunde und normale englische Junge auf. Er knüpfte Bekanntschaften mit den übrigen Passagieren an, war bald bei den Offizieren des Dampfers sehr beliebt und schloß mit mehreren einfachen Matrosen Freundschaft. Er war bisweilen freigebig, trug ein natürliches, offenes Wesen zur Schau und hatte im übrigen noch jenen feinen Hauch einer gewissen Würde und Selbstbeherrschung an sich, der ihm die Achtung und Zuneigung seiner vielen neuen Bekannten sicherte.

      Unter den Passagieren befand sich auch ein Amerikaner namens Condon, ein bekannter Falschspieler und Hochstapler, der von mindestens einem halben Dutzend größerer amerikanischer Städte steckbrieflich verfolgt wurde. Er hatte den Knaben anfangs wenig beachtet, doch änderte sich dies, als er ihn eines Tages zufällig beobachtete, wie er ein Bündel Banknoten zählte. Von diesem Augenblick an suchte er öfters mit dem jungen Briten zusammenzukommen. Er brachte leicht heraus, daß der Junge allein mit seiner kranken Großmutter reiste, und daß sein Ziel ein kleiner Hafen an der Westküste war; ferner, daß er Billings hieß, und daß die beiden in der kleinen Kolonie, nach der sie reisten, keine Freunde oder Bekannten hatten. Als Condon dann noch nach dem eigentlichen Zweck der Reise fragte, schwieg sich der junge Engländer völlig aus und ließ auch nicht weiter in sich dringen. Condon seinerseits war klug genug, die Sache nicht auf die Spitze zu treiben; er hatte auch schließlich alles erfahren, was er zunächst wissen wollte.

      Ein paarmal suchte Condon den Jungen für das Kartenspielen zu begeistern, doch fand dieser keinen Spaß daran. Die finsteren Blicke einiger Passagiere bedeuteten dem Amerikaner überdies zur Genüge, daß es Zeit war, auf andere Mittel und Wege zu sinnen, wollte er die Banknoten des Jungen in seine eigene Tasche bringen.

      Eines Tages ging der Dampfer am Fuße eines bewaldeten Vorgebirges vor Anker. Wie ein häßlicher Schandfleck auf dem schönen verlockenden Antlitz der Natur wirkten die zwanzig oder mehr Häuser mit ihren Wellblechdächern und schrien